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Sie ist wieder da




Die Quadriga auf dem Siegestor

Sie ist wieder da!
Lange Zeit hat sie gefehlt, was aber aufgrund der Einhüllung des gesamten Bauwerks kaum aufgefallen ist. Und auch jetzt ist es kaum ersichtlich, daß sie zurückgekehrt ist, da auch sie durch eine Folie bedeckt ist.
Es ist aber nicht das erste Mal, daß das Siegestor auf seine bekrönende Gruppe verzichten mußte. Schon 1944 bis 1972 war der Platz auf der Attika leer. Denn wie noch heute am Provisorium der stadteinwärts gerichteten Seite zu erkennen ist, wurde das Tor im zweiten Weltkrieg stark zerstört. Bei dem Bombenangriff 1944 fiel die Quadriga nach unten und kam erst 1972 pünktlich zu den Olympischen Spielen wieder auf das als Friedens-Mahnmal umstrukturierte Tor. So konnte sie den einreisenden Gästen und den Olympioniken begrüßend entgegenfahren. Kurzzeitig wurde auch überlegt die Quadriga auf das Olympiagelände zu stellen, um davor die Siegerehrungen durchzuführen. Als Restaurator für die Gruppe wurde Dietz ausgewählt, der die Bavaria aber nicht nur rekonstruierte, sondern auch umarbeitete. Anstelle des klassischen Typus trat dann eine viel gröbere Frauengestalt, die in Teilen unfertig wirkt. Der Wagen wurde von Dietz komplett neu gestaltet und mit eigenen Ornamenten versehen.

große preismedaille

1852 betrat die Quadriga zum ersten Mal das Plateau der Siegestor-Attika. Das Tor selber war schon 1850 eingeweiht worden. Zu der verspäteten Aufstellung der Bekrönung kam es, da Ferdinand von Miller, der Erzgießer einen der Löwen auf die Londoner Weltausstellung von 1851 geschickt hatte. Dort war sein Werk so erfolgreich, daß er die "Große Preismedaille" für deutsche Gußtechnik erhielt. Geehrt wurde aber nur der Gießer, nicht der Künstler.

martin von wagner



Martin von Wagner war der Mann, der von Ludwig als Leiter des skulpturalen Programms ausgewählt wurde. Da er aber in Rom lebte und nicht bereit war für die Zeit des Siegestorbaus in München zu verweilen, wurden in München ansässige Künstler mit der Ausführung, der von Wagner in halber Größe entworfenen Modelle beauftragt. Diese vergrößerten die Modelle aber nicht nur für den Guß, sondern veränderten sie nach eigenen Vorstellungen. Friedrich von Brugger gestaltete die Bavaria um. Johann von Halbig naturalisierte die Löwen und der Wagen wurde nach einer Zeichnung von Klenze von Anselm Sickinger bearbeitet. Der Guß wurde, wie schon erwähnt von Miller ausgeführt, der auch die Bespannung der Löwen angab.
Nach all diesen Veränderungen war Wagner enttäuscht von dem fertigen Produkt, sodaß er sich davon distanzierte und seinen Namen nicht darauf angebracht wissen wollte. Wagner war außerdem unzufrieden mit der Stellung der Quadriga. Diese wurde ganz gegen das antike Vorbild stadtauswärts gerichtet. Die römischen Triumphbögen waren immer in Richtung Stadt aufgestellt. Somit zeichneten sie den Weg nach, den der Feldherr nach errungenem Sieg in die Stadt nahm.
Die ungewöhnliche Stellung in München rief auch bei den Zeitgenossen Unverständnis hervor. Negativ wurde bewertet, daß die Quadriga der Ludwigsstraße, genauso wie den Münchnern den Rücken kehrt. Positivere Erklärungsmodelle waren, daß sie dem siegreichen Heer, dem das Tor schließlich gewidmet ist, zur Bewillkommnung entgegenfährt oder das Heer in die Schlacht vorausführt. Oder die Gruppe wurde als Wächter gewertet mit den grimmigen Löwen, die scheinen, als seien sie jederzeit bereit vom Tor herab auf die Feinde zu springen. Dabei muß natürlich beachtet werden, daß das Siegestor in seiner ursprüglichen Funktion auch Stadttor für die aus Norden Einreisenden war. Warum aber Ludwig die Quadriga unbedingt stadtauswärts gerichtet haben wollte - im Schenkungsvertrag an die Stadt München läßt er es schriftlich fixieren - ist nicht bekannt und läßt sich nur vermuten im Zusammenhang mit der damaligen politischen Situation.

die landespatronin und ihre löwen

Besonders an der Quadriga ist natürlich auch, daß Löwen als Zugtiere zum Einsatz kommen und, daß eine Landespatronin als Wagenlenkerin fungiert. Zwar war es typisch für die damalige Zeit weibliche Allegorien für eine Quadriga zu wählen, aber eine Personifikation für ein ganzes Land ist neu. Vergleicht man die Siegestor-Bavaria mit anderen in München exsisteneten Bavarien, so fällt auf, daß Wagner einen völlig neuen Typus wählt. Die von Rauch (Max-Joseph-Denkmal) und Schwanthaler (Theresienwiese) gewählte Amazonen-Gestallt wandelt sich in eine edle Herrscherin. Wagner erfand diesen Typus bewußt, da er solch eine Darstellung am geeignetsten für die Bekrönung eines Triumphbogens hielt.
Die Verwendung von Löwen als Zugtiere ist nichts völlig Neues, sondern ist auf Münzen und in der Druckgrafik vorgeprägt. Anläßlich von Ludwigs Geburt war ein Schießscheibe entworfen worden, die solch eine Kalesche zeigt. Die Löwen als bayerische Wappentiere führen den Wagen. Dabei ist aber zu beachten, daß zu der Zeit Ludwigs der Löwe noch nicht solch ein eindeutiges Identifikationsymbol für Bayern war, da der Löwe neben Bayern auch in vielen anderen Wappen zu Hause war. Das heute aber der Löwe und auch die Löwen-Quadriga als bayerisches Zeichen angenommen werden, zeigt zum Beispiel die Werbung für die Marke Löwenbräu.
marion bartl


eine kunst-
historische betrachtung der TITANIC

Nun hab’ auch ich ihn gesehen, den Film des Jahres, der alle Rekorde gebrochen hat. Ich sah ihn mir an, nicht aufgrund der vielen Oskars, nicht nur, um endlich auch mitreden zu können, sondern ich war offengestanden ehrlich beeindruckt, was ich über die historische Authentizität gehört hatte: weil sein Schiffsmodell beispielsweise nicht, wie authentisch überliefert, zur richtigen Seite des Hafens hinausfahren konnte, ließ Cameron den Film an dieser Stelle tatsächlich seitenverkehrt abspielen. Und von der Ausstattung und den Kostümen ganz zu schweigen, alles sehr sehr authentisch.

zwanzig jahre nach TITANIC



Aber, daß Herr Cameron sich dann solche Schnitzer erlaubt, das hat mich ehrlich erstaunt. Da ist ja zuerst einmal diese Zeichnung, von Rose mit dem Diamanten „Coeur de la Mer“ um den Hals. Daß eine Kohlezeichnung auch nur eine Minute unter Wasser übersteht, war mir offengestanden neu. Aber, halb so schlimm, wenn sie nur nicht so schlecht gewesen wäre! Andere Leute lassen sich derartige Zeichnungen auf ihre Kühlerhaube spritzen! Gut, sie war für die Story als Aufhänger notwendig, und die Phantasie des Betrachters half hier vielleicht noch aus. Aber dann kam schon der nächste Hammer: Les Demoiselles d’Avignon von Picasso - wohl eine Zweitversion, von der bis heute nie jemand etwas geahnt hat - untergehen zu lassen ist ganz originell. Wenn sie nur nicht derart erbärmlich ausgeführt worden wäre! So kurz das Bild im Film zu sehen ist - es sah aus, wie mit der Zahnbürste gemalt! Monet und Degas waren auch noch in Roses persönlicher Sammlung zu finden; diese, das muß gerechtehalber erwähnt werden, nicht schlecht ausgeführt, wenngleich Impressionisten nunmal auch nicht so wahnsinnig schwer zu kopieren sind.
Als Jack aber dann Rose seine Zeichnungen aus Paris zeigte, wäre ich doch beinahe vom Sessel gerutscht. Aufgrund der kurzen Sequenz kann ich mich zwar nicht mehr an alle Bilder erinnern. Wie Schuppen von den Augen viel es mir aber bei der Zeichnung von, wie Jack so schön sagt „verrückten Alten, die ganz viel Schmuck trug“: Es handelt sich hierbei um eine Kopie nach einer Photographie von Brassaï aus dem Jahre 1932 (La „Môme Bijou“ au Bar de la lune)! Die Aufnahme ist nicht weniger als 20 Jahre nach der Titanic-Katastrophe entstanden!

dreißig jahre vor TITANIC



Dieses Ergebnis brachte mich darauf, auch bei einer zweiten Zeichnung von Jack das Vorbild zu suchen: die „einbeinige Prostituierte“, von der Rose vermutete, daß Jack ein Verhältnis mit ihr gehabt habe, ist wiederum auf eine Photographie zurückzuführen, die auf 1880 datiert und von Leopold Reutlinger stammt. Rose, ich kann dich beruhigen, Jack hatte nichts mit ihr, denn zum fraglichen Zeitpunkt war die Guteste bereits ca. 50 Jahre alt.
Habe ich nicht gehört, daß besagter Mr. Cameron ca. 200 Millionen für dieses Mammutwerk ausgegeben hat? - Bei dem Preis hätte er auch dafür sorgen können, daß ihm irgendein Künstler irgendwelche originären Zeichnungen liefert! - Soviel jedenfalls zur Authentizität à la Hollywood.

milena greif

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