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retrospektive
lyonel feininger
im haus der kunst




ein amerikaner in paris
und in dessau. und in berlin. und in... schon gut.

Wer den Spruch "Ich war schon so lange nicht mehr im Museum" nicht mehr hören kann und auch sonst genug hat von undurchsichtigen Äußerungen und seltsamen Farbkombinationen auf bleichen Intellektuellenrippen, der sollte seinen Süßen möglichst bald ins Haus der Kunst schleppen.

Dort kann man zur Zeit einiges über Transparenz und Farbabstimmung lernen, denn in Zusammenarbeit mit der Berliner Nationalgalerie entstand die bisher umfangreichste Retrospektive des "melancholisch-angelsächsischen Spitzweg", Lyonel Feininger.
Unter dem Motto "Von Gelmeroda nach Manhattan" führt die Ausstellung durch die Stationen eines Künstlerlebens: New York, Berlin, Paris, Brüssel, Halle, Weimar, Dessau und wieder New York - um nur einige zu nennen.

Im ersten Raum "Mummenschanz" hängen frühe Ausflüge in die Malerei, die sich zwischen Karikatur, Märchenbuchillustration und Scherenschnitt bewegen. Sie entstanden hauptsächlich in den Jahren 1901 bis 1907, einer Zeit, in der der junge Feininger für deutsche und amerikanische Publikationen zeichnete - unter anderem auch die Comic-Serien "Kin-der-Kids" und "Wee-Willie Winkie's World" für die Chicago Sunday Tribune.

Ab 1907 wendet sich Feininger endgültig der ernsthaften Kunst der Malerei zu. Hierzu sind Ölgemälde, die in Paris entstanden sind und in denen Feiningers Suche nach dem eigenen Stil zu beobachten ist, zu sehen. Inspiriert wird er dabei von Cézanne, van Gogh, Turner und vor allem Robert Delaunay. Feininger ist Mitglied der Berliner Secession, lernt Künstler der "Brücke" und des "Blauen Reiter" kennen, freundet sich mit Alfred Kubin an. Während des ersten Weltkrieges bleibt der gebürtige Amerikaner Feininger in Deutschland, zieht sich allerdings mit seiner Familie ins Harz zurück.1919 wird er "Meister der Formlehre" am Bauhaus, dem er auch nach dem Umzug nach Dessau 1925 angehört.

Feiningers Arbeiten aus dieser Zeit sind beeinflußt von Robert Delaunays Kubismus - es fehlt ihnen aber der unbedingte Zukunftsglauben der Futuristen: Feiningers Motive sind Landschaften und Architektur, die er in einem kristallinen Farbkubismus darstellt und so metaphysisch überhöht. Darin steht er den Kollegen des "Blauen Reiter" sehr viel näher.Feininger selbst nennt seinen einerseits auf geometrischen Grundformen aufbauenden, andererseits romantisierenden Stil "Prismaismus".

Bereits während des Ersten Weltkriegs hatten die Feiningers als Amerikaner unter Repressionen zu leiden, die in den 30er Jahren zunehmend schwerer zu ertragen sind, zumal Julia Feininger jüdischer Abstammung ist. 1937 verläßt die Familie Berlin - Lyonel Feininger reemigriert in seine Heimatstadt New York.

Während in den kommenden Jahren die Nazis Feiningers Bilder konfiszieren und als "Entartete Kunst" zeigen, startet der mittlerweile 66jährige Feininger in den USA sein neues Leben:
Allmählich verschwinden die Ostsee- und deutschen Stadtmotive zugunsten der Wolkenkratzerarchitektur Manhattans, Aquarelle werden interessanter als Ölmalerei. Doch auch in dieser neuen Periode bleibt Feininger einem Leitspruch seines Vorbildes Caspar David Friedrich treu: "Der Maler soll nicht bloß das malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht."

Lyonel Feininger stirbt 1956 in New York und hinterläßt ein umfangreiches Oeuvre aus Zeichnungen, Karikaturen, Comics, Malerei, Holzspielzeug und nicht zuletzt dreizehn Fugen, die der Musikersohn zur Entspannung von der Malerei komponiert hat.

"Von Gelmeroda nach Manhattan" zeigt einen großen Teil dieses Werkes, und verknüpft so die bekannte "Prismaismus"-Zeit des Künstlers mit seinen oft wenig beachteten Anfängen oder dem amerikanischen zweiten Leben. Als Vergleich und Hinweis auf Wurzeln und Einflüsse hängen außerdem noch Werke von Turner, Friedrich oder Feiningers Zeitgenossen Delaunay, Klee, Braque und Picasso.

Und damit nachher keiner behaupten kann, er hätte sich das alles in 10 Minuten anschauen müssen, während hinter ihm bereits die Lichter gelöscht wurden, hat das Haus der Kunst bis zum 7. Februar an allen sieben Wochentagen von 10 bis 22 Uhr geöffnet - Zeit genug, danach noch für ein paar Stündchen in die "Nacht" zu verschwinden.

Kathrin Herwig


zum abschied in die bretagne




veränderungen in der hypo-kulturstiftung

Die Bayerische Vereinsbank und die Hypo-Bank haben fusioniert, Peter Ade gibt die Ausstellungsleitung an den Prinz von Hohenzollern ab und die Ausstellungen in den üblichen Räumen sind gezählt: Die Hypo-Kulturstiftung verändert sich.

Seit dem 1. September sind sie nun vereint: die Hypo-Bank und die Bayerische Vereinsbank. Aber auch nach der Fusion beider Banken wird die Hypo-Kulturstiftung bestehen bleiben und von der Bayerischen Vereinsbank auch unterstützt werden. Immerhin ist der Vorstandssprecher der neuen Bank, Dr. Albrecht Schmidt, Mitglied des Stiftungsvorstands. Das ist allerdings nicht die einzige Veränderung in der Hypo-Kulturstiftung. Anläßlich zur 50. Ausstellung, „Paul Gauguin und die Schule von Pont-Aven“, gibt der bisherige Ausstellungsleiter Peter Ade seinen Posten an den Prinz von Hohenzollern ab, der bisher als Konservator in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen tätig war. Peter Ade wird jedoch weiterhin der Kulturstiftung beratend zur Seite stehen.

Seit der Gründung der Kulturstiftung im Jahre 1983 engagiert sich die Hypo-Kulturstiftung auf vielerlei Gebieten. So richtet sie z.B. jährlich aus dem Geld, das ihr zur Verfügung steht, einen Museumsfonds ein, dessen Ziel es ist, Museen beim Ankauf künstlerischer Werke finanziell zu unterstützen. Dabei profitieren gleich zwei: man greift zum einen den Museen finanziell unter die Arme, die oft nur ein sehr geringes Budget haben, zum anderen bringt man die Künstler ans Tageslicht, die bisher nur wenig in den öffentlichen Museen vertreten waren. Diese Art von Förderung wurde in den letzten Jahren auch in den musikalischen Bereich ausgeweitet. Mit dem Klavirzyklus wird jungen Pianisten die Chance gegeben, auf einer Tournée durch einige große Musikstädte Deutschlands wie München, Berlin und Frankfurt am Main ihr Können einem größeren Publikum zu präsentieren. Zusätzlich zur Unterstützung von Ausstellungen, Lesungen, Restaurierungen vergibt die Hypo-Kulturstiftung einmal im Jahr einen Denkmalspreis. Ihn erhalten meist private Personen, die sich für den Erhalt und die Pflege denkmalgeschützter Häuser eingesetzt haben.

Die Ausstellung „Paul Gauguin und die Schule von Pont-Aven“, mit der sich Peter Ade als Ausstellungsleiter verabschiedet, erzählt uns vom Leben in der Bretagne. Pont-Aven, ein Dorf im Süden der Bretagne, war Treffpunkt zahlreicher Künstler, unter ihnen auch Paul Gauguin, Emile Bernard und Paul Sérusier. Neben Landschaftsbildern, Bildern aus dem alltäglichen Leben, Zeichnungen und Radierungen sind Skulpturen und Keramiken zu sehen. Unter den Bildern ist auch das sogenannte „Manifest der Schule von Pont-Aven“. Emile Bernards „Bretoninnen auf der Wiese“ von 1888 brachte Paul Gauguin noch im Oktober nach Arles, wo er Vincent van Gogh traf. Der war so begeistert, daß er sogleich ein neues Aquarell malte - nach Bernards Vorlage. Diese beiden Bilder sind noch bis zum 15. November zum ersten Mal gemeinsam in München zu sehen.

Mit der Ausstellung „Schätze aus Korea“ im Januar 2000 wird die Hypo-Kunsthalle in ihrer bisherigen Form erst einmal für ein Jahr die Pforten schließen. Die neuen Ausstellungsräume mit Seminar- und Videoraum werden etwa 50% größer als bisher sein, teilweise natürliches Oberlicht erhalten und sich über der derzeitigen Bank-Schalterhalle befinden. Das wäre dann die dritte Veränderung für die Hypo-Kulturstiftung - aller guten Dinge sind eben drei.

kathrin klette

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