28.07.2011

Ich-Botschaften und Film­re­cy­cling

Subjektiv - Dokumentarfilm im 21. Jahrhundert
Joana Preiss auf ihrem Selbsterfahrungstrip Sibérie

Das 22. FID Marseille zeigte Filme im Rückzug auf sich selbst. Während die einen das Ausdrucksvokabular vor und hinter der Kamera erweitern, sind andere einfach nur materialversessen

Von Dunja Bialas

Das FID Marseille, einst Doku­men­tar­film­fes­tival, »Festival Inter­na­tional du Docu­men­taire«, nennt sich seit diesem Jahr weit gefasst »Festival Inter­na­tional du Cinéma« – Festival des Kinos. Hinter­grund ist die Auffas­sung des seit 2002 wirkenden Festi­val­lei­ters Jean-Pierre Rehm, der bewusst keine Unter­schei­dung treffen möchte zwischen langen und kurzen Filmen, zwischen Künst­ler­filmen und Filmkunst, und seit vier Jahren nun auch Spiel- und Doku­men­tar­filme gleich­be­rech­tigt program­miert. Er hat sich damit viele Feinde einge­han­delt, vor allem die Szene der fran­zö­si­schen Doku­men­tar­filmer gegen sich aufge­bracht. Aber: Viel Feind, viel Ehr. Denn er hat seine Nachahmer gefunden. Viele Festivals, auch das maßgeb­liche Festival de Cannes, haben ihn, wie er sagt, »kopiert« und das Programm auch für Formen des Film­schaf­fens geöffnet, die nicht kate­go­ri­sierbar sind. Rehm kommt aus der Kunst­ge­schichte, er gibt Theo­rie­se­mi­nare für Kunst­stu­denten und ist lang­jäh­riger Autor bei den »Cahiers du Cinéma«. Er hat dem FID seinen intel­lek­tu­ellen Stempel aufge­drückt, fordert die Sehge­wohn­heiten der Zuschauer heraus, sorgt bisweilen für Kontro­verse und Kopf­schüt­teln. Eines aber kennt Rehm nicht: den Kompro­miss. Rehm zeigt Filme, die sonst keiner zeigt. Und mit seiner Kompro­miss­lo­sig­keit hat er auch dieses Jahr wieder für Entde­ckungen gesorgt. Oder, mit einem Graffiti gespro­chen, dass sich auf einer Tür im Festi­val­zen­trum La Criée fand: Auch dieses Jahr war wieder »EXT-REHM«.

Ich ist ein anderer

Aufge­fallen ist die Vielzahl an Werken, in denen die Film­au­toren von einem biogra­phi­schen Moment in ihrem Leben erzählen. Wenn dies gelang, konnte sich eine erstaun­liche Form von kleiner Geschichts­schrei­bung entwi­ckeln. Das schlechte Feld des Öster­rei­chers Bernhard Sallmann war so ein Glücks­fall. Im Stil des verstor­benen Doku­men­tar­film-Essay­isten Gerhard Friedl wagt Sallmann in seiner Erzählung über seinen Heimatort Ansfelden bei Linz die gespreizte Ton-Bild-Schere. Aus dem Off hört man seine in Manier eines Chro­nisten vorge­tra­gene Geschichte über den abge­le­genen Weiler, vor dessen Haustür vor ein paar Jahr­zehnten die Schneise einer heute viel­be­fah­renen Autobahn geschlagen wurde. Bild­li­ches Zentrum ist ein ausla­dender Vier­kanthof, Hof der Familie des Filme­ma­chers, einst Mittel­punkt eines ertrag­rei­chen Bauern­le­bens. Nach und nach musste die Familie ange­sichts der zuneh­menden Urba­ni­sie­rung der Land­schaft die Bewirt­schaf­tung aufgeben. Sallmann beginnt seine Geschichte über die histo­ri­schen Umbrüche des Ortes ganz privat. Er zitiert seine Schul­auf­sätze, die er in den 70er Jahren schrieb, und in denen er den Bauer­nalltag ganz roman­tisch schildert, mit Pferden, Heuschober und einem drohenden Gewitter bei der Ernte. Sallmann gelingt dann mühelos die Volte von der nost­al­gisch verbrämten Geschichte des Hofes zur großen Geschichte Mittel­eu­ropas im 20. Jahr­hun­dert, zu den Ereig­nissen während des Dritten Reichs. Es bescherte dem kleinen Ort dunkle Erin­ne­rungen, an einen Zug ausge­hun­gerter KZ-Häftlinge durch das Dorf, an ein Arbeits­lager auf einem der Felder der Familie. Dieses sollte das titel­ge­bende »schlechte Feld« werden, da hier auch nach dem Abriss der Bauten nach dem Krieg kein Kraut mehr wachsen wollte.

Sallmann selbst hat seinen Text aus dem Off gespro­chen, um dem Geschil­derten Authen­ti­zität einzu­hau­chen. Durchaus angenehm klingt das Lokal­ko­lorit seiner Stimme, oft die Geduld stra­pa­zie­rend ist die öster­rei­chi­sche Breite seiner Into­na­tion. Dennoch: Das Authen­ti­sche, Unver­rück­bare seiner Chro­nisten-Erzählung hat sich ins Gedächtnis gegraben, durch eben das Stocken seiner Stimme. – Was seine Chronik politisch für die Region bedeutet, zeigt sich übrigens an der offi­zi­ellen Website der Stadt Ansfelden. Die Seite, auf der mal ein Bericht darüber zu lesen war, dass Das schlechte Feld das renom­mierte Crossing-Europe-Festival in Linz eröffnete, ist gesperrt. Dreimal darf man raten, warum.

+ + +

Dass die Filme­ma­cher selbst in ihren Filmen in Erschei­nung treten, zog sich wie ein roter Faden durch das inter­na­tio­nale Programm. Sie mani­fes­tierten sich als Stimme, durch persön­liche Geschichten, durch Material aus dem Privat­ar­chiv oder als Prot­ago­nisten vor der Kamera.

Letztere hat Joana Preiss durch­ex­er­ziert, ihres Zeichnes fran­zö­si­sche Schau­spie­lerin und Lebens­ge­fährtin von Bruno Dumont, den man als Regisseur von Extrem­spiel­filmen wie La vie de Jésus oder 29 Palms kennen­ge­lernt hat. Sie hat sich dazu entschieden, ihr Dasein als Paar vor die Kamera zu bringen, das mittel- bis schwer­n­eu­ro­ti­sche Krisen durchlebt. Sibérie (als Welt­pre­miere im Inter­na­tio­nalen Wett­be­werb) ist ein Tage­buch­film, in dem sie eine Reise mit Dumont nach Sibirien unter­nimmt. Wech­sel­seitig filmen sich Schau­spie­lerin und Regisseur, im unaus­weich­li­chen Anein­an­der­kleben im engen Zugabteil während der langen Fahrt mit der trans­si­bi­ri­schen Eisenbahn. Hier wird das filmische Dispo­sitiv per se zum Inhalt: der Regisseur, dem die Schau­spie­lerin unter­stellt, sie zu mani­pu­lieren; sie selbst, scheinbar unbe­küm­mert agierend, der unter­stellt werden muss, genau zu wissen, wie sie sich vor der Kamera insze­nieren kann. Dann die beiden stummen Haupt­prot­ago­nisten, zwei Video­ka­meras, die sich wech­sel­seitig belauern und zu Macht­mit­teln werden. Immer wieder ist in der Erzählung über das Paar, das sich in Liebe und Streit ausein­an­der­setzt, auch der Wille nach einer Geschichte zu spüren, wenn es versucht, einen Streit vom Zaun zu brechen, wenn der Regisseur die Schau­spie­lerin in voll­trun­kenem Zustand filmt, gegen ihren Willen. Was jedoch hier so authen­tisch erscheint, kann nur Fiktion sein, mit einer dem Gefilmten im Nach­hinein ange­legten Drama­turgie. Egal aber, ob das Tagebuch reines Fake ist oder – wie sugge­riert – intimes Zeugnis einer echten Ausein­an­der­set­zung: das Grund­thema, der Versuch, die Übermacht des viel älteren, erfolg­rei­chen Regis­seurs abzu­schüt­teln, durch die Übernahme seiner filmi­schen Mittel blieb als span­nendes Expe­ri­ment auf der Schnitt­stelle von Dokument und Fiktion lange im Gedächtnis haften.

Jonathan Caouette kennt man seit Tarnation als uner­bitt­li­chen Psycho­ana­lysten und Exhi­bi­tio­nisten der eigenen Fami­li­en­ge­schichte. Auch in seinem jüngsten Film hat der Macher von Musik­vi­deos sich die eigene verquere Familie vorge­nommen. WALK AWAY RENÉE zeigt seine Mutter Renée an der Schwelle zum psycho­ti­schen Schub, als er sie mit dem Auto quer durch die halbe USA nach New York in ein betreutes Wohnheim holt. Uner­bitt­lich hält er die Kamera auf Renée, während diese immer mehr abdriftet und ihre Persön­lich­keit unter den Einfluss der Psychose gerät. Das ist nicht sehr erhellend, aber qualvoll mitan­zu­sehen. Die Frage bleibt offen, weshalb Caouette die Leidens­ge­schichte seiner Familie so minutiös proto­kol­liert und als Film an die Öffent­lich­keit bringt. Er macht das durchaus ästhe­tisch eindrucks­voll, mit einem bravourösen Mix aus Super-8-Erin­ne­rungen, Selbst­be­fra­gungen vor der Kamera, aber auch seltsam sensa­ti­ons­lüs­ternen Shots im Stil des »Reality TV«. Walk Away Renée ist wie auch schon Tarnation die thera­peu­ti­sche Aufar­bei­tung einer neuro­ti­schen Fami­li­en­si­tua­tion. Das mag den Filme­ma­cher befreien, es bleibt beklem­mend für den Zuschauer, der unfrei­willig zum Voyeur degra­diert wird.

Wo nicht wie bei Caouette alles erklärt wird, bleibt das Rätsel­hafte zurück, und die rätsel­haf­testen Filme macht wohl Jean-Claude Rousseau. Rousseau ist in Frank­reich ein »Star« des mini­ma­lis­ti­schen Kinos, sein Werk besteht aus Film­mi­nia­turen, die meist in Hotel­zim­mern entstehen, während er auf einem Festival zu Gast ist. Seine Filme sind asso­zia­tive Gedan­ken­blitze, die sich in Andeu­tungen genügen. NUIT BLANCHE, die »Nacht­wache«, die bei Rousseau gerade mal eine Minute vierzig Sekunden dauert, zeigt ihn, wie er nachts in einem Hotel­zimmer am Fenster steht, den Vorhang zurück­zieht und hinaus­blickt. Was er da sieht, sehen wir nicht, aber wie ein Flash unter­bricht plötzlich die dunkle Stimmung des Films das weiße Bild eines Schnee­felds; ein fuchs­far­benes Pferd mit wehender Mähne (eine Stute?) durch­pflügt in wildem Galopp die Schnee­land­schaft. Und dann wieder abrupte Rückkehr in die Lang­wei­lig­keit des Hotel­zim­mers, die Kamera hält nun auf die eintönig vor sich hinleuch­tende Stehlampe. Rousseau schafft in aller Knappheit ein mediales Minia­tur­er­eignis, hervor­ge­rufen durch den Schnitt und den Kontrast von Hellig­keit, Leben­dig­keit und dunkler »Nature morte« des Innen­raums. Das mag einfach erscheinen, ist bei Rousseau aber erfahrbar sinnlich, hoch komplex und bedeutet für ihn nichts weniger als die Ausein­an­der­set­zung mit Bild­be­trach­tung, Kunst­ge­schichte und Kine­ma­to­gra­phie. In aller Beschei­den­heit.

Film­re­cy­cling

Im Expe­ri­men­tal­film immer schon hoch angesehen ist der Umgang mit vorge­fun­denem Bild- und Tonma­te­rial. »Found footage«, so lautet der Fach­be­griff für die »Ready Mades« der Film­ge­schichte. Ein klas­si­sches Beispiel des Found Footage war der Eröff­nungs­film des Festivals, Pous­sières d’amérique (American Dust) des Franzosen Arnaud de Pallières. In einer Collage aus anonymem Archiv­ma­te­rial bastelt de Pallières eine fiktive Kind­heits­ge­schichte im Amerika der 60er Jahre, die uns allen als kollek­tive Erin­ne­rung dienen soll. Der Film, den de Pallières bescheiden als »Arbeits­ta­ge­buch« und »Impro­vi­sa­tion« beschreibt, erstellt eine bombas­ti­sche Textur aus Bildern der Apollo-Abenteuer, Indianer-Geschichten und prägnanter Super-8-Home-Movies, unterlegt mit einem eindrucks­schin­denden Score. Dazwi­schen hat de Pallières sein Essay, auf eine Off-Stimme verzich­tend, Tafeln wie im Stummfilm eingefügt, auf denen er – für einen Stummfilm ziemlich geschwätzig – uns den großen Zusam­men­hang des Ganzen erklärt. Pous­sières d’amérique nimmt sich dabei ziemlich viel vor, als wolle der Film die Fahrt auf den Mond noch einmal als mediales Ereignis wieder­holen. Dabei wirkt er aber nur selbst­ver­liebt und anmaßend, gerade so, als hätte er ihn eben erst erfunden: den Found-Footage-Film.

Andere Filme des Programms, die ebenfalls mit altem Material arbei­teten, übten sich in der Disziplin des Film­re­cy­clings. Längst verges­sene Aufnahmen erweckten die Filme­ma­cher im »Lost & Found«-Gestus zu neuem Leben, indem sie sie aus einer Archiv-Schublade hervor­zogen und sie durch die Mate­ri­al­mon­tage zu Filmen machten.

Bedrü­ckend, eindrucks­voll und voll Wehmut der Versäumnis war Just Shoot Me der Brasi­lia­nerin Claudia Nunes im Inter­na­tio­nalen Wett­be­werb. Zwanzig Jahre ließ sie die Aufnahmen von Straßen­kin­dern ungesehen in ihrem Video-Archiv liegen, und hat, nachdem sie einige Kinder von damals wieder­ge­funden hat, zu einem filmi­schen Mosaik zusam­men­ge­setzt. Ein Zeugnis über eine vergan­gene Misere mani­fes­tiert sich, eine filmische Erin­ne­rung an das Überleben im No Future der 80er Jahre, verle­ben­digt durch die Kinder, die sich selbst filmen, und die ohne Scheu gnaden­lose State­ments vor der Kamera abgeben. Nur: damals war es ein Straßen­pro­jekt, das die Kinder reso­zia­li­sieren sollte, es war der augen­blick­liche Ausdruck des Daseins der Kinder, der sich im doppel­deu­tigen Hier und Jetzt des Titels (»Shoot me!«) offenbart. Nunes hat darauf verzichtet, ihrem Film einen Vorspann zu geben, der erklärt, weshalb das Material damals vor zwanzig Jahren liegen blieb. Auch bindet sie die wieder­ge­fun­denen Prot­ago­nisten nicht in den neuen Film ein. Daraus ergibt sich eine ziemliche Ratlo­sig­keit des Zuschauers gegenüber dem Material: Sollen wir die filmische Kraft der Bilder bewundern? Sollen wir das damalige Schicksal der Kinder bedauern? Zu gerne hätte man erfahren, wie sich die Situation verändert hat, ob Straßen­pro­jekte überhaupt greifen, was aus den Wenigen, die die Straße überlebt haben, geworden ist. Unab­hängig davon entsteigt aber zwischen den Bildern dieses kollek­tiven Portraits eine große Aussa­ge­kraft, die sagt: Diese Bilder hier haben nichts von ihrer poli­ti­schen Notwen­dig­keit eingebüßt, sie sind zwar vergangen, aber viel­leicht sind sie auch zeitlos. Und damit immer noch aktuell, unab­hängig von den Schick­salen der Einzelnen.

Anders der Film mit dem viel­leicht witzigsten Titel des Festivals: VIKINGLAND, der ebenfalls im Inter­na­tio­nalen Wett­be­werb lief, lieferte Zeugnis ab von spaßiger Sorg­lo­sig­keit und war dabei unglaub­lich altbacken. Der Filme­ma­cher Xurxo Chirro, Archivar beim baski­schen Regio­nal­fern­sehen, hat in den Regalen des Fern­seh­sen­ders vier VHS-Kassetten mit Aufnahmen von einer Boots­fahrt gefunden. Sie doku­men­tieren eine lustige Reise gestan­dener Seemänner, die sich zum ersten Mal mit der Video­ka­mera versuchen. Chirro hat versucht, aus den impro­vi­sierten Szenen, in denen die Seeleute sich unter­ein­ander filmen und dabei ordent­lich Spaß haben, einen Film zu machen. Folgt man dem FID-Marseille-Katalog, so ging es ihm auch darum, eine »Hommage an die Praxis des Amateurs« zu voll­ziehen. Zwar mit sehr netter VHS-Patina, aber, im Zeitalter des Bilder-Overkills mit einer Unzahl ähnlicher Aufnahmen: Who cares?

+ + +

Film­re­cy­cling mit hohem Anspruch kann eine Neusich­tung der Bilder bedeuten, ein Drehen der Bilder in einem Kreis, das eine neue Aussage zum Vorschein bringt. Genau dies macht der fran­zö­sisch–polnische Regisseur Lech Kowalski in seinem neuesten Film The End of the World Begins With One Lie, der in Marseille in Urauf­füh­rung gezeigt wurde. Kowalski hat sich die Methode von Godard ange­eignet, der auf seinem Video­tisch Szenen aus bekannten Filmen isoliert, sie immer wieder aufs Neue betrachtet, neuem Material gegenüber­stellt und einen klugen Kommentar dazu spricht, der nicht weniger als sezierend wirkt. Kowalski hat sich dazu die Louisiana Story des Doku­men­tar­film­pio­niers Robert Flaherty von 1948 vorge­nommen. Der Film, der, wie uns Kowalski glauben machen will, den Oskar für den Besten Doku­men­tar­film erhalten hat (in Wirk­lich­keit aber für das Beste Drehbuch nominiert war), schildert das Abenteuer eines Jungen aus Louisiana, der miterlebt, wie die Männer der Standard Oil Company auf dem Land seiner Eltern nach Schwarzem Gold bohren. Bei der Eruption des Öls kommt es zur wohl ersten Ölka­ta­strophe des Neuen Erdöl-Zeit­al­ters. Kowalski pickt sich wenige Szenen aus dem Film heraus: der Verkauf des Landes, die Versuche, die Leitung in den Boden zu bohren, sein Kampf mit einem Alligator, bis er ihn endlich fangen kann und tötet und die Haut triumphal in die Kamera hält. Diese verschränkt er mit Funden aus dem Internet, Berichte und Analysen über die bis dato größte Ölka­ta­strophe am Golf von Mexiko im Jahre 2010. Kowalski hat recher­chiert und erklärt uns aus dem Off, dass Flahertys Film von der Standard Oil Company finan­ziert wurde, die Louisiana Story also ein Propa­gan­da­film der Industrie sei. Für ihn ist der Film eine Art Urknall für die späteren Natur­ka­ta­stro­phen, in seiner begeis­terten Darstel­lung der Ölför­de­rung – trotz kleiner Ölpest am Ende. Kowalski hat die Spiel­film­szenen oft einfach laufen lassen, viel zu lang und unkom­men­tiert, so dass man ganz abtauchen konnte in die Szenen. Auf der anderen Seite die Analysen der Inter­net­seiten: Da ballt sich die Infor­ma­tion in wenige Bildpixel, zu viel für eine Betrach­tung als Bewegt­bild. Kowalski macht es anders als Godard: Er moquiert sich über die Versuche eines analy­ti­schen Verste­hens und setzt uns wieder dem aus, worum es im Kino eigent­lich geht: dem dunklen Gefühl.