Junge Film-Götter |
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Bester fremdsprachiger Kinder-Dokumentarfilm: Die Götter von Molenbeek |
Von Christel Strobel
Für die 18. Ausgabe von doxs!, dem speziellen Programm der Duisburger Filmwoche für Kinder und Jugendliche, wurden insgesamt 26 Titel ausgewählt. Dokumentarfilme zu Themen, die so aktuell wie vielseitig sind und immer Anlass für ein anschließendes Gespräch geben. Die Filmgespräche – ohnehin eine gute Tradition in Duisburg – tragen bei doxs! auch dank einer erfahrenen Moderatorin wie Aycha Riffi (Grimme-Institut) zur Aktivierung des jungen Publikums, größtenteils Schulklassen, und zur Differenzierung des Gesehenen bei.
Gudrun Sommer, Mitbegründerin und Leiterin der Sektion doxs!, hat in diesem Jahr zusammen mit Christian Koch die Leitung der Duisburger Filmwoche übernommen und damit die Nachfolge des langjährigen Chefs Peter Ružička angetreten. Dennoch bleibt sie dem Kinonachwuchs verbunden, war wie immer souverän und unaufgeregt auch in »ihrer« Sektion präsent: »Für doxs! bleibt das Kino als Ort der Begegnung, des gemeinsamen Schauens von Filmen und des gemeinsamen Sprechens über Bilder von zentraler Bedeutung.«
Dass Bilder und Geschichten, über die es lohnt, nachzudenken und zu sprechen, auch im Rahmen von TV-Formaten bzw. Filmreihen entstehen, zeigen drei ganz unterschiedliche Beiträge:
Crowley – Bleib im Sattel
wurde für die Dokumentarreihe »Stark!« / Kika produziert. Der Filmemacher André Hörmann, der bereits vor drei Jahren den damals elfjährigen Jungen Crowley für das Kika-Format porträtiert hat (Crowley – Jeder Cowboy braucht sein Pferd) kehrt in die amerikanische Provinz nach Colorado zurück. Jetzt ist Crowley vierzehn, seine Eltern haben sich scheiden lassen, was der Junge mit Verständnis erwähnt, er lebt bei der Mutter, ist aber auch immer wieder beim Vater. Ein schmerzlicher Verlust für ihn ist der Tod des großen Bruders Yancie, der bei einem Autounfall ums Leben kam. Er denkt oft an ihn, spricht mit seiner Asche, die er in einer kleinen Halskette immer bei sich hat, für ihn ist das »wie ein normales Telefongespräch«. Crowley will unbedingt Rodeo reiten – für Yancie, dessen Leidenschaft diesem Sport galt. Den Preis dafür – 200 Dollar für einen Rodeo, der auch im Fernsehen übertragen wird – verdient er sich mit kleinen Jobs in der Nachbarschaft, denn die Eltern können ihm nichts dazu geben, ihnen ist das Geld ausgegangen durch die Anwaltskosten für die Scheidung. Schließlich hat er die Startgebühr zusammen, der Vater bringt ihn zum Rodeoplatz, Crowley ist etwas bange, als er den jungen ungestümen Bullen sieht, auf dem es heißt, acht Sekunden oben zu bleiben, ohne abgeworfen zu werden. Nicht zuletzt der Gedanke an seinen Bruder gibt ihm Kraft dazu. Eine sehr persönliche, klare Geschichte mit leisen Zwischentönen, in denen die Trauer des ansonsten schon sehr erwachsen reflektierenden Jungen spürbar wird.
Von André Hörmann, der Filmregie an der Filmuniversität Konrad Wolf Babelsberg studierte, und Anna Bergmann war voriges Jahr bei doxs! der stark beeindruckende Animationsfilm Obon zu sehen.
Ich bin Kilian
»Schau in meine Welt!« heißt ebenfalls ein Kika-Format mit ca. halbstündigen Dokumentarfilmen über Kinder hierzulande und anderswo, deren Lebenswelten den Kindern eher fremd sind. Bernadette Hauke macht in ihrem Film mit Kilian bekannt, einem Jungen mit Down-Syndrom. Seine ganze Hingabe gilt der Verkleidung und dem Spiel als Clown. Und als er seine Helden Gensi und Chisterrin, die bezaubernden Clowns im Roncalli-Zirkus, kennenlernt und mit ihnen sogar einen kleinen Bühnenauftritt hat, fühlt er sich in seiner Clownsrolle richtig glücklich. Eine von Sympathie und Zugewandtheit getragene kleine Geschichte mit einer liebenswerten Hauptperson.
Jesús aus Mexiko
»199 kleine Helden« heißt ein dokumentarisches Serienprojekt der evangelischen Matthias Film GmbH, die hauptsächlich zu gesellschaftspolitischen Themen produziert. In dieser Filmreihe entstanden schon eine stattliche Anzahl von Kurzfilmen über kleine Helden aus aller Welt. Hier lernen wir den elfjährigen Jesús kennen, der in Xochimilco lebt, einem von Kanälen durchzogenen Stadtteil von Mexiko-City, und begleiten ihn und seine Schwester auf dem Weg zur Schule. Der wirkt zunächst idyllisch, denn die beiden Kinder steigen ins Boot, das direkt hinter ihrem Haus am Kanal liegt. Doch während der geruhsamen Fahrt erzählt der Junge von den Problemen und Gefahren in dieser Gegend. Problematisch ist der Zustand der Kanäle, deren Wasser stark verschmutzt ist durch Abwasser, Müll und Fäkalien, und gefährlich ist diese Gegend wegen der Entführungen, die auch Kinder betrifft. Jesús sagt: »Die Armen denken, weil sie kein Geld haben, haben sie auch keine Macht, sich zu wehren.« Er will dafür sorgen, dass es anders wird – als Polizist. Das ist sein Berufsziel.
Der nur zehnminütige Film von der in Vilnius/Litauen geborenen Regisseurin Lina Luzyte beeindruckt zum Ende hin immer stärker durch die harten Fakten, die der Junge einfach so erzählt – es ist ihr Alltag und darin sind sie die Helden, indem sie selbstverständlich zur Schule fahren.
Unter meiner Haut (Onder Mijn Huid)
Aus den Niederlanden, dem klassischen Land des Kinderdokumentarfilms, waren auch diesmal wieder einige gute Beispiele zu sehen, wie Unter meiner Haut von Eva van Barneveld und Heleen D’Haens, die ein schon länger währendes, aber immer noch aktuelles Schicksal in Uganda aufgreifen. Tracy, 16 Jahre, ist von Geburt an HIV-positiv. Sie lebt seit dem Tod ihrer Mutter bei der Großmutter, die auch als Einzige im Dorf von Tracys Krankheit weiß. Regelmäßig geht Tracy zu den Kontrolluntersuchungen in die ärztliche Station. Unter den Einheimischen – wie im ganzen Land – herrscht immer noch die Meinung, dass das Virus schon bei einer Berührung ansteckend sei. Tracy trägt schwer an der Last, sich nicht mal Rachel, ihrer besten Freundin, anvertrauen zu können. Sie hat einfach Angst, dass Rachel dann nichts mehr von ihr wissen will. Doch die reagiert ganz anders als von Tracy befürchtet. Unter meiner Haut ist ein geradlinig erzählter Dokumentarfilm über ein brisantes Thema, das bei uns Dank medizinischer Fortschritte und Betreuung aus dem öffentlichen Fokus gerückt, in anderen Ländern aber relevant ist.
City Plaza Hotel
Wie geht es einem elfjährigen Mädchen am Beginn der Pubertät, das mit seiner Familie vor dem Krieg in Afghanistan geflüchtet ist? Nun sind sie in dem bis dahin leerstehenden City Plaza Hotel mitten in Athen einquartiert worden – wie so viele andere geflüchtete Menschen, die das gleiche Schicksal erlitten haben. Das Mädchen Zhenos wohnt beengt – und bedrängt von Albträumen – zu mehreren in einem kleinen Zimmer, steigt, um zu sich zu kommen und über sich nachzudenken, immer wieder auf das Hoteldach. Alle derzeitigen Bewohner des City Plaza Hotels leben in Ungewissheit und Zhenos »will hier nicht älter werden«. Nicht an diesem Ort, wo kein Platz für sie ist. Auf unterschiedlichen visuellen Ebenen dokumentieren die Regisseurinnen Anna Paula Hönig und Violeta Paus in dieser französisch-deutsch-chilenischen Koproduktion die komplexe Lebenswelt des afghanischen Mädchens Zhenos. So gibt der 14-minütige Dokumentarfilm vielfältige Ansätze für ein Nachdenken und Gespräch.
#Mobbinggeschichte (#Pestverhaal)
Eine bedrückende Geschichte aus den Niederlanden: Rosalie, dreizehn, sitzt in ihrem Zimmer und erzählt stockend, wie sie täglich auf dem Schulhof geschlagen wurde und das Mobbing auf Facebook und Instagram weiterging. Das tat weh, sie war verzweifelt und verunsichert, fühlte sich auch zu Hause nicht mehr wohl. Eine Wende kündigt sich an, als sie im Internet chattet und dabei Nachrichten anderer Mobbingopfer entdeckt, die sie kontaktiert. Daraus wird ein lebhafter Austausch, so erzählt ein Mädchen: »Ich war sieben, als es begann.« Rosalie kommuniziert über Skype mit gleichaltrigen Mädchen und Jungen über ihre schlimmen Erfahrungen, was die bei ihnen ausgelöst und wie sie Hilfe gesucht und gefunden haben. Durch diesen Austausch gewinnt auch sie zunehmend wieder Selbstsicherheit. #Mobbinggeschichte von Eef Hilgers dokumentiert in fünfzehn Minuten stringent ein brisantes aktuelles Thema und eignet sich hervorragend als Auftakt für eine vertiefende Diskussion.
Der letzte seiner Art (The Last Male On Earth)
Diese ebenfalls niederländische Produktion fällt nicht nur ihrer Länge wegen aus dem Rahmen. Bewegen sich alle anderen doxs!-Beiträge zwischen 15 und 30 Minuten, so nimmt sich dieser Film 71 Minuten Zeit, um die letzten Wochen »des Letzten seiner Art« zu dokumentieren. Es handelt sich um das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn, Sudan genannt, das im hochgesicherten Gehege »Ol Pejeta« in Kenia gepflegt, wissenschaftlich untersucht, ärztlich betreut und dokumentiert und – auch das – als Touristenattraktion genutzt wird. Außer diesem männlichen, mit 40 Jahren bereits im stattlichen Alter, leben in Ol Pejeta noch zwei wesentlich jüngere weibliche Breitmaulnashörner in einem eigenen Gehege. Dass diese Tierart am Aussterben ist, liegt – wie wir von der Managerin des Tiergeheges erfahren – vor allem am asiatischen Handel mit dem wertvollen Horn, das bis zu 70.000 Dollar pro Kilo einbringt. An dem abgeschiedenen Platz wird Sudan wegen der befürchteten Wilddiebe von einer militärisch gedrillten Truppe bewacht, die – wie der weiße Kommandant überzeugt ist – auch zur Terroristenabwehr eingesetzt werden kann.
Eine Bedrohung des alten Nashorns stellen aber, wie man sieht, die Scharen von zahlungskräftigen Touristen dar, die von ihren exklusiven Lodges (man denkt unwillkürlich an Jenseits von Afrika) in kleinen Gruppen zu dem immer schwächeren Tier gefahren werden. Sie fotografieren sich mit ihm, dürfen es anfassen, über seinen Rücken und Kopf streichen. Wie sie später erzählen, war das im Bewusstsein des endgültigen Verschwindens dieser Art ein fast sakrales Erlebnis. Es macht zunehmend sprachlos, welche gigantische Vermarktung – eine Mischung aus Fürsorge ums Tierwohl und knallhartem Geschäft – an diesem abgelegenen Ort entstanden ist. Das letzte männliche Breitmaulnashorn ist durch die rührigen »Anwälte seines Wohls« zum Superstar weltweit geworden. Sein unermüdlicher Tierpfleger stellt aber nur ganz nüchtern fest: »Der ist sich dessen nicht bewusst, will nur sein Futter und sein Schlammbad.«
Der Film beginnt mit dem atmosphärisch starken Bild eines einzelnen Baums in der Weite einer sanften Landschaft in Kenia und beeindruckt durch die visuelle Gestaltung und die Einzigartigkeit dessen, was er zeigt. Doch nach und nach werden Widersprüche sichtbar. Die Regisseurin Floor van der Meulen unterläuft die emotionale Aufgeladenheit der Vermarktungsphilosophie und das System, das rund um das letzte Nashorn errichtet wurde, indem sie den einzelnen Verantwortlichen Fragen nach dem Sinn und der Notwendigkeit ihres massiven Einsatzes stellt. Schließlich entlarvt sich die unglaublich geschäftstüchtige Managerin mit der nüchternen Feststellung: »Wenn das männliche Nashorn stirbt, stirbt ein Symbol. Wir haben aber noch zwei weibliche junge Breitmaulnashörner, 17 und 26, und hoffen, dass sie noch 30 Jahre leben.«
„Der Letzte seiner Art“ endet mit dem Gedenkgottesdienst für Sudan. »The last male Northern Rhino, 1973 – 2018« steht auf seinem Grabstein. Der lange kritische Blick auf ein exotisches, gleichwohl straff und geschäftstüchtig verwaltetes Territorium war schon etwas Besonderes im diesjährigen doxs!-Programm.
Dazwischen Elsa
Das Exposé für ihren halbstündigen Dokumentarfilm haben Katharina Pethke und Christoph Rohrscheidt mit Jugendlichen aus dem Ruhrgebiet, die an der doku.klasse 2018 teilnahmen, diskutiert. Die doku.klasse (für junge Interessierte von 20 – 29 J.) ist ein Projekt von doxs! in Kooperation mit 3sat, das es seit 2014 gibt. Hier treffen die Filmemacher*innen auf ihr potentielles Publikum, stellen ihre Exposés zur Diskussion, nehmen Anregungen auf – im direkten Austausch. So ist die doku.klasse auch für die Autoren und Filmemacher eine Chance für einen zweiten Blick auf ihre Stoffe – gemeinsam mit den Jugendlichen.
Nun war der Film Dazwischen Elsa bei doxs! zu sehen und erhielt von der Jugendjury eine Lobende Erwähnung, weil er aufzeigt, »wie die Vielzahl an Möglichkeiten, das eigene Leben zu gestalten, Jugendliche unter Druck setzen kann. Der Stress, das Richtige tun zu müssen, führt zu vorschnellen Entscheidungen und Verunsicherung. Uns hat besonders berührt, wie empathisch der Film das Gefühl des Verlorenseins seiner Protagonistin vermittelt.«
Der Film erzählt auch von der wechselhaften Beziehung der zwanzigjährigen Elsa zu ihrem Freund, der für eine Weile nach Fuerteventura gezogen ist und Elsa in der noch nicht fertig renovierten Wohnung zurücklässt. Elsa, nach dem Abitur ohne konkrete Pläne zwischen ihrer Mutter, für die ein Studium selbstverständlich wäre, und ihrem Freund, der das freie Leben genießt, entscheidet sich aus Enttäuschung erst mal gegen den Freund. Dennoch – und diesen Punkt möchte ich bei allem Lob zu bedenken geben – ist Elsa in einer privilegierten Lage, denn sie kann es sich leisten, in aller Ruhe zu überlegen, wie ihr weiterer Lebensweg gehen soll.
In diesem Jahr wurden drei Preise vergeben.
Schon Tradition hat die Jugendjury, die seit 2011 einen mit 5.000 Euro dotierten und von der Bundeszentrale für politische Bildung gestifteten Preis vergibt: Zwölf Jugendliche (14-18 J.) aus der Region begutachteten acht Filme aus dem doxs!-Programm.
Der 9. Europäische Filmpreis für den politischen Kinder- und Jugenddokumentarfilm »Große Klappe« 2019 ging an den tschechischen Beitrag Zusammen Allein (Spolu Sami) von Diana Cam Van Nguyen, die an der renommierten FAMU in Prag das Fach Animation studiert. Ihr »gemalter Film« stellt drei junge Menschen vor, deren Gemeinsamkeit die Trauer um einen geliebten, nahestehenden Menschen ist, den sie bis zum Tod begleitet haben. Schmerzvoll registrieren sie die Veränderungen durch Krankheit: »Er verlor seine Rolle als Vater.« – »Ich spüre die Anwesenheit meiner Mutter.« – »Am meisten fehlt mir ihre Unterstützung.« Gefühle der inneren Unruhe, der Panik und des »Zusammen Allein-Seins« werden in berührenden Bildern ausgedrückt und auf der Tonebene ohne Musik, nur durch teils hektische, teils tieftraurige Worte verstärkt. Aus der Begründung der Jugendjury: »Der prämierte Film ist von großer gesellschaftlicher Relevanz, weil jeder von uns mit dem Thema Tod in Berührung kommt. Wir hoffen, dass der Preis Jugendliche dazu anregt, über diese Gefühle und die Hilflosigkeit ins Gespräch zu kommen.«
Bemerkenswert ist, dass auch im vorigen Jahr mit Obon ein außergewöhnlicher Animationsfilm (über den amerikanischen Atombombenangriff am 6. August 1945) von der Jugendjury ausgezeichnet wurde. (Siehe artechock: Points of View vom 15.11.2018 Duisburger Filmwoche – doxs!)
Seit 2016 vergibt die European Children’s Film Association den ECFA DOC AWARD.
Die diesjährige Jury (Viktoria Ebel, Paris; Nicola Jones, Erfurt; Dimitra Kouzi, Athen) entschied sich für Cassandra Offenberg und ihren Film Champ (Niederlande 2019). Sie stellt eine ehrgeizige wie aussichtsreiche vierzehnjährige Kickboxerin vor, die von 24 Kämpfen nur drei verloren hat. Zur Zeit aber macht sich Esma Sorgen um ihre kranke Mutter, doch ein wichtiges Rückspiel steht an und sie muss kämpfen wie – in anderer Weise – ihre Mutter. »Ohne es explizit zu thematisieren, vermittelt der Film einen Einblick in den familiären Zusammenhalt, der durch drei Generationen von Frauen sowie ihren Migrationshintergrund geprägt ist. In nur sechzehn Minuten lernen wir Esma in ihren unterschiedlichen Facetten kennen, die ihre Stärke und ihre Verletzlichkeit zeigen.«
Ein dritter Preis, von der »Selbst.Los! Kulturstiftung« initiiert und mit 6000 Euro dotiert, wurde in diesem Jahr das erste Mal verliehen. Dieser Preis soll künftig alle zwei Jahre gemeinsam mit dem Verein »Freunde der Realität e.V.« bei doxs! vergeben werden.
Als bester fremdsprachiger Kinderdokumentarfilm wurde Die Götter Von Molenbeek (Aatos Ja Amine) von Reetta Huhtanen, eine finnisch-belgische-deutsche Co-Produktion, mit dem Preis bedacht. Ganz aus der Sicht des sechsjährigen Aatos, der mit seinem gleichaltrigen Freund Amine neugierig durch sein Viertel streift, erleben wir deren kindliche Entdeckungen und Phantasien wie die Reise auf einem fliegenden Teppich, aber auch ihr Gespräch über Gott und die Welt, wo sie sich nicht einig sind. Als sie Polizisten in ihrem Stadtteil Molenbeek sehen und Menschen mit Kerzen an den Straßen, gibt es neue Fragen.
Die Götter von Molenbeek bezaubert mit einem originellen wie liebenswerten Jungen, der sich unbefangen in seiner Welt bewegt, in der Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Glaubens zu Hause sind. Aatos erkundet diese Umgebung unermüdlich mit tiefsinnigen, klugen Fragen.
Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für einen künstlerischen Dokumentarfilm für Kinder oder Jugendliche wurde bei der Preisverleihung der Duisburger Filmwoche an Filip Jacobson für sein Projekt Bloß weg von zu Hause verliehen. Er will »über die Sehnsucht nach dem Ausbrechen und deren Umsetzung in die Tat einen Film drehen, der mit Kindern und Jugendlichen für ebenjene entsteht. Seine Offenheit, seine Neugier und die Klarheit seines Vorhabens sind augenfällig. Dass er für dieses im Spielfilm bekannte Handlungsmotiv dokumentarische Perspektiven finden will, klingt so vielversprechend wie herausfordernd.« (Aus der Jurybegründung) Mit der Förderung von 9.900 Euro kann der Regisseur seine Kontakte und Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen, die schon einmal aus ihrem Elternhaus geflohen sind, und seine Recherche bei unterstützenden Einrichtungen weiterführen.