Regia: Donna |
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Zwischen Müttern: Figlia mia | ||
(Foto: Real Fiction) |
Von Elke Eckert
Der Circolo Cento Fiori, Mitglied der Filmstadt München e.V., zeigt von kommendem Dienstag, 11. Januar, bis Mittwoch, 19. Januar, eine gute Woche lang seine diesjährige Filmreihe Regia Donna 2000 im Filmmuseum München. Bei allen sieben Filmen haben Frauen die Regie übernommen. Darüber hinaus hat jede der Filmemacherinnen zumindest am Drehbuch mitgearbeitet, wenn sie nicht die alleinige Autorin war. Auch vor der Kamera spielen Frauen die Hauptrollen. Nicht alle kommen wie die Regisseurinnen aus Italien, sondern zum Beispiel auch aus Großbritannien, der Ukraine oder der Slowakei. Was sie aber alle, unabhängig ihrer Herkunft oder ihres Alters eint, ist die weibliche Sicht auf ihre Rollen und Geschichten. Sie wissen, was es heißt, Beruf und Familie unter einen Hut bringen zu müssen, welche Herausforderungen Mütter zu meistern haben und dass familiäre Beziehungen sehr schwierig und fordernd sein können. Und sie übertragen diese Erfahrungen und Gefühle anrührend und aufrichtig in ihre Filme.
Im ersten Film der Reihe, Meine Tochter – Figlia Mia, konkurrieren gleich zwei Mütter um die Liebe und Zuneigung der 10-jährigen Vittoria. Als diese ihre leibliche Mutter Angelica kennenlernt, entfernt sie sich immer mehr von ihrer Adoptivmutter Tina. Die will das Mädchen vor der alkoholkranken und sexuell freizügigen Angelica beschützen, hat aber vor allem Angst, Vittoria zu verlieren. Deshalb sichert sie der hochverschuldeten Angelica finanzielle Unterstützung zu, in der Hoffnung, dass die Chaotin und Konkurrentin ihren von Zwangsräumung bedrohten Hof räumt und Sardinien in Richtung Festland verlässt… Regisseurin Laura Bispuri hat das Originaldrehbuch gemeinsam mit Francesca Manieri geschrieben. Das Drama, mit Alba Rohrwacher und Valeria Golino in den Hauptrollen ausgezeichnet besetzt, wurde im Rahmen der 68. Berlinale im Februar 2018 uraufgeführt. (Dienstag, 11. Januar, um 19 Uhr) (artechock-Kritik)
Alba Rohrwacher spielt auch eine der Hauptrollen in Ginevra Elkanns Familiendrama Magari (Wenn nur…). Diesmal allerdings keine Mutter, sondern die neue Freundin eines getrenntlebenden Vaters. Wenn nur… die geschiedenen Eltern wieder zusammenfinden könnten – es gibt nichts, was sich die achtjährige Alma mehr wünscht. Als sie von ihrer Mutter mit ihren beiden älteren Geschwistern über die Weihnachtsferien zu ihrem Vater nach Rom geschickt wird, hat Alma, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, nicht das Gefühl, willkommen zu sein. Sie fühlt sich ungeliebt und hadert mit ihrem Leben… Der leise und eindringliche Film gerät schon durch seinen besonderen Blickwinkel nie in Gefahr, in Banalitäten und Klischees zu versinken. Alma-Darstellerin Oro de Commarque überzeugt als Dreh- und Angelpunkt des Films. (Freitag, 14. Januar, um 19 Uhr)
Eine Mittelschichtsfamilie und der Ort der Handlung, die italienische Hauptstadt, verbinden Francesca Archibugis Drama Leben (Vivere) mit dem Vorgängerfilm. Doch hier stehen nicht so sehr die Kinder im Zentrum, sondern die mit ihrer Mutterrolle überforderte Susi und das irische Au-Pair-Mädchen Mary Ann, das für zusätzliches Chaos im Familiengefüge sorgt. Dass Töchterchen Lucilla an Asthma leidet, macht die Gesamtsituation noch komplizierter. – Regisseurin und Drehbuchautorin Archibugi ist für ihren schnörkellosen Stil bekannt, der ihre Filme sehr realistisch erscheinen lässt. Das Beziehungsdrama feierte im August 2019, bei den 76. Internationalen Filmfestspielen von Venedig, seine Weltpremiere. (Mittwoch, 19. Januar, um 19 Uhr)
Im Drama Justizpalast (Palazzo di giustizia) rücken zwei Kinder, deren Väter vor Gericht stehen, im Lauf des Films in den Mittelpunkt. Die beiden sitzen vor dem Gerichtssaal, in dem ein Raubüberfall mit tödlichem Ausgang verhandelt wird. Die kleine Luce ist die Tochter des jungen Mannes, der gemeinsam mit einem Komplizen eine Tankstelle überfallen hat. Dieser Komplize wurde dabei vom Tankwart in Notwehr erschossen, dessen fast erwachsene Tochter Domenica ebenfalls im Gerichtsflur auf den Ausgang der Verhandlung wartet. – Durch die genaue Beobachtung der zwei Mädchen wird die menschliche Ebene des Geschehens gekonnt mit der unpersönlichen Atmosphäre im Gerichtsgebäude verknüpft. Regisseurin und Drehbuchautorin Chiara Bellosi kommt ursprünglich vom Dokumentarfilm, für ihr Spielfilmdebüt hat sie über ein Jahr in diversen Gerichten großer italienischer Städte recherchiert und dabei auch das Vorbild für die Figur der Luce entdeckt. (Mittwoch, 12. Januar, um 19 Uhr)
Eine nicht unproblematische Beziehung zu ihrem Vater beeinflusste auch das Leben von Eleanor Marx, der jüngsten Tochter von Karl Marx. Die titelgebende Miss Marx war eine der ersten Frauen, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für Gleichberechtigung und Emanzipation stark machte. Einerseits wollte sie unbedingt das Erbe ihres Vaters bewahren, andererseits war es ihr zeitlebens wichtig, als eigenständige Persönlichkeit anerkannt zu werden. Ihr Kampf um Unabhängigkeit scheiterte allerdings letztlich an ihren privaten Liebesbeziehungen. So frei sie in ihren politischen Ansichten war, so emotional abhängig war sie sowohl von ihrem langjährigen Verlobten als auch von ihrem späteren Lebensgefährten… Das Biopic von Susanna Nicchiarelli war zuerst beim Filmfestival von Venedig und danach auf der Viennale zu sehen. Die britische Schauspielerin Romola Garai brilliert in der Titelrolle. (Dienstag, 18. Januar, um 19 Uhr)
In Letizia Lamartires Film Wir werden jung und schön sein (Saremo giovani e bellissimi) geht es um eine komplizierte Mutter-Sohn-Beziehung: Die alleinerziehende Isabella pflegt ein fast symbiotisches Verhältnis zu ihrem erwachsenen Sprössling Bruno. Das geht so weit, dass die Sängerin mit ihrem Sohn gemeinsam auftritt und die beiden deshalb oft für ein Paar gehalten werden. Die unklare Rollenverteilung in der engen Verbindung birgt aber auch darüber hinaus Probleme. – Dass die Regisseurin selbst als Musikerin Erfahrung gesammelt hat, merkt man dem Film an. Vor allem insofern, als die Musik nicht nur eine wichtige Rolle innerhalb der Geschichte spielt, sondern auch für deren Struktur. (Samstag, 15. Januar, um 20 Uhr)
Welche Schwierigkeiten die Mutterrolle mit sich bringen kann, zeigt auch Maura Delperos Maternal sehr eindringlich. Im Mittelpunkt der Geschichte, die in einem von Nonnen betriebenen Frauenhaus in Buenos Aires spielt, stehen die 17-jährige Mutter Lu und die junge Novizin Paola. Die rebellische und unreife Lu lässt eines Nachts ihr Kind allein, um sich mit ihrem Liebhaber zu treffen. Paola springt ein und kümmert sich fürsorglich um die kleine Nina. Das Mädchen wächst ihr ans Herz, was problematisch wird, als Lu wieder zurückkommt… Das mehrfach ausgezeichnete Drama ist der erste Spielfilm der Südtiroler Regisseurin und Drehbuchautorin, die sich zuvor als Dokumentarfilmerin einen Namen gemacht hat. (Samstag, 15. Januar, um 17 Uhr)
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Circolo Cento Fiori: Regia Donna
11.01.–19.01.2022
Filmmuseum München