»Ein völlig nackter, alter Mann sitzt im schwarzen Kubus des Théâtre Buff im Norden von Paris. Wang Xilin, 86 Jahre alt, ist einer der bedeutendsten modernen klassischen Komponisten Chinas. Ein aus der Tiefe der Zeit kommender Mann, 1949, mit 13 Jahren, heuerte er bei der Armee an, durchlief eine Ausbildung als Militärkomponist, erwies sich als begnadet und wurde gechasst, als er eine künstlerische Ausbildung wollte, keine politische. Er kehrte der Partei den Rücken, wurde mit 26 Jahren inhaftiert. 1966 kam die Kulturrevolution, er wurde interniert und gefoltert. Wang Xilin erzählt mit zurückgehaltener Wut von Selbstmorden von Kollegen, vom Umschreiben ihrer Werke im parteipolitischen Sinne, während immer wieder seine Symphonien mit Kraft anheben. Wang Xilins Körper inkarniert das nackte Leben, von dem Giorgio Agamben schrieb, sein vernarbter und geschundener Körper ist die bloße leibliche Existenz und biopolitische Landkarte der Staatsgewalt, die ihn gefangen hielt.« (Dunja Bialas)
Man in Black (OmeU) | Filmmuseum München | Mi. 21:00 (Underdox) |