Deutschland/USA 2015 · 87 min. · FSK: ab 16 Regie: Benni Diez Drehbuch: Adam Aresty Kamera: Stephan Burchardt Darsteller: Clifton Collins jr., Matt O'Leary, Jessica Cook, Lance Henriksen, Cecilia Pillado u.a. |
![]() |
|
Gewaltig groß und glibbrig |
Lars von Triers Melancholia (2011) zeigt wie auf einem altehrwürdigen Landsitz zuerst eine menschliche Katastrophe ausbricht, bevor ein gewaltiger Himmelskörper für eine Katastrophe von ganz anderen Dimensionen sorgt. An den FX-Effekten des Films war der Kölner Benni Diez beteiligt. Der zeigt jetzt in seinem Regidebüt Stung, wie eine langweilige Gartenpartie auf einem alten Landsitz von völlig anders gearteten fliegenden Objekten aufgemischt wird: Riesige mutierte Wespen fallen über die Partygäste her und einige der Biester legen sogar Eier in den Körpern ihrer Opfer.
Was dabei anschließend gewaltig groß und glibbrig herausschlüpft, ist dem geneigten Genrefan aus Creature-Horror-Filmen, wie Ridley Scotts Alien (1979) und David Cronenbergs Die Fliege (1986) vertraut. Mit solchen Klassikern verbindet Stung zudem, dass auch in dieser Horror-Komödie ein Großteil der Ekel-Effekte von Hand gemacht ist. Der Film beweist einmal mehr, dass Blut und Glibber aus der Tube nach wie vor weitaus schmackhafter, als aus dem Rechner sind. Darüber hinaus zeichnet sich Stung durch seinen angenehm trockenen Humor aus:
Sämtliche Charaktere im Film sind wandelnde Klischees, leere Papphülsen, die sagen und tun, was man von solchen Pappkameraden in anspruchslosen Horrorproduktionen von der Stange eben so erwartet. Gleich in der ersten Szene beginnt sich mit der von der Newcomerin Jessica Cook gespielten Catering-Expertin Julia eine junge hübsche Protagonistin recht unmotiviert auszuziehen. Dies verleitet ihren jungen Angestellten Paul (Matt O’Leary) zu anzüglichen Bemerkungen und zu dummen Gefasel über einen möglichen gemeinsamen Cannabis-Konsum. Als die Lage später sehr ernst ist, packt ein abgebrühter alter Knochen von Bürgermeister (gespielt von Genre-Veteran Lance Henriksen – bekannt aus Aliens und Terminator) selbstverständlich noch schnell seine bisher mit niemanden geteilten traumatischen Erlebnisse aus dem Korea-Krieg aus
Nach einem recht müden Anfang sorgen solche wunderbar stumpfsinnigen Sprüche in Verbindung mit einer geballten Ladung an Blut und Glibber für ein gutes Maß an Heiterkeit. Aber die Erfolgsformel von Stung ist zugleich das größte Problem des Films: Es ist zwar recht vergnüglich durch und durch klischeehafte Protagonisten in einer sich durch und durch nach eisernen Genreregeln entwickelnden Handlung dumme Dinge sagen zu lassen, die zeigen, dass sie genau wissen, wie dumm die Dinge sind, die sie da gerade sagen. Das ändert jedoch jedoch leider nichts an der extremen Vorhersehbarkeit des Geschehens. Stung macht sich zwar lustig über die Art von durchschnittlichen Genre-Beiträgen, zu denen auch der Film selbst gehört. Dabei versäumen es die Macher aber eigene Akzente zu setzen. Man könnte auch kürzer sagen: Ihnen fällt selbst nichts ein.
Ohne Stung seinen durchaus vorhandenen Unterhaltungswert absprechen zu wollen, muss festgehalten werden, dass der Film auch im Kontext der laufenden erhitzten Debatten über den schweren Stand des deutschen Genrefilms maximal sehr ambivalent zu werten ist. Zwar beweist die deutsch-amerikanische Koproduktion durchaus, dass man auch in Deutschland einen durchschnittlichen Horrorfilm machen kann, der nicht schlechter, als ein durchschnittlicher Genrebeitrag aus den USA ist. Es stört insbesondere mächtig, wenn man sieht, wie sehr die deutsche Herkunft des Films von den durchweg englischsprachigen Protagonisten bis hin zu einem mitten in der brandenburgischen Provinz auftauchenden amerikanischen Polizeiauto verschleiert wird. Auch der Kölner Filmemacher und FX-Experte Benni Diez gibt sich selbst auf seiner Homepage größtmögliche Mühe seine teutonische Provenienz zu kaschieren.
Stung hat den äußerst faden Beigeschmack, dass der Film nur hierzulande als ein immerhin solider Genrebeitrag goutiert wird, während man sich in Übersee wahrscheinlich wieder einmal darüber schlapp lacht, mit »Stupid German Money« einen durch und durch amerikanischen Genrefilm gedreht zu haben.