26. Filmfest München 2009
Mit dem Finger durchs Programmheft |
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Katie Jarvis in Andrea Arnolds Fish Tank | ||
(Foto: Kool Filmdistribution Ludwig Ammann & Michael Isele / Die FilmAgentinnen) |
Von Dunja Bialas
Un autre homme (Lionel Baier) – Der Schweizer Regisseur nimmt sich dem schwierigen Liebesleben im Filmkritikermilieu an und gewinnt damit natürlich all unsere Sympathien. Der 33-jährige Lionel Baier gilt als »enfant terrible« der Westschweizer – was erst mal gar nichts heißt. Er machte aber auf dem Festival in Locarno von sich reden und tourt seitdem mit seinem
Film durch Europa und den Rest der Welt.
Fr., 03.07., Cinemaxx 3, 20:00 Uhr – Sa., 04.07., Cinemaxx 1, 17:15 Uhr
Fish Tank (Andrea Arnold) – Seit ihrem Oscar-gekrönten Kurzfilm The Wasp ist Arnold die unbestrittene Independent-Queen der britischen Regisseusen. Ihr Langfilmdebüt Red Road war letztes Jahr im Münchner Werkstattkino zu sehen. Mit gekonnt
dokumentarischer Handschrift zeigte Arnold eine Story aus dem englischen Problemmilieu – ganz ohne Sozialkitsch à la Ken Loach. In Fish Tank hat sie sich dem schwierigen Charakter einer 15-Jährigen angenommen. Die Darstellerin der Hauptfigur Mia, Katie Jarvis, entdeckte sie, als diese sich gerade – ganz authentisch – mit ihrem Freund stritt.
Do., 02.07.,
Cinemaxx 1, 19:45 Uhr – Sa., 04.07., Cinemaxx 2, 17:00 Uhr
Inland (Gabbla) (Tariq Teguia) – Laut Cyril Neyrat, Kritiker bei den französischen »Cahiers du Cinéma«, einer der besten Filme des diesjährigen Rotterdamer Filmfestivals. Der Film verbindet schöne Bilder mit einem harten Thema: Die Weiten der algerischen
Landschaft, in denen sich grausame Szenen des algerischen Bürgerkriegs abspielen.
Sa., 27.06., Rio 1, 18:45 Uhr – Mo., 29.06, Rio 2, 17:30 Uhr
Our Beloved Month of August (Aquele Querido Mês de Agosto) (Miguel Gomes) – Eine der großen Entdeckungen auf der letztjährigen Viennale. Miguel Gomes gestaltet die erste Hälfte seiner Erzählung über die sommerleichte Trägheit in der portugiesischen Kleinstadt Arganil als
Dokumentarfilm, um dann über einen Film-im-Film in eine schräge Spielfilmhandlung hinüberzugleiten. Ein Potpourri aus Menschen, Musik und Landschaftsaufnahmen, das durch und durch gute Laune macht.
Mi., Rio 2, 20:00 Uhr – Fr., 03.07., Filmmuseum, 17:30 Uhr
Bullet in the Head (Tiro en la cabeza) (Jaime Rosales) – Ein Thriller mit einem ganz besonderen Thrill: Wir sehen, ausgehend von einem authentischen ETA-Attentat in Südfrankreich, wie sich namenlose Männer verfolgen, wie sie heftige Streitgespräche führen. Es scheint um das
große Ganze zu gehen – aber wir können es nicht hören. Gefilmt werden sie aus großer Distanz, meist in der Totalen, ihre Gespräche sind nur erahnbar. Und dennoch entwickelt der Film seinen Drive und entführt den Zuschauer in die Absurdität von politischer Gewalt.
Sa., 27.06., Cinemaxx 6, 22:30 Uhr – Mo., 29.06., Rio 2, 20:15 Uhr
Das weiße Band (Michael Haneke) – Hanekes Cannes-Gewinn, der den Ursprüngen von Terror in einem norddeutschen Dorf vor dem 1. Weltkrieg nachgeht, kommt im November in die deutschen Kinosäle. Übrigens hat das Münchner Filmfest, das Michael Haneke dieses Jahr den CineMerit Award verleiht, wieder entdeckt, dass Haneke ein »gebürtiger Münchner« ist. Wir gratulieren dem ersten Münchner Cannes-Gewinner!
Tödliches Kommando (The Hurt Locker) (Kathryn Bigelow) – Seit ihrem Flop, den sie 2002 mit K-19 hingelegt hat, ist es sehr still geworden um den einstige Regie-Star spannender Actionfilme. Jetzt ist sie wieder da mit einem neuen Knüller über ein amerikanisches Bombenräumkommando im Irak. Ob sie tatsächlich wieder auf der Höhe ihrer Regiekunst angekommen ist, wie es heißt, kann ab August im Kino nachgeprüft werden.
Zerrissene Umarmungen (Los abrazos rotos) (Pedro Almodóvar) – Der spanische Regiealtmeister präsentierte seinen Penélope-Cruz-Film dieses Jahr in Cannes und erntete in seinem Land euphorische Kritiken. Die Geschichte um den blinden Schriftsteller Harry Caine und der Liebe seines Lebens ist der bislang teuerste Almodóvar-Film. Er provozierte im krisengeschüttelten Spanien einen regelrechten Hype um diesen »internationalsten« Regisseur und wurde sogar mit dem Shakespeare'schen »King Lear« verglichen. Ab August im Kino.