19.04.2018

Episode #20: Mind­hunter Thomas Willmann

Mindhunter: Serienkiller-Serie mit Folgen

Die Serienkiller-Serie – Bei David Finchers »Mindhunter« bestehen die Soziopathen die Reifeprüfung – Ein Teaser zu EPISODE #20

Von Thomas Willmann

»artechock expanded« ist die neue Veran­stal­tungs­reihe von »artechock«: Das Magazin für Film und darstel­lende Künste wagt sich in den urbanen Raum. Unsere zweite expanded-Veran­stal­tung ist eigent­lich nicht von uns, aber auch das ist »expanded«: Wir machen uns breit und docken uns diesmal an die Kammer­spiele an. Aber natürlich nicht einfach so. Thomas Willmann, »artechock«-Autor der fast ersten Stunde, und Verfasser des verfilmten Best­sel­lers »Das finstere Tal«, hat sich für das Kammer­spiel-Format EPISODE, den »Neuig­keiten aus der Welt der Fern­seh­se­rien«, eine Folge aus David Finchers viel­be­ach­teter Serie »Mind­hunter« ausge­sucht. Diese disku­tiert er mit Bert Rebhandel, dem Host der dies­ma­ligen EPISODE. Das Format hat Matthias Lili­en­thal zusammen mit der Film­zeit­schrift »Cargo« ersonnen: Film­kri­ti­kerInnen unter­halten sich mit wech­selnden Gästen über eine Episode einer Lieb­lings­serie. To be continued!
EPISODE #20 // 23.4.2018 // Kammer 3 // 20:00 Uhr // Maxi­mi­li­anstr. 26 // 80539 München

Seri­en­mörder im Spezi­ellen, und Sozio­pa­then und Narzissten im Allge­meinen, ziehen sich als zentrales Thema quer durchs Werk von David Fincher. In »Mind­hunter« hat diese Beschäf­ti­gung in meinen Augen ihre bisher größte Reife erreicht.

Fast voll­kommen ausge­spart wird alle voyeu­ris­ti­sche Darstel­lung der Taten; vorbei die Zeiten von Se7en, als der Seri­en­mörder noch ein mythi­sches Monster, eine Art Künstler und Schaffer höchst bedeu­tungs­voller Codes war. In »Mind­hunter« gibt es der Seri­en­killer viele, und sie sind zumeist sehr schäbige, armselige Gestalten, deren Persön­lich­keits­struk­turen so durch­schaubar und gewöhn­lich sind, dass sie sich von dem Büro­kraten-Apparat Polizei kata­lo­gi­sieren und klas­si­fi­zieren lassen.

Die Serie von Fincher und Joe Penhall basiert zwar auf dem gleich­na­migen Buch des legen­dären FBI-Profilers John Douglas (daher auch der etwas trashige Titel). Doch sie ist mindes­tens so sehr eine hinter­häl­tige Kritik der Vorlage wie deren Verfil­mung. Sie verhan­delt nicht zuletzt im Gewand des psycho­lo­gi­schen Krimis (und im sehr geschickten Spiel mit der Histo­ri­zität der semi-fiktiven Handlung) die Ebene der vermeint­li­chen Norma­lität. Die Seri­en­killer sind in »Mind­hunter« nur der Extrem­fall eines Phänomens, das die Serie generell, gelinde gesagt, proble­ma­tisch findet: Der Umgang von Männern mit Frauen.

Mind­hunter. Netflix-Serie. Regie: David Fincher und Joe Penhall