Episode #20: Mindhunter Thomas Willmann |
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Mindhunter: Serienkiller-Serie mit Folgen |
Von Thomas Willmann
»artechock expanded« ist die neue Veranstaltungsreihe von »artechock«: Das Magazin für Film und darstellende Künste wagt sich in den urbanen Raum. Unsere zweite expanded-Veranstaltung ist eigentlich nicht von uns, aber auch das ist »expanded«: Wir machen uns breit und docken uns diesmal an die Kammerspiele an. Aber natürlich nicht einfach so. Thomas Willmann, »artechock«-Autor der fast ersten Stunde, und Verfasser des verfilmten Bestsellers »Das finstere Tal«, hat sich für das
Kammerspiel-Format EPISODE, den »Neuigkeiten aus der Welt der Fernsehserien«, eine Folge aus David Finchers vielbeachteter Serie »Mindhunter« ausgesucht. Diese diskutiert er mit Bert Rebhandel, dem Host der diesmaligen EPISODE. Das Format hat Matthias Lilienthal zusammen mit der Filmzeitschrift »Cargo« ersonnen: FilmkritikerInnen unterhalten sich mit wechselnden Gästen über eine Episode einer Lieblingsserie. To be continued!
EPISODE #20 // 23.4.2018 // Kammer
3 // 20:00 Uhr // Maximilianstr. 26 // 80539 München
Serienmörder im Speziellen, und Soziopathen und Narzissten im Allgemeinen, ziehen sich als zentrales Thema quer durchs Werk von David Fincher. In »Mindhunter« hat diese Beschäftigung in meinen Augen ihre bisher größte Reife erreicht.
Fast vollkommen ausgespart wird alle voyeuristische Darstellung der Taten; vorbei die Zeiten von Se7en, als der Serienmörder noch ein mythisches Monster, eine Art Künstler und Schaffer höchst bedeutungsvoller Codes war. In »Mindhunter« gibt es der Serienkiller viele, und sie sind zumeist sehr schäbige, armselige Gestalten, deren Persönlichkeitsstrukturen so durchschaubar und gewöhnlich sind, dass sie sich von dem Bürokraten-Apparat Polizei katalogisieren und klassifizieren lassen.
Die Serie von Fincher und Joe Penhall basiert zwar auf dem gleichnamigen Buch des legendären FBI-Profilers John Douglas (daher auch der etwas trashige Titel). Doch sie ist mindestens so sehr eine hinterhältige Kritik der Vorlage wie deren Verfilmung. Sie verhandelt nicht zuletzt im Gewand des psychologischen Krimis (und im sehr geschickten Spiel mit der Historizität der semi-fiktiven Handlung) die Ebene der vermeintlichen Normalität. Die Serienkiller sind in »Mindhunter« nur der Extremfall eines Phänomens, das die Serie generell, gelinde gesagt, problematisch findet: Der Umgang von Männern mit Frauen.
Mindhunter. Netflix-Serie. Regie: David Fincher und Joe Penhall