Kinos in München – R.I.P. Gabriel
R.I.P. Gabriel |
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Für das Gabriel ist jetzt für immer Nacht |
Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat München
Filme werden fürs Kino gemacht, hieß es mal in einer Kampagne. Weil dies im Zeitalter von DVD und erhöhten Kinomieten mehr denn je keine Selbstverständlichkeit mehr ist, stellen wir hier besondere Kinos in München vor, die unbedingt einen Besuch wert sind.
Von Dunja Bialas
Wer sich wundert, dass kein Kinoprogramm mehr fürs Gabriel Filmtheater erscheint: Das Gabriel ist seit dem heutigen Donnerstag für immer und ewig geschlossen.
Eigentlich wollte es noch bis mindestens bis zum Sommer weiterspielen und dann zumachen. Zuletzt aber gab es einen Vorstoß der SPD, die dem Münchner Stadtrat angetragen hatte, das Haus zu kaufen und mit dem Erwerb nicht nur faire Wohnungsmieten zu Mietspiegelpreisen zu garantieren, sondern auch das Kino zu erhalten. Eine Cineasten-Initiative soll sich gefunden haben, die mit einem ganz neuen Konzept das Kino wieder beleben wollten. Initiatoren waren Till Hofmann (Bellevue di Monaco, Lustspielhaus) und der umtriebige Münchner Filmemacher Marcus H. Rosenmüller, die beim Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter vorgesprochen hatten. Sie stellten sich eine noch zu gründende Kinogenossenschaft vor, sie selbst wollten das Gabriel nicht bespielen. Dieter Reiter fand das ein gutes Signal gegen die grassierende Gentrifizierung im Bahnhofsviertel, berichtete die Münchner Abendzeitung, und unterstütze das Vorhaben.
Kinovater Hans-Walter Büche soll dies jetzt alles zu bunt und anscheinend auch zuwider geworden sein. Bevor ein bahnbrechender Präzedenzfall für den Erhalt eines Kinos durch die öffentliche Hand geschaffen und ein neues Kinomodell erprobt werden konnte, entschloss er sich kurzerhand, das Gabriel von heute auf morgen, von jetzt auf gleich zu schließen. Der Stadt hat er damit anscheinend die Möglichkeit genommen, weiterhin einschreiten zu können, weil nun kein öffentliches Interesse mehr vorhanden ist, da das Kino bereits geschlossen ist. Vermutlich wird jetzt schnell verkauft.
Damit ist nun auch die Utopie eines anderen Kinos erst einmal vom Tisch, von der wir drei Wochen lang träumen durften. Die Utopie könnte so aussehen, dass sich die öffentlichen Stellen um die Kinokultur kümmern und die Verantwortung für den Erhalt der Häuser und die Gewährleistung eines kulturellen Kinoprogramms, das den Namen verdient, übernehmen. Wenn das Kino als Kultur weiter bestehen bleiben soll, dann darf es nicht mehr nur Privatsache bleiben und als mittelständische Unternehmen dem Wirtschaftssektor zugeschlagen werden. Die Stadt, das Land, der Bund muss sich kümmern und ein Subventionsmodell nach Vorbild des Theaters entwickeln.