18.04.2019
Kinos in München – R.I.P. Gabriel

R.I.P. Gabriel

Fassade Gabriel-Kino bei Nacht
Für das Gabriel ist jetzt für immer Nacht


Mit freund­li­cher Unter­s­tüt­zung durch das Kultur­re­ferat München

Filme werden fürs Kino gemacht, hieß es mal in einer Kampagne. Weil dies im Zeitalter von DVD und erhöhten Kino­mieten mehr denn je keine Selbst­ver­s­tänd­lich­keit mehr ist, stellen wir hier besondere Kinos in München vor, die unbedingt einen Besuch wert sind.

Das älteste Kino Münchens wurde über Nacht für immer geschlossen

Von Dunja Bialas

Wer sich wundert, dass kein Kino­pro­gramm mehr fürs Gabriel Film­theater erscheint: Das Gabriel ist seit dem heutigen Donnerstag für immer und ewig geschlossen.

Eigent­lich wollte es noch bis mindes­tens bis zum Sommer weiter­spielen und dann zumachen. Zuletzt aber gab es einen Vorstoß der SPD, die dem Münchner Stadtrat ange­tragen hatte, das Haus zu kaufen und mit dem Erwerb nicht nur faire Wohnungs­mieten zu Miet­spie­gel­preisen zu garan­tieren, sondern auch das Kino zu erhalten. Eine Cineasten-Initia­tive soll sich gefunden haben, die mit einem ganz neuen Konzept das Kino wieder beleben wollten. Initia­toren waren Till Hofmann (Bellevue di Monaco, Lust­spiel­haus) und der umtrie­bige Münchner Filme­ma­cher Marcus H. Rosen­müller, die beim Münchner Ober­bür­ger­meister Dieter Reiter vorge­spro­chen hatten. Sie stellten sich eine noch zu gründende Kino­ge­nos­sen­schaft vor, sie selbst wollten das Gabriel nicht bespielen. Dieter Reiter fand das ein gutes Signal gegen die gras­sie­rende Gentri­fi­zie­rung im Bahn­hofs­viertel, berich­tete die Münchner Abend­zei­tung, und unter­s­tütze das Vorhaben.

Kinovater Hans-Walter Büche soll dies jetzt alles zu bunt und anschei­nend auch zuwider geworden sein. Bevor ein bahn­bre­chender Präze­denz­fall für den Erhalt eines Kinos durch die öffent­liche Hand geschaffen und ein neues Kino­mo­dell erprobt werden konnte, entschloss er sich kurzer­hand, das Gabriel von heute auf morgen, von jetzt auf gleich zu schließen. Der Stadt hat er damit anschei­nend die Möglich­keit genommen, weiterhin einschreiten zu können, weil nun kein öffent­li­ches Interesse mehr vorhanden ist, da das Kino bereits geschlossen ist. Vermut­lich wird jetzt schnell verkauft.

Damit ist nun auch die Utopie eines anderen Kinos erst einmal vom Tisch, von der wir drei Wochen lang träumen durften. Die Utopie könnte so aussehen, dass sich die öffent­li­chen Stellen um die Kino­kultur kümmern und die Verant­wor­tung für den Erhalt der Häuser und die Gewähr­leis­tung eines kultu­rellen Kino­pro­gramms, das den Namen verdient, über­nehmen. Wenn das Kino als Kultur weiter bestehen bleiben soll, dann darf es nicht mehr nur Privat­sache bleiben und als mittelstän­di­sche Unter­nehmen dem Wirt­schafts­sektor zuge­schlagen werden. Die Stadt, das Land, der Bund muss sich kümmern und ein Subven­ti­ons­mo­dell nach Vorbild des Theaters entwi­ckeln.