70. Berlinale 2020
Frische, mutige Filme |
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Sich das Leben aus dem Halse schreien: Paradise Drifters | ||
(Foto: © Jasper Wolf/2019 Pupkin/Berlinale2020) |
Von Ulrike Seyffarth
Zweifelsohne zählt Generation mit seinen beiden Programmteilen Kplus für Kinder und 14plus für Jugendliche von jeher zu den sehenswertesten Sektionen der Berlinale. Dieser Jahrgang jedoch ist besonders stark, mit zahlreichen herausragenden Filmen in beiden Segmenten, darunter einige Spielfilmdebüts und, auch das ist immer noch bemerkenswert, über die Hälfte von weiblichen Regisseuren. Frische, mutige Filme geben neue Impulse und Denkansätze, sie gewähren Eindrücke in die vielgestaltigen, oft unbekannten Lebensrealitäten von Kindern und Jugendlichen in aller Welt – ob in der Fremde oder vor der eigenen Haustür.
In der Jugendschiene Generation 14plus widmen sich vierzehn Langfilme (plus drei weiteren in der Cross Section) und ebenso viele in zwei Kurzfilmprogrammen den vielschichtigen Herausforderungen des »Coming of Age«, des Erwachsenwerdens. Die Beiträge beleuchten so unterschiedliche Themen wie Trauma-Bewältigung, Geschlechterrollen/Gender, Umweltzerstörung oder Krieg. Dysfunktionale Familien oder gefährdete Lebensräume schaffen denkbar schlechte Ausgangspositionen für die Protagonist*innen, die ihren Platz im Leben und in der Gesellschaft suchen, ihre eigene Identität definieren und behaupten. Übrigens hätte auch der unbedingt sehenswerte, in bestechender Schwarzweiß-Ästhetik inszenierte Sweet Thing (R: Alexandre Rockwell, USA 2019) hervorragend in die Jugendsektion gepasst, der nun bei Kplus mit einer Altersempfehlung ab 13 Jahren läuft.
Im Folgenden eine Auswahl besonders sehenswerter Filme aus »14plus«:
Allen Filmen gemein ist, dass sie mit Respekt, Empathie und auf Augenhöhe engagierte Fürsprecher sind für ihre unangepassten Protagonist*innen, die sich an inneren und äußeren Scheidewegen befinden. Manche von ihnen driften durchs Leben, blankes Überleben ist das bestmögliche Happy End. La Déesse Des Mouches À Feu (Goddess Of The Fireflies, R: Anaïs Barbeau-Lavalette, Kanada 2020) und Paradise Drifters (R: Mees Peijnenburg, Niederlande 2020) sind zwei solche Filme, deren Intensität und Realismus unter die Haut gehen.
Ersterer nimmt sein Publikum mit in die Neunziger Jahre, auf emotionale Achterbahnfahrt seiner „Göttin der Glühwürmchen“: An Catherines 16. Geburtstag kracht es wieder heftig zwischen ihren Eltern, und das eben noch vorherrschende Glücksgefühl über die Geschenke verpufft – willkommen in der eigenen Hölle. Dem hässlichen Scheidungskrieg der Eltern entkommt Catherine – von nun an Cat – mithilfe ihrer neuen Freunde und der Droge Meskalin: Einfach wegdriften und dabei in der Clique Zusammenhalt finden, sich verlieben, die Macht der eigenen Sexualität kennenlernen, sich auf allen Gebieten austesten, das ist das Leben! Christiane F., Kurt Cobain und Pulp Fiction sind Kult. Dicht beieinander liegen Ekstase und Rebellion, Aggression und Verunsicherung, Glück und Unglück. Dem immensen Lebenshunger auf der einen Seite steht das Betäuben aller Emotionen durch immer stärkeren Drogenkonsum gegenüber. Die Erwachsenen haben keine Ahnung, keinen Zugang und sind ohnehin viel zu sehr mit ihren eigenen kaputten Leben beschäftigt. Hervorragend besetzt und begleitet von einem umwerfenden Soundtrack von Punkrock und Grunge über Bowie bis Klassik fängt der Film in teilweise expliziten Bildern die Stationen von Cats Pubertät und Drogenkonsum bis zur finalen Eskalation ein.
Weit entfernt von paradiesischen Zuständen befinden sich die drei jungen Erwachsenen in Paradise Drifters, die der Zufall zusammen- und wieder auseinanderführt. Die nur in ihrer Unerbittlichkeit ähnlichen Vorgeschichten verbinden sie zur Zweckgemeinschaft, doch sie driften auch wieder auseinander, so wie generell durch das Leben, das es nicht gut mit ihnen meint. Die Schicksale der drei Protagonist*innen sind beileibe keine Einzelfälle: Wiederholt werden Bilder eingeflochten von (menschenleeren) Schlafstätten Obdachloser, die zum Stadtbild gehören und die man doch geflissentlich übersieht. Die Bedeutung der anonymen Schlaflager in den heruntergekommenen Absteigen ist nicht minder brutal. Die Etappen ihrer gemeinsamen Reise von den Niederlanden nach Barcelona halten kurze Glücksmomente und harsche Enttäuschungen bereit, Träume von einer besseren Zukunft schlagen hart auf dem Boden der Realität auf. Das Roadmovie zeigt auch die drastischen Konsequenzen getroffener Entscheidungen schonungslos. Doch auf den Schrei vor Schmerz folgt ein Schrei der Befreiung; ein Neuanfang in ein lebenswerteres Leben, so hofft man für die Protagonist*innen.
Ähnlich verloren und abseits der Gesellschaft leben auch die Kinder und jungen Erwachsenen in Pompei (R: Anna Falguères, John Shank, Belgien/Frankreich/Kanada 2019), hier nun aber ganz statisch verhaftet im Nirgendwo, das nicht etwa in Italien verortet ist, wie der Titel vermuten lässt, sondern das überall sein kann. Es ist eine seltsame Gemeinschaft mit familiären Hierarchiestrukturen, in der die Jüngeren die Coolness der Älteren imitieren. In der flirrenden, staubigen Hitze wird geraucht und gewartet, auf die Auftraggeber und Hehler der ausgegrabenen Relikte vergangener Zivilisationen. Viel mehr geschieht nicht, und doch ist die Atmosphäre aufgeladen. Hinter der Monotonie lauert bereits der große Knall, und mit dem Erscheinen der jungen Billie gerät die Ordnung endgültig außer Balance.
Sehr konkret in Berlin-Kreuzberg angesiedelt hingegen ist der Eröffnungsfilm Kokon (R: Leonie Krippendorf, Deutschland 2020). Kantig-rotzfrech, gleichzeitig sehr einfühlsam inszeniert, begleitet der Film seine introvertierte Protagonistin aus nächster Nähe bei ihrem Wandel vom Kind zur Frau, und ist dabei so wahrhaftig, dass man als Zuschauer*in meint, Noras Ver- und Entpuppung wirklich »live« mitzuerleben. Von der großen Schwester in die Clique mitgeschleppt, in der pubertäre Spielchen, Lästereien und ein rauer Umgangston an der Tagesordnung sind, beobachtet Nora neugierig das Rollenverhalten der wenig Älteren, versucht mitzuhalten, was nicht immer gelingt. Doch mit den körperlichen Veränderungen und der Erkundung der eigenen Sexualität emanzipiert Nora sich zunehmend von ihrer Schwester und findet ihren ganz eigenen Weg. Lena Urzendowsky als Nora und Jella Haas (die »Chantal« aus den Fack Ju Göhte-Filmen) als charismatische Romy besitzen große Strahlkraft.
Gängige Geschlechterrollen und -identitäten hinterfragen auch die beiden brasilianischen Filme Alice Júnior (R: Gil Baroni, 2019) und der im Skatermilieu spielende Meu Nome é Bagdá (My Name Is Baghdad, R: Caru Alves de Souza, 2020)
Alice Júnior folgt zwar den Elementen einer klassischen, leicht überdrehten Highschool-Komödie – Alice ist neu an der Schule, es gibt eine strenge Direktorin, die üblichen Außenseiter und die Clique der Angesagten –, erzählt aber doch die besondere Geschichte der transidenten Alice. Selbstbewusst und gut gelaunt inspiriert diese ihre Follower auf Youtube und sehnt ihren ersten »Trans-Kuss« herbei. Durch den (zeitlich begrenzten) Umzug und den Wechsel auf eine katholische Schule in der wenig aufgeschlossenen Provinz sieht Alice sich plötzlich mit Vorurteilen und Mobbing sowie ganz pragmatischen Problemen konfrontiert – etwa mit dem ihr verweigerten Zutritt zur Mädchentoilette. Rückhalt findet sie online bei ihren alten Freund*innen und vor allem bei ihrem (allzu eindimensional geratenen) liebe- und verständnisvollen Vater. Alices Selbstverständnis und ihre Auseinandersetzung mit den neuen Mitschüler*innen und Freund*innen sind originell und glaubwürdig inszeniert. Das liegt nicht zuletzt an der gelungenen Besetzung, insbesondere der sympathischen Bloggerin Anne Celestino Mota in der Titelrolle. Ihre Meinung über Alice Júnior: »Das ist nicht die Geschichte eines Opfers, sondern einer Heldin.« Recht hat sie!
Auch MEU NOME É BAGDÁ hat eine Heldin, die sich selbstbewusst allen (weiblichen) Rollenklischees verweigert. Äußerlich könnte man die coole siebzehnjährige Bagdá glatt für einen Jungen halten. Ihre Familie besteht ausschließlich aus weiblichen, sehr eigenwilligen und starken Mitgliedern. Ihre andere Familie ist die Skaterclique – und die ist rein männlich. Dort ist sie gleichberechtigtes Mitglied, der Umgang kumpelhaft. Gemeinsam erobern sie auf ihren Boards die Straßen von São Paulo oder üben und filmen komplizierte Moves auf den Suicide Ramps. Bei einer Polizeikontrolle erfährt Bagdá am eigenen Leib Diskriminierung. Doch auch in der liberalen Skaterszene finden Sexismus und Übergriffe statt. So richtig klar wird dies Bagdá erst, nachdem sie auf andere Skaterinnen trifft und sie sich erst darüber austauschen und dann dagegen aufbegehren. Zur authentischen Atmosphäre des Films trägt die größtenteils schauspielunerfahrene, aus dem Skatermilieu stammende Besetzung bei. Das funktioniert gut. Besonders überzeugend ist Grace Orsato als Bagdá – einfach „swag“!
Jenseits gängiger Definitionen ist die Liebe der Protagonistin in Jumbo (R: Zoé Wittock, Frankreich/Belgien/Luxemburg 2019) angesiedelt , einem der kontroversesten Filme des Programms: Jeanne fühlt sich erotisch angezogen von einem Jahrmarkt-Fahrgeschäft, von ihr liebevoll Jumbo getauft, und stößt damit selbst bei ihrer sexuell so freizügigen Mutter auf Ablehnung, was sie dennoch nicht davon abbringt – sie kann nicht anders. Nicht nur die Grenzen der Figur und ihrer Umwelt werden ausgelotet, der Film testet auch die Toleranz seines Publikums, wobei er in erster Linie nicht provozieren will, sondern ganz selbstverständlich von dieser ungewöhnlichen Liebesbeziehung erzählt. Man mag es als grotesk abtun oder schlicht keinen Zugang zur Gefühlswelt der Protagonistin finden: in jedem Falle ist Jumbo ein mutiges Filmdebut mit einer ausdrucksstarken Heldin (Noémie Merlant) und ebensolchen Bildsprache.
Yalda, la nuit du pardon (R: Massoud Bakhshi, Frankreich/ Deutschland/ Schweiz/ Luxemburg/ Libanon/ Iran 2019) ist ein brisantes Kammerspiel, das beim Sundance Film Festival soeben als Bester Internationaler Spielfilm ausgezeichnet wurde.
Im Studio einer großen Reality-TV-Show hofft die wegen Mordes zum Tode verurteilte Maryam auf die Gnade von Mona, der erwachsenen Tochter des Opfers. Vor laufender Kamera soll die Vergebung stattfinden und Maryams Todesurteil damit aufgehoben werden. Aber ist wirklich gesichert, dass Mona vergibt? Dass die Show ausgerechnet zu Yalda, dem persischen Fest der Wintersonnenwende stattfindet und dass die Höhe des »Blutgeldes«, das dem Opfer als Entschädigung zusteht, per Publikumsvoting entschieden wird, sind nur zwei der nicht kalkulierbaren Aspekte, die den Ausgang beeinflussen… Eine Fernsehshow, in der das Opfer und die Gunst des Publikums über Leben und Tod entscheiden? So abwegig das klingen mag: die gibt es im iranischen Fernsehen. Nach und nach entlarvt dieses hochspannende, ebenso politische wie emotionale Lehrstück seine Figuren und deren Motive, die mit Vergebung nur wenig zu tun haben.
Notre-Dame du Nil (Notre-Dame du Nil, R: Atiq Rahimi, Frankreich/ Belgien/ Ruanda 2019) ist von Vergebung weit entfernt. 1973 in einem katholischen Mädcheninternat, hoch in den Bergen von Ruanda: Hier werden privilegierte Töchter mit Gottesdienst, Schulunterricht und Arbeiten zur künftigen Elite ausgebildet. Zwischen den Tutsi und Hutu gibt es eigentlich keine erkennbaren Unterschiede, alle sind sie kichernde Teenager. Und doch wachsen sich anfängliche gegenseitige Sticheleien und Animositäten immer weiter aus, bis eine zunächst harmlose Lüge einer einzelnen Schülerin zur infamen Intrige wird und eine Welle der Brutalität lostritt. Was sich hier im Kleinen und dem abgeschiedenen Ort des Internats abspielt, nimmt den rund 20 Jahre späteren Genozid in Ruanda vorweg. Ein sehr sehenswerter, komplexer Film, für den die Kamera von Thierry Arbogast atemberaubend schöne Bilder findet.
Krieg als äußerst konkrete Realität erleben die Menschen in dem dokumentarischen Film The Earth Is Blue as an Orange (R: Iryna Tsilyk, Ukraine/Litauen 2020). Seit fünf Jahren gehören im ukrainischen Donbas Granatenexplosionen und Schüsse direkt vor der Haustür zum Alltag. Wie lebt man damit? Was macht das mit einem? Eine der betroffenen Familien, bestehend aus Mutter und vier Geschwistern, dreht genau darüber einen Film. Eine der Töchter erhält das heißbegehrte Stipendium fürs Kamerastudium, es wird leidenschaftlich um Einstellungsgrößen gerungen. Als Film im Film vermitteln sich unaufgeregt und umso eindringlicher ein Gefühl für die traumatische Dauerbelastung und großer Respekt für die Menschen, die sich um so etwas wie Normalität und Glücksmomente im Alltag bemühen.
Kaze No Denwa (Voices In The Wind, R: Nobuhiro Suwa, Japan 2020) erzählt von einem anderen Trauma: Die siebzehnjährige Haru hat bei dem Tsunami in Fukushima 2011 ihre Familie verloren. Lange, ruhige Kameraeinstellungen begleiten sie, wenn sie sich meist stumm und wie ferngesteuert durch das bewegt, was von ihrem Leben übrig geblieben ist, im Haus ihrer fürsorglichen Tante und schließlich auf dem langen Weg in ihre Heimatstadt. Unterwegs trifft sie auf Menschen, die ihr von den eigenen Schicksalsschlägen und Verlusten erzählen. 139 Minuten Länge und das sehr spröde Spiel der Hauptdarstellerin (Serina Motola, in Japan bekannt als Model) sind eine Geduldsprobe. Besteht man diese, belohnt das Roadmovie mit einer starken Bildästhetik und berührenden Begegnungen auf Harus Reise, an deren Ende ein weißes Telefonhäuschen steht, das es auch in Wirklichkeit gibt.
»berührt, schockiert, überrascht und wütend gemacht«
… haben die 28 gesichteten Lang- und Kurzfilme der Sektion die sieben Mitglieder der Jugendjury. Dies sind die von ihnen ausgezeichneten Filme:
Der Gläserne Bär für den Besten Film geht an NOTRE-DAME DU NIL – eine gute Entscheidung für diesen visuell und dramaturgisch ausgereiften, besonderen Film, der »… auf vielen Ebenen packend die Geschichte von Menschen erzählt, die geographisch und kulturell so weit weg sind und uns dennoch nicht fremd waren. Die Farben, Musik und Poesie bannten uns […]. Durch die großartige schauspielerische Leistung und Erzählweise wurden uns die Menschen in ihrer Würde und Wichtigkeit dargestellt […]. Der Film hat Diskussionen aufgeworfen und soll es auch weiterhin tun. […]«.
Die Lobende Erwähnung gibt es, ein wenig überraschend, für WHITE RIOT (R: Rubika Shah, Vereinigtes Königreich 2019), einen Dokumentarfilm über die »Rock Against Racism«-Bewegung, die Ende der 1970er Jahre in England als Reaktion auf die neofaschistische National Front entstand. Bislang unveröffentliche Archivaufnahmen, Interviews mit den »RAR«-Machern und Musik von The Clash, Joy Division und anderen Größen aus Punkrock, Reggae und Ska sind die Zutaten dieses gut 80-minütigen Films. Was ihn davon unterscheidet, bloß ein weiteres, computer-graphisch aufgepimptes Zeitdokument zu sein, ist seine politische Aktualität – und sein positives Beispiel dafür, dass es nötig und möglich ist, die Dinge aktiv zu ändern. In der Jury-Begründung heißt es dazu: »[…] Die Musik hält den Film zusammen, wie sie auch die Menschen damals zusammengebracht hat. […] Wir wurden motiviert gemeinsam für unsere Werte einzustehen, und all die Ungerechtigkeit, die wir spüren, in die Welt hinaus zu schreien. Gegen Rassismus, gegen Diskriminierung. The fight is far from over!«
Der Gläserne Bär für den Besten Kurzfilm wird der kanadisch-marokkanischen Koproduktion CLEBS (MUTTS, R: Halima Ouardiri, Kanada/Marokko 2019) verliehen. Dieser erstaunliche 18-Minüter, der die mehreren Hundert Hunde in einer Auffangstation durch ihren Alltag begleitet, kommt ohne Dialog aus; erst gegen Ende gibt es (Radio-)Text. Ansonsten sprechen die außergewöhnlichen Bilder für sich: »[…] Die Kamera hat uns mitgenommen und mitten ins Geschehen gestellt […]. Die Bewegungen, die Massen, die Organisation der Massen haben uns mitgerissen. […] Der Film verbindet Ästhetik und Banalität. Er verbindet Alltag und Politik. […]«
Auch der Spezialpreis der Internationalen Jury von Generation 14plus für den Besten Kurzfilm (im Wert von 2.500 Euro, gestiftet von der Bundeszentrale für Politische Bildung) geht an CLEBS aufgrund seiner »kraftvollen Auseinandersetzung mit Menschlichkeit, Gesellschaft, Tieren und der Untrennbarkeit zwischen ihnen. Eine beeindruckende Arbeit, die sowohl vom Gewissen, als auch vom Herzen geprägt ist, und uns dem Verständnis unserer immensen globalen Krise näherbringt.«
Die Jugendjury vergibt außerdem eine Lobende Erwähnung an den Kurzfilm Goodbye Golovin (R: Mathieu Grimard, Kanada 2019). In der Begründung heißt es: »[…] Er hat es geschafft, in einem kurzen Zeitraum eine tiefe, komplexe Geschichte zu erzählen […] Auf poetische Weise beschäftigt er sich mit den Themen Wegrennen, Befreiung und mit der Frage:« Wer bin ich und warum?. […]
Die diesjährige Internationale Jury von Generation 14plus setzte sich zusammen aus den Filmemacher*innen Abbas Amini (Iran) , Jenna Bass (Südafrika) und Rima Das (Indien).
Ihre einstimmige Entscheidung über den Großen Preis der Internationalen Jury von Generation 14plus für den Besten Film (im Wert von 7.500 Euro, gestiftet von der Bundeszentrale für Politische Bildung) fällt auf Meu nome é Bagdá (My name is Baghdad): »Ein umwerfendes Stück Freiheit, voller wunderbarer Freundschaften, Musik, Bewegung und gelebter Solidarität. Es war unmöglich, nicht von der Protagonistin und ihrem Umfeld eingenommen zu werden und ebenso unmöglich, den glorreichen und kraftvollen Höhepunkt dieses Films zu vergessen. Das ist der Beweis, dass das Leben uns vielleicht keine Wunder beschert, wir jedoch alle Hindernisse überkommen können, wenn wir unserer Leidenschaft folgen«.
Eine Lobende Erwähnung gibt es für Kaze No Denwa (Voices In The Wind): »Wir waren von diesem sanften und zugleich epischen Roadmovie mit seinem eindringlichen Finale, das zugleich niederschmetternd, wie auch erhebend ist, tief bewegt. In unseren so schweren Zeiten, ist es wichtiger denn je, sowohl Raum für die Leere des Verlusts, als auch für die Wärme des menschlichen Miteinanders zu lassen – etwas, dass diesem Film gleichermaßen mit Anmut und Kraft gelingt.«
Der iranische Kurzfilm White Winged Horse (R: Mahyar Mandegar, Iran 2020) erhält ebenfalls eine Lobende Erwähnung: »Dieser Film nutzt die Vorstellungskraft seines Publikums, um eine außergewöhnliche Welt herzustellen. […] Wenn sich Fantasie schlussendlich mit der Realität verbindet, fühlt es sich an, als könnten wir mit dem weißen geflügelten Pferd davonfliegen.«
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Dieses Jahr gibt es bei 14plus erstmalig noch eine unabhängige Jury von der AG Kino Gilde. Auf der Berlinale-Seite stand dazu nichts über deren Preisträger, aber bei AG Kino Gilde kann man dazu folgendes lesen:
»Als bester Film in der Sektion Generation 14plus erhielt den Gilde Filmpreis JUMBO von Zoé Wittock.
Aus der Begründung der Jury: Der
Film schafft es, eine authentische, bildgewaltige und dennoch sehr intime Liebesgeschichte zwischen Mensch und Maschine auf die Leinwand zu bringen. Er fordert das Publikum heraus, eine breitere Perspektive einzunehmen und das Verständnis von Liebe neu zu überdenken. Gleichzeitig ermutigt er die Zuschauer*innen, eigene Gefühle zuzulassen, sich, wenn nötig, über gesellschaftliche Normen hinwegzusetzen und die eigene Identität zu leben. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle verpackt
in poetischen, dynamischen und leuchtenden Bildern, das ist Jugendkino, das uns flasht und begeistert.
Der Preis für den besten Film der Sektion Generation 14plus ist verbunden mit einer Finanzierung für die Erstellung deutscher Untertitel oder einer Audiodeskription und wird gemeinsam von der verleihenden AG Kino Gilde 14plus-Jury und VISION KINO – Netzwerk für Film- und Medienkompetenz, dem Finanzier des Preises, übergeben.«
(Aktualisiert nach der Preisverleihung am 29.2.2020)