Cinema Moralia – Folge 241
»Die Künstler sind diejenigen, die Filme und Serien erschaffen!« |
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»Lang lebe das Kino! Es ist unser Vermächtnis...« (Szene aus Denis Villeneuves Dune) | ||
(Foto: Warner Bros. Entertainment Inc.) |
»Der Menschenverstand hat sich besonders in den letzten 10 bis 15 Jahren, als Opponent der Philosophie und Poesie, so häufig mit seinem Gesundheitsgefühle gebrüstet, dass man schon deshalb in Versuchung geraten sollte, ihm einige Schwäche zuzutrauen. Bescheidene Schriftsteller haben von jeher in den meisten Fällen den Ausdruck: 'gemeiner Menschenverstand« vorgezogen.
Heinrich von Kleist, Blogger»Ich bin ja einer, der seine Karriere darauf begründet hat, dass er erst geredet und dann gedacht hat. Heute denke ich, und dann sage ich am besten nichts mehr.«
Thomas Gottschalk, Entertainer
In eigener Sache: Provokation ist wichtig. Kunst ohne Provokation, ohne die Fähigkeit, zu provozieren, ist uninteressant.
Neulich war ich beim Podcast »Projektionen« zu Gast, den der Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger und der Philosoph (und Ex-Filmkritiker) Sebastian Seidler zusammen machen.
Es ging darin u.a. um Bergman und Lars von Trier, Bunuel und Pasolini, DAU und die Frage, was heute im Film eigentlich (noch) ein Skandal ist.
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Provokateure sind nicht gerade in. Sie gelten als Störenfriede, Unruhestifter, man vergleicht sie mit Rechtsradikalen oder bösen Clowns wie Donald Trump. In Sachen von Corona ist bei uns endgültig das Neobiedermeier ausgebrochen. Soziologen und Sozialpsychologen – z.B. heute im Deutschlandfunk der Sozialpsychologe Stephan Braunfels – beschreiben den Zustand der deutschen Gesellschaft als einen vorgezogenen Vorruhestand, der die gesamte Gesellschaft
miteinschließt und in dem es sich ein großer Teil der Gesellschaft gemütlich eingerichtet hat.
Da möchte man dann nicht gestört werden.
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Totale Ungewissheit bei der Berlinale: Seit einem guten Monat wissen wir, was wir schon lange wussten, was aber erst seitdem auch offiziell ist: Die Berlinale findet nicht wie üblich im Februar statt. Stattdessen gibt es eine sogenannte »Hybrid Berlinale«, das heißt: Das Filmfestival findet in seiner eigenen Lesart »zweigeteilt« statt, einmal online/virtuell an ein paar Tagen Anfang März. Und ein zweites Mal Anfang Juni als »Publikums-Festival« in den dann hoffentlich schon lange
wieder geöffneten Kinos. Nur ist vollkommen unklar, was das eigentlich heißt und was das bedeutet – für die Zuschauer, insbesondere das Fachpublikum, zu dem auch Filmkritiker gehören, aber auch – und das ist fast noch wichtiger – für die Filme. Denn die sogenannte virtuelle Berlinale wird eine sein, bei der die Filmemacher kein bisschen spüren und erfahren und erleben können, wie ihre Filme überhaupt vor Publikum funktionieren.
Hier kann kein Funke
überspringen, weil es keinen Funken gibt.
Den Filmemachern fehlt auch komplett das Erlebnis, selber auf einem Filmfestival – immerhin eine Art Festival! – präsent zu sein. Die deutschen Filmemacher, die zu 85% in Berlin leben, die können zwar vielleicht noch vor dem leeren Filmpalast am Potsdamer Platz stehen, die März-Kälte spüren, und dann bibbernd eine Art Berlinale-Feeling aufbauen. Aber keiner von ihnen wird auf dem roten Teppich laufen. Keiner von ihnen wird im Saal sein, und von einem Moderator oder einem
Festival-Direktoren-Paar präsentiert werden. Keiner von ihnen wird bei der Weltpremiere nervös mitzittern. Man möchte sich das alles gar nicht vorstellen! Und werden sie darum bangen, ob sie Preise gewinnen? Irgendwie schon. Aber irgendwie ist auch dies alles unklar und in die Watte des Diffusen gepackt. Denn auch wenn die Filmemacher ihre Filme längst der Berlinale zugesagt haben – bis Montag wussten sie nicht, wer überhaupt in der Jury sitzt.
Hinter den Kulissen gibt es
zurzeit ein Hauen und Stechen. Es wird gekämpft. Vor allem kämpfen Weltvertriebe und Produktionsfirmen darum, der Presse die Filme zu zeigen, und ihnen am allerbesten sogar ein Screening innerhalb von Kinos zu ermöglichen. Sofern dies infektions- und seuchen-polizeilich gestattet ist.
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Damit es niemand missversteht, was ich vor drei Wochen schrieb: Auch Joe Biden setzt wie alle seine Vorgänger auf Ästhetisierung der Politik. Um die geht es sowieso immer, erst recht aber in den USA. In einem provinziellen Land, wie Deutschland, dass sich auf die eigene Stillosigkeit noch etwas zugute hält, und diese mit Floskeln wie »Echtheit«, »Ehrlichkeit«, »Authentizität« verbrämt.
Wir sollten wieder eine über »Anstand« hinausgehende Sehnsucht nach Ästhetik und Anmut, geschliffener Rhetorik und institutionellen Formen entwickeln, und dem Kult des »echten Gefühls« abschwören.
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In einem leidenschaftlichen Brief hat der kanadische Regisseur Denis Villeneuve darauf reagiert, dass sein Film Dune zeitgleich zum Kinostart im Netz veröffentlicht werden soll, und sich für den Erhalt des klassischen Kinos eingesetzt.
Hier sein offener Brief in Übersetzung:
»Ich habe in den Nachrichten erfahren, dass Warner Bros. beschlossen hat, Dune zeitgleich mit unserem Kinostart auf HBO Max zu veröffentlichen und Bilder aus unserem Film zu verwenden, um ihren Streaming-Dienst zu bewerben. Mit dieser Entscheidung hat sich AT&T eines der angesehensten und wichtigsten Studios der Filmgeschichte unter den Nagel gerissen. Es gibt dort absolut weder
eine Liebe für das Kino, noch für das Publikum. Es geht nur um das Überleben eines Telekom-Mammuts, den derzeit eine astronomische Verschuldung von mehr als 150 Milliarden Dollar drückt. Auch wenn es in Dune also um das Kino und das Publikum geht, geht es AT&T um das eigene Überleben an der Wall Street. Da der Start von HBO Max bisher ein Fehlschlag war, entschied sich AT&T dazu, die
gesamte 2021er-Staffel von Warner Bros. in einem verzweifelten Versuch zu opfern, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen.
Die plötzliche Kehrtwende von Warner Bros. von einem Erbe für Filmemacher hin zu einer neuen Ära der völligen Missachtung des Kinos zieht für mich eine klare Linie. Filmemachen ist eine Kollaboration, die auf das gegenseitige Vertrauen der Teamarbeit angewiesen ist und Warner Bros. hat erklärt, dass sie nicht mehr im selben Team sind.«
Streaming-Dienste sind eine positive und starke Ergänzung des Film- und TV-Ökosystems. Aber ich möchte, dass die Zuschauer verstehen, dass Streaming allein die Filmindustrie, wie wir sie vor COVID kannten, nicht aufrechterhalten kann. Streaming kann großartige Inhalte produzieren, aber keine Filme von »Dune«-Ausmaß und -Größe. Die Entscheidung von Warner Bros. bedeutet, dass Dune keine Chance haben wird, sich finanziell zu behaupten, um überlebensfähig zu sein, und dass die Piraterie letztendlich triumphieren wird. Warner Bros. könnte das Dune-Franchise gerade getötet haben. Das hier ist für die Fans. John Stankey von AT&T sagte, »dass das Streaming-Pferd die Scheune verlassen hat«. In Wahrheit hat das Pferd den Stall verlassen, um zum Schlachthof zu gehen.
Die öffentliche Sicherheit kommt zuerst. Das wird niemand bestreiten. Deshalb habe ich die Entscheidung, den Start von Dune um fast ein Jahr zu verschieben, verstanden und unterstützt, als sich abzeichnete, dass der Winter eine zweite Welle der Pandemie bringen würde. Der Plan war, dass Dune im Oktober 2021 in die Kinos kommen sollte, wenn die Impfungen fortgeschritten sind und das Virus hoffentlich hinter uns liegt. Die Wissenschaft sagt uns, dass im nächsten Herbst alles wieder normal sein sollte.
Dune ist bei weitem der beste Film, den ich je gemacht habe. Mein Team und ich haben mehr als drei Jahre unseres Lebens darauf verwandt, ihn zu einem einzigartigen Erlebnis für die große Leinwand zu machen. Bild und Ton unseres Films wurden akribisch für das Kino konzipiert.
Ich spreche in meinem eigenen Namen, aber ich stehe in Solidarität mit den sechzehn anderen Filmemachern, die nun das gleiche Schicksal erleiden. Bitte wisst, dass ich bei euch bin und dass wir gemeinsam stark sind. Die Künstler sind diejenigen, die Filme und Serien erschaffen.
Ich glaube fest daran, dass die Zukunft des Kinos auf der großen Leinwand liegen wird, egal was irgendwelche Wall-Street-Dilettanten sagen. Seit Anbeginn der Zeit haben die Menschen ein tiefes Bedürfnis nach gemeinschaftlichen Geschichtenerlebnissen. Kino auf der großen Leinwand ist mehr als ein Geschäft, es ist eine Kunstform, die Menschen zusammenbringt, die Menschlichkeit feiert und unsere Empathie füreinander stärkt – es ist eine der allerletzten künstlerischen, persönlichen kollektiven Erfahrungen, die wir als menschliche Wesen teilen.
Wenn die Pandemie vorbei ist, werden die Kinos wieder mit Filmliebhabern gefüllt sein. Das ist meine feste Überzeugung. Nicht weil die Filmindustrie es braucht, sondern weil wir Menschen das Kino als kollektive Erfahrung brauchen.
So wie ich als Filmemacher sowohl eine treuhänderische als auch eine kreative Verantwortung zu erfüllen habe, rufe ich AT&T dazu auf, mit der gleichen Verantwortung, dem gleichen Respekt und der gleichen Achtung schnell zu handeln, um dieses lebenswichtige kulturelle Medium zu schützen. Der wirtschaftliche Einfluss auf die Stakeholder ist nur ein Aspekt der sozialen Verantwortung von Unternehmen. Wege zu finden, die Kultur zu verbessern, ist ein anderer. Das Erlebnis eines Kinobesuchs ist wie kein anderes. In den abgedunkelten Kinosälen fangen Filme unsere Geschichte ein, bilden uns, beflügeln unsere Vorstellungskraft und erheben und inspirieren unseren kollektiven Geist. Es ist unser Vermächtnis.
Lang lebe das Kino!
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Die Diskurs-Wächter in Deutschland haben noch viel zu tun. Zwei Monate lang haben sie geschlafen, und erst dann, nach der Wiederholung ausgerechnet im dritten Programm des WDR doch noch entdeckt, dass Thomas Gottschalk und seine Freunde es tatsächlich gewagt haben, darüber zu diskutieren, ob man noch »Zigeunersoße« sagen darf. In den Kreisen der Diskurs-Wächter sagt man das jedenfalls nicht, sondern spricht vom »Z-Wort« analog zum »M-Wort« und zum »N-Wort« – und wenn sie jetzt wirklich nicht wissen, was das ist, liebe Leser, dann müssen Sie es googlen.
Wenn jetzt nicht nur mehr »problematische« Worte problematisiert werden, sondern man anfängt, das Problematisieren solcher problematischen Worte wiederum zu problematisieren, oder es gleich zu verbieten, dann wird es langsam nicht mehr lustig. Die WDR-Diskussion »Die letzte Instanz« hat – in einem Stil, über den man gewiss streiten kann – die Frage diskutiert, was für und was gegen den Gebrauch dieses Wortes spricht. Und sie ist zu einem Ergebnis gekommen, das
manchen nicht passt. Nämlich, dass es nicht so schlimm ist »Zigeunersauce« zu sagen und dass unsere Gesellschaft weißgott gerade wichtigere Probleme hat. Man kann auch dieses Ergebnis blöd finden; aber wäre die Diskussion zu einem gegenteiligen Ergebnis gekommen, hätte das auch wieder anderen Leuten nicht gepasst, und auch sie hätten das dann akzeptieren müssen. Die Diskus-Wächter aber, bei denen es sich im Übrigen eindeutig um eine Minderheit unserer Gesellschaft handelt, wenn auch
eine sehr laute und mächtige, in den Medien und in der Wissenschaft sehr gut vernetzte Minderheit, feuern ihre Breitseiten ab, und überziehen den WDR mit einem Shitstorm, worauf dieser dumm genug ist, wie im Fall der Oma, die im Hühnerstall Motorrad fährt, einzuknicken.
In diesem Fall standen die Diskurs-Wächter rechtsaußen, im neuem Fall stehen sie in der linken Mitte – gemeinsam ist beiden Wächtergruppen das identitäre Denken, das Denken in Gut-Böse und
Freud-Feind-Kategorien.
Leider macht sich das auch die Redaktion des Deutschlandradio-Kultur zu eigen. Breit wird da erklärt, warum das Z-Wort tabuisiert gehört. Keine Debatte wird geführt, sondern ein Urteil gesprochen.
Auch Minderheiten haben ihre Echoräume, und für die macht Deutschlandradio-Kultur offenbar derzeit sein Programm. Nur leider fehlt da neben dem Maß der genaue Blick auf die Sache. Zum Beispiel, dass das »Z-Wort« in jedem anderen Land der Welt ein G-Wort ist, dass selbstverständlich auch von den Bezeichneten als Selbstbezeichnung gebraucht wird: Gypsy, Gitane, Gitano, etc.
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»Wenn man jetzt aus heutiger Sicht Orwells ‘1984' und dessen Idee einer Sprachtyrannei liest, wird man feststellen, dass uns Befürchtungen, von einer bösartigen, auf allgemeine Herrschaft getrimmten ominösem Supermacht dominiert zu werden, nicht beunruhigen müssen. Uns züchtigt keine Sprachpolizei, wir kontrollieren uns längst selbst. Um die Sprache zu entschärfen, auszubleichen und zu sterilisieren benötigen wir keine Obrigkeit. Eifrigdumme Sprachreiniger und
Sprachreinigerinnen durchforsten, getrieben von einer imaginären Norm politischer Korrektheit, das Revier und merzen den Wildwuchs aus. Sie tun dies freilich mit ähnlicher Wut und teilweise ebenso verbissen wie ihre Gegner, die mit Wörtern ohne jede Bindung an Realitäten, frei von Verantwortung um sich schießen und die Menschen lustvoll ins Verderben reden. Die ›Ordnung des Diskurses‹ ist in Gefahr, verloren zu gehen. Es wäre das Gebot der Stunde, den nahezu verlorenen
dritten Raum zwischen den verhärteten Positionen kraftvoll zu verteidigen und die Extremisten beider Seiten in die Schranken zu weisen.«
Jürgen Wertheimer, ehemals Professor an der LMU-München, im DLF.
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Die Ankündigung von Netflix Ende des Jahres, ein traditionelles lineares Streaming-Angebot für Abonnenten in Frankreich zu testen, hat viele überrascht, aber es gibt einige gute Gründe für diesen Schritt, kommentieren Analysten. »Obwohl Netflix seit Jahrzehnten den Tod des linearen Angebots vorausgesagt hat, habe ich erwartet, dass sie diesen Ansatz irgendwann einführen werden«, sagt Colin Dixon, Chefanalyst und Gründer von Screen Media: »Es geht effektiv mit der Tyrannei der
Wahl um und wird den Leuten helfen, Inhalte zu entdecken, die sie vielleicht nie gefunden hätten. Es ist eine gute Option für die Zuschauer und nimmt dem On-Demand-Viewing nichts weg.«
Der lineare Kanal mit dem Namen Direct wird eine Mischung aus französischen, internationalen und US-amerikanischen Spielfilmen und TV-Serien anbieten, die auch auf dem Streaming-Dienst verfügbar sind.
Dixon sagte der US-Branchenzeitschrift Variety, dass Netflix' Messung der Auswirkungen von Direct wahrscheinlich die Gesamtzeit des Zuschauens (erhöht sich diese für die Nutzer?), die Verweildauer (wie lange verbringen die Nutzer von Direct damit?), die Abwanderung (bleiben die Nutzer länger bei Netflix?) und die Nutzungsrate (sehen sie bei den Inhalten, die auf Direct gezeigt werden, einen Anstieg der Zuschauerzahlen dieser Sendungen außerhalb von Direct) untersuchen wird.
Guy Bisson, Research Director bei Ampere Analysis, ist der Meinung, dass Direct ein logisches Experiment ist, das Netflix nichts kostet, da es einfach genug ist, nicht-lineare Programme auf lineare Weise auszuspielen, ohne dass eine zusätzliche Eingangsstruktur erforderlich ist.
»Wir vergessen oft, dass das lineare Fernsehen immer noch den größten Teil des täglichen Fernsehkonsums auf der ganzen Welt ausmacht«, sagt Bisson. »Einen Teil dieses Publikums praktisch kostenlos einzufangen, ist eindeutig von Interesse, weil es andere Vorteile für das lineare Fernsehen gibt, die Netflix durch das Einfangen dieses Publikums erreichen kann.«
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Die traditionellen britischen öffentlich-rechtlichen Sender sieht die britische Regulierungsbehörde Ofcom »an einem kritischem Punkt«, da die Zuschauer zu den Streamern strömen. Die britische Medienaufsichtsbehörde hat eine deutliche Warnung an die öffentlich-rechtlichen Sender (PSBs) BBC, ITV, STV, Channel 4, S4C und Channel 5 herausgegeben: Wenn sie ihre bestehenden Praktiken nicht radikal überarbeiten, laufen sie Gefahr, weiter an Streaming- und Online-Dienste zu verlieren.
Ofcoms Studie »Small Screen: Big Debate« ist äußerst lesenswert. Diese Untersuchung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Großbritannien, ergibt, dass im Jahr 2019 nur 38% der Zuschauer unter den 16- bis 34-Jährigen (und 67% unter allen Erwachsenen) auf traditionelle Rundfunkinhalte entfielen. Einer von vier Zuschauern von Streaming-Diensten sagt, dass sie sich vorstellen
können, in fünf Jahren überhaupt kein lineares Fernsehen mehr zu sehen, so die Studie.
Um dieses Problem anzugehen, hat Ofcom eine Reihe von Vorschlägen gemacht. Die aktuellen Regeln und Gesetze rund um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk stammen aus der Zeit, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte. Ofcom bittet um Stellungnahmen zu Änderungen der Regeln, die sicherstellen sollen, dass PSB-Inhalte auf verschiedenen Online-Plattformen übertragen werden.
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»Da Netflix in Großbritannien und in anderen internationalen Märkten weiter wächst, wollen wir, dass unsere Unternehmensstruktur diesen Fußabdruck widerspiegelt«, hatte ein Unternehmenssprecher des Streaming-Giganten im Jahr 2020 gesagt. »Daher werden ab dem nächsten Jahr die in Großbritannien generierten Umsätze in Großbritannien verbucht und wir werden entsprechend Körperschaftssteuer zahlen.«
Jetzt – offenbar begünstigt durch den Brexit – investiert Netflix massiv in die Produktion in Großbritannien, das Budget ist auf eine Milliarde Dollar angewachsen. Zu den bereits sehr erfolgreichen, in Großbritannien produzierten Serien des Streaminganbieters gehören die globalen Erfolge »The Crown« und »Sex Education«.
Netflix zahlte im Jahr 2019 3,2 Millionen Euro an britischer Körperschaftssteuer. Netflix hat drei Unternehmen, die in Großbritannien gelistet sind, sie meldeten einen Umsatz von 120 Mio. Pfund und erklärten einen Vorsteuergewinn von 13 Mio. Pfund im Jahr 2019. Dies berichtet der Guardian.
Netflix zahlt nur Steuern auf den Gewinn, nicht auf die Einnahmen. In den letzten fünf Jahren hat Netflix rund 50% der Einnahmen in die Produktion in Großbritannien reinvestiert. Das Team von Netflix in Großbritannien ist weiter gewachsen, von 29 festen Mitarbeitern im Jahr 2018 auf mehr als 260 im Jahr 2020. Das Unternehmen hat in einen langfristigen Mietvertrag für Büroflächen im Zentrum von London investiert.
Das Marktforschungsunternehmen Ampere Analysis schätzt, dass Netflix im Jahr 2019 1,28 Milliarden US-Dollar an Abonnementgebühren verdient hat.
Die Steuerzahlen kommen zu einer Zeit, in der die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) dabei ist, Vorschläge zur Reduzierung der Steuervermeidung durch multinationale Unternehmen zu prüfen. Die Vorschläge werden im Rahmen von zwei Säulenplänen debattiert. Säule 1 befasst sich mit der Änderung von Steuervorschriften, so dass Unternehmen in Ländern Steuern auf der Grundlage der Anzahl ihrer Kunden zahlen würden, und Säule 2 schlägt eine globale Mindeststeuer vor. Es wird erwartet, dass die Vorschläge bis Mitte 2021 in die nationalen Entscheidungsfindungsphasen der Regierungen gelangen. Die Unternehmen, die am ehesten von den Änderungen betroffen sein werden, sind digitale Unternehmen mit globaler Präsenz, darunter Streaming-Anbieter wie Netflix.
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Lustig, über was man sich alles streiten kann: Im Jahr 0 wurde Christus geboren, nicht im Jahr 1 und deswegen beginnt mit seiner Geburt, wenn man an sie glaubt, und mit dem Jahr 0 streng genommen das erste Jahrtausend. Und das zweite beginnt im Jahr 1000 und nicht im Jahr 1001. Und deswegen beginnen die 20er Jahre vor etwas mehr als einem Jahr. Aber auch hier wie gesagt, kann man streiten und der Streit kann sogar produktiv sein zwischen Lumières und Méliès zum Beispiel, zwischen Godard und Truffaut und so weiter...
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Polizeiliche Tages-Mittheilungen. Ein brotloser Handlungsdiener ist gestern Abend um 11einviertel Uhr vor einem Hause in der Leipziger Straße in seinem Blute gefunden und bald darauf verschieden. In seiner rechten Lende hat er im dicken Fleische eine dreieckige Wunde, die seiner Aussage nach durch ein Unfall verursacht worden sein soll, welches indessen höchst unwahrscheinlich ist. Ein Amt-Chirurgus hat ihn kurz vor seinem Tode verbunden, und es werden jetzt über den Verlauf der Sache Nachforschungen angestellt.
Berliner Abendblätter, den 4ten Dezember 1810
(to be continued)