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Die historische Galerie im Maximilianeum



Jeder spricht über das Maximilianeum - wir auch!

Dabei geht uns nicht um die bayerische Landespolitik, die Abschaffung des Senats oder um die Auffindung des Grundsteins.
Sondern uns geht es um eine bisher weitgehend unbekannte Galerie von Historienbildern, die das Maximilianeum außerdem beherbergt.
König Maximilian II. hatte um die Mitte des letzten Jahrhunderts die Idee, wichtigste Ereignisse der Weltgeschichte in Bildern umsetzen zu lassen. Ursprünglich hatte er vor, 80 Gemälde, die von erstrangigen europäischen Künstlern ausgeführt werden sollten, ausführen zu lassen. Doch mußte aufgrund der mangelnden Geldmittel das Konzept auf 30 Bilder und die Ausführung auf Schüler der Münchner Akademie reduziert werden. Dabei reichen die Stilrichtungen von der Tradition der cornelianischen Schule bis zum modernen Realismus innerhalb der Historienmalerei. Jedoch auch diese Bilder blieben von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs nicht verschont. 17 der 30 Gemälde blieben erhalten und verteilen sich auf die Räume des Landtags und der Studienstiftung. Früher hingen die Bilder chronologisch geordnet in zwei repräsentativen Festsälen. Heute fristen sie ohne Zusammenhang ein tristes Dasein an unbeleuchteten Wänden, die ihrem Format Platz bieten, aber nicht zur Betrachtung einladen.

Im Angesicht von George Washington (E. Hess) friert Heinrich IV. (E. Schwoiser) barfüßig in Canossa. Auf dem Weg in den Computerraum motiviert Elisabeth I. (F. Piloty) ihr Heer für die bevorstehende Schlacht gegen die spanische Armada, fixiert von Peter dem Großen (A. Kotzebue), der gerade den Grundstein zu St. Petersburg legt. Dicht gedrängt an die Wand versuchen wir die breitformatige Völkerschlacht von Leipzig (P. Hess) in vollem Umfang zu erfassen. Vor der Silhouette der Stadt Leipzig tummeln sich die verschiedensten Uniformen der an dem Kampf beteiligten Armeen, während Fürst Schwarzenberg den alliierten Monarchen die Friedensnachricht überbringt.
In schwindelerregender Höhe über der Tür zum Speisesaal versucht sich Luther auf dem Reichstag zu Worms (J. Schnorr v. Carolsfeld)zu rechtfertigen.
Anderen Bildern ist dagegen vergönnt, in einzelnen Räumen zu hängen. Während die Stipendiaten frühstücken, gründet Herzog Maximilian die katholische Liga (K.-T. Piloty), Harun-al-Raschid empfängt die Gesandtschaft Karls des Großen (J. Köckert) und im Fernsehzimmer begrüßt Ludwig XIV. eine genuesische Gesandtschaft (F. Pauwels). Die Schlacht bei Zorndorf (A. Adam) und die Ungarnschlacht (M. Echter) bilden die traditionelle Dekoration der Semesterabschlußfeier der Stipendiaten. Doch auch ein renommierter Künstler der Münchner Schule wie Karl-Theodor Piloty mit der Eroberung Jerusalems durch Gottfried von Bouillon hat sich mit einem Platz auf dem Gang zu begnügen.

Die Bilder der Studienstiftung sind nur nach Voranmeldung zu besichtigen, die Bilder des Landtags hingegen sind einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.
An prominentester Stelle im Plenarsaal des Bayerischen Landtags hängt die wohl bekannteste Darstellung der Galerie: Die Salamisschlacht von Wilhelm von Kaulbach. In tobenden Wassermassen versenken die griechischen Kämpfer die persische Flotte, während der entblößte Harem des persischen Königs versucht, sich vor dem Ertrinken zu retten.
Der ehemaligen Hängung in repräsentativen Räumen entsprechen die beiden Krönungsszenen von Karl dem Großen (F. Kaulbach) und Ludwig dem Bayern (A. Kreling) im Steinernen Saal. Als letztes Bild der Galerie ist der Kniefall Kaiser Friedrich Barbarossas in Chiavenna (P. Foltz) zu nennen, der noch am stärksten unter nazarenischem Einfluß steht.



Allen Bildern ist gemeinsam, daß einzelne Protagonisten im Vordergrund der historischen Ereignisse stehen. Diese personenorientierte Geschichtsdarstellung entspricht dem pädagogischen Prinzip Maximilians II., das den Hintergrund zu dem Konzept der Galerie bildet. Die Stipendiaten und zukünftigen Staatsmänner sollten durch die Gemälde geschichtlichen Anschauungsunterricht erhalten und die "Männer die Geschichte machten" zu Vorbildern wählen.
Auch unter Berücksichtigung der durch den Krieg entstandenen Verluste ist die Galerie in ihrem heutigen Zustand eher eine Aneinanderreihung von Einzelszenen, die dem ursprünglichen Konzept eines zusammenhängenden, die Weltgeschichte illustrierenden Zyklus nicht mehr entspricht. Zusätzlich erschwert wurde der Zusammenhang unter den Bildern durch die verschiedenen Zielsetzungen der für die Galerie Verantwortlichen, durch die unterschiedlichen Stilrichtungen der beauftragten Künstler und durch die Vernachlässigung einer einheitlichen Komposition und Größe der Bilder. Fraglich bleibt auch, ob die heutigen Stipendiaten des Maximilianeums sich in ihrer Freizeit an den Bildern erfreuen oder gar weiterbilden.

Anja Casser
Dietlind von Pfeffer
Eva Schlipp



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