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spezial verirrung im ausdruck ? - ein expressionismus-symposion interview aktuell
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verirrung im ausdruck? ein symposion zur ideengeschichte des expressionismus Der Platz des Expressionismus in der Kunstgeschichte der Moderne ist unbestritten. Höchst umstritten aber ist die Frage, wie der Expressionismus aus ideengeschichtlicher Perspektive zu beurteilen ist. Zu dicht, zu verworren ist das Geflecht aus Progressivem und Rückwärtsgewandtem, als daß hier eindeutige, schnelle Antworten möglich wären. Wäre dies allein das Fazit jenes zweitägigen Symposions
gewesen, das am vergangenen Wochenende am Münchner "Haus
der Kunst" aus Anlaß der gegenwärtigen Ausstellung
der Sammlung Buchheim mit führenden Kunsthistorikern veranstaltet
wurde, hätte man nichts erfahren, was man nicht schon wissen
konnte. Daß Kunstgeschichte ein weites Feld ist, und daß
der Expressionismus, wie Carla Schulz-Hoffmann (München)
zu Beginn noch einmal zusammenfaßte, "in keiner Richtung
präzise festgelegt" ist, kann auch der Laie in jedem Handbuch
nachlesen. Leitmotiv blieb dabei der Tagungstitel
"Expressionismus – eine deutsche Kunst ?", die Frage also, inwieweit
es sich beim Expressionismus um eine nationale Sonderform der
Avantgarde, oder andererseits um ein gesamteuropäisches
Phänomen gehandelt habe. Aus der Luft gegriffen ist dieses
Thema keineswegs, waren es doch die Künstler der "Brücke"
und des "Blauen Reiter" selbst, die schon in den Jahren vor dem
Ersten Weltkrieg ihre Malerei explizit als "deutsche Kunst" beschrieben,
und in ihren Selbstcharakterisierungen der eigenen wilden, bunten
Malerei einen "deutschen Ausdruckswillen" zugrundegelegten, der
eine bewußte Gegenposition zum von Impressionismus und
Symbolismus bestimmten Kunstgeschmack in Frankreich und England
zu bilden suchte. Überraschend negativ fielen auch die Urteile der anderen kunsthistorischen Koriphäen aus, die den Expressionismus aus ihrer je eigenen Perspektive daraufhin abzuklopften, inwieweit er in den Kontext anderer Avantgarden nach der Jahrhundertwende integrierbar ist. So unbestreitbar die Qualität vieler Bilder ist, ließ man doch kaum ein gutes Haar an den Ideen und Vorstellungen, die die Künstler antrieben. Erklären läßt sich diese Distanz durch eine merkwürdige Widersprüchlichkeit die dem Expressionismus selbst innewohnt: So modern und in vielem bahnbrechend neu auch die Formsprache des Expressionismus war, so rückwärtsgewandt, reaktionär und jedenfalls irrational sind die meisten Ideen, die sich in der neuen Kunst "Ausdruck" verschaffen wollten. Die
Differenz zwischen deutschem Expressionismus einerseits und Futurismus,
Pariser Kubismus und russischem Konstruktivismus andererseits
markiert vor allem ein auffälliger Verzicht auf theoretische
Anstrengung bei den Expressionisten. Wo die einen die harte Arbeit
des Gedankens nicht scheuten, und bestrebt waren, ihren Platz
in der europäischen Kulturgeschichte ergänzend zu ihren
Bildern auch intellektuell zu definieren, beließ man es
hierzulande –Ausnahmen sind außer dem Russen Kandinsky
und dem Schweizer Klee allenfalls Ernst Ludwig Kirchner- gern
beim "Fühlen", das überdies noch zur besonderen Tiefe
der "nordischen Künstlerseele" verklärt wurde. Deutlich wurde
diese Distanz zum europäischen Kontext dann vollends in
den künstlerischen und kunstpolitischen Debatten nach dem
ersten Weltkrieg: In den 30ern begegnete man den verbliebenen Expressionisten auch unter liberal-bürgerlichen Intellektuellen mit Faschismusverdacht. Und schien die expressionistische Zerstörung jeder Verbindlichkeit, der Rückzug auf rein subjektiven Ausdruck, nicht später dann direkt in den Faschismus zu führen? Aber wie soll man dann die Tatsache beurteilen, daß viele –nicht alle- expressionistischen Künstler unter dem Nationalsozialismus Opfer von Verfolgung wurden, ihre Bilder als "entartet" verfehmt und teilweise zerstört wurden? Die Illusion, daß solche Fragen endgültig zu entscheiden wären, pflegte man in München nicht. Nützlich war, daß sie einmal mit argumentativer Schärfe gestellt wurden. Zur Rezeptionsgeschichte des Expressionismus gehört nach den Schattenseiten auch die Erfolgsstory seit 1945. Ingrid Severin (Köln) schilderte höchst interessant die Hintergründe der ersten großen Expressionismus-Ausstellung im Ausland, in New York 1957. Sie war von dem Bemühen geprägt, den Expressionismus trotz seiner offensichtlichen Besonderheiten in den westeuropäisch-amerikanischen Zusammenhang zu integrieren. Auch künstlerisch-geistig sollte die politische Westbindung vollzogen werden. Dies galt nicht nur im Ausland, sondern auch im Inneren der Bundesrepublik, wo die Avantgarden noch bis in die sechziger Jahre mit alten Vorurteilen, Einseitigkeiten des Kunstgeschmacks und schlichter Unkenntnis zu kämpfen hatten. Antimoderne Haltungen des deutschen Publikums waren längst nicht überwunden. Wenige Galeristen und Kunsthistoriker führten geradezu "kunstpolitische Kreuzzüge" durch, die "zwischen Heranführen und Umerziehen" oszillierten. Ein notwendiges Korrektiv zu kunsthistorischen Spezialinteressen
und der im Raum stehenden Grundsatzkritik am Expressionismus
stellten die Debattenbeiträge und der Abschlußvortrag
von Silvio Vietta (Hildesheim) dar, des einzigen Literaturwissenschaftlers
in der Runde. Auch er verschwieg nicht die Nähen zur präfaschistischen
Ideologie. Jedoch differenzierte Vietta stärker als andere
zwischen Traditionslinien, die sich im Rückblick der Historiker
erschließen, und der Selbstwahrnehmung der Künstler.
Die begriffen das eigene Werk primär als fundamentalen Bruch
mit der bürgerlichen Kunsttradition des preußischen
Kaiserreichs. Die "Weltverbrüderungsideologie"(Vietta) eines
"Liebe den Menschen!" waren die von Lebensreform und Jugendbewegung
gespeisten Grundsätze des expressionistischen Aufbruchs.
Die eigene politische Ohnmacht im autoritären Regime des
Wilheminismus wurde durch ästhetische Revolution kompensiert,
und das Bemühen um Anschluß an die Kunststile der
europäischen Demokratien dominierte jedenfalls vor dem Kriegsausbruch
1914 die Suche nach deutschen Sonderwegen. | |
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veränderungen in der hypo-kulturstiftung Die Bayerische Vereinsbank und die Hypo-Bank haben fusioniert, Peter Ade gibt die Ausstellungsleitung an den Prinz von Hohenzollern ab und die Ausstellungen in den üblichen Räumen sind gezählt: Die Hypo-Kulturstiftung verändert sich. Seit dem 1. September sind sie nun vereint: die Hypo-Bank und die Bayerische Vereinsbank. Aber auch nach der Fusion beider Banken wird die Hypo-Kulturstiftung bestehen bleiben und von der Bayerischen Vereinsbank auch unterstützt werden. Immerhin ist der Vorstandssprecher der neuen Bank, Dr. Albrecht Schmidt, Mitglied des Stiftungsvorstands. Das ist allerdings nicht die einzige Veränderung in der Hypo-Kulturstiftung. Anläßlich zur 50. Ausstellung, „Paul Gauguin und die Schule von Pont-Aven“, gibt der bisherige Ausstellungsleiter Peter Ade seinen Posten an den Prinz von Hohenzollern ab, der bisher als Konservator in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen tätig war. Peter Ade wird jedoch weiterhin der Kulturstiftung beratend zur Seite stehen. Seit der Gründung der Kulturstiftung im Jahre 1983 engagiert sich die Hypo-Kulturstiftung auf vielerlei Gebieten. So richtet sie z.B. jährlich aus dem Geld, das ihr zur Verfügung steht, einen Museumsfonds ein, dessen Ziel es ist, Museen beim Ankauf künstlerischer Werke finanziell zu unterstützen. Dabei profitieren gleich zwei: man greift zum einen den Museen finanziell unter die Arme, die oft nur ein sehr geringes Budget haben, zum anderen bringt man die Künstler ans Tageslicht, die bisher nur wenig in den öffentlichen Museen vertreten waren. Diese Art von Förderung wurde in den letzten Jahren auch in den musikalischen Bereich ausgeweitet. Mit dem Klavirzyklus wird jungen Pianisten die Chance gegeben, auf einer Tournée durch einige große Musikstädte Deutschlands wie München, Berlin und Frankfurt am Main ihr Können einem größeren Publikum zu präsentieren. Zusätzlich zur Unterstützung von Ausstellungen, Lesungen, Restaurierungen vergibt die Hypo-Kulturstiftung einmal im Jahr einen Denkmalspreis. Ihn erhalten meist private Personen, die sich für den Erhalt und die Pflege denkmalgeschützter Häuser eingesetzt haben. Die Ausstellung „Paul Gauguin und die Schule von Pont-Aven“, mit der sich Peter Ade als Ausstellungsleiter verabschiedet, erzählt uns vom Leben in der Bretagne. Pont-Aven, ein Dorf im Süden der Bretagne, war Treffpunkt zahlreicher Künstler, unter ihnen auch Paul Gauguin, Emile Bernard und Paul Sérusier. Neben Landschaftsbildern, Bildern aus dem alltäglichen Leben, Zeichnungen und Radierungen sind Skulpturen und Keramiken zu sehen. Unter den Bildern ist auch das sogenannte „Manifest der Schule von Pont-Aven“. Emile Bernards „Bretoninnen auf der Wiese“ von 1888 brachte Paul Gauguin noch im Oktober nach Arles, wo er Vincent van Gogh traf. Der war so begeistert, daß er sogleich ein neues Aquarell malte - nach Bernards Vorlage. Diese beiden Bilder sind noch bis zum 15. November zum ersten Mal gemeinsam in München zu sehen. Mit der Ausstellung „Schätze aus Korea“ im Januar 2000 wird die Hypo-Kunsthalle in ihrer bisherigen Form erst einmal für ein Jahr die Pforten schließen. Die neuen Ausstellungsräume mit Seminar- und Videoraum werden etwa 50% größer als bisher sein, teilweise natürliches Oberlicht erhalten und sich über der derzeitigen Bank-Schalterhalle befinden. Das wäre dann die dritte Veränderung für die Hypo-Kulturstiftung - aller guten Dinge sind eben drei. | |
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Christoph Schlingensief zur Bundestagswahl Seit einiger
Zeit gelingt dem Film- und Theaterregisseur Christoph Schlingensief
eine einzigartige Verbindung von Pop und Politik. Chance 2000
propagiert Befreiung durch Aggression. Das können mediale
Inszenierungen sein, aber auch Benennungen und Umbenennungen
der Dinge. Wer alles wörtlich nimmt, hat schon verloren. ARTECHOCK SCHLINGENSIEF: ARTECHOCK SCHLINGENSIEF:
ARTECHOCK: SCHLINGENSIEF: ARTECHOCK: SCHLINGENSIEF: ARTECHOCK: SCHLINGENSIEF: ARTECHOCK: SCHLINGENSIEF: ARTECHOCK: SCHLINGENSIEF: ARTECHOCK SCHLINGENSIEF: ARTECHOCK SCHLINGENSIEF: ARTECHOCK SCHLINGENSIEF: Interview
Rüdiger Suchsland | |
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die münchner ausstellungs-szene diskutiert sich und ihre
zukunft spezial-beitrag zur open-art ‘98 (I. teil) Ein rundes Jubiläum gilt es ausschweifend zu feiern. Nach dem einige einschlägige Galerien in diesem Jahr bereits ihr zehnjähriges Bestehen begossen haben, gilt es nun, eine Institution zu würdigen, die als Initiative Münchner Galerien dem hiesigen Ausstellungsbetrieb zumindest einmal im Jahr medien- und öffentlichkeitswirksames Leben zu spenden versucht. Zehn Jahre ‘open art’ stehen für das Bestreben, die Hemmschwellen gegenüber zeitgenössischer Kunst und ihren Agenten abzubauen. In der Tat ist es traurig, daß das Angebot Kunst und Künstler in den Galerien kennen- und verstehenzulernen, noch immer verhältnismäßig wenig genutzt wird. Fragt man nach den Gründen, so mag die Fülle an Ausstellungsräumen abschrecken, kombiniert mit dem fehlenden Vermögen, die jeweilige Qualität einschätzen zu können. Zuviele populär-kommerzielle ‘Galerien’ verschleiern den Blick der ‘Nichteingeweihten’. Doch selbst an den Orten, an denen man ein Interesse an offener Auseinandersetzung erwarten muß, wird vor Galerienbesuchen zurückgeschreckt. So gibt es an dem Institut für Kunstgeschichte beispielsweise kein Seminar, das sich - notfalls auch außerhalb der festgelegten Unterrichtsstunden - zu den Galerien und Institutionen jenseits der heiligen Staatsgemäldehallen aufmacht. Hier wird deutlich, daß es wohl auch die Verbindung von Kunst und Geld ist, die die hehre Begriffsdefinition von Kunst immer noch und immer wieder zu bedrohen scheint. Mit dieser Begriffsdefinition nur schwer vereinbar scheinen auch die künstlerischen Ausdruckmittel zu sein, die nicht dem klassischen ästhetischen und handwerklichen Urteil entsprechen. Ein paar Anlaufstellen gibt es jedoch auch in München, um ‘multimediale’ Kunst zu sehen. Was muß man tun, um mehr Menschen für das Galerienwesen zu interessieren? Wie darf sich die Ausstellungsstruktur in München verändern, um spannender, bedeutender zu werden? Der neue Hoffnungsträger der Münchner Kultur, der städtische Referent Julian Nida-Rümelin, wird am Freitag, den 11. September die ‘open art ‘98’ eröffnen, die sich jedoch keineswegs zufrieden selbst feiern wird. Denn das große Thema dieses Jahres betrifft die Zukunft des Ausstellungswesens in München und ist somit ein gehöriges Stück konstruktive Selbstkritik. In Zeiten knapper Haushaltsmittel gepaart mit einer übergroßen Dominanz populär-kulturistischer Erscheinungen stellt sich die Frage nach den Perspektiven des Kunst- und Ausstellungswesens vehement. Konkret muß nach dem Standort München gefragt werden, der sich etwas einfallen lassen darf, um sich gegen die nationale ‘Konkurrenz’ etwa aus Berlin oder Köln behaupten zu können. Das offizielle Motto der diesjährigen ‘open art lautet 'Modell Galerie'. Die Presseankündigung weckt hohe Ansprüche an das Gesamtkonzept der ‘open art und es bleibt fraglich, ob diese erfüllt werden können. Gespannt jedenfalls darf man auf den "faktenreichen Katalog" sein, der hoffentlich Perspektiven für die Münchner Kunstszene aufweisen und nicht nur ein Rückblick auf zehn Jahre Galerieninitiative sein wird. Aus diesem Anlaß
erscheint bei Artechock die kommenden Wochen eine Reihe,
die diese Diskussionen kritisch begleiten will. Schon in dieser
Ausgabe findet sich ein weiterer Beitrag zur Christian Schoen | |
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plastik und multimedia ausstellung im kunstbunker tumulka besprechung von christian schoen filme in pastell log - konzentrierte eindrücke licht
ins dunkel andy
warhol: serious or delirious schwabing -
kunst und leben | |
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william kentridge im kunstverein ---
bevor es weg ist... --- aux armes in der rathausgalerie --- viele
fotografien bei stefan vogdt --- fotos vor gemalten lebens(t)räumen Was Sie keinesfalls versäumen sollten! | |
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