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foto spezial - archiv 2002
1999 | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004

november 2002  
  demnächst - demnächst - demnächst: Voraussichtliche Wiedereröffnung der städnigen Schausammlung zur Fotografie Ende 2002. Themenbezogene Darstellung zur Fotografiegeschichte aus den Sammlungen Josef Breitenbach und Uwe Scheid und den Archiven Herbert List, Stefan Moses,Regina Relang u.a. (1.Stock)
 
  neu - neu - neu Zum 1. Oktober besitzt das Foto-Magazin im Internet, Ikon-Magazin, eine eigene Domäne: www.ikon-magazin.de, und hat sich damit vom bloßen Anhängsel der www.ikon-galerie.de emanzipiert.
 
foto: thomas demand, kabine Thomas Demand im Lenbachhaus
Aus Papier und Pappe fertigt Thomas Demand die Motive für seine großformatigen Diasec-Fotografien. Das, was auf den ersten Blick wie "echt" aussieht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als Simulakrum des Realen - Bilder, die wir durch die Medien kennen, Bilder, die massenweise durch die Medien gegangen sind. Wer kennt nicht das Bild des toten Uwe Barschel in der Badewanne oder den Blick in den Tunnel, in dem Lady Di zu Tode kam? Demand bedient sich dieser Bilder, indem er sie nachbaut und abfotografiert, um seine Papiermodelle anschließend wieder zu zerstören. Was bleibt ist das Bild, das in vielem ungenau ist, ganz so wie unsere Wahrnehmung funktioniert. Seit einiger Zeit beschäftigt sich Demand auch mit Filmen, die das Prinzip seiner Fotografie fortführen und von denen drei in der aktuellen Ausstellung im Lenbachhaus gezeigt werden (Lenbachhaus, bis 19.01.)
 
neues bei nusser & baumgart Gleich zwei Fotoausstellungen zeigt die Galerie Nusser & Baumgart: Die Ausstellung 3 x 1. Niklas Nitschke. Aitor Ortiz. Michael Sailstorfer präsentiert 3 verschiedene Positionen zeitgenössischer Fotografie. Niklas Nitschke zeigt im weitesten Sinne Reisefotografie, Fotografien, die flüchtige Blicke aus einem Zugfenster widergeben. Aitor Ortiz beschäftigt sich mit Architektur bzw. genauer mit industriellen Betonbauten aus denen er neue Räume konstruiert. Michael Sailstorfer gibt poetische Ein- und Ausblicke auf Fragen des alltäglichen Lebens.
In der zweiten Fotoausstellung geht es nur hintergründig um Fotografie. Michael Hofstetter beschäftigt sich in seinem Projekt "Sowohl als auch" mit der Frage, ob wir die Welt erblicken, wenn wir sie sehen oder ob wir sie erst in dem Moment des Sehens für uns erschaffen. (Galerie Nusser & Baumgart, bis 2.November/bis 22. November)
 
september/oktober 2002
Foto: Tracey Moffatt Die australische Künstlerin Tracey Moffatt war in den vergangenen Jahren auf vielen internationalen Ausstellungen zu sehen. Nicht zuletzt wohl, weil sie mit ihrer Nationalität und ihren multi-kulturellen Themen gut in die Globalisierungskonzepte moderner Kuratoren passt - wenn auch nicht unbedingt mit dem Einverständnis der Künstlerin selbst.
Sieht man von diesem Trend aber einmal ab, hat Moffatt eine erfrischende Art Kunststile, Modi und Moden in ihren Fotoarbeiten zu integrieren und/oder auf moderne Weise umzusetzen. Davon zeugt etwa ihre Serie "Scarred for Life" mit der sie sich am 60erJahre Stil des Life-Magazins orientiert oder ihre Fotoarbeit "Laudanum" mit der sie nicht nur gekonnt alte Fototechniken aufgreift, sondern auch das Thema der Kolonialisierung einmal neu - durchaus erotisierend - beleuchtet.
Bis 18.10 in der Galerie Six Friedrich Lisa Unger (Steinheilstr. 18)
 
  nur noch wenige Tage - nur noch wenige Tage - nur noch wenige Tage --- "Jurierte Werkschau Münchner BFF Fotografen", bis 5.Oktober Maximliansforum mit Judith Buss, Hubert Hamm, Andreas Loewenhaus, Vera Nowottny, Johannes Paffrath, Alexander Pröfrock, Christopher Seeberger
 
glossy-abende in den kulturarkaden "glossy" begann 1997 als eine private Initiative von Jörg Koopman und Marek Vogel, um verschiedenen Arten der Fotografie eine Plattform zu geben. Es entstand eine Fotopräsentation, die zwischen dem Kunstmarkt bzw. Galeriewesen und der in Zeitschriften und Werbung zu sehenden Bildern angesiedelt ist. (gekürzter Pressetext)
Der nächste glossy-Abend findet in den neu eröffneten Kulturarkaden (Sparkassenstr. 3) statt und steht unter dem Thema "Partnerlook für alle". Die Veranstalter haben unterschiedliche Projekte, Organisationen oder Verlage eingeladen, die weitgehend unabhängig, eine ähnliche Zielsetzung verfolgen. Unter den Vortragenden sind u. a. CATALOGUE (Amsterdam), ROOM (Rotterdam), TRANSPUBLIC (Linz) oder das REVOLVER FILM MAGAZIN (München). Zeit: Samstag/Sonntag, 5.10.,ab 16 Uhr/6.10, ab 14 Uhr.
 
fotografie ganz praktisch Die Münchner Volkshochschule bietet auch in diesem Semester wieder eine Reihe von Kursen, Filmen und Vorträgen zu Film und Fotografie an. Zu den Highlights der Filmvorträge gehört – soviel ganz man wohl jetzt schon sagen - der Film „August Sander – Menschen des 20. Jahrhunderts“ von Reiner Holzemer am 19. November, 20 Uhr im Gasteig, Black Box.
Aber auch die Vortragsreihe sollte man nicht versäumen. Hier gibt es sowohl Vorträge über Fotografie (z.B. „Nahe an der Wirklichkeit“ von Dieter Hinrichs, 23. Oktober, 20 Uhr) als auch Vorträge von Fotografen und Fotokünstlern über ihre eigene Arbeit (z.B. Wolfgang Stahr, 4. Dezember, 20 Uhr) bzw. von anderen Autoren über Fotografen (Matthias Harder über Stefan Moses, 22. Januar 03). Weiter bietet die VHS Rundgänge durch die Fotografie betreffende Institutionen an sowie Kurse, die dem Amateur das fotografische Handwerk näher bringen (z. B. Objektive und Beleuchtung, Stereofotografie, Porträtfotografie u.v.m.). Das ausführliche Programm findet sich im Gesamtprogramm der Münchner Volkshochschule, anmelden kann man sic u.a. bei der Zentrale, 089/48006-239.
 
fotos vom 11. september Mit großem Pathos erzählt Touhami Ennadre von der Katastrophe des 11. September vergangenen Jahres. Seine einerseits sehr realistisch, andererseits - durch das tiefe Schwarz - sehr malerisch wirkenden Fotografien sind noch bis zum 15. September in der Villa Stuck ausgestellt. Touhami Ennadre hielt sich am 11. September in New York auf. "Unmittelbar nach den Anschlägen verbrachte er viel Zeit mit Trauernden, Angehörigen und Helfern. Angesichts der tragischen Ereignisse begann er zu fotografieren, Personen und Augenblicke aus direkter Nähe festzuhalten. Das Ergebnis ist eine eindrucksvolle Serie von Bildern in extrem kontrastreichem Schwarzweiß, ein Mahnmal des Leids".
 
Foto: Jula Tuellmann Das Sommerloch, wie soll es anders sein, macht sich auch auf dieser Fotosite bemerkbar. Einen Tipp haben wir dennoch noch: AMPHIBIOUS NEW YORK von Jula Tuellmann.
In den Photographien der in Berlin und New York lebenden Photographin und Designerin Jula Tüllmannn zeigt sich das hektische und dramatische New York von einer ungewohnten Seite: amphibious - dicht ans Wasser gebaut. Dort, wo sich Hudson und Atlantik treffen, umspült das Wasser im ruhigen Gezeitenwechsel die verlassenen Ufer Manhattans. Jahrhundertelang befand sich hier einer der wichtigsten Häfen der Welt. Heute sind von dieser Hochblüte nur noch postindustrielle Brachen übrig geblieben: vereinzelte Holzpfähle und verfallene Stahlkonstruktionen versinken langsam vor der Uferkante und singen ein leises, melancholisches Lied. Dieser Melodie folgt Jula Tüllmann mit ihren grossformatigen Farbphotographien und notiert die letzten Architekturrelikte zu erhabenen Bildkompositionen, in denen der Holland Tunnel Airshaft als märchenhafte Gestalt dunkel am Pier thront oder ein verregnetes Harlem seine filigranen Strukturen gen Himmel ausstreckt. Amphibious New York - es lebe hoch! (Presseinformation des Veranstalters)
Zu sehen bis Ende September in der Galerie Steiner Prill, Muenchen/Neuhausen, Informationen unter Nan Mellinger 0179 - 458 34 56, Fax 030 - 441 08 87.
 
august 2002
Alexander Timtschenko, 1999 Warum nicht mal einen Ausflug nach Kaufbeuren machen in das kleine, aber feine Kunsthaus? Dort läuft derzeit die Austellung in szene gesetzt!. Architektur in der Fotografie der Gegenwart. Natürlich lässt sich Architektur nur begrenzt inszenieren, aber zeitgenössischen Architekturfotografen geht es auch weniger um die Inszenierung des Motivs, als vielmehr um die Inszenierung der Bauten im zeitgenössischen Kontext, d.h. etwa um Fragen wie "Was erzählen die Fassaden deutscher Nachkriegsbauten?, Wie definieren sich Orte unseres Alltags, Wie werden Klischees benutzt, die historisch bedeutende Gebäude bei uns auslösen?, Wie ist unser Umgang mit Bauten, die ihre ursprüngliche Funktion verloren haben?", etc. Fotografische Statements zu diesen Themen liefern u.a. Bernd und Hilla Becher, Boris Becker, Oliver Boberg, Thomas Demand, Alexander Timtschenko, Heidi Specker u.v.m. Die Ausstellung läuft bis zum 29. September (www. Kunsthalle Kaufbeuren, Spitaltor 2)
 

fotografien im maximiliansforum

Hubertus Hamm

Ortsgebunden Fotografie nennt sich die aktuelle Ausstellung von Hubertus Hamm und treffender könnte ein Titel kaum gewählt sein. Hamm setzt sich in seinen großformatigen Bildern intensiv mit bestimmten gegebenen Räumlichkeiten auseinander, um sie anschließend auf Bilder zu bannen, die er dann wieder in die jeweiligen Räumen integriert. Im Fall von Maximiliansforum ist ihm dabei ein wunderbares Verwirrspiel mit den vielen eingezogenen Wänden und Glasfronten des Ausstellungsraumes gelungen, in dessen räumliche Begebenheiten, sich der Betrachter erst intensiv eindenken muss. Und das, obwohl er gerade mittendrin steht! (Maximliansforum, Fußgängerunterführung, bis 18. August)
juli 2002
Foto: Edy Brunner Im 19. Jahrhundert war das Panoramaformat schon einmal sehr beliebt und es scheint fast, als würde es in jüngster Zeit in die Fotografie zurückkehren. Immer mehr Fotografen arbeiten mit dem langen Format, und wo sonst würde es sich besser eignen als für Städteansichten und Landschaften. Der Schweizer Fotograf Edy Brunner (Jahrgang 1943) zeigt zur Zeit eine Auswahl von Panorama-Fotografien der Stadt Dresden in den Ausstellungsräumen von Ketterer Kunst (bis 30. August, Prinzregentenstr. 61)
 
  Der Familien-Circus Willi Mai / Ein fotografischer Applaus. Henning Stegmüller zeigt ab dem 10. August unter diesem Titel Bilder des Circus Willi Mai in der Rathausgalerie. "Stolz blickt die Familie auf acht Generationen aktiver Artisten zurück. So, wie wir den Circus Mai heute erleben, steht er am Ende einer ununterbrochenen Reihe von fahrenden Schaustellern und Zirkuskünstlern. Der Urgroßvater des heutigen Zirkusdirektors Willi Mai war Ernst Renz, der Ende des 19. Jahrhunderts den größten und erfolgreichsten Zirkus Deutschlands leitete - den "Zirkus Renz" in Berlin.
Mit Liebe zur Tradition, mit viel Fantasie und Wagemut hat die Familie Mai ihr Programm seit den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts immer weiter ausgebaut, den Fuhrpark erweitert, mehr und mehr Tiere angeschafft und immer prächtigere Zelte. Überall in den Städten und Dörfern Nieder- und Oberbayern kennt man sie, DIE MAIS: Willi Mai und seine Frau Regina, derene Schwester Brigitte, genannt Tante Bubu, die fünf Kinder Mina, Sonja, Gitti, Anschi und Ludwig, Ludwigs Frau Inge und die Enkelkinder Willi jr., Nadine, Ludwig jr. und Minas Tochter Gina Katharina, sowie zwei Mitarbeiter und sechzig Tiere. All diese Personen und noch viel mehr zeigt Henning Stegmüller bis zum 5. September.
j
grosse formate - grosse landschaftenSimne Nieweg Regelmässige Leser des Foto Specials wissen wahrscheinlich, dass die Verfasserin dieser Seite keine Verfechterin der großen Formate ist. Aber, Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Bilder von Simone Nieweg (geb. 1962) brauchen das grosse Format! Ihre eindrücklichen deutschen Landschaften bestechen gerade durch die Größe, die dem Betrachter Gelegenheit gibt, sich in der Weite der Landschaften und Gartenstücke zu verlieren und vor allem sehr genau zu beobachten. Die Landschaften, die auf den ersten Blick die Sprödigkeit deutscher Nutzlandschaften zeigen, lenken den Blick auf Details wie Kohlfelder, Getreide und anderes Gewächs, das früher oder später auf unsere Teller kommt. Hier findet sich nicht (nur) die Schönheit der Landschaft visualisiert, sondern auch eine sehr genaue Studie über Nutzen und Zweck des Agrarbereichs. Als Meisterschülerin von Bernd Becher geht Nieweg einer analytischen Vorgehensweise nach, der in ihren "Landschaften und Gartenstücke" des Deutschen Anbaugewohnheiten untersucht werden. (bis 16. Juli, schirmer/mosel showroom)
 
jürgen teller im fotomusem Im Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum ist zur Zeit eine große Jürgen Teller-Retrospektive zu sehen. Von dem gebürtigen Deutschen, in London lebenden Starfotograf wird erstmals eine derart umfangreiche Ausstellung mit mehreren Werkkomplexen gezeigt. Eine ausführliche Besprechung ist auf der Besprechungsseite zu finden.
 
salon de photographie Die Reihe "salon de photographie " macht bereits im dritten Jahr mit ungewöhnlichen Präsentationsformen auf Fotografiearbeiten aufmerksam. Im diesjährigen "salon de photographie III" wird vom Samstag 22. Juni bis 30. Juni 2002 eine Rauminstallation im EineWeltHaus, Schwanthalerstr. 80 zu sehen sein. Die Arbeiten der einzelnen TeilnehmerInnen hängen in Form von kleinen Heften an Fäden von der Decke.
Der "salon de photographie III" ist als jährliche Werkschau des Projekts Fotografie konzipiert und zeigt jedes Jahr in ungewöhnlichen Präsentationen die Arbeiten mehrerer TeilnehmerInnen. Letztes Jahr wurden die Arbeiten in verschiedenen Privatwohnungen in Schwabing in Zusammenarbeit mit der Seidlvilla präsentiert und gemeinsame Besichtigungsrundgänge angeboten. Die Ausstellung wird am Samstag 22. Juni um 19.00 h im EineWeltHaus, Schwanthalerstr. 80 eröffnet und bis Sonntag, den 30.Juni zu sehen sein. (Pressetext des Veranstalters)
(Die Ausstellung ist von 10 bis 23.00 h jeden Tag zugänglich. Täglich wird von 18.00 h bis 20.00 h einer der AutorInnen anwesend sein).
Teilnehmer (Auswahl): Renate Aßmann, Max Glanz, Renate Pieper, Elisabeth Blum, HeinzWahl, Alain Dumont, Julia Schulze, Nina Gallwitz, Alfred Ingamnns, Werner Siebert u.v.m.
 
juni 2002
 
einprägsame bilderFoto: Cindy Sherman Es gibt Ausstelllungen, die lohnen allein wegen eines Bildes, und es gibt welche, die haben gleich ganz viele von diesen "einen" Bildern. Zu diesen Ausstellungen gehört unbedingt "hautnah. Die Sammlung Goetz", die noch bis zum 18. August in der Villa Stuck zu sehen ist. Zu einem dieser Bilder, die besonders ansprechen, gehört ein (Kirsch?)Zweig-Bildchen von Saul Fletcher, das, obwohl ganz unspektakulär und sehr sehr klein, eine maximal poetische Sprache spricht! Aber auch Tracey Moffatts Bilder sind einprägsam und geschickt inszeniert. Den Stil des 60er Jahre Life-Magazins nachahmend, zeigt Moffatt die Verzweifelung von heranwachsenden Kindern und Jugendlichen. Von der Umwelt, der Familie oder den Freunden gequält oder ignoriert, sind Moffatts Akteure in unliebsamen Situationen festgehalten, die zwar unbedeutend scheinen, anhand derer der Betrachter aber bestens nachvollziehen kann, dass sie es nicht sind. Und last but not least: Cindy Sherman ist immer sehenswert.
 
mai 2002
 
indien - fotografien von oliver soulas Der Himmel über Dehli: Dichter Smog liegt über dem Dächermeer und dämpft die grelle Sonne. Ein Bild voller Himmel, ins Gegenlicht der immer noch blendenden Sonne geschossen, so daß Tiefe, Schärfe und sogar Farbe fast gänzlich verlorengehen. Keine Fotografie aus dem Lehrbuch, eher eine Stimmungsstudie in der Tradition Claude Lorrains, Erfinder der idyllischen Landschaft im 18. Jahrhundert. Aber die Luft in Delhi ist dicker als in Arkadien.
Der Fotograf Oliver Soulas (geb. 1966), der lange als Pressefotograf tätig war, ist drei Wochen durch Indien gereist. Eine Auswahl seiner Bilder, die jetzt bei "Kunst und Reklame" (Bergmannstr. 52) zu sehen ist, zeigt, daß er es sich dankenswerterweise nicht leicht gemacht hat. Denn was tun bei indischem Erstkontakt, inmitten einer bunten, lauten, exotischen und oft elenden Welt, die einem die Motivsuche so einfach macht ­ sprich: in der an jeder Ecke illustre Geo Spezial-Momente lauern? Oliver Soulas hat genau hingeguckt, dann hat er genau danebengeguckt und dann hat er richtig tolle Fotos gemacht. Ganz ohne seine eigene Fremdheit (und manchmal auch eine ehrliche Befremdung) auszublenden. Das witzig-distanzierte Porträt des Taxifahrers im Rückspiegel, ein paar stolze Militärs, deren Geduld man nicht überstrapazieren möchte, ein vielköpfiger jungscher Männerbund mit malkastenbunten Turbanen und das unendlich leere Gesicht einer Arbeiterin aus dem Webereiprojekt für leprakranke Frauen. Dann das Gewirr von Strommasten über einer Barackensiedlung im Abendrot, Schrott am Strand bei aufgehender Sonne. Was hat die bunten Frauen auf dem Balkon so unglücklich gemacht? Erleichtert dankt der Betrachter für die lächelnde Kuh und Schnappschußmomente indischen Straßenlärms. (bis zum 12.07.02)
 
  "Where I Was. Persönliche Fotografien" von Erich Hartmann. Das Jüdische Museum zeigt in Zusammenarbeit mit der Galerie Fotohof Salzburg 76 Bilder des Fotografen Erich Hartmann (München 1922 - New York 1999). Hartmann stellte die Fotografien kurz vor seinem Tod 1999 für eine Ausstellung zusammen, die als Retrospektive auf seine gesamte Schaffensperiode gelten kann. Die Ausstellung dauert bis 12. September und ist dienstags von 14 bis 18 Uhr, mittwochs von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr, und donnerstags von 14 bis 20 Uhr zu besichtigen. (Pressetext des Veranstalters)
 
Catherine Ikam & Louis Fléri Eine Flut an Porträtfotografien zeigt die Ausstellung "Das zweite Gesicht - Metamorphosen des fotografischen Porträts" im Deutschen Museum. Ein bißchen didaktisch aufbereitet - ganz in der Manier der Physik- und Chemieversuchsaufbauten in den anderen Etagen des Hauses - bietet die Ausstellung sämtlich Facetten experimenteller Porträtfotografie. Von Altmeistern wie Man Ray, Aenne Biermann oder Gertrude Arndt bis zu zeitgenössischen Fotokünstlern (M+M, Melitta Dahl, Gerd Bonfert u.v.m.) wird das gesamte Spektrum der Porträfotografie untersuchen. Überlagerungen, Verfremdungen, Entfernungen, Vervielfältigung zeigen, dass das Gesicht von Anbeginn der Fotografie zu den Reizthemen des Mediums gehört (bis 11. August)
 
april 2002
Foto: Thomas Ruff 1958 geboren und schon gilt er als Klassiker unter den deutschen Fotografen: Thomas Ruff, einstiger Becher-Schüler und heute selbst bedeutender Lehrer, ist ab dem 27.April mit einer großen Ausstellung im Lenbachhaus vertreten. Die Ausstellung ist insofern retrospektiv, als sie eine Auswahl nahezu aller Werkserien repräsentiert, die Ruff seit 1979 geschaffen hat. Dazu gehören - natürlich - seine Porträts, aber auch die Nachtbilder, die Interieurs u.v.m. Ruffs Bilder sind oft weniger zugänglich als man auf den ersten blick glauben will; die glatten Oberflächen, die glatten Gebäude oder Menschen sowie die romantisch anmutenden Nachtbilder lassen sich nicht nur als schöne Oberflächen lesen, sondern haben in den letzten Jahren auch einen wichtigen künstlerischen Beitrag zum Thema des Bildbegriffs geleistet. (bis 7.Juni. Zur Eröffnung hält Dr. Patricia Drück eine Einführung)
 
Foto: Siegrid Neubert

Sigrid Neubert zählt zu Münchens bekanntesten Archiktekturfotografinnen. Sie selbst sagt zur Architekturfotografie: "Gute Architekturaufnahmen brauchen das Gespräch. Die Fotografin sollte die Ideen und Gedanken des Archtitekten kennen, denn nur dann kann sie die Eigenart, das Wesentliche eines Bauwerks erfassen und auf ihren Bildern sichtbar machen".
Nach dreißig Jahren Architekturfotografie ist sie aber von der Architektur abgekommen und richtet ihren Blick nun auf die Natur. Zu diesen Bildern sagt Neubert: "Eine rosa Pfingstrose hat mir die Augen geöffnet. Von ihr lernte ich, dass es kein Nebenbeivergnügen ist, eine Blume anzuschauen und ihr zu verfallen." (Eröffnung am 2. Mai, 18-21 Uhr, Ausstellungsdauer bis 15. Juni)

 
  Vom 24. April bis 7. Juni 2002 zeigt Renate Niebler in der Galerie im Foyer des Bezirk Oberbayern großformatige Fotografien von Räumen des Bezirkskrankenhauses Haar. Das 1905 als Heil- und Pflegeanstalt Eglfing eröffnete psychiatrische Krankenhaus befindet sich im Umbruch: Bisher stationär genutzte Flächen stehen zum Teil leer und warten auf eine neue Nutzung. Nieblers Aufnahmen waren zunächst als Dokumente des Bewahrens angelegt, des Bewahrens von Orten, die so nie wieder zu sehen sein werden. Die Fotografin hat in den Räumen keinen Gegenstand umgestellt oder entfernt. Stühle blieben da, wo sie zuletzt hingestellt wurden, Vorhänge so, wie zuletzt auf- oder zugezogen. Allein die Lichtstimmungen wurden nachbearbeitet. Niebler selbst sagt zur ihrer Arbeit: "Als ich 1996 zum ersten Mal nach Haar fuhr, um mit einer Ärztin über Portraits von psychisch Kranken zu sprechen, lernte ich auch den Ort kennen. Der Ort Haar hatte unmittelbar eine sehr ambivalente Wirkung auf mich. Ich versuchte dem nachzugehen und entdeckte Räume, Häuser und Plätze, die anfingen, mir Geschichten zu erzählen." (Pressetext des Veranstalters)
 
schöne werbebilderFotografie Hans Hansen Sachfotografie ist der Begriff, der einem sofort einfällt zu den Fotografien von Hans Hansen und Sachfotografie ist auch der Titel der aktuellen Ausstellung in der Neuen Sammlung. Der Hamburger Fotograf arbeitet vor allem im Bereich der Werbung, hat daneben aber auch viel für Magazine fotografiert, so u.a. für das Süddeutsche Magazin. Seine Bilder sind häufig schwarzweiß und in der Regel ziemlich stark ästhetisiert, das heißt fast durchweg schön anzusehen. (Die Neue Sammlung, bis 2. Juni)
 
märz 2002
 
bildschirmbilder Günther Selichar ist zur Zeit gleich zweimal zu sehen. Die Galerie Karin Sachs zeigt noch bis zum 20.4 Bilder und Videos des österreichischen Künstlers. Selichar fotografiert Monitore und verarbeitet diese "Bildschirmbilder" zu riesigen abstrakten "Wandgemälden". Eine Auswahl dieser Sreens ist auch in der Ikon Galerie zu sehen. Unter http://www.ikon-galerie.de/selichar wird eine Auswahl gezegt, die eine " methodische Strenge, eigenarige Farbigkeit und Vielfalt an Assoziationen" vereint.
 
nackte frauen

Viel nackte Frauen scheinen noch immer publikumswirksam zu sein. Die Galerie Andreas Baumgartl (Platzl 4a) stellt zur Zeit Aktphotographien von Helmut Newton, Allen Jones und Thomas Karsten unter dem eigenartigen Titel "Sie kommen!" aus. Drei Männer, drei männliche Sichtweisen, nur Frauen als Modelle und alle mehr oder weniger nackt. Das spricht natürlich schon ein bißchen für den Macho im Kunstfreund. Ohne sich hier in die Feministinnenecke begeben zu wollen, scheint hier doch etwas viel männliche Sicht zusammen gekommen zu sein, oder?? (bis 18. Mai)

 
foto virtuell

Und noch einmal foto virtuell: Mit der Ausstellung »True Fictions - Inszenierte Fotokunst der 1990er Jahre« zeigt die www.ikon-galerie.de zum ersten Mal die virtuelle Version einer zeitgleich stattfindenden realen Ausstellung (allerdings in Aachen und nicht in München). Die Ausstellung knüpft an eine Ausstellung der 80er Jahre an, die sich mit dem konstruierten Bild beschäftigte und noch heute zu den wichtigsten Ausstellungen (inklusive der Publikation) zur Inszenierten Fotografie zählt. Einige Künstler sind die gleichen wie damals (Boyd Webb, Cindy Sherman etc.), der eine oder andere ist noch dazugekommen, so durfte selbstverständlich Jeff Wall in einer solchen Ausstellung nicht fehlen. Der Webguide von http://www.ikon-galerie.de/fictions bietet darüber hinaus Links zu weiteren Foto-InszenierInnen in aller Welt.

 
dieter hinrichsFoto. Dieter Hinrichs Dieter Hinrichs gehört so zur Münchner Fotografen-Szene wie kaum ein zweiter. Längst war es Zeit, dass ihm eine Ausstellung gewidmet wird. Das Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum eröffnet am 21. März um 19 Uhr die Ausstellung "Dieter Hinrichs. Im Vorübergehen". In einer Auswahl von 50 Fotografien wird das Werk des langjährigen einflussreichen Lehrers für Fotografie an der Münchner Fotoschule präsentiert. Stilistisch stehen die Aufnahmen der humansitisch orientierten Lefe-Fotografie nahe. (bis 5. Mai)
 
vortrag von martin parr Martin Parr kommt! Der britische Fotograf und Mitlgied der Agentur Magnum kommt am 10. April nach München und wird dort im Gasteig (20 Uhr) einen Vortrag halten. Martin Parr über seine Arbeit: "Ich liebe es ein Klischee zu finden und es völlig zu übertreiben." Da darf man gespannt sein...
 
die braut, die sich nicht traut Diffus im wahrsten Sinne des Wortes geben sich die Bilder von Katherine Mulherin. Die kanadische Künstlerin hat sich im Spiegel vielerlei Umkleidekabinen von exklusiven Brautausstattern fotografiert, mit jeweils einem Brautkleid aus der aktuellen Kollektion. Dabei hat sie die Kamera stets so gehalten, dass sie in ihr Gesicht blitzt und die schöne Braut als solche gesichtslos bleibt. Die Idee scheint anfangs witzig und sehr konzeptionell, wird aber nach dem 20 Brautfoto etwas ermüdend. Natürlich kann man hier Fragen weiter spinnen, nach dem Traum einer jeden (?) jungen Frau, sich einmal als Braut zu sehen, dem häufigen Scheitern dieses Traums oder der Überlegung, inwieweit hier nur noch Klischees bedient werden, zu denen u. a. das obligatorische weiße Hochzeitskleid gehört. Trotzdem, braucht es dazu so viele Fotos? (Aspekte Galerie, bis 26.4.)
 
70er jahre revival bei pfefferleLarry Clark Ein Revival von 70er Jahre-Fotokunst findet derzeit in der Galerie Pfefferle in der Rumfordstraße statt. Die Galerie hat ihre aktuelle Ausstellung zwei Größen der amerikanischen Fotokunst gewidmet, Larry Clark und William Eggleston. Clark ist mit einer Reihe provokanter Fotografien aus seinem Buch "Tulsa" zu sehen, die den Fotografen ebenso als unverfrorenen Voyeur entlarven wie sie die Kids in ihrer Coolness als verletzliche Wesen darstellen. Auch 30 Jahre später ist die Fotografie einer jungen Schwangeren, die sich einen Schuß setzt, noch schockierend! Aber Clarks Bilde sind nicht nur provokant, viele Fotografien zeigen auch seinen Blickwinkel als Außenstehender, der zugleich versteht. Er will nicht kleine Menschen in ihrer wankenden Existenz bloßstellen, sondern seine Bilder wirken, als wolle er diesen Menschen gerade dadurch ihre Würde zurückgeben, indem er ihre Unsicherheit offensichtlich macht.
Eggleston Fotografien sind fast zur gleichen Zeit wie Clarks Bilder entstanden, zeigen aber einen gänzlich anderen Blickwinkel. Seine Farbbilder sind aus größerer Distanz aufgenommen und die Motive sind selten intimer oder persönlicher Natur. Fast immer zeigen sie nur einen Ausschnitt, der intim verstanden werden könnte, es aber nicht zwangsläufig sein muß. Anders als Clark agiert Eggleston mit großen Freiflächen, wobei er sich nicht scheut - was ungewöhnlich ist für seine Zeit - Nicht-Motive zu Motiven zu stilisieren.
 
fotografinnen über fotografie Im Rahmen der VHS gibt es im Gasteig eine Vortragsreihe, in der FotografenInnen über ihre Arbeit sprechen. Am 21. März (20.00 Uhr) wird die Fotografin Catherina Hess ihre Arbeit in einem Diavortrag präsentieren. (Eintritt 4 Euro, Raum EG 9001E).
 
fotografieren selbst gemacht Wer keine Lust hat, immer nur fremde Bilder zu betrachten, kann im Rahmen der VHS in einer Reihe von Workshops selbst zur Kamera greifen. Zum einen kann man hier die Kunst des Fotografierens von der Pike her lernen: Seminare über Belichtungsmessung, Blitztechnik und digitaler Fotografie bringen dem willig Lernenden die Technik näher. Künstlerischer hingegen sind Seminare und Workshops über Porträt-, Dokumentar- oder Theaterfotografie. Zu letzterem leitet etwa der SZ-Fotograf Volker Derlath ein Seminar. Die Kunst der Dokumentarfotografie vermittelt der Münchner Förderpreisträger Peter Neusser und einen Porträtworkshop bietet Zóltan Jókay an, ebenfalls Förderpreisträger der Stadt München. Mehr Infos gibt es unter 089/480 06-180/184 oder www.mvhs.
 
februar 2002
aktuelle eröffnungen Am 28.02 gehört der Vernissagenabend ganz der Fotografie. Eine kleine Auswahl aktueller Ausstellungen: in der Galerie marquardt (Innere Wiener Str. 59) ist Andreas Wutz mit Video-Projektionen und Fotoarbeiten zu sehen. Der gebürtige Münchner nutzt das Schaufenster der Galerie als neue Präsentationsform, die ganztags von der Straße her betrachtet werden kann. Die Aspekte Galerie im Gasteig eröffnet am Donnerstag gleich zwei Fotografieausstellungen: Zum einen hat die Kuratorin Petra Gerschner eine Auswahl von Familienbildern zusammengestellt, die den Familienbegriff reflektieren, zum anderen zeigt die kanadische Künstlerin Katherine Mulherin konzeptuelle Fotografie (beide bis 14. April). Ebenfalls am Donnerstag eröffnet auch die Galerie Charles Schumann mit Oliver C. Haas, "Architettura (con) Temporana Venezia".
 
borderlines - auf der suche nach identität Der Name zergeht einem auf der Zunge, ebenso wie manche früheren Arbeiten von Adidal Abou-Chamat an sinnliche Gaumenfreuden erinnern. Bikinis aus Schweinezitzen, Badehosen aus Rindsfilet sah man vor einigen Jahren in der Galerie Christine Burger. In ihren neuen Arbeiten beschäftigt sich Abou-Chamat mit Identität, vor allem mit ihrer eigenen. In Fotografien zeichnet sie Stationen ihres Lebens nach, als Tochter einer deutschen Mutter und eines syrischen Vaters. Daneben zeigt sie in der aktuellen Ausstellung auf der Praterinsel (Laboratorium) Leuchtkästen mit Porträts, die um Fragen der ethnischen Andersartigkeit kreisen, insbesondere um Hautfarbe und cultural studies. ("Borderline", Laboratorium, Prateinsel bis 24.3.02)
 
  Die Artografika Bildagentur zeigt in Zusammenarbeit mit Michael Borowski eine Ausstellung unter dem Motto "Mouth ´n Skin". Ausgestellt werden zwei Fotografieserien mit jeweils 12 grossformatigen Motiven des Fotodesigners Michael Borowski. Die Vernissage findet am 22. März 2002 in der Technischen Universität, Stammgelände - Haupteingang statt. Mehr Infos unter artografika.de. Warum nicht einmal seinen fotografischen Horizont erweitern?!
 
die schweiz im visier

Käsefondue, gesunde Milch, Alpen, Mehrsprachigkeit, Uhren, Winter u.v.m., all das findet sich in der Schweiz. Der Euro ist dafür an ihr vorbeigegangen. Welche Klischees die Schweiz sonst noch zu bieten hat, damit beschäftigen sich die Studierenden der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. In der Akademiegalerie (U-Bahn-Station Universität) zeigen noch bis zum 22.2. Stefan Burger, Claudia Caprez, Goran Galic, Franziska Ming und Gabi Vogt, Cora Piantoni und Holger Salach die ganze "Palette einer gängigen Schweiz - Ikonographie".

 
hypochondrie von dominque auerbacher

Vertraut und doch fremd wirken die Bilder von Dominique Auerbacher. Vertraut, weil die leeren Tablettenheftchen allseits bekannt sind - wahrscheinlich finden sie sich in den meisten Kulturbeuteln - fremd, weil sie auf ein Format gebracht sind, das der physischen Kleinheit von Tabletten ganz und gar widerspricht. Die französische Fotografin Dominique Auerbacher hat vor 10 Jahren begonnen, systematisch Blisterpackungen von Medikamenten zu sammeln, die sie mit kleinen Figuren untersetzt und abfotografiert. Die Krankheit ihres Vater gab Anlaß sich weiter mit dieser Arbeit zu beschäftigen, und eine Serie zu entwickeln, die sich mit Krankheit, Wahn und Sucht auseinandersetzt. Dabei gewinnt sie der Fotografie zugleich eine Materialität ab, die das Medium immer näher an die Bildhauerei rückt. (Galerie Mathias Kampl, Buttermelcherstr. 15, bis 9.3.02)

 
selbstinzenierungen bei karin sachs
foto:chantal michel

Irritierend ist der Ausdruck, der einem wohl am ehesten einfällt zu den Bildern von Chantal Michel. Zunächst sieht man eine Frau in verschiedenen Posen und wechselnder eigenartiger Gewandung. Schaut man genauer hin, fallen die sonderbaren Räume und ungewöhnlichen Haltungen auf, die die Frau einnimmt. Mal zieht sie sich ein Kleid über den Kopf, scheint es aber nicht ganz zu schaffen, mal hockt sie, als wäre sie gefangen in ihrem Kleid - immer in auffälliger Abendgarderobe. Chantal Michel hat sich selbst, ihre Person und ihren Körper zur Kunst gemacht, sie "passt" sich ein in Situationen, die den meisten von uns vertraut sind: Die Kulissen für ihre künstlerischen Selbstinszenierungen bilden verschiedene Schaufenster Münchens, die mit ihren Verglasungen, die Situation des Galerieraumes wiedergeben. Auf den ersten Blick scheinen sich in den Fotografien Autos und Straßen von außerhalb widerzuspiegeln, reale Begebenheiten, die sich so auf jeder Straße in jeder Stadt täglich abspielen. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, daß auch diese Spiegelungen nicht zu dem Ausstellungsraum in der Buttermelcherstr. 16 gehören, sondern Bestandteil von Michels theatraler Inszenierung sind. (Galerie Karin Sachs, bis 2. März)

 

new york-bilder und mehr bei andreas binder

Dass Bilder von New York nach dem 11. September anders betrachtet werden, braucht gar nicht länger betont zu werden. Eher ist es umgekehrt, daß es betont werden muß, wenn Bilder von New York nichts mit diesem Datum zu tun haben. Schließlich war die Stadt von jeher ein beliebtes Motiv für Fotografen (und Touristen), da sich hier nun einmal viel mehr Motive finden als sonstwo - Motive, die es auch tatsächlich wert sind festgehalten zu werden. Holger Jacobs stellt in der Galerie Andreas Binder zur Zeit Bilder aus der Serie NYC aus, daneben zeigt die Galerie auch Arbeiten aus den Zyklen "50 Kinder" und "mediaworld". (bis 23.2.02, Knöbelstr. 27)

 

fotos im internet

Ein kurzer Hinweis gilt der Foto-Internet-Akademie www.ikon-galerie.de/hinterkeuser, die neben weiteren Rubriken (Konkurrenz motiviert!) diesen Monat den Fotografen Ralph Hinterkeuser ausstellt mit Bildern zur Stadt Lille in Nordfrankreich. Lille stellt einen Knotenpunkt dar zwischen Frankreich, England, den Beneluxstaaten und Deutschland, weshalb es gerade einer Aufrüstung zur "Metropole" zum Opfer fällt. Abgesehen von den Fotografien lohnt es vielleicht auch, sich einmal eine Internetgalerie anzusehen, die - trotz des windigen Mediums Internet ) - für aktuelle zeitgenössische Fotografie schließlich der adäquateste Mittler ist. Schneller und aktueller lassen sich Fotografien nun einmal nicht präsentieren, und beides steht schließlich auch für das Medium an sich.

 

fotografie oder malerei

Fotografie oder Malerei? Können die Gattungen heute überhaupt noch so exakt voneinander getrennt werden? Petra Karadimas bewegt sich in diesem Grenzbereich der Gattungen, ihre Bilder sind weder dem einen, noch dem anderen Medium eindeutig zuzuordnen. Einerseits liegen Karadimas Bildern eigene Fotografien zugrunde, andererseits wurde diesen Fotografien "malerisch" etwas nachgeholfen. Da Ergebnis stellt damit unsere Sehgewohnheiten in Frage, dem Glauben an die objektive Darstellung der Fotografie steht das Wissen um den malerisch-subjektiven Eingriff gegenüber. (Galerie zeitgenössischer Kunst im Osram-Haus, Hellabrunner Str.. 1, Mo.-Fr. 9-16 Uhr, Ausstellungsdauer bis 22. März)

 
  christine walter
 


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