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finnische
fotografie im europäsichen patentamt
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fotografie:
jaakko helkkllä |
Das die finnische
Fotokunst durchaus zu den Highlights europäischer Fotografie zählt,
wissen wir spätestens seit der Ausstellung von Esko Männikkö
im Lenbachhaus. Wie sein berühmter Landsmann beschäftigt sich
auch der finnische Fotograf Jaakko Helkkllä mit nordischen
Landschaften und ihren der Kälte strotzenden Bewohnern. Aus der Serie
"empty spaces" zeigt das Europäische Patentamt bis zum
28. November unter dem Titel "visual worlds/Bilderwelten" Panoramalandschaften
und Porträts von Helkkllä. Dabei überzeugen von seinen
Aufnahmen am meisten die mit einer Panoramakamera aufgenommenen Innenraumaufnahmen,
die ein schönes Bild finnischer "Wohnkultur" geben.
(Europäisches Patenamt, Pschorrhöfe, Bayerstr. 34)
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colette
(poses) in the museums
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fotografie:
colette |
In der Galerie Carol
Johnssen (Königingstr. 27) sind zur Zeit "photographs &
installations" von Colette zu sehen. Die Altmeisterin der Performance-Fotografie
posiert etwa in Abendrobe und Federhütchen im Hamburger Bahnhof in
Berlin. Die Fotografien bereitet sie anschließend mit Glitter, Perlen
und ähnlichem auf und verwandelt sie in wahre Orgien des Kitsches.
(Bis 30.11.99)
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In der Aspekte
Galerie der VHS im Gasteigs - für Uneingeweihte muß darauf
hingewiesen werden, daß es sich dabei um die Gänge des zweiten
und dritten Obergeschoß handelt - ist ein Teil der Ausstellung über
politisch motivierte Retusche unter Lenin und Stalin zu sehen, die zuvor
in Bonn präsentiert wurde: "Foto- und Kunstmanipulation in der
Sowjetunion" (noch bis 10. November).
Entgegen der Ankündigung werden dort nicht Original und Fälschung
gegenübergestellt, sonderen deren Reproduktionen ins Übermaß
vergrößert und passpartouriert - eine Präsentationsweise,
die irritiert. Wie unliebsame Aktivisten per Retusche von der Bühne
verschwanden, wie der Rand des Ausschnittes immer mehr Beteiligte reduzierte,
oder die Menschenmenge bei einer Kundgebung künstlich verdichtet
wurde, kann so aber genau nachvollzogen werden. Wenngleich sich die Erkenntnis
meist auf den Effekt beschränkt, denn der Kontext der Pressebilder
fehlt trotz ausführlicher Bildunterschriften. Am meisten beeindrucken
die anonymen Tilgungen in nonkonformen Abbildungen: Köpfe wurden
einfach zugemalt. Diese verdeutlichen die Antastbarkeit von Identität
am besten.
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"taking
pictures" im siemens financial services
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Das an Fotografie
zur Zeit kein Ausstellungshaus vorbeikommt, zeigt eine Ausstellung im
Siemens Financial Services in der Seidelstr. 24. Und das auch die digitale
Fotografie heute nicht unterschätzt werden darf, damit beschäftigt
sich die Ausstellung "Taking Pictures". Sechs Künstler
und Künstlerinnen, drei aus New York, drei aus Süddeutschland,
zeigen in der Ausstellung "ein Stück ihrer Faszination, sich
mit unterschiedlichen fotografischen Material, Techniken und Konzepten
- bis hinein ins Digitale - künstlerisch auseinanderzusetzen."
(Katalog). Erik Bakke setzt sich mit dem "schwarzen Erbe"
auseinander, als digital bearbeiteter Print der U.S. Post zeigt er Abzüge
von Malcom X im Briefmarkenlayout. Einen Mix aus C-Prints und Röntgenaufnahmen
stellen die Arbeiten von Maria Meier dar, die in hochformatigen
Fotobildern düstere Kabel- und Leitungsvisionen zeigt. Weitere Fotoarbeiten
sind von Hans Kotter, Felix Weinold, Gary Beeber
und Jolanta Gora-Wita zu sehen.
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fotografie
und die nachwehen der open art...
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Das große Eröffnungswochenende ist zwar vorbei, trotzdem bleibt
dem Fotofreund noch die Möglichkeit sich einiges in Münchens Galerien
anzusehen. Zunächst stellt die Galerie Daniel Blau die Arbeiten von
Felice Beato und Cecil Beaton einander gegenüber. Unter
dem Titel "Eine photographische Begegnung 1870-1970" werden
hier 100 Jahre Fotografiegeschichte vereint. Bei Barbara Gross ist u.a.
Sophie Calle zu sehen, die zum Teil auf das Medium Fotografie zurückgreift,
um ihr Leben in immer neuen Varianten zu erzählen. Der britische Künstler
Saul Fletcher ist mit kleinformatigen Arbeiten bei Sabine Knust (Maximilianstr.
14) zu sehen; seine Arbeiten fungieren als Konzentrate einer Wahrnehmung,
die unsere Gegenstandswelt in signifikante, oft poetische Bilder zu transformieren
vermag. Mosel und Tschechow in der Winterstr. 7 zeigen anläßlich
einer Buchveröffentlichung von Wilfried Petzi eine Ausstellung
mit dem Titel "Rough Mix". Gezeigt wird hier eine wilde
Mischung von Kunstorten, Zeiten, Künstlern und Kunstvermittlung, die
von Petzi seit über 10 Jahren dokumentiert wurde. Last but not least
findet sich bei Rüdiger Schöttle (Martiusstr. 7) eine Dia-Sound
Installation von James Coleman, die dem Betrachter Darstellungsweisen
und deren Wahrnehmung vor Augen führt. In einer erzählerischen
Sequenz von Lichtbildern werden Figuren gezeigt, die wartend herumstehen,
sich unterhalten oder einfach für die Kamera posieren, wobei eine Stimme
aus dem Off die Installation zusätzlich akustisch unterlegt. |
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"Portraits"
nennt Daniel Sambraus die Fotografien seiner Ausstellung in der
Galerie lucile, die dort noch bis zum 22. November zu sehen
sind.
Porträts aber sind Bildnisse von Menschen zum Zwecke der Darstellung
ihrer Individualität. Strenggenommen. Demnach zeigt Daniel Sambraus
alles andere als Porträts, denn Menschen tauchen auf seinen Bildern
nicht auf. Der Einblick in das Individuum interessiere ihn, so der Fotograf,
wobei er sich die Frage stelle, in welches Individuum. Sagt eine Fotografie
nicht mehr über ihren Schöpfer denn über den Abgelichteten
aus? "Der Fotograf nähert sich ja mit bestimmten Vorstellungen
seinem Modell und wählt nach der Sitzung das ihm liebste Bild
aus."
Sambraus Individualität spielt sich in Antlitz antiker Skulpturen
und im Angesichte zahmer Tiere. Da bei den Skulpturen sich der Bildhauer
bereits der Ausbildung individueller Züge befleißigte, hat
der Bildautor hier leichtes Spiel. Er braucht nur noch die Auswahl des
Ausschnittes treffen. - Und erzielt dadurch doch oft eine völlig
neue Wirkung. Porträts von Tieren stellen ein größeres
Problem dar. Weder bieten die Modelle ein besonderes Minenspiel, noch
halten sie brav still. Oft müsse der Fotograf sich zum Clown machen,
um das Bild seiner Vorstellung zu erlangen. Tiere und Skulpturen - eine
bizarre Mischung? Nein: eine bildnerische Idee.
Daniel Sambraus wurde 1967 in München geboren, stuiderte Kunstgeschichte
an der Hochschule für bildende Künste, Kassel, Photographie
am London College of Printing, Applied Art and Visual Culture an der London
Guildhall University. Er lebt und arbeitet als freischaffender Photograph
in London und München.
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Dieser
Blick geht mitten ins Herz, nimmt den Betrachter gefangen: die Augen des
jungen Mädchens, die vom Ausstellungsplakat herabstarren. Damit wirbt
das Literaturhaus, das bis zum 5. September Photographien des renomierten
US-Magazins "National Geographic" zeigt. Das Literaturhaus
mausert sich so langsam und unauffällig - dies nur nebenbei bemerkt
- zu einem Ausstellungszentrum für Photographie. Das zeugt von Konsequenz,
stehen doch im Buchwesen Wort und Bild bzw. photographische Reproduktion
gleichberechtigt Seit an Seit. Unter dem Motto "Große Legenden,
große Momente, große Bilder" steht die Ausstellung. Seit
1888 erforscht die National Geographic Society den Planeten. Ihre Photographen
scheuen weder Kosten noch Mühen, noch immer neuartig wirkende, extreme,
hautnahe Aufnahmen zu liefern. Ab 27. September dürfen auch jene davon
profitieren, die bisher zu faul waren, die unverzichtbaren Texte dazu zu
lesen. Dann erscheint das Magazin nämlich erstmalig auf deutsch. Wem
das egal ist, der kann nach wie vor die Bilder lesen. Und wenn es ein Bild
derart in sich hat, wie das Ausstellungsplakat, dann liegt das vielleicht
auch daran, daß hier an einen uralten Mythos der Kunst angeknüpft
wurde: Es ist das Gorgonenhaupt, das, sah man ihm zu lange in die Augen,
versteinert wirkte. |
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Bei
ihm sind es nicht nur die Augen, es ist der ganze Typ, der umwirft, betört,
gleichermaßen Mutterinstinkte weckt und Mitleid aufgrund selbstverschuldeter
Unschärfe. Weil er gleich so nahe kommen mußte! Sein Blick, einschmeichlerisch
unterwürfig und doch trotzig-ernst, weicht nicht aus, fixiert Dich.
Aber, wer ist er, und wo kann man ihn kennenlernen... Ist er überhaupt
er, oder ist es Douglas Gordon, oder Kurt Cobain, oder Andy Wahrhol...,
existiert er überhaupt, oder ist er nur so ein Produkt aus der schönen
Welt der Bilder, ein Idol, das wir schon im Kindergarten heiraten wollten,
von dem wir sicher waren, daß er nur auf uns warten würde? Ist
das Photo nur eine Lüge, Ausgeburt unserer Vorstellungskraft? Gerade
diese Polaroids sind so tückisch, weil sie so wie unmittelbar aus dem
Leben gegriffen aussehen. Und, warum bitte ist dieser Typ eigentlich blond!
Haben uns davor unsere Mütter nicht schon immer gewarnt? Und wir haben
selbstbewußt-reflexiv geantwortet, ach was, das sei nur ein Klischee!
Und am Ende hat er uns doch sitzengelassen!
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Als "Atombombe
im Misthaufen" wurde - zeitgenössisch - die Formation 'fotoform'
im Nachkriegsdeutschland passend-unpassenderweise bezeichnet. Am 13.7.99
erhielten drei der Mitglieder, Toni Schneiders, Wolfgang Reisewitz und
Siegfried Lauterwasser, den Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für
Photographie. Die "zornigen jungen Männer" hatten sich
1949 zusammengeschlossen, aus ihrer Mitte erwuchs die Bewegung der 'subjektiven
fotografie'. Auch Peter Keetmann (Preisträger schon seit 1961), sowie
Hans Hajek-Halke und Karl Steinorth gehörten zu den stilbildenden
Fotografen, die die Strömungen von vor dem Krieg wieder aufgriffen
(Lásló Moholy-Nagy), weiterentwickelten und vollendeten.
Toni Schneiders erhielt eine Einzelausstellung
im Fotomuseum, die stellvertretend vorführt, worauf es der
Gruppe ankam. Erscheinungsformen in Natur und Technik zu fokussieren,
gegebenfalls in Nahaufnahmen aus der Umgebung herauszuschälen - dies
stets parallel zu einer ausgiebigen journalistischen Tätigkeit in
aller Welt.
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eine
künstlerin
steht
kopf
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Witziges ist derzeit
in der Galerie Karin Sachs zu sehen. In großformatigen Fotografien
zeigt die Künstlerin Chantal Michel wahnwitzige Positionierungen
einer jungen Frau in obskuren, an leerstehende Fabriken erinnernde Räumen.
Mal hängt die Frau von der Decke, mal scheint sie sich mit aller
Kraft gegen windige Maschinen zu wehren, und dabei stellt sie immer das
Sehvermögen des Betrachters auf den Kopf.
Mit ihren Aktionen will Michel Gefühle und Zustände zum Ausdruck
bringen, deren Qualität durch den Gang ins Extreme erst wirklich
sichtbar und auf den Punkt gebracht werden. Ihre Kunst ist dbei nicht
nur ein Verarbeitungsmoment unterdrückter Regungen, sondern genauso
ein schönes Spiel, ein künstlerischer Zeitvertreib, eine Liebe
zum Ästhetischen, zu Formen und Farben. (Bis 31. Juli)
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salgado
im nationaltheater
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Der brasilianische Fotograf Sebastiao Salgado wird derzeit in einer
Ausstellung im Nationaltheater gezeigt (rückwärtige Eingangshalle).
Salgado gehört zu den Altmeistern des kritischen Bildjournalismus und
hat mit seinen Bilderserien über Elends- und Katastrophengebiete ein
eindrückliches Bild von Armut und Unglück dieser Erde geschildert.
Die Bayerische Staatsoper zeigt in ihrer Ausstellung "Terra" nun
Bilder seiner eigenen Heimat, Brasilien, von Menschen, die im Konflikt leben,
zwischen einer westlich-amerikanischen und einer südamerikanischen
Welt. Dabei zeigen diese Menschen immer eine erhabene Schönheit und
Würde, und Salgado schafft es den scheinbaren Konflikt zwischen Leid
und Schönheit aufzulösen. (Bis 31. Juli, täglich ab 15.00
Uhr)
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Die Galerie Klewan verabschiedet sich nach 30-jähriger Galerie-Tätigkeit
von der Öffentlichkeit mit einer Ausstellung des Fotografen Franz
Hubmann. Hubmann hat so ziemlich jeden fotografisch porträtiert,
der in der Kunstwelt Rang und Namen hat. Max Ernst, Maria Lassnig, Bernard
Buffet u.s.w. Das ist auf der einen Seite, für eine Galerie, die viele
der porträtierten Künstler ausgestellt hat, ein durchaus sinnvolles
Unterfangen. Auf der anderen Seite muß man sich angesichts einer solchen
Ausstellung auch fragen, ob hier der bloße Künstler zur Kunst
wird. Bild um Bild werden uns hier Künstler gezeigt, von denen normalerweise
ihr Werk im Mittelpunkt steht, und - wie uns die endlosen Poträts zeigen
- auch das ist, was uns wirklich interessiert.
Hier hat sich der Mediengeist wohl unauffällig in die Kunstwelt vermischt,
man braucht Bilder von berühmten Menschen, Bilder von Picasso, dem
großen Maler, Hermann Nitsch, dem großen Orgienfreund, nur so,
daß man mal sieht, wie die Künstler denn so aussehen.
Daß der Künstler aber eigentlich nicht sein Werk ist, und schon
gar nicht Kunst, scheint diese Kunstausstellung dabei ganz zu vergessen.
(Noch bis 31. Juli)
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junge
spanische fotografen
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Eine schöne Ausstellung ist derzeit im Spanischen
Kulturinstitut zu sehen. In dem Vortragssaal des Hauses werden 22 junge
spanische Fotografen gezeigt. Ganz anders als bei den zeitgenössischen
deutschen Fotokünstlern präsentiert sich hier der aktuelle Umgang
mit Fotografie: Nicht der spontane Augenblick mit einem Hang zum Trendigen
steht hier im Vordergrund, sondern es sind liebevoll erdachte Bildinszenierungen,
die den Arbeiten ihr Gewicht verleihen. Viele Werke sind dabei von einer
poetisch-lyrischen Stimmung geprägt, die ganz im Gegenteil zum Klischee
des spanischen Temperaments steht. Keine Liebestragödien, kein Blut
und kein Stierkampf, sondern stilles Beobachten von unspektakulären
Begebenheiten. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung viele Möglichkeiten
wie sich mit dem Medium Fotografie umgehen läßt, vom Lochkamerafoto
bis zum Tableau Vivant als farbig sattes Cibachrom ist so ziemlich alles
vertreten. Besonders eindrucksvoll sind die Arbeiten von Chema de Luelmo,
der kleine Püppchen als Surrogate menschlicher Traum- und Wahnvorstellungen
ablichtet, wobei die Puppen auch erst auf den zweiten Blick als solche erkennbar
werden. Damit zeigen uns die Bilder wieder einmal wie nah Fotografie und
Illusion beianderliegen.
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Dany
Leriche hat die Wälzer zur Kunstgeschichte noch mal durchgesehen,
und die Ikonen der historischen Heroen überarbeitet. Die 1951 geborene
Künstlerin schreckte nicht zurück davor, selbst Albrecht Dürer
noch eines draufzusetzten und zu zeigen, was er dem Publikum vorenthalten
hat: Als der Künstler im Holzstich einst sein Modell durch das Gitternetzraster
betrachtete, um die perspektivische Verkürzung perfekt umzusetzen,
visierte er die pralle Geschlechtlichkeit des wohlgerundeten Weibes. Leriche
stellte die Szene nach und fügte das Bild anbei, das jahrhundertelang
dem Künstler vorbehalten blieb. Außerdem inszeniert sie Frauenakte
als Personifikationen der bildenden und schönen Künste und fügt
so die Photographie wie selbstverständlich dem Reigen hinzu, indem
es das Mittel ist mit dem solche Bilder wieder möglich sind. (In der
Galerie Stefan Vogdt, Kurfürstenstraße 5)
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Im Literaturhaus
- da wo auch artechock gemacht wird, aber dies nur nebenbei - ist eine
Ausstellung mit Münchner Autorenporträts zu sehen, die Studenten
der Fachakademie für Fotodesign schufen. Die Fotos sind vielversprechend...
aufgrund ihrer ausgesprochenen Unterschiedlichkeit in der Auffassung.
Farbe oder Schwarzweiß, bunt oder puristisch, scharf und unscharf
- das Spektrum ist weitgegriffen. Wer also keine Lust mehr hat auf Isolde
Ohlbaum-Fotos, der kann sich hier veranschaulichen, welche gestalterischen
Möglichkeiten dieses Genre des Porträts bietet.
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autorenfotos
-roni horn,
pi
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Die Staatsgalerie Moderner Kunst
zeigt bis zum 27. Juni eine Ausstellung der New Yorker Künstlerin Roni
Horn. In der Raumisntallation PI hält Horn fotografische Wahrnehmungen
von Island fest. Die 45-teilige Fotoarbeit zeigt Bilder der Insel, Wasser,
Vögel, Kleintiere, Bewohner, aber auch Fernsehstills des örtlichen
Lokalsender. Der Künstlerin geht es dabei um eine spezifische Wahrnehmung,
die einerseits sie selbst von dem Ort erhalten aht, andererseits auch dem
Betrachter zugänglich gemacht wird durch die unterschiedlichen, ohne
Wertung nebeneinander gehängten Bilder. Der Titel dieser Arbeit verrät
dabei eines der wesentlichen Anliegen von Horn; PI bedeutet neben dem mathematischen
Begriff der Kreiszahl PI auch identity und place und weist damit auf ein
natürliches menschliches Phänomen hin, sich durch und mit einem
Ort zu identifizieren.
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Daß
es dem Fotomuseum gelungen ist, die Bisson
Frères-Ausstellung nach München zu holen, ist hoch anzurechnen.
Enno Kaufhold beklagt in der Photonews (4/99) zurecht, daß diese Photographien
in der Geschichtsschreibung bisher marginal behandelt wurden. Denn was sich
zunächst spröde anhört - ein photographisches französisches
Unternehmen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts -, fasziniert durch unprätentiöse,
dabei durch absolute Qualität bestechende, Aufnahmen. Berühmt
geworden sind die Brüder durch Architekturaufnahmen europäischer
Kulturdenkmäler der Romanik und Gotik. Den Bauten versuchten sie dabei
ein veritables Äquivalent zu schaffen, durch die Größe der
Aufnahmen und durch die unglaubliche Präzision. Es handelt sich schließlich
um Kontaktabzüge von riesigen Glasplatten. Doch damit nicht genug.
Die ersten Bilder von der Begehung des Montblancs zu liefern, dem galt der
Ergeiz der Lichtbildner. Unter ungeheuer schwierigen Bedingungen, wie man
in der Ausstellung dank eines zeitgenössischen Berichts nachlesen kann:
Zum Entwickeln mußte Schnee geschmolzen werden, doch aufgrund der
Höhenluft kämpfte die gesamte Belegschaft mit Ohnmacht. Wie bescheiden
sich daneben weitere Aspekte ausnehmen, jedoch kaum weniger reizvoll. Anatomisch-ethnologische
Daguerrotypien beispielsweise. Besieht man sich die Frontalaufnahmen der
Totenschädel aus der Nähe, spiegelt sich der Kopf des Betrachters
deckungsgleich darin und der photographische Schauder holt ihn ein.
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"schön
großformatige farbfoto-
grafien
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Die Auseinandersetzung
mit realen Lebensräumen kennzeichnet das fotografische Werk von Dörte
Neef. Von der Realität der Stadtansichten ausgehend, wandte sie
sich in den Jahren 1995/96 den Barockgärten zu, welche in ihrer Geometrie
und in ihrer systematischen Gestaltung die herrschaftlichen Strukturen
ihrer Entstehungszeit spiegelten.
In ihren neueren Arbeiten nimmt Dörte Neef bewußt Bezug auf
fotografische Klischees wie die Palmen am Meer oder das Panorama einer
Hochgebirgslandschaft, verleiht ihren großformatigen Farbfotografien
aber im Gegensatz zu den Prototypen der Werbe-Welt eine mehrdeutige Interpretationsmöglickeit.
Urlaubssehnsucht und Rückgriff auf reale Entsprechungen, detailreich
und in intensiver Farbgebung geschildert, weisen den Betrachter auf erlebte
Täuschungen zurück. Eingriffe in die Natur und Veränderungen
werden sichtbar gemacht, harte Schnitte unterbrechen den Traum von einem
unzerstörbaren Naturerlebnis.
"Die Welt ist schön" als Trugschluß und Verweis auf
reale Situationen, ein Thema, das in Abwandlung seit Albert Renger-Patzsch
die Fotogeschichte durchzieht. Dabei gesteht die Fotografin ihre Begeisterung
und kindliche Freude am Neuentedecken dieser Landschaften, die sie auf
persönliche Weise in ihre fotografischen Bilder umsetzt. Die Ausstellung
"schön" ist bis zum 21.03.99 in Pasinger
Fabrik zu sehen. (Pressetext)
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Selbst auf unserer
Seite herrscht Uneinigkeit. Wie schreibt man es nun, dieses Medium, bzw.
wie soll man es schreiben, von der haarsträubenden Rechtschreibreform
mal ganz abgesehen? In meinem Uraltduden wird unter „Fotografie“ noch
auf die „Photographie“ verwiesen. Nicht zu unrecht. Denn da kommt das
Wort ja schließlich her: „Phot“ bedeutet griechisch ‚Leuchtstärkeeinheit‘
oder ‚Zeichen‘. „Photo...“ heißt ‚Licht...‘. 'Graphie' heißt ‚Schreiben‘.
Also „Mit Licht geschrieben“. Viele verschiedene Begriffe wurden im Laufe
der Geschichte für diesen Vorgang gefunden, etwa die Kalotypie (von griech.
schön). Oder der Erfindernamen wurde ganz unbescheiden eingesetzt: Daguerrotypie,
Talbotypie. Aber, „Photographie“ drückt es eben am besten aus. Nun aber
das Dilemma: in der neuen Rechtschreibung fallen alle Inhalte weg, und
es muß Fotografie heißen. Aber auch diese Schreibweise hat man schon im
historischen Kontext eingesetzt, insbesondere in den zwanziger Jahren
drückte man das Neue am "Neuen Sehen" damit aus. „FiFo“ hieß beispielsweise
die bedeutende Ausstellung dazu. Und am Bauhaus schrieb man das ganze
auch noch klein: fotografie. Außerdem kommt die Schreibweise im tschechischen
Sprachraum, wo viele bekannte Fotografen wichtige Beiträge lieferten,
zum Tragen: auch mit f! Doch das schnörkelige Ph, das im Deutschen aus
einer anderen Zeit herüberzuwinken scheint, hat einen entschiedenen Phorteil,
pardon, Vorteil (auch wenn es sich schlechter tippen läßt): es ist international
verständlich, weil im anglo-amerikanischen und französischen Sprachraum
üblich.
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Zwiespältig
steht man vor den photographisch-pornographischen Arbeiten von Jan Saudek.
Wie soll man sich diesen kopulierenden, fettwulstreichen, krampfaderbrüstigen,
dabei noch himmelschreiend kolorierten Exponaten nähern? Will man es
überhaupt? Seit Saudek durch diverse Publikationen des Taschenverlags
omnipräsent ist, muß man sich wohl auch damit auseinandersetzten.
Vor Ort gelingt das momentan in der Galerie Objekte noch bis zum
2. März (Kufürstenstr. 17, werktags 14-18.30 Uhr, tel. 2711345).
1935 in Prag geboren,
gilt Saudek heute als einer der bekanntesten Photographen der Nachkriegszeit.
Da die Prager Photographie dank Sudek, Drtikol, Funke und vielen anderen
ein schwergewichtiges Erbe darstellt, dem man so leicht nichts entgegensetzt,
mag hier ein Grund für die überspannten Diversifizierung Saudeks
liegen. Und vielleicht datiert der Photograph auch deshalb seine Bilder
in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es entsteht so eine mögliche
Photographie, die damals nur in Ansätzen verwirklicht wurde. Oder
sollen die Anfänge der Pornographie karikiert werden? Die spielerische
Harmlosigkeit früher pornographischer Versuche, deren eklatante Bemalung
jedes Fünkchen Erotik raubte, führt Saudek weiter, teilweise
ebenso lieblich-naiv wie anno dazumal, andererseits unerträglich
überspannt. Schön zu sehen, daß er auch anders kann und
mit einer Reihe Schwarzweißaufnahmen an seine Prager Ahnen anknüpft.
Diese Porträts (z.B. Black Tear) und Akte sind von tschechischer
Poesie traumschwer gekennzeichnet und schrammen meist haarscharf am Kitsch
vorbei.
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An der Kunstakademie
fand eine Vortragsreihe statt, die in München ihresgleichen sucht.
Natürlich, weil sie für Photointeressierte eine ungeheure Chance
war, bekannte Namen einmal live zu erleben. Der Münchner Michael
Wesely trug vor; der Düsseldorfer Thomas
Ruff verweigerte sich dem Publikum weitgehends. Am 4. Februar kam
Thomas Struth und am 18. Konrad R. Müller
aus Königswinter, zum Abschluß am 25. Februar Candida Höfer.
Eine Ausnahme - eine begründete? - stellte am 11. Februar der Verleger
Lothar Schirmer dar. Eine Gelegenheit,
das Gewerbe mal aus einer anderen Perspektive kennenzulernen.
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münchen
wird international
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Dem
Auktionshaus Schneider-Henn ist es zu verdanken, daß München
den Anschluß an den Rest der Welt gefunden hat. Denn es liegt nun,
so wie es das in Paris und New York seit Jahren gibt, das Heftchen "Photography
in Germany & international" auch hier vor. - Daher rührt auch der
etwas großspurige Titel, der natürlich nicht halten kann, was
er verspricht. Es handelt sich nämlich in erster Linie um eine selbstreferentielle
erichterstattung über die Auktionen bei Schneider-Henn. Aber auch dabei
kommt es immer wieder zu interessanten Passagen, Bildbeschreibung und -vergleich
nicht ausgeschlossen. Begeisterte Stimmen aus aller Welt, die in der mittlerweile
zweiten Ausgabe versammelt wurden, sprechen dem Projekt Zukunft zu.
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christine walter und milena greif
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