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foto spezial - archiv 2001
1999 |
2000 | 2001
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| 2004
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Unser
Fehler! Wir wissen noch nicht warum, aber große Teile unseres
Archivs sind leider verloren gegangen. Bis auf weiteres klafft daher leider
eine Lücke zwischen Juli und Januar
2001. Wir hoffen, diese Lücke demnächst wieder schließen
zu können... |
november
2001 |
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altmeister der fotografie zeit
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Und schon ist sie
wieder vorbei die Ausstellungspause im Schirmer und Mosel Showroom (s.
unten). Am 6. Dezember eröffnet die Ausstellung "Terra Firma"
mit Drucken und Photographien von 1977 bis 1985 von Lothar Baumgarten.
Der Altmeister Inszenierter (und aller anderer Arten von) Fotografie ist
allen Freunden der Fotografie garantiert durch seine Federfotografie bekannt
(Feder in Parkettbodenspalte) und schon allein aufgrund dieses Bildes
absolut sehenswert (bis 15. Januar).
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modefotografien aus einer schwierigen zeit
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Die Modefotografin
Yva unterhielt in den 30er Jahren in Berlin ein Atelier für
Modefotografie, das sie zu einer der gefragtesten Modefotografinnen ihrer
Zeit machte. Eine Auswahl dieser Bilder, zusammen mit einigen Porträts
zeigt derzeit das Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum (in Kombination
mit eine Ausstellung zu Modefotografien in deutschen Zeitschriften 1936-1943).
Viele der Bilder bestechen durch den guten Blick der Fotografin, sorgsam
gewählte Ausschnitte und das Spiel mit Unschärfen. Ungewöhnlich
ist allerdings die "Süße" die über fast allen
Bildern liegt, als wäre das Berlin der 30er Jahre ein reiner Ort
der Mode, der Schönheit, der Eleganz und des Vergnügens gewesen.
Auch die parallel gezeigte Ausstellung von Modefotografien verrät
nur durch ihren Titel ("Die Eleganz der Diktatur"), daß
die Zeiten weniger rosig waren, als die Bilder es suggerieren. Dass sich
das nazionalistische Regime in Deutschland Künstlern wie Yva alles
andere als entgegenkommend verhielt, mußte die Fotografin schließlich
selbst erfahren. Sie wurde im Juni 1942 in das Konzentrationslager Majdanek/Sobibor
abtransportiert, wo sie ermordet wurde - ein Schicksal, das sich in ihren
Bildern nicht wiederspiegelt.
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neue bücher bei schirmer und mosel
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Die Ausstellungspause
im Schirmer/Mosel Showroom nutzt der Verlag, um seine Bücher des
Jahres 2001 vorzustellen. Mit dabei sind natürlich die Ausstellungsklassiker
des letzten Jahres, u.a. Thomas Struth, Andreas Gursky und Petra
Wunderlich, darüber hinaus aber auch weitere Titel des gut sortierten
Fotografieverlages. Bevor die nächste Ausstellung mit Lothar Baumgarten
losgeht, gibt es auch einige Bilder zu sehen, u.a. von Martin Assig
und Petra Wunderlich. (eröffnung am 30. November, ab 19 Uhr in der
Galeriestr. 2)
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zweifelhafter bildbegriff
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Die Osram-Galerie
ist nicht unbedingt das Haus, an dem man alle Tage vorbei kommt, wer den
Weg trotzdem nicht scheut, kann durch die "Fotografie den Dialog
mit der Natur" suchen. Die Arbeiten von Klaus Oberer beschäftigen
sich einerseits mit Fotografie, andererseits mit der Aufgabe "Bilder
zu gestalten". Der Ansatz mag zunächst verwundern (insbesondere
wenn wir auf unserer Fotoseite darauf hinweisen), schließlich sehen
wir in der Fotografie ja schon lange das Bild an sich, und nicht den bloßen
Schnappschuss. Betrachtet man die Arbeiten allerdings genauer, kann man
zumindest nachvollziehen, wie der Künstler auf ein solches Statement
kommt: hier wird sowohl die Natur porträtiert (also fotografiert),
als auch mit dem Bild der Natur gearbeitet, insofern, Strukturen aufgezeigt
werden, die das "schnelle" Fotografieren (wenn man das denn
heute noch so sagen darf) kaum hergeben würde. Im Pressetext formuliert
lautet das so: "Oberers Bilder huldigen der Dialektik zwischen den
gestalterischen Gesetzen und "Irrationalitäten" der Natur
einerseits sowie den bildernischen Fähigkeiten der Fotografie andererseits".
(OSRAM-Haus, Hellabrunner Str. 1, bis 10. Januar)
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Etwas eindeutiger
formuliert der Kunstbunker Tumulka das Anliegen seiner aktuellen Fotoausstellung.
"12 israelische Fotografien setzen sich mit der sozialen Wirklickeit
auseinander. Dabei zeigen sie jeweils in individueller Sichtweise das
jeweilige Lebensgefühl, aber auch sozialkulturelle Probleme. Es werden
Fragen z. B. nach der Chancengleicheit oder dem Auseinanderdriften des
sozialen Gefüges gestellt". Das verspricht zumindest in unseren
jetzigen Zeiten brisanten Fotostoff - noch vor wenigen Monaten hätte
dieses Thema vermutlich kaum jemanden interessiert, wohingegen im Augenblick
über Chancengleichheit von ungleichen ethnischen Gruppen gar nicht
genug diskutiert werden kann. Unter den Fotografen sind u.a. Eyal Ben
Dov, Yosaif Cohani, Varid Kahana und Joel Kantor
(19.Nov. bis 30. Dezember).
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Eine Galerie, die
sich vollkommen auf Fotografie spezialisiert, hat in München bisher
noch gefehlt. Seit Juli dieses Jahres gibt es daher pantharei (gr.
alles fließt), ein kleiner Laden im Glockenbachviertel (Corneliusstr.
46), in dem ausschließlich Fotografien ausgestellt werden. Vielleicht
nicht immer mit dem absoluten Kunstverstand, dafür aber mit viel
Idealismus und Liebe zur Fotografie. Die aktuelle Ausstellung zeigt Bilder
des deutschen Chirurgen Dr. Heinrich Schoeneich, der seit einigen
Jahren in Afghanistan und anderen Krisengebieten arbeitet und fotografiert.
Die Bilder, die zum Teil ziemlich grausam sind, verstehen sich als Dokumentationen
der örtlich anzutreffenden Verhältnisse. Dabei sind sie aber
keineswegs ausschließlich kritisch angelegt, sondern bringen ebenso
wie die Nöte des Landes auch seine Schönheit zum Ausdruck.
Die darauffolgende Ausstellung, die am Samstag den 13. November eröffnet
(20 Uhr), zeigt einen Schwarz-Weiß-Zyklus von Venedig des Münchner
Fotografen Jan Kobel. Wer die Galerie kennenlernen will, dem sei
empfohlen zur Eröffnung oder zumindest am kommenden Samstag pantharei
aufzusuchen - ein kleiner Nachteil des neuen Ladens sind nämlich
seine Öffnungszeiten, die auf Freitag 19 Uhr bis 23 Uhr und Samstag
11 Uhr bis 14 Uhr beschränkt sind. Oder nach Vereinbarung: 0179/3925992
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oktober
2001 |
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Wir werden zum gegebenen
Zeitpunkt auch in unserem Editiorial nochmals daraufhinweisen, aber an
dieser Stelle sei es schon einmal vorweg genommen: der schmerzliche Verlust
von Milena Greif, jahrelanger artechock-Autorin, die München
verlassen hat, um nach Wien zu gehen. Den Lesern der Foto-Site ist es
wahrscheinlich schon lange aufgefallen, daß die Artikel weniger
geworden sind und alles in allem wohl auch kürzer. Milena, du fehlst
hier sehr!
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jeff wall im dialog mit dem 19. Jh.
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Der Kanadier Jeff
Wall ist in München ja längst kein Unbekannter mehr. Nach
seiner Ausstellung im Kunstbau vor einigen Jahren und seiner - zugegebenermaßen
- ziemlich kurzen Gastprofessur an der Münchner Akademie hatte man
die letzten Jahre immer wieder Gelegenheit, Arbeiten von ihm in der Sammlung
Goetz oder den bayerischen Staatsgemäldesammlungen kennenzulernen.
Am 1. November wird die Neue Pinakothek eine kleine Show mit Arbeiten
von Wall zeigen. Die großformatigen Werke der Staatsgalerie sind ergänzt
um einige Leihgaben ergänzt, die den "kontrastreichen Dialog
mit der Sammlung des 19. Jahrhunderts zeigen" .
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Die Zürcher Fotografin
Mirjam Staub (geb. 1969) vertritt eine eigenwillige Position in
der jungen schweizer Kunstszene. Sie bedient sich der Fotografie als Ausdrucksmittel
in der vollen Bewußtheit der Grenzen wie der Möglichkeiten dieses Mediums,
ohne die poetische Kraft ihrer Bilder im Konzept zu verlieren...Aus ihrer
aktuellen Arbeit zeigt die Isart Galerie (Westermühlstr. 3)
eine Auswahl aus "Blow up (alter ego)" (2000), eine insgesamt
64 Fotografien umfassende Serie, in der Staub eine junge Frau, die in
jedem Bild einen weißen Luftballon aufbläst, an verschiedenen Orten in
Stadt und Landschaft aufnimmt. Dieses Thema ist in der Serie "Blow
up (alter ego) / The Dream Sequence" (2001) weitergeführt, die
großformatige Porträts derselben Frau mit Ballon nun mit geschlossenen
Augen zeigt. Unvermittelt und zugleich in untrennbarer Einheit miteinander
verbunden sitzt im anmutigen Bild ein Fremdkörper. Die geblähte Leerform
des Luftballons verdeckt einen Teil des Gesichts und steht wie eine zusätzliche
Ebene zwischen dem fotografiertem Mensch und der Kamera. Der Ballon als
Kreisform ist eine Anspielung auf die Sprechblasen der Comics und zugleich
(neben vielen anderen Interpretationsmöglichkeiten) ein ambivalenter Abgrenzungsversuch
der fotografierten Person nach außen - ins Bild. (Pressetext), bis 24.
November
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Das Amerikahaus zeigte
schon im September eine sehr schöne Ausstellung zu Bildern aus den
USA, hauptsächlich aus New York. Auch diesmal ist es wieder amerikanisches
Leben, das fotografisch festgehalten ist, und zwar vornehmlich jüdisches
in Brooklyn. Unter dem Titel "Brooklyn? - Brooklyn! Jewish Life ind
America" zeigt der in München gebürtige Michael Melcer
(Jahrgang 1961) Bilder der jüdischen Kultur. Begleitet wird die Ausstellung
von einer Filmreihe im Münchner Filmmuseum sowie Vorträgen,
die jeweils am 20. November und am 11. Dezember um 19.30 im Amerikahaus
stattfinden. Am 20. November spricht Stephen J. Whitfeld von der
Brandeis University zum Thema "Broadway and Beyond: The Fate of Fiddler
on the Roof" und am 11. Dezember spricht Hasia R. Diner von
der New York Univrsity zu "Making Space Sacred: American Jews and
the Memory of the Lower East Side". Die Filmreihe wiederum findet
am 10. Dezember, um 19 Uhr statt, mit "Ellis Island" (1981,
"Hester Street" (1974) und "Auf Wiedersehen Amerika"
(1993). Für Amerika-Fans also ein absolutes must.
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Unter dem Titel "Der
Atem der Wildnis" ist derzeit eine Ausstellung im Museum Mensch und
Natur zu sehen. Das hört sich so an, als wäre der Fotograf hier
losgezogen, um Bären zu küssen, oder ihnen zumindest plötzlich
und unverhofft gegenüber zu stehen. Ganz so ist es nicht, aber so
ähnlich: Der Fotograf Art Wolfe, einer der bedeutendsten Naturfotografen
und engagierter Artenschützer hat einen Bildband realisiert (Verlag
Frederking & Thaler), für den er insgesamt 140 Tierarten fotografiert
hat, die er auf den entlegensten Orten aufgesucht hat. Die Ausstellung
im Museum Mensch und Natur zeigt einen Teil dieser Bilder zusammen mit
den "Siegerfotos" aus dem "Glanzlichter 2001-Wettbewerb".
Auch bei den Glanzlichter-Bildern handelt es sich um Naturfotografien,
die eine Jury aus insgesamt etwa 4800 Arbeiten ausgewählt. Naturfotografien
im Doppelpack also, die nocht bis zum 30. Dezember 2001 zu sehen sind.
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Wir haben auf dieser
Seite schon öfter darauf hingewiesen: auf die Ausstellungen im Schirmer/Mosel
Showroom, die in der letzten Zeit fast ausschließlich Becher-Schüler
zeigten. Auch mit der aktuellen Ausstellung nimmt sich Schirmer/Mosel
einer Becher-Schülerin an: Petra Wunderlich, Jahrgang 1954,
die noch zur ersten Generation gehört. In schwarzweiß und streng
sachlichem Stil verfolgt sie die klare Linie von Bernd und Hilla Becher
konsequent. Die kleine Ausstellung im Showroom zeigt Gesteinslandschaften.
Unter dem Titel "Solnhofen Steinbrüche", 1991/2001
zeigt Wunderlich Bilder aus dem fossilienhaltigen Steinbruch Solnhofen,
der nahe des Altmühltales liegt. "Röntgenologisch vorgehend,
erstellt Wunderlich meist aus erhöhter Position, mit gleichmäßiger
Ausleuchtung und Tiefenschärfe das Negativ der bebauten Erde, die
Umkehrung der Baugeschichte von Fassaden, Mauern und Bodenplatten - die
Schnittflächen der Gesteinsschichten mit ihren Einschlüssen
bilden eine offene Erdgeschichte." Also, wie oft bei den Becher-Schülern,
viel zum Mitdenken, und etwas spröde in der Anschauung
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september
2001 |
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Natürlich kann
man gerade nicht anders, als mit gemischten Gefühlen ins Amerikahaus
gehen. Blumen, Kerzen, Kränze erinnern hier an den 11. September.
Auch die Ausstellung muß man zwangsläufig unter dem Blickwinkel
des Terroranschlages sehen: gleich zu Beginn hängen mehrere Bilder
aus den 1930er Jahren, die die Skyline von Manhattan zeigen. Ohne World-Trade
Center, aber bereits mit dem Empire State Building. Margarete Bourke-White,
Lewis Hine, Alfred Stieglitz u.v.m. haben in ihren Bildern
immer wieder das pulsierende Leben von New York festgehalten, mit seinen
Hochhäusern, Automobilen und Menschen. Das Besondere an der Ausstellung
ist, daß fast alle Fotografien Originalprints sind, meist handsigniert,
und häufig nur sehr klein. Zudem wurden hier wirklich alle Großen
der Fotografie zusammengetragen, von Lewis Hine über Robert
Frank bis John Irving oder Sally Mann. So gesehen ist
die Ausstellung wirklich sehenswert, weniger erfreulich ist allerdings
die etwas lieblose Präsentation im Foyer - als hätten solche
Fotografien nicht einen besseren Platz verdient oder eine würdigere
Art, gezeigt zu werden.
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die fotografie und das modell
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Ein bißchen
gewagt ist, es etwas nachzubauen, und es dann abzufotografieren, allein,
weil schon viele es gemacht haben. Bereits Ende der 70er Jahre hat James
Casebere großartige Interieurs modelliert, um sie anschließend
aufs Bild zu bringen. In den 90er Jahren ist vor allem Thomas Demand
mit seinen Pappmodellen bekannt geworden, die nur noch andeutungsweise
erahnen liessen, daß es sich nicht um Realität handelt,
was die Fotografie festhält, sondern nur um ihren Schein. Trotzdem,
auch in der Fotografie gilt, was überall gilt: kein Grund, es nicht
zu machen, wenn andere es schon gemacht haben, wenn es nur gut ist. Und
das kann man im Fall von Oliver Bobergs Fotografien guten Gewissens
behaupten. Seine Architekturfassaden und Landschaftsausschnitte sind so
akribisch nachgebildet, daß man wirklich viele Male hingucken muß,
um zu erkennen, daß hier mit Modellen gearbeitet wurden. Also, Schein
und Fotografie sind auch hier noch die großen Themen.
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Es scheint, als hätte
sich das Sommerlich in der Fotografie am stärksten ausgewirkt. Kaum
ein Haus, das im August mit einer Fotografie-Ausstellung aufwarten konnte.
Das ändert sich ganz schnell zur Open Art. Zum großen Opening
am 14. September gibt es eine Reihe von Galerien, die sich dieses Jahr
ganz auf Fotografie spezialisiert haben. Zu den sehenswerten Ausstellungen
gehört sicherlich die Ausstellung des diesjährigen Förderpreisträgers
und Münchner Fotoschulen-Absolventen Jörg Koopmann. In
der Isart Galerie zeigt Koopmann unter dem Titel "distance to destination"
Eindrücke seiner Umgebung, von denen das Oktoberfestbild (links)
einen schönen Eindruck geben kann. Wer sich auch dieses Jahr rücklings
auf der Oktoberfestwiese tümmelt, sollte wohl besser aufpassen, daß
kein Fotograf in der Nähe ist; womöglich findet er sich sonst
nächstes Jahr in einer Ausstellung wider.
Eine etwas andere Richtung als Koopmann schlägt Oliver Boberg
ein. Seine sachlich-neutralen Architekturdetails sind ab dem 14. Sept.
in der Galerie Karin Sachs zu sehen.
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august
2001 |
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indien aus der sicht des 19. Jahrhunderts
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Indien, das Land der
Träume, aber auch der Katastrophen. Gerade hat der Boom in
der Literatur durch den "Gott der kleinen Dinge" wieder abgenommen,
da nimmt sich offenbar die Fotografie dieses Themas an. Am 10. Mai eröffnet
eine Ausstellung im Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum mit Fotografien
und Reiseberichten von Samuel Bourne. Unbescholtenes Land, herrliche Natureindrücke
in schönster 19.Jahrhundert-Technik, eine Fotoreportage die natürlich
ganz andere Ansprüche erhebt, als das oben genannte sozialkritische
Bild der drei Münchner Fotografen. Auf jeden Fall, dürfte interessant
sein, sich beide Ausstellungen anzusehen, und so ein etwas runderes Bild
von Indien zu bekommen (bis zum 19.8.2001)
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sonnenuntergänge weltweit
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Abgegriffenes Thema?
Von Wegen! Der Sonnenuntergang in der Fotografie gehört in jedes
Familienalbum ebenso wie in die Fotokiste des Profis. Verbunden mit Sehnsucht,
Romantik, Freiheit und wilder Natur transferiert der Sonnenuntergang mehr
als nur ein hübsches Bildmotiv. Die Münchner Fotografin Petra
Gerschner hat noch genauer hingeguckt und das Motiv als Kriterium kollektiver
Erinnerung untersucht. Sie sammelt eigene und fremde Sonnenuntergänge,
die sie als Installation (derzeit im Laden der lothringer13) ausstellt.
Zusammen mit Bildern anderer Fotografen und Knipser sowie Dokumenten,
die die Reise, den Urlaub, aber auch schwierigere Aufenthalte wie das
Asyl thematisieren, zeigt sie einen "Ikonographie des Sonnenuntergangs"
(bis 9. September). Wer selbst noch ein Bild zur Ausstellung beizusteuern
hat, kann sich im Laden melden oder es direkt an die lothringer13/LADEN,
Lothringerstr. 13, 81667 München schicken, allerdings nicht ohne
die Angaben zu Ort, Jahr und Anlaß der Aufnahme sowie des eigenen
Namen.
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september
2000 |
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Daß auch München
seine großen Leute hat, zeigte erst jüngst die Premiere des
Filmes Blow. Franka Potente, die doch immerhin mal in der
Frauenstraße (oder Frauenlobstraße?) gewohnt hat, kam direkt
aus Hollywood angereist, um unserer kleinen Stadt die Ehre zu geben. Neben
Schauspielern, Filmemachern, usw. darf man neuerdings wohl auch den Münchner
Fotografen Michael Wesely zu den Shooting-Stars der Milleniumsjahre
zählen. Bisher schien es, als pendelte er zwischen München und
Metropolen wie New York und Los Angeles, nun verläßt er leider
unsere Stadt und geht nach Berlin. Und seine aktuellen Projekte? 2002
wird Wesely auf der Biennale von Sao Paolo in Brasilien Deutschland vertreten.
Im Auftrag des Goethe-Instituts wird Wesely in Brasilien Aufnahmen in
den sonst eher unzugänglichen Armenvierteln, den Favelas machen. Dazu
erhält er eine der seltenen Aufenthaltsgenehmigungen für Fotografen. Dieses
Projekt, “Die Kunst der Favelas", ist voraussichtlich Ende September
2001 abgeschlossen und wird dann im Goethe-Institut ausgestellt. Schade,
daß Wesely München verläßt, schön aber, daß
er den Namen unserer Stadt - vielleicht - bis in den Urwald von Brasilien
hineinträgt.
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die poesie der einfachen blumen
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Dank des Schirmer/Mosel
Showrooms hatte man in den letzten Jahren häufiger Gelegenheit, Arbeiten
der Düsseldorfer Becher Schule kennenzulernen. Bis zum 8. September
zeigt die kleine Galerie Fotografien von Thomas Struth aus der
Serie "Löwenzahnzimmer". Die Bilder sind im Rahmen
eines Auftrags des Kreiskrankenhauses Winterthur entstanden. Für
die Krankenzimmer hat Struth Bilder aus der nächsten Umgebung festgehalten:
Löwenzahn, Rebhänge, Zweige, Blüten und andere Eindrücke
der Schweizer Naturlandschaft. Meist in Großaufnahme entwickeln
die Motive eine ganz eigene Poesie: der schlichte Löwenzahn wird
zum Inbegriff blühenden Lebens, die Tulpen lassen sich als Erinnerung
an eine längst verflossene Liebe betrachten usw. Vielleicht nicht
wirklich originell, aber sehr schön anzuschauen!
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einmal mehr: malerei gegen fotografie
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Sean Scully, der Maler,
Sean Scully, der Fotograf. Daß Künstler mit mehreren Medien
arbeiten ist ja längst nichts Ungewöhnliches mehr, aber selten
hat es einer so konsequent getan wie Sean Scully. In der aktuellen
Ausstellung "Sean Scully" im
Haus der Kunst, zeigt Scully vor allem seine meist großformatigen
und mittlerweile gut bekannten Gemälde: Streifen, Karos und viel
leere Bildfläche in sattem Farbauftrag und meist in dezenten Farben.
Weniger bekannt ist, daß Suclly auch fotografiert. Seine Fotografien
könnten auf den ersten Blick lässig aufgenommene Stadt- und
Landschaftsimpressionen sein, die sich kaum von vergleichbaren Reiseskizzen
anderer zeitgenössischeer Fotografen unterscheiden. Im Kontext der
gesamten Ausstellung erkennt man in den Bildern aber Sullys "Malweise"
wieder, seine beständige Auseinandersetzung mit wenigen Formen und
Farben. Scully hat in der Natur und in der Stadt Flächen gefunden,
die sich nahtlos in diese Auseinandersetzung einreihen: Nur, daß
das Material der Fläche - zwangsläufig in der Fotografie - keine
Rolle mehr spielt. Und genau damit verdeutlicht Scully, worauf es ihm
ankommt: Farbauftrag, Materialbeschaffenheit, Größe des Format
etc. Seine Fotografien bilden dazu einen interessanten Gegenpol, eben
weil ihnen diese ganzen Eigenschaften fehlen, können sie seine Malerei
bedeutungsvoll hervorheben. (bis 16. Sept.)
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september
2000 |
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In der
Galerie SixFriedrichLisaUngar stellt Beate Passow das Ergebnis ihrer
letzten "Forschungsreise" aus. Ein winziger Gegenstand führte
sie dieses Mal nach China: Schuhe, so klein wie für Vierjährige,
aber an den Füßen erwachsener Frauen zu finden. Passow hat sie
mit einer Pressefotografin aufgenommen. Ein tausend Jahre alter Brauch in
Farbfotografie. Eine Brücke in die Zeit und eine Brücke von Ost
nach West. Frei nach dem Motto "Zeigt her
eure Füßchen, zeigt her eure Schuh..." (zur Besprechung)
"Beate Passow währlt in ihren Arbeiten die Motive nicht um des
Erschreckens willen. Vielmehr stellt sich das alltäglich Harmlose und
das Unmenschliche als zwei ursächlich miteinander verbundene Züge
ein und derselben Sache dar. Passows Werk ist keine Geschichtsstunde. Sie
benutzt das Historische ebenso wie das Zeitgenössische, als exemplarisches
Material für die Auseinandersetzung mit der Gegenwart." (Pressetext)
"Lotuslillies" - zu sehen bis 26.01.2001. |
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"Adriapolis"
und "Werbung ohne Produkte" fotografiert Johannes Muggenthaler.
Leicht vorzustellen, was darunter gemeint ist - schwer nur vorstellbar,
wie diese Themen dann als Fotografie aussehen. Es handelt sich um Ansichten
vom Rande des Mittelmeeres, als wären die Fotografien Standgut, das
er gesammelt hat. Dabei fand er Zwischenreich, das nichts mit dem Land mehr
zu tun hat, so entstellt, entindividualisiert ist es durch die ständigen
Touristenfluten. Einerseits. Andererseits hat seine zwittrige Daseinsform
dem Landstrich eine eigene Art aufgedrückt, die es zu fotografieren
so interessant machen. (bis 16. Dezember und vom 9. bis zum 27. Januar in
der Galerie Mosel & Tschechow, am 19. Januar, 19.30 Uhr, liest Johannes
Muggenthaler aus seinem Roman "Die falsche Inderin") |
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Für
unsere zentraleuropäischen Augen wild und ungewohnt: Die Umgangsweise
mit Fotografie, die Pablo Genovés pflegt. Beeinflußt von seinem
Vater, einem berühmten Maler, vermengt er die Fotografie ungehemmt
mit der Malerei oder mit mehr: mit einem wild geschweiften Duktus, der der
Sahnetorte nicht ganz fremd ist. Dem nicht genug: er nimmt noch die Werbeästhetik
und Bilder aus den Dreissiger und Vierziger Jahren, knallige Farben und
Motive hinzu und packt alles hinter dickes Plexiglas. Der 1959 in Madrid
geborene Künstler stellt in der Galerie de Miguel aus, noch bis 13.01.2001.
Für weitere |
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Irene
Naef ist bildende Künstlerin, und wie die meisten dieser Spezies
hat sie wenig Hemmungen, mit der Fotografie zu spielen, sie zu verändern,
digitalisieren, manipulieren. Deutlich schöpft sie außerdem aus
zweierlei Quellen. Aus der der bildenden Kunst und aus der der Fotografie,
was ihr Repertoire ungleich reicher macht. In der Serie "La présance
des absents" sind beispielsweise Gesichter kunstgeschichtlicher Inkunabeln
in eine vermeintlich reale Situation versetzt. Die Reaktion reicht von Staunen,
Zweifeln, Erkennen bis hin zum Wiedererkennen. Ganz fröhlich-prächtig
erscheinen daneben die Gewänder, die Gemälden verschiedener Epochen
entstiegen und jetzt in einem Abbruchhaus oder am Strand hängen. Andere
Anwende befreite sie von ihrer Präsenz, was blieb sind die Kleider.
Auf Leinwänden ausgedruckt, gewinnen die Fotografien eine stärkere,
fast malerische Präsenz. (in der Galerie Christa Burger, Eröffnung
am 10.01., 19-22 Uhr) |
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von
milena greif und christine walter |