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foto spezial - archiv 2001
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Unser Fehler! Wir wissen noch nicht warum, aber große Teile unseres Archivs sind leider verloren gegangen. Bis auf weiteres klafft daher leider eine Lücke zwischen Juli und Januar 2001. Wir hoffen, diese Lücke demnächst wieder schließen zu können...
november 2001
 

altmeister der fotografie zeit

Und schon ist sie wieder vorbei die Ausstellungspause im Schirmer und Mosel Showroom (s. unten). Am 6. Dezember eröffnet die Ausstellung "Terra Firma" mit Drucken und Photographien von 1977 bis 1985 von Lothar Baumgarten. Der Altmeister Inszenierter (und aller anderer Arten von) Fotografie ist allen Freunden der Fotografie garantiert durch seine Federfotografie bekannt (Feder in Parkettbodenspalte) und schon allein aufgrund dieses Bildes absolut sehenswert (bis 15. Januar).

 

modefotografien aus einer schwierigen zeit

Yva,  Charleston 1926/27

Die Modefotografin Yva unterhielt in den 30er Jahren in Berlin ein Atelier für Modefotografie, das sie zu einer der gefragtesten Modefotografinnen ihrer Zeit machte. Eine Auswahl dieser Bilder, zusammen mit einigen Porträts zeigt derzeit das Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum (in Kombination mit eine Ausstellung zu Modefotografien in deutschen Zeitschriften 1936-1943). Viele der Bilder bestechen durch den guten Blick der Fotografin, sorgsam gewählte Ausschnitte und das Spiel mit Unschärfen. Ungewöhnlich ist allerdings die "Süße" die über fast allen Bildern liegt, als wäre das Berlin der 30er Jahre ein reiner Ort der Mode, der Schönheit, der Eleganz und des Vergnügens gewesen. Auch die parallel gezeigte Ausstellung von Modefotografien verrät nur durch ihren Titel ("Die Eleganz der Diktatur"), daß die Zeiten weniger rosig waren, als die Bilder es suggerieren. Dass sich das nazionalistische Regime in Deutschland Künstlern wie Yva alles andere als entgegenkommend verhielt, mußte die Fotografin schließlich selbst erfahren. Sie wurde im Juni 1942 in das Konzentrationslager Majdanek/Sobibor abtransportiert, wo sie ermordet wurde - ein Schicksal, das sich in ihren Bildern nicht wiederspiegelt.

 

neue bücher bei schirmer und mosel

Die Ausstellungspause im Schirmer/Mosel Showroom nutzt der Verlag, um seine Bücher des Jahres 2001 vorzustellen. Mit dabei sind natürlich die Ausstellungsklassiker des letzten Jahres, u.a. Thomas Struth, Andreas Gursky und Petra Wunderlich, darüber hinaus aber auch weitere Titel des gut sortierten Fotografieverlages. Bevor die nächste Ausstellung mit Lothar Baumgarten losgeht, gibt es auch einige Bilder zu sehen, u.a. von Martin Assig und Petra Wunderlich. (eröffnung am 30. November, ab 19 Uhr in der Galeriestr. 2)

 

zweifelhafter bildbegriff

Die Osram-Galerie ist nicht unbedingt das Haus, an dem man alle Tage vorbei kommt, wer den Weg trotzdem nicht scheut, kann durch die "Fotografie den Dialog mit der Natur" suchen. Die Arbeiten von Klaus Oberer beschäftigen sich einerseits mit Fotografie, andererseits mit der Aufgabe "Bilder zu gestalten". Der Ansatz mag zunächst verwundern (insbesondere wenn wir auf unserer Fotoseite darauf hinweisen), schließlich sehen wir in der Fotografie ja schon lange das Bild an sich, und nicht den bloßen Schnappschuss. Betrachtet man die Arbeiten allerdings genauer, kann man zumindest nachvollziehen, wie der Künstler auf ein solches Statement kommt: hier wird sowohl die Natur porträtiert (also fotografiert), als auch mit dem Bild der Natur gearbeitet, insofern, Strukturen aufgezeigt werden, die das "schnelle" Fotografieren (wenn man das denn heute noch so sagen darf) kaum hergeben würde. Im Pressetext formuliert lautet das so: "Oberers Bilder huldigen der Dialektik zwischen den gestalterischen Gesetzen und "Irrationalitäten" der Natur einerseits sowie den bildernischen Fähigkeiten der Fotografie andererseits". (OSRAM-Haus, Hellabrunner Str. 1, bis 10. Januar)

 

klare aussagen

Etwas eindeutiger formuliert der Kunstbunker Tumulka das Anliegen seiner aktuellen Fotoausstellung. "12 israelische Fotografien setzen sich mit der sozialen Wirklickeit auseinander. Dabei zeigen sie jeweils in individueller Sichtweise das jeweilige Lebensgefühl, aber auch sozialkulturelle Probleme. Es werden Fragen z. B. nach der Chancengleicheit oder dem Auseinanderdriften des sozialen Gefüges gestellt". Das verspricht zumindest in unseren jetzigen Zeiten brisanten Fotostoff - noch vor wenigen Monaten hätte dieses Thema vermutlich kaum jemanden interessiert, wohingegen im Augenblick über Chancengleichheit von ungleichen ethnischen Gruppen gar nicht genug diskutiert werden kann. Unter den Fotografen sind u.a. Eyal Ben Dov, Yosaif Cohani, Varid Kahana und Joel Kantor (19.Nov. bis 30. Dezember).

 

neue fotogalerie

Eine Galerie, die sich vollkommen auf Fotografie spezialisiert, hat in München bisher noch gefehlt. Seit Juli dieses Jahres gibt es daher pantharei (gr. alles fließt), ein kleiner Laden im Glockenbachviertel (Corneliusstr. 46), in dem ausschließlich Fotografien ausgestellt werden. Vielleicht nicht immer mit dem absoluten Kunstverstand, dafür aber mit viel Idealismus und Liebe zur Fotografie. Die aktuelle Ausstellung zeigt Bilder des deutschen Chirurgen Dr. Heinrich Schoeneich, der seit einigen Jahren in Afghanistan und anderen Krisengebieten arbeitet und fotografiert. Die Bilder, die zum Teil ziemlich grausam sind, verstehen sich als Dokumentationen der örtlich anzutreffenden Verhältnisse. Dabei sind sie aber keineswegs ausschließlich kritisch angelegt, sondern bringen ebenso wie die Nöte des Landes auch seine Schönheit zum Ausdruck.
Die darauffolgende Ausstellung, die am Samstag den 13. November eröffnet (20 Uhr), zeigt einen Schwarz-Weiß-Zyklus von Venedig des Münchner Fotografen Jan Kobel. Wer die Galerie kennenlernen will, dem sei empfohlen zur Eröffnung oder zumindest am kommenden Samstag pantharei aufzusuchen - ein kleiner Nachteil des neuen Ladens sind nämlich seine Öffnungszeiten, die auf Freitag 19 Uhr bis 23 Uhr und Samstag 11 Uhr bis 14 Uhr beschränkt sind. Oder nach Vereinbarung: 0179/3925992

 
oktober 2001

adieu

Wir werden zum gegebenen Zeitpunkt auch in unserem Editiorial nochmals daraufhinweisen, aber an dieser Stelle sei es schon einmal vorweg genommen: der schmerzliche Verlust von Milena Greif, jahrelanger artechock-Autorin, die München verlassen hat, um nach Wien zu gehen. Den Lesern der Foto-Site ist es wahrscheinlich schon lange aufgefallen, daß die Artikel weniger geworden sind und alles in allem wohl auch kürzer. Milena, du fehlst hier sehr!

 

jeff wall im dialog mit dem 19. Jh.

Der Kanadier Jeff Wall ist in München ja längst kein Unbekannter mehr. Nach seiner Ausstellung im Kunstbau vor einigen Jahren und seiner - zugegebenermaßen - ziemlich kurzen Gastprofessur an der Münchner Akademie hatte man die letzten Jahre immer wieder Gelegenheit, Arbeiten von ihm in der Sammlung Goetz oder den bayerischen Staatsgemäldesammlungen kennenzulernen. Am 1. November wird die Neue Pinakothek eine kleine Show mit Arbeiten von Wall zeigen. Die großformatigen Werke der Staatsgalerie sind ergänzt um einige Leihgaben ergänzt, die den "kontrastreichen Dialog mit der Sammlung des 19. Jahrhunderts zeigen" .

 

blow up

Die Zürcher Fotografin Mirjam Staub (geb. 1969) vertritt eine eigenwillige Position in der jungen schweizer Kunstszene. Sie bedient sich der Fotografie als Ausdrucksmittel in der vollen Bewußtheit der Grenzen wie der Möglichkeiten dieses Mediums, ohne die poetische Kraft ihrer Bilder im Konzept zu verlieren...Aus ihrer aktuellen Arbeit zeigt die Isart Galerie (Westermühlstr. 3) eine Auswahl aus "Blow up (alter ego)" (2000), eine insgesamt 64 Fotografien umfassende Serie, in der Staub eine junge Frau, die in jedem Bild einen weißen Luftballon aufbläst, an verschiedenen Orten in Stadt und Landschaft aufnimmt. Dieses Thema ist in der Serie "Blow up (alter ego) / The Dream Sequence" (2001) weitergeführt, die großformatige Porträts derselben Frau mit Ballon nun mit geschlossenen Augen zeigt. Unvermittelt und zugleich in untrennbarer Einheit miteinander verbunden sitzt im anmutigen Bild ein Fremdkörper. Die geblähte Leerform des Luftballons verdeckt einen Teil des Gesichts und steht wie eine zusätzliche Ebene zwischen dem fotografiertem Mensch und der Kamera. Der Ballon als Kreisform ist eine Anspielung auf die Sprechblasen der Comics und zugleich (neben vielen anderen Interpretationsmöglichkeiten) ein ambivalenter Abgrenzungsversuch der fotografierten Person nach außen - ins Bild. (Pressetext), bis 24. November

 

amerika total

Das Amerikahaus zeigte schon im September eine sehr schöne Ausstellung zu Bildern aus den USA, hauptsächlich aus New York. Auch diesmal ist es wieder amerikanisches Leben, das fotografisch festgehalten ist, und zwar vornehmlich jüdisches in Brooklyn. Unter dem Titel "Brooklyn? - Brooklyn! Jewish Life ind America" zeigt der in München gebürtige Michael Melcer (Jahrgang 1961) Bilder der jüdischen Kultur. Begleitet wird die Ausstellung von einer Filmreihe im Münchner Filmmuseum sowie Vorträgen, die jeweils am 20. November und am 11. Dezember um 19.30 im Amerikahaus stattfinden. Am 20. November spricht Stephen J. Whitfeld von der Brandeis University zum Thema "Broadway and Beyond: The Fate of Fiddler on the Roof" und am 11. Dezember spricht Hasia R. Diner von der New York Univrsity zu "Making Space Sacred: American Jews and the Memory of the Lower East Side". Die Filmreihe wiederum findet am 10. Dezember, um 19 Uhr statt, mit "Ellis Island" (1981, "Hester Street" (1974) und "Auf Wiedersehen Amerika" (1993). Für Amerika-Fans also ein absolutes must.

 

bären küssen

Art Wolfe

Unter dem Titel "Der Atem der Wildnis" ist derzeit eine Ausstellung im Museum Mensch und Natur zu sehen. Das hört sich so an, als wäre der Fotograf hier losgezogen, um Bären zu küssen, oder ihnen zumindest plötzlich und unverhofft gegenüber zu stehen. Ganz so ist es nicht, aber so ähnlich: Der Fotograf Art Wolfe, einer der bedeutendsten Naturfotografen und engagierter Artenschützer hat einen Bildband realisiert (Verlag Frederking & Thaler), für den er insgesamt 140 Tierarten fotografiert hat, die er auf den entlegensten Orten aufgesucht hat. Die Ausstellung im Museum Mensch und Natur zeigt einen Teil dieser Bilder zusammen mit den "Siegerfotos" aus dem "Glanzlichter 2001-Wettbewerb". Auch bei den Glanzlichter-Bildern handelt es sich um Naturfotografien, die eine Jury aus insgesamt etwa 4800 Arbeiten ausgewählt. Naturfotografien im Doppelpack also, die nocht bis zum 30. Dezember 2001 zu sehen sind.

 

fossiles

Wir haben auf dieser Seite schon öfter darauf hingewiesen: auf die Ausstellungen im Schirmer/Mosel Showroom, die in der letzten Zeit fast ausschließlich Becher-Schüler zeigten. Auch mit der aktuellen Ausstellung nimmt sich Schirmer/Mosel einer Becher-Schülerin an: Petra Wunderlich, Jahrgang 1954, die noch zur ersten Generation gehört. In schwarzweiß und streng sachlichem Stil verfolgt sie die klare Linie von Bernd und Hilla Becher konsequent. Die kleine Ausstellung im Showroom zeigt Gesteinslandschaften. Unter dem Titel "Solnhofen Steinbrüche", 1991/2001 zeigt Wunderlich Bilder aus dem fossilienhaltigen Steinbruch Solnhofen, der nahe des Altmühltales liegt. "Röntgenologisch vorgehend, erstellt Wunderlich meist aus erhöhter Position, mit gleichmäßiger Ausleuchtung und Tiefenschärfe das Negativ der bebauten Erde, die Umkehrung der Baugeschichte von Fassaden, Mauern und Bodenplatten - die Schnittflächen der Gesteinsschichten mit ihren Einschlüssen bilden eine offene Erdgeschichte." Also, wie oft bei den Becher-Schülern, viel zum Mitdenken, und etwas spröde in der Anschauung

september 2001
 

echte pioniere

Natürlich kann man gerade nicht anders, als mit gemischten Gefühlen ins Amerikahaus gehen. Blumen, Kerzen, Kränze erinnern hier an den 11. September. Auch die Ausstellung muß man zwangsläufig unter dem Blickwinkel des Terroranschlages sehen: gleich zu Beginn hängen mehrere Bilder aus den 1930er Jahren, die die Skyline von Manhattan zeigen. Ohne World-Trade Center, aber bereits mit dem Empire State Building. Margarete Bourke-White, Lewis Hine, Alfred Stieglitz u.v.m. haben in ihren Bildern immer wieder das pulsierende Leben von New York festgehalten, mit seinen Hochhäusern, Automobilen und Menschen. Das Besondere an der Ausstellung ist, daß fast alle Fotografien Originalprints sind, meist handsigniert, und häufig nur sehr klein. Zudem wurden hier wirklich alle Großen der Fotografie zusammengetragen, von Lewis Hine über Robert Frank bis John Irving oder Sally Mann. So gesehen ist die Ausstellung wirklich sehenswert, weniger erfreulich ist allerdings die etwas lieblose Präsentation im Foyer - als hätten solche Fotografien nicht einen besseren Platz verdient oder eine würdigere Art, gezeigt zu werden.

 

die fotografie und das modell

copyright: oliver boberg

Ein bißchen gewagt ist, es etwas nachzubauen, und es dann abzufotografieren, allein, weil schon viele es gemacht haben. Bereits Ende der 70er Jahre hat James Casebere großartige Interieurs modelliert, um sie anschließend aufs Bild zu bringen. In den 90er Jahren ist vor allem Thomas Demand mit seinen Pappmodellen bekannt geworden, die nur noch andeutungsweise erahnen liessen, daß es sich nicht um Realität handelt, was die Fotografie festhält, sondern nur um ihren Schein. Trotzdem, auch in der Fotografie gilt, was überall gilt: kein Grund, es nicht zu machen, wenn andere es schon gemacht haben, wenn es nur gut ist. Und das kann man im Fall von Oliver Bobergs Fotografien guten Gewissens behaupten. Seine Architekturfassaden und Landschaftsausschnitte sind so akribisch nachgebildet, daß man wirklich viele Male hingucken muß, um zu erkennen, daß hier mit Modellen gearbeitet wurden. Also, Schein und Fotografie sind auch hier noch die großen Themen.

 

sommerloch ade

Copyright Jörg Koopmann

Es scheint, als hätte sich das Sommerlich in der Fotografie am stärksten ausgewirkt. Kaum ein Haus, das im August mit einer Fotografie-Ausstellung aufwarten konnte. Das ändert sich ganz schnell zur Open Art. Zum großen Opening am 14. September gibt es eine Reihe von Galerien, die sich dieses Jahr ganz auf Fotografie spezialisiert haben. Zu den sehenswerten Ausstellungen gehört sicherlich die Ausstellung des diesjährigen Förderpreisträgers und Münchner Fotoschulen-Absolventen Jörg Koopmann. In der Isart Galerie zeigt Koopmann unter dem Titel "distance to destination" Eindrücke seiner Umgebung, von denen das Oktoberfestbild (links) einen schönen Eindruck geben kann. Wer sich auch dieses Jahr rücklings auf der Oktoberfestwiese tümmelt, sollte wohl besser aufpassen, daß kein Fotograf in der Nähe ist; womöglich findet er sich sonst nächstes Jahr in einer Ausstellung wider.
Eine etwas andere Richtung als Koopmann schlägt Oliver Boberg ein. Seine sachlich-neutralen Architekturdetails sind ab dem 14. Sept. in der Galerie Karin Sachs zu sehen.

august 2001
 

indien aus der sicht des 19. Jahrhunderts

Indien, das Land der Träume, aber auch der Katastrophen. Gerade hat der Boom in der Literatur durch den "Gott der kleinen Dinge" wieder abgenommen, da nimmt sich offenbar die Fotografie dieses Themas an. Am 10. Mai eröffnet eine Ausstellung im Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum mit Fotografien und Reiseberichten von Samuel Bourne. Unbescholtenes Land, herrliche Natureindrücke in schönster 19.Jahrhundert-Technik, eine Fotoreportage die natürlich ganz andere Ansprüche erhebt, als das oben genannte sozialkritische Bild der drei Münchner Fotografen. Auf jeden Fall, dürfte interessant sein, sich beide Ausstellungen anzusehen, und so ein etwas runderes Bild von Indien zu bekommen (bis zum 19.8.2001)

 

sonnenuntergänge weltweit

Abgegriffenes Thema? Von Wegen! Der Sonnenuntergang in der Fotografie gehört in jedes Familienalbum ebenso wie in die Fotokiste des Profis. Verbunden mit Sehnsucht, Romantik, Freiheit und wilder Natur transferiert der Sonnenuntergang mehr als nur ein hübsches Bildmotiv. Die Münchner Fotografin Petra Gerschner hat noch genauer hingeguckt und das Motiv als Kriterium kollektiver Erinnerung untersucht. Sie sammelt eigene und fremde Sonnenuntergänge, die sie als Installation (derzeit im Laden der lothringer13) ausstellt. Zusammen mit Bildern anderer Fotografen und Knipser sowie Dokumenten, die die Reise, den Urlaub, aber auch schwierigere Aufenthalte wie das Asyl thematisieren, zeigt sie einen "Ikonographie des Sonnenuntergangs" (bis 9. September). Wer selbst noch ein Bild zur Ausstellung beizusteuern hat, kann sich im Laden melden oder es direkt an die lothringer13/LADEN, Lothringerstr. 13, 81667 München schicken, allerdings nicht ohne die Angaben zu Ort, Jahr und Anlaß der Aufnahme sowie des eigenen Namen.

 

juli 2001

september 2000

neues von michael wesely

Daß auch München seine großen Leute hat, zeigte erst jüngst die Premiere des Filmes Blow. Franka Potente, die doch immerhin mal in der Frauenstraße (oder Frauenlobstraße?) gewohnt hat, kam direkt aus Hollywood angereist, um unserer kleinen Stadt die Ehre zu geben. Neben Schauspielern, Filmemachern, usw. darf man neuerdings wohl auch den Münchner Fotografen Michael Wesely zu den Shooting-Stars der Milleniumsjahre zählen. Bisher schien es, als pendelte er zwischen München und Metropolen wie New York und Los Angeles, nun verläßt er leider unsere Stadt und geht nach Berlin. Und seine aktuellen Projekte? 2002 wird Wesely auf der Biennale von Sao Paolo in Brasilien Deutschland vertreten. Im Auftrag des Goethe-Instituts wird Wesely in Brasilien Aufnahmen in den sonst eher unzugänglichen Armenvierteln, den Favelas machen. Dazu erhält er eine der seltenen Aufenthaltsgenehmigungen für Fotografen. Dieses Projekt, “Die Kunst der Favelas", ist voraussichtlich Ende September 2001 abgeschlossen und wird dann im Goethe-Institut ausgestellt. Schade, daß Wesely München verläßt, schön aber, daß er den Namen unserer Stadt - vielleicht - bis in den Urwald von Brasilien hineinträgt.

 

die poesie der einfachen blumen

Dank des Schirmer/Mosel Showrooms hatte man in den letzten Jahren häufiger Gelegenheit, Arbeiten der Düsseldorfer Becher Schule kennenzulernen. Bis zum 8. September zeigt die kleine Galerie Fotografien von Thomas Struth aus der Serie "Löwenzahnzimmer". Die Bilder sind im Rahmen eines Auftrags des Kreiskrankenhauses Winterthur entstanden. Für die Krankenzimmer hat Struth Bilder aus der nächsten Umgebung festgehalten: Löwenzahn, Rebhänge, Zweige, Blüten und andere Eindrücke der Schweizer Naturlandschaft. Meist in Großaufnahme entwickeln die Motive eine ganz eigene Poesie: der schlichte Löwenzahn wird zum Inbegriff blühenden Lebens, die Tulpen lassen sich als Erinnerung an eine längst verflossene Liebe betrachten usw. Vielleicht nicht wirklich originell, aber sehr schön anzuschauen!

 

einmal mehr: malerei gegen fotografie

Sean Scully, der Maler, Sean Scully, der Fotograf. Daß Künstler mit mehreren Medien arbeiten ist ja längst nichts Ungewöhnliches mehr, aber selten hat es einer so konsequent getan wie Sean Scully. In der aktuellen Ausstellung "Sean Scully" im Haus der Kunst, zeigt Scully vor allem seine meist großformatigen und mittlerweile gut bekannten Gemälde: Streifen, Karos und viel leere Bildfläche in sattem Farbauftrag und meist in dezenten Farben. Weniger bekannt ist, daß Suclly auch fotografiert. Seine Fotografien könnten auf den ersten Blick lässig aufgenommene Stadt- und Landschaftsimpressionen sein, die sich kaum von vergleichbaren Reiseskizzen anderer zeitgenössischeer Fotografen unterscheiden. Im Kontext der gesamten Ausstellung erkennt man in den Bildern aber Sullys "Malweise" wieder, seine beständige Auseinandersetzung mit wenigen Formen und Farben. Scully hat in der Natur und in der Stadt Flächen gefunden, die sich nahtlos in diese Auseinandersetzung einreihen: Nur, daß das Material der Fläche - zwangsläufig in der Fotografie - keine Rolle mehr spielt. Und genau damit verdeutlicht Scully, worauf es ihm ankommt: Farbauftrag, Materialbeschaffenheit, Größe des Format etc. Seine Fotografien bilden dazu einen interessanten Gegenpol, eben weil ihnen diese ganzen Eigenschaften fehlen, können sie seine Malerei bedeutungsvoll hervorheben. (bis 16. Sept.)

 

januar 2001

september 2000

kleine füsse

In der Galerie SixFriedrichLisaUngar stellt Beate Passow das Ergebnis ihrer letzten "Forschungsreise" aus. Ein winziger Gegenstand führte sie dieses Mal nach China: Schuhe, so klein wie für Vierjährige, aber an den Füßen erwachsener Frauen zu finden. Passow hat sie mit einer Pressefotografin aufgenommen. Ein tausend Jahre alter Brauch in Farbfotografie. Eine Brücke in die Zeit und eine Brücke von Ost nach West. Frei nach dem Motto "Zeigt her eure Füßchen, zeigt her eure Schuh..." (zur Besprechung)
"Beate Passow währlt in ihren Arbeiten die Motive nicht um des Erschreckens willen. Vielmehr stellt sich das alltäglich Harmlose und das Unmenschliche als zwei ursächlich miteinander verbundene Züge ein und derselben Sache dar. Passows Werk ist keine Geschichtsstunde. Sie benutzt das Historische ebenso wie das Zeitgenössische, als exemplarisches Material für die Auseinandersetzung mit der Gegenwart." (Pressetext)
"Lotuslillies" - zu sehen bis 26.01.2001.
 

wie strand gut

"Adriapolis" und "Werbung ohne Produkte" fotografiert Johannes Muggenthaler. Leicht vorzustellen, was darunter gemeint ist - schwer nur vorstellbar, wie diese Themen dann als Fotografie aussehen. Es handelt sich um Ansichten vom Rande des Mittelmeeres, als wären die Fotografien Standgut, das er gesammelt hat. Dabei fand er Zwischenreich, das nichts mit dem Land mehr zu tun hat, so entstellt, entindividualisiert ist es durch die ständigen Touristenfluten. Einerseits. Andererseits hat seine zwittrige Daseinsform dem Landstrich eine eigene Art aufgedrückt, die es zu fotografieren so interessant machen. (bis 16. Dezember und vom 9. bis zum 27. Januar in der Galerie Mosel & Tschechow, am 19. Januar, 19.30 Uhr, liest Johannes Muggenthaler aus seinem Roman "Die falsche Inderin")
 

spanisch

Copyright Pablo Genovés
Für unsere zentraleuropäischen Augen wild und ungewohnt: Die Umgangsweise mit Fotografie, die Pablo Genovés pflegt. Beeinflußt von seinem Vater, einem berühmten Maler, vermengt er die Fotografie ungehemmt mit der Malerei oder mit mehr: mit einem wild geschweiften Duktus, der der Sahnetorte nicht ganz fremd ist. Dem nicht genug: er nimmt noch die Werbeästhetik und Bilder aus den Dreissiger und Vierziger Jahren, knallige Farben und Motive hinzu und packt alles hinter dickes Plexiglas. Der 1959 in Madrid geborene Künstler stellt in der Galerie de Miguel aus, noch bis 13.01.2001. Für weitere
 

wie gemalt

Einladungskarte zur Ausst.
Irene Naef ist bildende Künstlerin, und wie die meisten dieser Spezies hat sie wenig Hemmungen, mit der Fotografie zu spielen, sie zu verändern, digitalisieren, manipulieren. Deutlich schöpft sie außerdem aus zweierlei Quellen. Aus der der bildenden Kunst und aus der der Fotografie, was ihr Repertoire ungleich reicher macht. In der Serie "La présance des absents" sind beispielsweise Gesichter kunstgeschichtlicher Inkunabeln in eine vermeintlich reale Situation versetzt. Die Reaktion reicht von Staunen, Zweifeln, Erkennen bis hin zum Wiedererkennen. Ganz fröhlich-prächtig erscheinen daneben die Gewänder, die Gemälden verschiedener Epochen entstiegen und jetzt in einem Abbruchhaus oder am Strand hängen. Andere Anwende befreite sie von ihrer Präsenz, was blieb sind die Kleider. Auf Leinwänden ausgedruckt, gewinnen die Fotografien eine stärkere, fast malerische Präsenz. (in der Galerie Christa Burger, Eröffnung am 10.01., 19-22 Uhr)
 
  von milena greif und christine walter


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