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Das Münchner Werkstattkino kündigt eine »Endless Night« an. | ||
(Foto: Werkstattkino) |
Liebe Leserinnen und Leser von artechock!
Wir erscheinen heute in ungewohnter Form und mit ungewohnten Inhalten. Bayern befindet sich seit Montag im Katastrophenfall, seit Dienstag haben – nach den bereits zuvor geschlossenen staatlichen und städtischen Theatern – nun auch alle Kinos in Bayern geschlossen. In München zeigt sich selbst das aufmüpfige Werkstattkino einsichtig, das erst dann schließen wollte, »wenn es uns verboten wird«. Das Verbot ließ nicht auf sich warten. Jetzt hängt im Schaukasten des Kinos in der Fraunhoferstraße ein Plakat von Eloy Encisos Longa noite: »Endless Night«.
Wir machen uns auf eine lange Nacht gefasst.
Bundeskanzlerin Merkel nannte zu einem frühen Zeitpunkt der Corona-Infektionen Kulturveranstaltungen »nicht notwendig«. Das war ungeschickt formuliert und sicherlich nicht so von ihr gemeint. Beim Wort genommen aber hat es uns Kulturschaffende in einen Alarmzustand versetzt. Es schwingt mit, dass unsere Arbeit als nicht relevant betrachtet wird. Erst allmählich, auch Dank des lauten Aufschreis der sogenannten »Kreativen« angesichts der massenhaften Absagen von Veranstaltungen, und Dank der Brücken, die die Kreativwirtschaft zu den Finanzministerien zu schlagen weiß, werden nun nicht nur die Gastronomie und die Taxifahrer, sondern auch der Kultursektor und die Freischaffenden in den Blick genommen.
Vielleicht kann auch die Petition »Hilfen für Freiberufler und Künstler während des Corono-Shutdowns«, die angesichts der existenzbedrohlichen Lage für Freischaffende umgehend online gestellt wurde, weiteren Nachdruck verleihen. Zeichnungsfrist ist bis zum 21. April. Wenn Sie sich mit den Freischaffenden – zu denen auch wir »artechocken« gehören – solidarisch zeigen wollen, dann können Sie unterzeichnen –, auch wenn es Sie selbst nicht betrifft.
Ob die in Aussicht gestellten unbürokratischen Hilfestellungen wie das »Sofortgeld« von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auch für all jene bereitgestellt werden, die auf sich gestellt im oder für den Kultursektor arbeiten – etwa als Berichterstattende, Kritiker, Moderatoren, Kuratoren, Grafiker und so weiter –, bleibt abzuwarten.
Auch »artechock« hat den Shutdown ausgerufen. Kerninhalte sind nun obsolet: Kinoprogramm, Kritiken, Ankündigungen, Festivalreisen, Berichterstattung – das alles fällt weg. »artechock« hat andererseits den Auftrag, sich für die Kinos einzusetzen. Das nehmen wir ernst. Deshalb werden wir Sie während des Shutdowns über online-Angebote unterrichten, die sich eng mit der Kinorealität verbinden. Auch werden wir die Situation der Kinos, für die der Wegfall ihrer Einnahmen das Aus bedeuten könnte – sie haben nicht weniger Besucher, sie haben überhaupt keine Besucher mehr –, in den Blick nehmen.
Damit Sie während der Pandemie nicht nur streamen, wollen wir Sie auch mit Lektüretipps rund um Film und Kino versorgen. Und für Sie auch sonst den Horizont öffnen. So hoffen wir.
In eigener Sache sei angefügt, dass wir für die Zeit des Shutdowns ehrenamtlich arbeiten werden, da mit der Schließung der Kinos und der Absage von Veranstaltungen für uns wichtige Einnahmequellen wegfallen. Falls Sie die Kapazität haben, uns zu unterstützen, würde uns eine Spende sehr helfen.
Wir hoffen, dass die zu erwartende »lange Nacht« kürzer sein wird als gedacht, und dass sich danach das kulturelle Leben wieder voll entfalten wird.
Bleiben Sie gesund!
Mit solidarischen Grüßen
Ihre artechocken