19.03.2020

artechock Shutdown

Werkstattkino
Das Münchner Werkstattkino kündigt eine »Endless Night« an.
(Foto: Werkstattkino)

»artechock« begleitet Sie in Zeiten von Corona beim Zuhausebleiben

Von artechock-Redaktion

Liebe Lese­rinnen und Leser von artechock!

Wir erscheinen heute in unge­wohnter Form und mit unge­wohnten Inhalten. Bayern befindet sich seit Montag im Kata­stro­phen­fall, seit Dienstag haben – nach den bereits zuvor geschlos­senen staat­li­chen und städ­ti­schen Theatern – nun auch alle Kinos in Bayern geschlossen. In München zeigt sich selbst das aufmüp­fige Werk­statt­kino einsichtig, das erst dann schließen wollte, »wenn es uns verboten wird«. Das Verbot ließ nicht auf sich warten. Jetzt hängt im Schau­kasten des Kinos in der Fraun­ho­fer­straße ein Plakat von Eloy Encisos Longa noite: »Endless Night«.

Wir machen uns auf eine lange Nacht gefasst.

Bundes­kanz­lerin Merkel nannte zu einem frühen Zeitpunkt der Corona-Infek­tionen Kultur­ver­an­stal­tungen »nicht notwendig«. Das war unge­schickt formu­liert und sicher­lich nicht so von ihr gemeint. Beim Wort genommen aber hat es uns Kultur­schaf­fende in einen Alarm­zu­stand versetzt. Es schwingt mit, dass unsere Arbeit als nicht relevant betrachtet wird. Erst allmäh­lich, auch Dank des lauten Aufschreis der soge­nannten »Kreativen« ange­sichts der massen­haften Absagen von Veran­stal­tungen, und Dank der Brücken, die die Krea­tiv­wirt­schaft zu den Finanz­mi­nis­te­rien zu schlagen weiß, werden nun nicht nur die Gastro­nomie und die Taxi­fahrer, sondern auch der Kultur­sektor und die Frei­schaf­fenden in den Blick genommen.

Viel­leicht kann auch die Petition »Hilfen für Frei­be­rufler und Künstler während des Corono-Shutdowns«, die ange­sichts der exis­tenz­be­droh­li­chen Lage für Frei­schaf­fende umgehend online gestellt wurde, weiteren Nachdruck verleihen. Zeich­nungs­frist ist bis zum 21. April. Wenn Sie sich mit den Frei­schaf­fenden – zu denen auch wir »artecho­cken« gehören – soli­da­risch zeigen wollen, dann können Sie unter­zeichnen –, auch wenn es Sie selbst nicht betrifft.

Ob die in Aussicht gestellten unbüro­kra­ti­schen Hilfestel­lungen wie das »Sofort­geld« von Bayerns Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder auch für all jene bereit­ge­stellt werden, die auf sich gestellt im oder für den Kultur­sektor arbeiten – etwa als Bericht­erstat­tende, Kritiker, Mode­ra­toren, Kuratoren, Grafiker und so weiter –, bleibt abzu­warten.

Auch »artechock« hat den Shutdown ausge­rufen. Kern­in­halte sind nun obsolet: Kino­pro­gramm, Kritiken, Ankün­di­gungen, Festi­val­reisen, Bericht­erstat­tung – das alles fällt weg. »artechock« hat ande­rer­seits den Auftrag, sich für die Kinos einzu­setzen. Das nehmen wir ernst. Deshalb werden wir Sie während des Shutdowns über online-Angebote unter­richten, die sich eng mit der Kino­rea­lität verbinden. Auch werden wir die Situation der Kinos, für die der Wegfall ihrer Einnahmen das Aus bedeuten könnte – sie haben nicht weniger Besucher, sie haben überhaupt keine Besucher mehr –, in den Blick nehmen.

Damit Sie während der Pandemie nicht nur streamen, wollen wir Sie auch mit Lektü­re­tipps rund um Film und Kino versorgen. Und für Sie auch sonst den Horizont öffnen. So hoffen wir.

In eigener Sache sei angefügt, dass wir für die Zeit des Shutdowns ehren­amt­lich arbeiten werden, da mit der Schließung der Kinos und der Absage von Veran­stal­tungen für uns wichtige Einnah­me­quellen wegfallen. Falls Sie die Kapazität haben, uns zu unter­s­tützen, würde uns eine Spende sehr helfen.

Wir hoffen, dass die zu erwar­tende »lange Nacht« kürzer sein wird als gedacht, und dass sich danach das kultu­relle Leben wieder voll entfalten wird.

Bleiben Sie gesund!

Mit soli­da­ri­schen Grüßen

Ihre artecho­cken