Filme in der Bücherwelt |
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Witzig, reizvoll und subtil moralisch: Leon und die magischen Worte | ||
(Foto: filmfriend.de) |
Von Christel Strobel
Wie kam es überhaupt zu KIDS?
Die Rubrik KIDS ist ja nicht später hinzugekommen, sie gab es von Beginn an, gleichberechtigt mit Filme & Serien (für Erwachsene) und Dokus (teilweise auch für Kinder). Damit wird deutlich, dass Kinderfilme schon immer einen gleichberechtigten Stellenwert bei filmfriend hatten. Dazu musste ich den Geschäftsführer Andreas Vogel gar nicht überreden, im Gegenteil, er hat mich dazu angehalten, meine Erfahrungen mit Kinderfilmen offensiv einzubringen.
Über die filmfriend-Internet-Adresse einer Bibliothek oder die korrespondierende App stehen Büchereikunden aktuell knapp 2.500 Filme zur Verfügung. Das Angebot an Kinder- und Jugendfilmen entspricht etwa zehn Prozent des filmfriend-Gesamtangebots. Das ist mir persönlich immer noch zu wenig, aber immerhin. Wir wollen ja wachsen.
Das Angebot unterscheidet sich deutlich von dem gängiger Streaming-Portale.
Nahezu täglich kommen Neuheiten hinzu, die Filme sind ständig verfügbar und stehen überwiegend in Full-HD-Auflösung zur Verfügung. Die Altersfreigabe für Kinder wird bei der Anmeldung auf der Plattform automatisch geprüft. Durch die Altersempfehlungen des Deutschen Kinder- und Jugendfilmzentrums KJF wird das Konzept zu einem „kulturellen Leuchtturmprojekt“: filmfriend erweitert die Präsenz der Bibliotheken als relevante Kulturträger und Impulsgeber im Internet,
besonders auch im Bereich des Kinder- und Jugendfilms.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Filme für Kids aus?
Grundsätzlich nach zwei Kriterien: 1 Vorrangig und vor allem anderen: Qualität, sowohl in formaler als auch in thematischer Hinsicht. 2 Dann natürlich auch: Unterhaltsamkeit, um dem Bedürfnis junger Zielgruppen entgegenzukommen, ohne dabei ein bestimmtes Niveau zu unterschreiten. Filmkünstlerisch bedeutsame Kinder- und Jugendfilme spielen ja auch im Kino nur eine untergeordnete Rolle. Was Auswirkungen
auf das Zuschauerverhalten sowie auf die Sehgewohnheiten hat! Kuratorisch müssen (und wollen) wir deshalb permanent „Aufklärungsarbeit“ leisten, um jungen Zuschauern*innen und Familien zu verdeutlichen, wie attraktiv diese Filme sind, welchen (kulturellen) Wert, welchen „Nutzwert“ und welchen Unterhaltungswert sie haben.
Grundlegend sind Kinderfilme für uns jedenfalls nicht gleichbedeutend mit „Kinderkram“. Ein guter Kinder- oder
Jugendfilm begibt sich respektvoll, aufrichtig und einfühlsam auf Augenhöhe mit seiner Zielgruppe. Er regt schon in jungen Jahren dazu an, manche Bilder zu lieben und andere abzulehnen. Er bildet Kompetenzen heraus, macht neugierig auf die Welt, stärkt Mut und fördert das Selbstbewusstsein.
Und wie wird das zusätzliche Angebot von den Nutzern der Bibliothek angenommen?
Sehr gut, und das von Beginn an. Unübersehbar ist, dass uns die Pandemie in die Karten gespielt hat. Womit filmfriend noch lange kein „Corona-Profiteur“ ist! Wir konnten aber zur richtigen Zeit den Büchereien, als sie schließen und ihre digitalen Dienste forcieren mussten, ein substanzielles Filmangebot machen. Die Zahl der Bibliotheken ist in den vergangenen Monaten
rasant gewachsen. Stand Mai 2020 gibt es 183 Bücherei-Standorte, überwiegend in Deutschland, aber auch in der Schweiz. Zum 1. Juni begrüßen wir in Linz die erste Bibliothek in Österreich. Dieser große Zuspruch ist uns Verpflichtung. Bei der Programmauswahl für das Portal haben wir Nutzer aller Altersgruppen im Blick, denen wir ein vielfältiges Bildungs-, Unterhaltungs- und Informationsangebot bieten.
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Natürlich sind beliebte und erfolgreiche Filme wie Bibi Blocksberg und Bibi & Tina mit ihren diversen Folgen vertreten. Unter den z.Zt. rund 150 Filmen findet sich aber auch eine beachtliche Zahl sehenswerter Filme jenseits des Mainstreams. Eine gute Idee ist es auch, dass Filmemacher, die sich von Anfang an dem Kinderfilm gewidmet haben, mit mehreren ihrer Werke vertreten sind, was zugleich eine kleine Retrospektive ermöglicht.
Arend Agthe, Regisseur und Autor, hat mit Flußfahrt mit Huhn (1983) über die verwegene wie temporeiche Verfolgungsjagd zwischen einer abenteuerlustigen Kindergruppe und ihrem Großvater zu Boot auf der Weser einen echten Klassiker des Kinderfilms geschaffen.
Auch in Der Sommer des Falken (1987/88) spielt
die Natur – diesmal in den Alpen – wieder eine besondere Rolle. In der pittoresken Bergwelt treffen die unterschiedlichsten Personen aufeinander: Da ist Marie, ein Bergbauernmädchen, das einen Falken großzog und weiterhin, als er schon hoch in den Lüften fliegt, Verbindung zu ihm hat; Rick, ein Junge aus Berlin, dessen Eltern geschieden sind und der mit seinem Vater nach Südtirol fährt, weil er das Drachenfliegen lernen soll; Herbert Sasse, Taubenzüchter aus dem
Ruhrgebiet, auf der Suche nach seiner davongeflogenen Lieblingstaube Martha, von der er immer noch Signale vom Sender, der an ihrem Fuß befestigt ist, erhält; und schließlich Marek Czerny, eine undurchsichtige Gestalt aus der Großstadt, auf der Suche nach Falkeneiern, die er gut verkaufen will.
»Viele Themen werden von Arend Agthe angeschnitten, ohne aber den Zuschauer mit Gewalt auf etwas hinweisen zu wollen. Ob es um die Bedrohung der Natur geht oder um Probleme mit dem
Erwachsenwerden – die Bilder sprechen und ganz beiläufig werden die Probleme in den Handlungsablauf eingeflochten. Trotz der vier unterschiedlichen Erzählstränge gelingt es Agthe, eine in sich schlüssige Geschichte zu erzählen, auch wenn der Zuschauer am Ende nicht genau weiß, was er gesehen hat – einen Kinderfilm, einen Heimatfilm, einen Öko-Krimi oder einen Familienfilm.« (Kinder-Jugendfilm-Korrespondenz Nr. 35/3’1988) – Und in der Kinderkritik einer Zwölfjährigen (ebenda) wurde der Film als „sehr empfehlenswert, auch für Erwachsene“ beurteilt.
In Agthes jüngstem Kinderfilm Rettet Raffi! geht es um einen achtjährigen Jungen und seinen geliebten Hamster, der eines Tages entführt wird und so beginnt eine abenteuerliche Suche nach dem kleinen Tier quer durch Hamburg – ein „Hamsterkrimi“.
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Vom Münchner Filmemacher Norbert Lechner sind drei Kinder- bzw. Jugendfilme im Programm von filmfriend.de: Toni Goldwascher (2007), sein erster Film in Zusammenarbeit mit Rudolf Herfurtner, der nach dem gleichnamigen Roman von Josef Einwanger das Drehbuch verfasste. Die Geschichte des Films ist wie im Roman in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg angesiedelt und handelt vom zwölfjährigen
Toni, der mit seiner Mutter im idyllischen Oberbayern lebt und von seinem verstorbenen Vater die Leidenschaft fürs Goldwaschen im nahen Fluss „geerbt“ hat. Es ist aber auch die typische Geschichte eines Dorfes, das aus den „Unterdörflern“ und den „Oberdörflern“ besteht, die immer wieder im Streit liegen
»Mit der Verfilmung des Romans von Josef Einwanger hat sich Norbert Lechner eines originären und geradezu archaischen Stoffs angenommen,
der heute im Kinderfilmbereich äußerst selten ist. Denn Roman wie Film spielen in der unmittelbaren Nachkriegszeit, in der die Wunden und Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkriegs noch überall zu spüren sind und die Freizeitaktivitäten der Kinder noch nicht vom Fernsehen, Handy oder von Computerspielen bestimmt waren. Sein Wagnis wird noch dadurch verstärkt, indem alle Figuren in bayerischer Mundart reden, was im Detail zu leichten Verständnisproblemen führen könnte.
Andererseits haben Filme wie ‚Daheim sterben die Leut’ der Westallgäuer Filmproduktion oder ‚Wer früher stirbt ist länger tot’ von Marcus H. Rosenmüller gezeigt, dass der bayerische Dialekt keineswegs ein Hinderungsgrund für den Erfolg eines Films sein muss. Der Schwachpunkt in Lechners Film liegt woanders. Man merkt dem eigentlich rundum sympathisch wirkenden ‚Heimatfilm’ an, dass er mit sehr wenig Geld produziert wurde.« (KJK 131-3/2012)
Für seinen zweiten Film Tom und Hacke hat sich Norbert Lechner mit seinem Drehbuchautor Rudolf Herfurtner Mark Twains „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ vorgenommen. Die Streiche der beiden Jungen spielen nun in einem bayerischen Ort nahe der österreichischen Grenze im Jahr 1948. Die Nachkriegsjahre waren für die Erwachsenen eine Zeit der Not und des Mangels, für die Kinder
jedoch bedeuteten diese Jahre Abenteuer und Freiheit. Wie schon in seinem ersten Spielfilm Toni Goldwascher verlässt sich Norbert Lechner ganz auf sein Gefühl und sein Gespür für die regionale Verwurzelung der Menschen, was sich auch in deren Dialekt ausdrückt. Die Kinder sind so authentisch, als lebten sie in jener Zeit – Kleidung, Einrichtung, Requisiten stimmen und erscheinen ganz
selbstverständlich, werden nicht absichtsvoll im Bild ausgestellt. Schade nur, dass Kinder anderer Regionen nicht alles verstehen können.
Siehe hierzu auch: »Der Dialekt im Film ist ein Alleinstellungsmerkmal, das ist etwas wert« – Gespräch mit Norbert Lechner über seinen neuen Film »Tom und Hacke« in KJK 131-3/2012
Ente gut! Mädchen allein zu Haus (2016), Lechners vorläufig letzter Kinder- bzw. Jugendfilm, ist als zweites Projekt der 2013 gegründeten Initiative „Der besondere Kinderfilm“ entstanden. Die Initiative wird getragen von der Filmwirtschaft und Politik, gefördert vom Bund und einigen Ländern sowie öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern und koordiniert vom Förderverein Deutscher Kinderfilm e.V. Die Filme müssen auf einem Originalstoff basieren.
Hier erzählt Norbert Lechner nach einem Drehbuch von Katrin Milhahn und Antonia Roithe-Liermann von Linh, einem elfjährigen vietnamesischen Mädchen, das für eine Weile den asiatischen Familienimbiss übernehmen und für ihre neunjährige Schwester Tien sorgen muss, als ihre Mutter zur Pflege der kranken Großmutter nach Vietnam fahren muss. Beobachtet werden sie dabei von einem gleichaltrigen, einsamen Mädchen aus der Nachbarschaft, das sich zunächst rigoros in deren Leben
einmischt. Wie sich daraus eine für alle – trotz mancher Rückschläge – hilfreiche Freundschaft entwickelt, ist spannend und überzeugend dargestellt. Und auch die Atmosphäre der Trabantensiedlung, in der die drei wohnen (gedreht wurde in Halle) vermittelt der Film absolut stimmig.
Zur artechock-Kritik zu Ente gut! Mädchen allein zu Haus.
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Die reichhaltige Kinderfilmproduktion der DEFA vertreten Filme wie der legendäre Klassiker Die Geschichte vom kleinen Muck und Gritta von Rattenzuhausbeiuns (ausführliche Vorstellung in »Meine liebsten
Kinderfilme – Empfehlungen für die kinolose Zeit«, 02.04.2020). Eine Wiederentdeckung ist auch Das Schulgespenst (1987) von Rolf Losansky nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Peter Abraham:
Carola geht in die 4. Klasse. Was ihr an der Schule gefällt, sind aber lediglich der Sportunterricht und der Unfug, den man in den Pausen anstellen kann. Glücklicherweise hat sie in
Willi einen guten Freund , der ihr mit Vorsagen zur Seite steht. Sie erfindet aus Spaß einen Weltgespenstertag und ein Gespenst, mit dem sie die Rolle tauscht. Während das Gespenst in Carolas Gestalt durch Fleiß, Ordnungssinn und gute Leistungen alle in Verwunderung versetzt, stiftet Carola als Gespenst einige Verwirrung. Doch der ungezügelte Spaß wird ihr bald über, und sie möchte in ihre richtige Gestalt zurück. Das Gespenst weigert sich. Carola gibt sich Willi zu erkennen und
bittet ihn um Hilfe. Er muss einen Spiegel besorgen, durch den die Verwandlung möglich wurde. Der befindet sich in den Händen der Lehrerin, aber Willi weiß wie immer Rat. (Aus: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992)
„Der lange Ritt zur Schule“, „Moritz in der Litfaßsäule“, „Weiße Wolke Carolin“... Rolf Losanskys Filme gehören zu den heitersten und sympathischsten Kinderfilmen, die bei uns zu sehen sind (???). Und
‚Das Schulgespenst’ hält zumindest auf weite Strecken, was seine Vorgänger erwarten lassen. Es ist einfach ein Vergnügen, Carola Huflattich bei ihrem täglichen Kampf gegen den tristen (Schul-)Alltag zu beobachten, später bei ihrem lustvollen Herumgespuke und ihrer wütenden Auseinandersetzung mit dem widerspenstigen Geist. Ein Vergnügen nicht zuletzt, weil Carola bei alledem kein bisschen künstlich oder konstruiert wirkt und weil auch Losanskys Team (Helmut Grewald,
Ilse Peters) gewohnt brillant arbeitet. Und Reinhard Lakomy, der die Musik schrieb, hat mit „Carolas Lied“ einen Ohrwurm geschaffen.
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Mit dem Spielfilmdebüt Blöde Mütze! (2006) von Johannes Schmid nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Thomas Schmid ist ein Film bei filmfriend-de verfügbar, der zugleich der erste Langfilm des renommierten Produzenten Phillip Budweg ist. Schmid und Budweg hatten im Jahr 2000 die Filmproduktion „schlicht und ergreifend“ in München gegründet und außer Blöde Mütze! mehrere Kurzfilme und Abschlussfilme der HFF München produziert. 2008 erfolgte die Neugründung der Firma Lieblingsfilm GmbH, mit der sie Wintertochter produzierten, der 2012 den Deutschen Filmpreis als bester Kinderfilm erhielt.
Blöde Mütze! ist die Geschichte des zwölfjährigen Martin, der meistens eine blaue Baseballkappe mit der Aufschrift „Champion“ trägt. Am ersten Tag im neuen Ort nach dem Umzug der Familie verrät er eher unfreiwillig einen Jungen namens Oliver beim Versuch, Zigaretten zu stehlen, und in der neuen Schule am nächsten Tag wird er ausgerechnet Olivers Klasse zugeteilt. Aber Martin sieht dort auch ein Mädchen, das ihm sofort gefällt.
Silke jedoch ist die Freundin von Oliver. Trotzdem lädt sie ihn in das alte Flussbad „Riverpool“ ein, was eigentlich ihr Geheimtreffpunkt ist. Da ist es mit der Idylle vorbei, doch nach und nach lernen sich die beiden Jungen besser kennen.
Johannes Schmid beschreibt das familiäre und damit gesellschaftliche Umfeld der Kinder wie nebenbei, zeigt aber ganz genau die Konsequenzen auf, die sich daraus für das innere Gleich- beziehungsweise Ungleichgewicht der Drei ergeben.
Durch diese realistische und zugleich einfühlsame Erzählweise bietet er seinem jungen Publikum die Möglichkeit der Identifikation und hilft ihm, eigene Probleme zu bewältigen. (KJK 110-2/2007)
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Kopfüber (2012) von Bernd Sahling nach einem Drehbuch von Bernd Sahling und Anja Tuckermann handelt von einem zehnjährigen Jungen, bei dem ADHS (Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätssyndrom) diagnostiziert wird. Das ist aber nicht das Hauptthema des Films, sondern es geht um Fragen an die Gesellschaft über den Umgang mit Kindern, die die »Norm« nicht erfüllen. Anstatt für die Schule zu pauken,
verbringt Sascha die Zeit lieber mit seiner besten Freundin Elli und geht mit ihr bei gemeinsamen Radtouren auf die Suche nach ausgefallenen Geräuschen, zum Beispiel auf der Großbaustelle einer Autobahn. Doch seine Aufmerksamkeitsstörung erschwert nicht nur das Lernen, er ist verhaltensauffällig, geht in eine Förderschule und kann nicht lesen und schreiben. Die alleinerziehende Mutter kann Sascha nicht genügend unterstützen. Als sich die Situation zuspitzt, bekommt Sascha
Medikamente verschrieben, durch die er sich besser konzentrieren kann. Ein Familienhelfer kümmert sich um ihn, seine Leistungen in der Schule verbessern sich, doch gleichzeitig verliert er seine Lebensfreude und sein ansteckendes Lachen, er entfremdet sich sogar von seiner ihm so wichtigen Freundin Elli.
Auch wenn es heißt, Kinder wollen am Ende eines Films eine Auflösung haben, die vor allem eine Lösung des behandelten Problems darstellt, setzt Bernd Sahling hier auf eine
Ehrlichkeit, die der Realität entspricht und den Happy-End-Erwartungen des Kinos eine klare Absage erteilt. Kopfüber ist ein in jeder Weise mutiger Film.
Aus der Begründung der FBW für das Prädikat „wertvoll“:
Konsequent, in ruhigen Bildern lässt der Regisseur seinem Hauptdarsteller Zeit, sich zu entfalten. Interpretationen werden dem Zuschauer überlassen. Die
Maßnahmen, die zu Saschas Veränderung führen, werden nicht von außen kommentiert, sondern nur von ihm selbst. Es werden keine Zuschreibungen vorgenommen, sondern Ergebnisse gezeigt. Die Entwicklung Saschas scheint der Zuschauer wie in Echtzeit zu erleben. Das macht den Film besonders bedrückend und bisweilen schwer zu ertragen. Genau diese Zeit ist jedoch nötig, um in aller Deutlichkeit zu zeigen, wie es Sascha geht und warum er sich schlecht fühlt. Es ist diesem Film zu wünschen,
dass er viele Kinder, aber auch Erwachsene mit seiner Intention erreicht.
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Freistatt von Marc Brummund nach einem Drehbuch von Nicole Armbruster und Marc Brummund führt in die späten 60er Jahre, eine Zeit des Aufbruchs in der Bundesrepublik Deutschland, der Rebellion und Politisierung. Vom freiheitlichen Geist dieser Szene allerdings ist in der Diakonie Freistatt, einem abgelegenen Internat für schwer erziehbare Jugendliche, nichts zu spüren. Hierhin wird der
14-jährige Wolfgang von seinem Stiefvater gebracht. Die jugendliche Aufmüpfigkeit brachte ihm schon einen Erziehungsheim-Aufenthalt ein. In Freistatt, dieser Anstalt der „Schwarzen Pädagogik“, soll nun ein „neuer Mensch“ aus ihm gemacht werden – durch als „Erziehung“ verbrämte harte Arbeitseinsätze im niedersächsischen Moor, durch Demütigungen, Schikanen und körperliche Gewalt. Den Widerstand der Jugendlichen haben die sadistischen
„Erzieher“ längst gebrochen, einer der Jugendlichen übt die Rolle des Anführers aus und sorgt selbst mit Gewalt dafür, dass sich Neuankömmlinge an die Regeln halten. Dieser Welt der verschlossenen Türen, vergitterten Fenster und des militärischem Drills kann Wolfgang nur mit einem noch stärkeren Freiheitsdrang begegnen. Später allerdings merkt er, wie ihn die Erfahrungen des Internats geprägt haben.
»Freistatt wählt den größtmöglichen Kontrast, um über die
katastrophale Lage der Jugendlichen zu erzählen. Während in der Welt jenseits der Diakonie Aufbruchsstimmung herrscht, persönlich wie politisch, indem überall die Wahlkampagne von Willy Brandt zitiert wird, ist in dem Internat von dem Freiheitsgedanken nur ein schwacher, verzweifelter Widerhall zu spüren. … Aber als Kirchenschelte taugt der Film nur bedingt. Vielmehr klagt er allgemein an, dass in der ehemaligen Bundesrepublik bis in die 1960er-Jahre tatsächlich
300.000 Jugendliche in dieser und ähnlichen kirchlichen oder staatlichen Einrichtungen unter dem Deckmantel der so genannten Jugendfürsorge ‚erzogen’ wurden.« (filmdienst.de)
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Die geheimnisvolle Minusch (Niederlande 2001)
Der fantasievolle niederländische Film „Minoes“ des belgischen Regisseurs Vincent Bal feierte seine deutsche Premiere auf dem 25. Kinderfilmfest der Berlinale 2002.
Die junge Frau Minusch (im Original Minoes), die ihre Katzen-Herkunft nicht verleugnen kann, da sie am liebsten im Pappkarton schläft und bei der Aussicht auf
frischen Fisch jegliche Vorsicht und Rücksicht vergisst, hat fürchterliche Angst vor Hunden. So flüchtet sie in eine Baumkrone und traut sich danach nicht mehr herunter: Tibbe, ein schüchterner Reporter beim Lokalblatt des Städtchens Killendoom, kommt ihr zu Hilfe. Doch als er sie über ihre Hunde-Angst befragen will, weil das eine tolle Story für die Zeitung wäre, ist sie schon wieder verschwunden. Der Regen treibt Minusch eines Tages direkt vom Dach in Tibbes bescheidene Dachkammer.
Der will sie erst nicht einziehen lassen, aber schon bald ist sie eine große Hilfe für ihn, da sie sich mit den anderen Katzen der Stadt unterhalten kann und so die Neuigkeiten aus allen Haushalten der Katzenbesitzer erfährt. So macht der junge Reporter Karriere bei der Zeitung. Kompliziert wird es, als Minusch entdeckt, dass einer der angesehensten Bürger der Stadt, der Deofabrikant Ellemeet, durch Bestechung des Bürgermeisters die Pläne zur Erweiterung seines Werkgeländes
durchsetzen will, denn Minusch droht Tibbe zu verlassen, wenn der nicht die Machenschaften des mächtigen Deofabrikanten Ellemeet entlarvt.
»Carice van Houten ist eine durch und durch überzeugende Katzenfrau, mit allen typischen Qualitäten: Sie klettert auf Dächer, hat ihre Krallen nicht immer unter Kontrolle und kann auf keinen Fall ihren Spieltrieb unterdrücken. Mit viel Charme und Humor ist Vincent Bal eine märchenhafte Kinderfilm-Komödie gelungen, bei der Themen wie
Kleinstadt-Korruption, Manipulation der Presse, die Scheinheiligkeit eines skrupellosen Unternehmers und Vorurteile gegen Menschen, die ein bisschen anders sind, angesprochen werden. Für Katzen-Freunde ist der Film ein absolutes Muss, für alle ein absolutes Vergnügen.« (KJK 90-2/2002)
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Belle & Sebastian (Frankreich 2013) von Nicolas Vanier nach der Buchreihe »Belle et Sébastien« / »Belle und Sebastian« von Cécile Aubry führt in die Bergwelt der französischen Alpen. Hier lebt der Junge Sebastian, der mit seinem großväterlichen Freund César viel Zeit abseits des Dorfes verbringt. Die Liebe zur Natur verbindet die Ungleichen. Die Dorfbewohner sind aufgeschreckt von einer
umherstreifenden Bestie, die Schafe reißt und Menschen bedroht. Jagdfieber ergreift die Männer, die Gewehre sitzen locker. Als Sebastian wieder einmal allein durch die idyllische Weite des Hochtals wandert, begegnet er der »Bestie«, einem Furcht einflößenden schmutzigen Hund. Vorsichtig nimmt er Kontakt zu dem verwilderten Tier auf, wird zum Hundeflüsterer. Das Bad im kristallklaren See wirkt Wunder: Ein kuschelweißer Hirtenhund entsteigt dem Wasser, den Sebastian »Belle« tauft,
die Schöne. Er erzählt niemandem von seiner neuen Freundin, der Großvater kommt ihm jedoch auf die Schliche, will Belle erschießen. Sebastian stellt sich vor den Hund.
Zuhause, bei Tante Angélina, der Bäckerin, und ihrem Freund, dem Arzt Guillaume, eine Art Ersatzfamilie für den Jungen, gibt es ganz andere Probleme. Es ist Krieg, der Landstrich ist von den Deutschen okkupiert. Ihre Spitzel sind überall, suchen nach den ortskundigen Helfern, die jüdische Flüchtlinge nachts über
verschneite Gletscher und Pässe in die sichere Schweiz bringen. Guillaume gehört zu den Mutigen, die ihr Leben für die Freiheit anderer riskieren. Die Lage spitzt sich zu. Sebastian jedoch bleibt von allem unberührt, spielt mit Belle und hofft auf die Rückkehr seiner Mutter aus Amerika zu Weihnachten. Durch Schüsse auf Belle wird er aus seinen Träumen gerissen. Verzweifelt sucht er in der Nacht nach dem Tier und findet es schwer verletzt im Schnee. Da kann nur Guillaume helfen. Belle
überlebt. Der Weihnachtsabend verläuft ganz anders als gedacht; dramatische Geschehnisse lassen Sebastian mit Hilfe von Belle über sich hinauswachsen und er erweist sich als ein furchtloser kluger Junge. Am Ende des Films ist er herangereift – auch für die Wahrheit über das Schicksal seiner Mutter.
Eine große Rolle in Nicolas Vaniers Naturfilm spielen neben dem Jungen und dem Hund die grandiose Landschaft, das Licht, die Farben, die wechselnden Jahreszeiten, vom blühenden
Sommer zum tief verschneiten Winter. In Félix Bossuet als Sebastian hat er die ideale Verkörperung eines kleinen Helden gefunden, der sich in die Herzen der Zuschauer spielt, ebenso der von der Bestie zum Kuscheltier mutierte vierbeinige Gefährte. Alles in allem ist Nicolas Vaniers Naturfilm »Belle und Sebastian« ein spannender Abenteuerfilm, inszeniert in atemberaubend schöner Bergwelt, der vor dem geschichtlichen Hintergrund des Zweiten Weltkriegs spielt. Hier wird klar, dass
es im Krieg keine heilen Welten gibt, auch nicht in Sebastians abgelegenem Dorf. Aber kleine und große Fluchten sind möglich. Und deshalb ist »Belle und Sebastian« ein echter Kinderfilm, auch für diejenigen, die noch nichts von Krieg, Verfolgung und Unterdrückung wissen. Denn da ergeht es ihnen wie Sebastian, der ebenfalls erst mal vieles nicht versteht, aber im Laufe der Geschichte dazulernt – und das Richtige tut. Eine kleine großartige Identifikationsfigur – für
Jungen wie für Mädchen. (KJK 137-1/2014)
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Die Kinder vom Napf (Schweiz 2011) von Alilce Schmid (Regie, Buch, Kamera)
Bevor wir auf der Filmleinwand etwas erkennen können, hören wir leise ein schweres Atmen: Es wird langsam immer lauter. Kleine Leuchtkegel tauchen auf, sie wackeln ständig hin und her. Die tanzenden Lichter kommen näher. Noch immer ist nicht klar, was die sehr dunklen Eingangssequenzen offenbaren werden. Schließlich:
Gesichter, Kinder-Gesichter. An der Stirn sind Stablampen befestigt, die sich bei jedem Schritt bewegen. Links und rechts des Weges erkennen wir schemenhaft große Schneemassen. Die weiterhin angestrengt atmenden Kinder steigen in eine Seilbahn mit Selbstbedienung. Sie überqueren mit dem »Bähnli« eine tiefe Schlucht, um schließlich über einen Waldweg, der steil den Hügel hinab führt, zu einer Busstation an einer Straße zu gelangen. Dort holt sie ein Bus zu Schule ab.
So beginnt der
Dokumentarfilm: Ruhig und bedächtig erzählt aus der Perspektive von Kindern, lässt er uns am Leben von Bergbauernkindern Anteil nehmen. Sie wohnen in abseits gelegenen Bergbauernhöfen im »Napf« zwischen Bern und Luzern, ziemlich isoliert von der übrigen Welt, dort, wohin man nur zur Fuß gelangen kann. Keine inszenierte Geschichte, keine Dramaturgie des Alltags. Grandios baut die Regisseurin Alice Schmid die Berg- und Gebirgslandschaft als durchgehendes stilistisches Mittel
in die Handlung ein. Die Erzählungen der Kinder erschließen uns auch deren Ängste: die Furcht vor dem Wolf, der schon 27 Schafe gerissen hat; Angst in Schluchten zu fallen; die Auswirkungen von Stürmen und die Bedrohung, von Bäumen erschlagen zu werden. Ein ungewöhnlicher, unterhaltsamer Dokumentarfilm mit kleinen Geschichten voller Poesie. (KJK 130-2/2012)
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Die Rubrik KIDS wird laufend mit Neuzugängen ergänzt. Einer, der demnächst unter filmfriend.de zu sehen sein wird, ist:
Karo und der liebe Gott (Österreich 2005) von Danielle Proskar (Regie und Buch)
Heilige Kommunion, das Mädchen Karo – voller Ehrfurcht und Hingabe – fühlt sich dem lieben Gott sehr nahe. Karo ist ein glückliches Kind, von ihren Eltern geliebt und verwöhnt. Nur
dass der Vater immer häufiger ins Fernsehstudio muss, macht sie traurig, ebenso dass er seine Versprechen nicht einhält. Eines Abends hört sie, wie die Eltern sich streiten. Schnitt. Umzug in eine andere Wohnung, ohne den Papa. Jetzt kann eigentlich nur noch der liebe Gott helfen. Als Karo aus ihrem Walkie-Talkie eine unbekannte Stimme hört, ist sie sicher, mit dem lieben Gott verbunden zu sein und bittet ihn darum, dass doch alles wieder wird wie früher. Doch es ist nicht der liebe Gott,
der mit Karo spricht, sondern ein alter Saufkopf, der im Haus wohnt. Der fühlt sich von den Bitten des Kindes eher belästigt, gibt sich aber doch Mühe mit seinen Antworten. Als Karo ihm im Hausflur begegnet und seine Stimme erkennt, bedeutet das nicht etwa das Ende ihres Glaubens. Im Gegenteil, Gott ist im Haus und um nicht erkannt zu werden, tritt er in dieser Gestalt auf. Karo lässt nicht locker, hindert ihren lieben Gott an seinem Pennerleben, fordert Zuwendung und Rat. Sein Vokabular ist
zwar alles andere als kindgerecht, aber seine Lebensweisheiten erreichen das Kind.
So kommt es, dass plötzlich Karo in der Herzens-Show-Sendung ihres Vaters im TV-Studio sitzt und öffentlich seine Heimkehr erfleht. Der Vater ist entsetzt, fürchtet um seine Karriere – seine neue Freundin hingegen ist entsetzt über seine Reaktion; ihr imponiert die Tochter, nicht mehr der Vater. Ein Sieg für Karo. Doch ein neues Hindernis stellt sich ein – die Mutter hat einen neuen Freund,
der zu allem Überfluss auch noch ziemlich sympathisch ist. Was soll Karo nur tun? Alles, was sie und der liebe Gott sich ausdenken und unternehmen, kann den Lauf der Geschichte nicht aufhalten. Die Scheidung der Eltern wird besiegelt und der liebe Gott signalisiert der kleinen Karo, dass das Leben weitergeht und schön sein kann, auch wenn er nicht mehr dabei ist.
In ihrem Spielfilmdebüt stellt Danielle Proskar ein klassisches Thema in den Mittelpunkt – die Trennung der Eltern
und der heiße Kinderwunsch, sie wieder zusammenzubringen. Während Erich Kästner in seinem »Doppelten Lottchen« diesen Kinderwunsch erfüllt, versagt die Wienerin Danielle Proskar den Kindern ein solches Happy End. Wie es nach einer Scheidung auch für Kinder gut weitergehen kann, zeigt die Filmemacherin dem kleinen und großen Publikum. Zur Lockerheit trägt auch bei, dass die Geschichte in Wien spielt und beachtliches sprachliches Lokalkolorit aufweist. Den Film komplett macht die
kleine Hauptdarstellerin Resi Reiner, die durch ihr kindlich natürliches Spiel überzeugt. (KJK 108-4/2006)
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Das Portal der Bibliotheken, filmfriend.de, enthält eine gute Mischung besonderer Animationsfilme, dazu gehört der Klassiker Die Konferenz der Tiere (BRD 1969) von Trickfilmregisseur Curt Linda (Drehbuch, Regie und Gesamtgestaltung) nach dem gleichnamigen Buch von Erich Kästner, der die Geschichte von Tieren erzählt, die auf einer Weltkonferenz Maßnahmen zum Schutz des Friedens und der
Menschlichkeit beschließen und die Menschen zwingen, diese Vorschläge zu verwirklichen. (KJK 15-3/1983)
Schön auch, dass Lindas Die kleine Zauberflöte (1997) nach der Oper von Emanuel Schikaneder und Wolfgang Amadeus Mozart mit verfügbar gemacht wurde, denn im Kino war er seinerzeit nur
kurz zu sehen. (KJK 71-3/1997)
Ein Klassiker ist auch Der Mondmann (Deutschland / Frankreich / Irland 2012) von Stephan Schesch (Regie und Drehbuch) nach einer Vorlage von Tomi Ungerer
Der Mann im Mond langweilt sich, kommt sich total überflüssig vor. Das findet das kleine Mädchen, das mit seinem Vater im Autokino war und durch die mondhelle Nacht nach Hause fährt, überhaupt nicht. Nur mit dem Mond am Himmel lässt es
sich so süß träumen. Davon ahnt der Mondmann nichts. Er befreit sich aus seinem Himmelskörper, ergreift einen vorbeisausenden Kometen und landet auf der Erde. Da kommt er aus dem Staunen nicht heraus – alles ist neu und fantastisch für ihn. Er ahnt nicht, dass er schon im Visier des diktatorischen Präsidenten ist, der über Menschen und Maschinen herrscht, nur noch nicht über den Mond. Dazu soll ihm der geniale Erfinder van der Dunkel verhelfen, der den Auftrag hat, eine
Mondrakete zu bauen. Die Kinder schauen unterdes vergeblich zum Himmel, vermissen ihren geliebten Mann im Mond. Der merkt zunehmend, dass er vieltausendfach am Himmel gebraucht wird. Tomi Ungerer selbst erzählt die Geschichte seines Kinderbuchs aus dem Off. Die ganz im Stil Ungerers animierten Figuren werden von renommierten Schauspielern gesprochen. Herausragend ist die Stimme des Mondmanns (Katharina Thalbach): lakonisch, langsam, weise.
Schon der ebenfalls von Stephan Schech
produzierte Zeichentrickfilm Die drei Räuber (Regie: Hayo Freitag, Deutschland 2007) zeigte, dass sich Tomi Ungerers schmale Bilderbücher, der sparsame, geniale Strich seiner Zeichnungen, die nicht nur Kinder ansprechen, auf die große Leinwand adaptieren lassen. In seinem neuen Film hat Filmproduzent Stephan Schesch selbst Regie geführt und es ist ihm gelungen, einen schwebend leichten
Animationsfilm zu inszenieren, voller Poesie und tiefen Empfindungen wie Einsamkeit, Freundschaft und dem wunderbaren Gefühl, gebraucht zu werden.
Zum Schluss ein bezaubernder Animationsfilm, der von der Magie der Bücher und der Lust des Lesens handelt und wie geschaffen ist für das Filmportal der Bibliotheken:
Leon und die magischen Worte (Frankreich / Italien 2009) von Dominique Monféry (Regie) und Anik Le Ray, Alexandre Révérend (Drehbuch)
Jeden Sommer hat der siebenjährige Leon mit seiner Familie im Haus der Großtante verbracht. Sie hat ihm viele Stunden lang aus ihrem Bücherschatz vorgelesen. Nun ist sie gestorben und hat der Familie das wunderschöne Haus am Meer vermacht. Und Leon erbt ihre
umfangreiche Bibliothek mit wunderbaren Erstausgaben der schönsten Märchenerzählungen. Leon aber, obwohl schon in der Schule, kann noch nicht lesen. Damit das Haus renoviert werden kann, sollen nun all die Bücher an einen geldgierigen Antiquar verkauft werden. Aber in den alten Büchern entfaltet sich eine magische Welt, ihre Figuren sind lebendig und nur wenn sie als Sammlung komplett bleiben, kann dieser Märchenschatz erhalten werden. Helden wie Pinocchio, Peter Pan, das Mädchen mit
den Schwefelhölzern und viele andere Buchfiguren krabbeln aus den dicken Büchern, um Leon bei der Rettung der Bibliothek zu helfen. Allen voran Alice aus dem Wunderland, eine Figur, die Leon in den Vorlesestunden der Tante ganz besonders ans Herz gewachsen ist. Und jetzt beginnt Leons großes Abenteuer zur Rettung und Bewahrung des Bücherschatzes.
Aus der Begründung der FBW-Jury für das Prädikat „besonders wertvoll“:
Mit viel Witz und reizvollen Einfällen bietet
Leons Abenteuer zur Rettung der Bücher nicht nur spannende Momente, sondern auch moralische Hinweise auf den Erhalt von Werten, der Bewahrung der Kultur des Lesens. So findet Leon mit dem Zauberspruch »Dass es eine Geschichte ist, heißt nicht, dass es nicht wahr ist« endlich zum Erlebnis Lesen und seiner Sehnsucht, in die wunderbare Fantasiewelt der Literatur einzutauchen.
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Als Neuzugang wird demnächst übrigens der zauberhafte Kommissar Gordon & Buffy (Schweden 2017) von Linda Hambäck zu sehen sein. – Siehe die Filmkritik auf artechock …