Wenn der Blitz krachend in den Baum einschlägt |
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Der Nachtmahr – Wiedergänger aus dem Schattenreich | ||
(Foto: Koch Media) |
Von Redaktion
Sein ausgefallener Filmgeschmack hat uns auf Anhieb gefallen. Gregor Torinus, ansässig in Frankfurt am Main, kam 2012 als freier Autor zu »artechock«, seine Arbeit als Architekt hatte er aufgegeben, um sich dem zu widmen, was ihn mit am meisten bewegte: dem Film. 189 Texte verzeichnet unsere Datenbank, das macht im Schnitt, lassen wir die Statistik sprechen, jährlich fast 20 Fime, die er für uns besprach. Einer seiner ersten Beiträge für »artechock« war die Besprechung des türkischen Films Watchtower, Regie führte Pelim Esmer, von Torinus übertitelt: »Wenn der Blitz krachend in den Baum einschlägt«. Naturgewalten interessierten Gregor Torinus ebenso wie dunkle Mächte, die im Verborgenen wirken. Er blickte mit Faszination in die Unterwelten von Horror und Giallo. 2015 besprach er Der Nachtmahr des seitdem in der Versenkung verschwundenen deutschen Regisseurs Akiz. In seiner Kritik lesen wir eine genaue Analyse der Ikonik des Fabelwesens aus dem Schattenreich – ein Ausdruck von Torinus' Faszination an der »Arbeit am Genre«. Wenn die Filme weitergingen als der vorgegebene Rahmen und Grenzen der Konventionen sprengten, interessierte ihn das.
»Mit Der Nachtmahr hat der deutsche Filmemacher Akiz aka Achim Bornhak einen sehr treffenden Titel für seinen ungewöhnlichen Genrebeitrag gewählt. So kann ›Nachtmahr‹ je nach Deutung entweder für ›Albtraum‹ oder für ›Nachtalb‹ stehen. Ersteres ist bekanntlich ein rein im Kopf bestehendes Konstrukt, während ein Nachtalb ein altes Fabel- und Sagenwesen bezeichnet, das die Menschen nachts heimsucht, um ihnen Grauen einzuflößen. Beide Bezeichnungen verweisen zudem auf die Zeit der klassischen ›Schwarzen Romantik‹ – und somit auf die dunkle Seite der deutschen Innerlichkeit.«
Zum Horrorfilm und den Fantasiewelten eines entfesselten Fantasy-Genres kamen zahlreiche Besprechungen von Dokumentarfilmen. Auch hier lässt die Filmauswahl auf eine klare Vorliebe schließen. Jene Filme, die sich dokumentarisch mit der übersinnlichen Sphäre befassen, interessierten Torinus am meisten, hinzu kamen Filme über Künstlerinnen und Künstler, in den letzten Jahren auch über Behinderte. Sabine Herpichs Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist (2020) vereint beides, er handelt von Künstlerinnen und Künstlern mit Behinderung, über die Torinus einfühlsam schreibt:
»Wir sehen einen Mann von hinten, der tief gebeugt an einem Tisch sitzt. Langsam bewegt sich sein Kopf hin und her. Eine Nahaufnahme zeigt, dass er an einer großen Zeichnung arbeitet. Sorgfältig setzt der Künstler mit einem Buntstift einzelne zusätzliche Elemente in ein komplexes Liniengeflecht hinein.«
Seine letzte »artechock«-Besprechung verfasste Gregor Torinus zu Mission: Joy, einem Dokumentarfilm über die Freundschaft des Dalai Lama zum südafrikanischen Erzbischof Desmond Tutu, in dessen spirituellem Zentrum die Zuversicht steht. Diese konnte Gregor Torinus zwar nicht mehr erreichen, wiewohl aber die Aussicht auf Seelenwanderung für den bekennenden Buddhisten am Ende trostspendend gewirkt haben mag.