Sommerfestival der Münchner Arthouse-Kinos |
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Tanz in den Sommer: Der Eröffnungsfilm Paris Paradies | ||
(Foto: Studiocanal) |
Schon die 72. Ausgabe wird es werden, für die traditionsreichen Filmkunstwochen München. 1953 hatte der Münchner Kino-Pionier Fritz Falter, der mit seinen Occam-Studios bundesweit das erste Filmkunstkino eröffnete, die Idee zu den Filmkunstwochen. Er widersetzte sich damit der Sommerflaute und dem Unterhaltungsprogramm der großen Filmpaläste, indem er den Akzent auf die anspruchsvolle internationale Filmkunst setzte. Erste Kinos der Filmkunstwochen waren das Rex, das Studio Isabella, das Studio Solln, das Occam-Studio und der Türkendolch.
Schon längst ist die Filmkunst in den Kinos etabliert. Dieses Jahr feiern 12 Münchner Arthouse-Kinos ein gemeinsames Sommer-Festival, zum ersten Mal seit langem werden auch neue Gesichter unter den Kinobetreiberinnen und -betreibern begrüßt.
Das Theatiner erfreut sich über das Leitungsduo Claire Schleeger und Bastian Hauser, beide langjährige Mitarbeiter von Marlies Kirchner. Sie hat das Kino seit den Siebzigerjahren geführt und sich dieses Jahr zur Übergabe entschlossen. Hier unser Portrait der neuen Kinobetreiber.
Die Kinos ABC und Leopold, direkt an der Münchner Freiheit in Schwabing gelegen, werden seit dem Frühjahr vom Duo Daniela Bergauer und Michael Hehl geführt. Thomas Kuchenreuther hat wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag diesen unerwarteten Coup gelandet. Auch zu diesem Wechsel haben wir schon ein Portrait veröffentlicht.
Wie immer gilt: Bei dem deutschlandweit einzigartigen Sommer-Festival der Arthouse-Kinos machen die Kinobetreiber*innen selbst das Programm. Ihre Spielstätten wandeln sich zu kuratorischen Think Tanks, in denen sie erproben, was Kino heute sein kann – und was die jeweilige Spezialität des Hauses ist.
Ein Trend modernen Kinomachens sind Retrospektiven mit Werken der jüngeren Filmgeschichte. Während wir noch auf den 10. und letzten Film von Quentin Tarantino warten, bleibt Zeit, sich »Alle Neune«, wie die entsprechende Reihe heißt, noch mal anzusehen. Und zwar in der Originalversion im Leopold, das erstmals bei den Filmkunstwochen München dabei ist. Weitere Spotlights liegen auf dem Werk der überaus talentierten Coppola-Familie. Godfather Francis Ford, God-Daughter Sofia und die God-Mother Eleanor werden mit ihren Filmen vorgestellt. Zu sehen sind u.a. das ultimative Making-of zu Apocalypse Now von Eleonor Coppola oder die frühen Vater-Tochter-Dramen von Sofia Coppola. Und natürlich die ganz großen Titel, wie Pate I-III. Zu sehen im Arena und Monopol.
In der Reihe »Italienische Maestri« wird der 100. Geburtstag von Marcello Mastroianni mit den Klassikern La Dolce Vita und 8½ gefeiert. Vorgestellt werden außerdem Werke von Pasolini und Antonioni. Zu sehen im Studio Isabella (OmU) und im ABC (dt.V). Geburtstag feiern außerdem der spanische Großmeister Pedro Almodóvar (75) und seine Muse Penelope Cruz (50), die im Studio Isabella gewürdigt werden.
Besondere Highlights sind die historischen Programme im Theatiner. In einer Filmreihe wird die Tänzerin Valeska Gert vorgestellt, die als Stummfilmstar für Pabst und Siodmak vor der Kamera stand und später als jüdische Künstlerin ins Exil gehen musste. In diesem Jahr wird die »Praesens-Film«-Produktion aus Zürich 100 Jahre alt. 1924 vom jüdischen Einwanderer Lazar Wechsler gegründet, wurde die Produktionsfirma zum Höhepunkt des Schweizer Filmschaffens mit internationaler Strahlkraft.
Mit den Filmen mit und von Josef Hader tauchen die Filmkunstwochen ein in die Welt des lakonischen Humoristen (Neues Rottmann), Wim Wenders – In weiter Ferne so nah präsentiert seine internationalen Filme wie Der amerikanische Freund und Paris, Texas. Die Theatiner-Reihe Goedel, Cassavetes, Jarmusch führt die Magie schwarzweißer, semidokumentarischer Spielfilme direkt vom 35mm-Projektor vor.
Auch das Münchner Filmschaffen wird gewürdigt. Die Starter Filmpreise der Stadt München zeigen, dass die HFF München großes Filmschaffen hervorbringt. Der Spielfilm Sonnenplätze von Aaron Arens und der queere Dokumentarfilm über nonbinäre und trans Sportler*innen Life Is Not a Competition, But I’m Winning von Julia Fuhr Mann beweisen, dass sie überdies großen Humor haben.
Weitere Reihen, die vom 24. Juli bis 14. August zu sehen sind: Female Directors (Maxim), Mit dem Taxi durch die Filmgeschichte (Rex/Rottmann), Der Iffland-Ring mit Filmen der Iffland-Ringträger (Studio Isabella), Vorstellungen der Filmstadt München e.V. (DOK.fest, Lafita, Griechische Filmwoche, Circolo Cento Fiori), Psychiatrie im Film und schließlich Wein, Vibes & Gesang.
Viel Spaß im Kino!