25.07.2024

Sommerfestival der Münchner Arthouse-Kinos

Paris Paradies
Tanz in den Sommer: Der Eröffnungsfilm Paris Paradies
(Foto: Studiocanal)

Die Filmkunstwochen München starten in ihre 72. Ausgabe und spielen noch bis 14. August

Von artechock-Redaktion

Schon die 72. Ausgabe wird es werden, für die tradi­ti­ons­rei­chen Film­kunst­wo­chen München. 1953 hatte der Münchner Kino-Pionier Fritz Falter, der mit seinen Occam-Studios bundes­weit das erste Film­kunst­kino eröffnete, die Idee zu den Film­kunst­wo­chen. Er wider­setzte sich damit der Sommer­flaute und dem Unter­hal­tungs­pro­gramm der großen Film­paläste, indem er den Akzent auf die anspruchs­volle inter­na­tio­nale Filmkunst setzte. Erste Kinos der Film­kunst­wo­chen waren das Rex, das Studio Isabella, das Studio Solln, das Occam-Studio und der Türken­dolch.

Schon längst ist die Filmkunst in den Kinos etabliert. Dieses Jahr feiern 12 Münchner Arthouse-Kinos ein gemein­sames Sommer-Festival, zum ersten Mal seit langem werden auch neue Gesichter unter den Kino­be­trei­be­rinnen und -betrei­bern begrüßt.

Das Theatiner erfreut sich über das Leitungsduo Claire Schleeger und Bastian Hauser, beide lang­jäh­rige Mitar­beiter von Marlies Kirchner. Sie hat das Kino seit den Sieb­zi­ger­jahren geführt und sich dieses Jahr zur Übergabe entschlossen. Hier unser Portrait der neuen Kino­be­treiber.

Die Kinos ABC und Leopold, direkt an der Münchner Freiheit in Schwabing gelegen, werden seit dem Frühjahr vom Duo Daniela Bergauer und Michael Hehl geführt. Thomas Kuchen­reu­ther hat wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag diesen uner­war­teten Coup gelandet. Auch zu diesem Wechsel haben wir schon ein Portrait veröf­fent­licht.

Wie immer gilt: Bei dem deutsch­land­weit einzig­ar­tigen Sommer-Festival der Arthouse-Kinos machen die Kino­be­treiber*innen selbst das Programm. Ihre Spielstätten wandeln sich zu kura­to­ri­schen Think Tanks, in denen sie erproben, was Kino heute sein kann – und was die jeweilige Spezia­lität des Hauses ist.

Ein Trend modernen Kino­ma­chens sind Retro­spek­tiven mit Werken der jüngeren Film­ge­schichte. Während wir noch auf den 10. und letzten Film von Quentin Tarantino warten, bleibt Zeit, sich »Alle Neune«, wie die entspre­chende Reihe heißt, noch mal anzusehen. Und zwar in der Origi­nal­ver­sion im Leopold, das erstmals bei den Film­kunst­wo­chen München dabei ist. Weitere Spot­lights liegen auf dem Werk der überaus talen­tierten Coppola-Familie. Godfather Francis Ford, God-Daughter Sofia und die God-Mother Eleanor werden mit ihren Filmen vorge­stellt. Zu sehen sind u.a. das ulti­ma­tive Making-of zu Apoca­lypse Now von Eleonor Coppola oder die frühen Vater-Tochter-Dramen von Sofia Coppola. Und natürlich die ganz großen Titel, wie Pate I-III. Zu sehen im Arena und Monopol.

In der Reihe »Italie­ni­sche Maestri« wird der 100. Geburtstag von Marcello Mastroi­anni mit den Klas­si­kern La Dolce Vita und gefeiert. Vorge­stellt werden außerdem Werke von Pasolini und Antonioni. Zu sehen im Studio Isabella (OmU) und im ABC (dt.V). Geburtstag feiern außerdem der spanische Groß­meister Pedro Almodóvar (75) und seine Muse Penelope Cruz (50), die im Studio Isabella gewürdigt werden.

Besondere High­lights sind die histo­ri­schen Programme im Theatiner. In einer Filmreihe wird die Tänzerin Valeska Gert vorge­stellt, die als Stumm­film­star für Pabst und Siodmak vor der Kamera stand und später als jüdische Künst­lerin ins Exil gehen musste. In diesem Jahr wird die »Praesens-Film«-Produk­tion aus Zürich 100 Jahre alt. 1924 vom jüdischen Einwan­derer Lazar Wechsler gegründet, wurde die Produk­ti­ons­firma zum Höhepunkt des Schweizer Film­schaf­fens mit inter­na­tio­naler Strahl­kraft.

Mit den Filmen mit und von Josef Hader tauchen die Film­kunst­wo­chen ein in die Welt des lako­ni­schen Humo­risten (Neues Rottmann), Wim Wenders – In weiter Ferne so nah präsen­tiert seine inter­na­tio­nalen Filme wie Der ameri­ka­ni­sche Freund und Paris, Texas. Die Theatiner-Reihe Goedel, Cassa­vetes, Jarmusch führt die Magie schwarz­weißer, semi­do­ku­men­ta­ri­scher Spiel­filme direkt vom 35mm-Projektor vor.

Auch das Münchner Film­schaffen wird gewürdigt. Die Starter Film­preise der Stadt München zeigen, dass die HFF München großes Film­schaffen hervor­bringt. Der Spielfilm Sonnen­plätze von Aaron Arens und der queere Doku­men­tar­film über nonbinäre und trans Sportler*innen Life Is Not a Compe­ti­tion, But I’m Winning von Julia Fuhr Mann beweisen, dass sie überdies großen Humor haben.

Weitere Reihen, die vom 24. Juli bis 14. August zu sehen sind: Female Directors (Maxim), Mit dem Taxi durch die Film­ge­schichte (Rex/Rottmann), Der Iffland-Ring mit Filmen der Iffland-Ring­träger (Studio Isabella), Vorstel­lungen der Filmstadt München e.V. (DOK.fest, Lafita, Grie­chi­sche Filmwoche, Circolo Cento Fiori), Psych­ia­trie im Film und schließ­lich Wein, Vibes & Gesang.

Viel Spaß im Kino!