So many films, so many festivals |
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Mit ihr eröffnet die Reihe 40 Jahre Filmstadt München: mit Petra Kelly, der Ikone des Engagements | ||
(Foto: Bildersturm Filmproduktion) |
Von Dunja Bialas
Griechische Filmwoche, Türkische Filmtage, Underdox, Queer Film Fest, Bunter Hund, Bimovie, Kinderkino und so weiter und so fort. 16 Gruppierungen und insgesamt 19 Festivals müsste man aufzählen, um zu benennen, was da unter dem Dach des gemeinnützigen Vereins »Filmstadt München« alles ein Zuhause gefunden hat. Um die 600 Veranstaltungen mit insgesamt 100.000 Besucherinnen und Besuchern führt die Filmstadt München jährlich durch. Das generiert 600 Mal Aufmerksamkeit für Filme, die sonst leicht übersehen würden. Mit meist geringem Etat im niedrigen vier- oder fünfstelligen Bereich gelingt es den Mitgliedern der Filmstadt München, das ganze Spektrum abzudecken, vom Spielfilm über den Dokumentarfilm, den Kinder- und Kurzfilm bis hin zum Experimentalfilm.
Auf Augenhöhe mit den Besucherzahlen zum großen Filmfest (fast 50 Prozent der Zuschauer der Filmstadt fallen auf das DOK.Fest) hat sich für die Filmstadt erfüllt, was vor vierzig Jahren als Vision begonnen hatte.
1984 wurde die Filmstadt München als Verein gegründet. Vorausgegangen war ein regelrechter Kulturkampf, der mit den Anfangsjahren des Filmfest München zu tun hatte. 1978 wurde das Filmfest von Oberbürgermeister Erich Kiesl aus der Taufe gehoben, der es Alfred Wurm als Geschäftsführer im Wunsch, ein glamouröses Event zu schaffen, übergab. Wurm war Leiter der Münchner Modemesse und pflegte in den ersten Filmfestjahren einen luxuriösen Life Style.
Nach einer fünfjährigen Vorbereitungszeit und der Entlassung von Wurm konnte das Filmfest München erstmalig stattfinden. Als Leiter war Regisseur Eberhard Hauff bestellt, der als Integrationsfigur und Versöhner galt und die deutschen Filmemacher sowie die zwischenzeitlich gebildete »Initiative Filmstadt München« mit ins Boot holte. Das erste Filmfest München hatte eine Frauenreihe und Kinderfilme im Programm, vorbereitet in enger Zusammenarbeit mit den Münchner Initiativgruppen. Das fühlte sich nach einem Happy End an, und eigentlich hätte es an dieser Stelle mit der Filmstadt München vorbei sein können, noch ehe es mit ihr richtig losgegangen war.
Die Initiativgemeinschaft aber konstatierte eine feindliche Übernahme ihrer Ideen durch das damals schon millionenschwere Filmfest und lehnte die weitere Zusammenarbeit ab. Sie wollte »viele Filmfeste im Jahr«, um andere Zielgruppen anzusprechen, in die Stadtteile zu gehen und dort kontinuierliche Filmarbeit zu leisten. Schon damals hatte sie den demokratischen Zusammenhalt der kulturell, sozial und demographisch diversen Stadtgemeinschaft im Blick.
Ein Jahr später gab das Kulturreferat dem Verein Filmstadt München als Dachorganisation grünes Licht. Mit der organisatorischen Eigenständigkeit war die Zukunft der Filmstadt München angebrochen.
Es wurde ein Dachverband für die Filminitiativen, die als Graswurzelprojekte entstanden waren. Zu den Gründergruppen der Filmstadt München gehörten das Medienzentrum München und die bundesweit maßgeblichen Vereine Kinderkino München von Hans und Christel Strobel sowie die AG Dokumentarfilm (AG DOK) mit Mitbegründer Christoph Boekel. Ab ihrer Gründung vertrat die Filmstadt München die Mitglieder vor dem Kulturreferat und reichte einen Gesamtförderantrag ein. Sie wurde zur verlässlichen Ansprechpartnerin der Stadt, während die Stadt die freie Festivalszene kulturpolitisch anerkannte und durch kontinuierliche Fördersicherheit institutionalisierte.
Bis heute ist das Modell der Filmstadt München bundesweit einzigartig. Auch wenn es immer noch Filmgruppen gibt, die Förderanträge direkt beim Kulturreferat stellen, befindet sich der Großteil der Münchner Festivals in einer komfortablen Fördersituation. Zum Vergleich: Die Kulturverwaltung des Berliner Senats sieht eine maximale Planungssicherheit von vier Jahren als »befristete institutionelle Förderung« vor. Dauerhafte institutionelle Förderung bedarf der Parlamentsentscheidung. Auch in München wird über die Förderhöhe durch Stadtratsbeschluss entschieden – das Gewicht der Filmstadt statt eines einzelnen Festivals wiegt jedoch ungleich mehr.
Wenn nun die Filmstadt München ihr 40-jähriges Jubiläum feiert, stellt sich auch die Frage nach der Zukunft, nach Herausforderungen und Veränderungen. Von den Kürzungen im Kultursektor ist die Filmstadt München zum Glück nicht betroffen.
Das 40-jährige Bestehen der Filmstadt München wird natürlich mit einem ausführlichen Filmprogramm in ganzen sechzehn Veranstaltungen im Kino Neues Maxim gefeiert. Das aktivistische Thema des Jubiläums: »Mehr als nur Zuschauen! – Filmische Perspektiven auf gesellschaftliches Engagement«
Die Gruppen zeigen folgende Filme: die Afrikanische Filmtage (Talking About Trees), das DOK.fest München (Petra Kelly – Act Now!), QFFM (Große Freiheit), LaFiTa (El Dance-Off), Bimovie (Frauen bilden Banden), Cinema Iran (Celluloid Underground), Mittel Punkt Europa (Courage), Griechische Filmwoche (When Tomatoes Met Wagner), UNDERDOX (Don’t Work (1968-2018)), Kultur & Spielraum (Wir bauen eine neue Stadt), Kino Asyl und flimmern&rauschen (mit Kurzfilmen), Kinderkino München (Zu weit weg – Aber Freunde für immer), Türkische Filmtage (A Day, 365 Hours), Cento Fiori Cinema (By the Light of Day) und last not least Bunter Hund (mit Kurzfilmen).
Alle Filme werden in der Reihenfolge ihrer Nennung im Maxim an drei Tagen vom 12. bis 15. September gespielt.
Die Autorin ist Leiterin des UNDERDOX-Filmfestivals.