Nigeria 2020 · 106 min. Regie: Hamisha Daryani Ahuja Drehbuch: Diche Enunwa, Temitope Bolade Darsteller: Ini Dima Okojie, Ruslaan Mumtaz, Richard Mofe-Damijo.Joke Silva., Osas Ighodaro u.a. |
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So klassische wie bekannte Motive aus Nollywood und Bollywood. | ||
(Foto: Netflix) |
Das indische Kino war im Westen, Süden oder Osten Afrikas immer präsent, denn der britische Kolonialismus hatte schließlich auch indische Gastarbeiter auf den Kontinent gespült, die sich über indische Filme ihre schwindende nationale Identität stärken konnten. Die kenianische Journalistin und Schriftstellerin Rasna Warah ist vor kurzem in einem großartigen Essay in »Africa Is a Country« diesem Phänomen nachgegangen und hat dabei auch angedeutet, dass es natürlich nicht nur Inder waren, die sich für die nach Kenia exportierten Bollywood-Produktionen begeisterten.
Über libanesische und syrische Händler, die seit den 1960ern Videokassetten mit Hindi-Filmen in den großen Städten Nigerias verkauften, hat Bollywood auch Einzug in das Herz Nollywoods gefunden, das im Laufe der letzten Jahrzehnte durch legendäre Urgesteine wie Eddie Ugbomah hinter Bollywood und noch vor Hollywood zur zweitgrößten Filmindustrie der Welt avancierte.
Deshalb überrascht es umso mehr, dass erst jetzt ein dezidierter Versuch unternommen wurde, die beiden größten Filmindustrien auch künstlerisch etwas näher zusammenzuführen. Mehr noch, ist das Regiedebüt von Hamisha Daryani Ahujas schon fast so etwas wie eine Hochzeit beider (Film-) Kulturen, auf filmischer wie auch inhaltlicher Ebene. Denn Ahuja erzählt eine klassische Culture-Clash-Geschichte, die der nigerianischen Anwältin Didi (Ini Dima-Okojie) und des indischen Investment-Bankers Raj (Ruslaan Mumtaz), die sich Hals über Kopf beim Joggen am Strand von Lagos ineinander verlieben und im Laufe des Films nicht nur kulturelle Unterschiede überwinden müssen (Namaste Wahala »heißt übersetzt« Hallo Ärger), um schließlich wie in fast jeder romantischen Komödie am Ende den Sieg ihrer Liebe zu erleben.
Namaste Wahala bedient sich dafür bei klassischen Motiven aus Nollywood und Bollywood. Wir sehen bollywoodeske Gesangs- und Tanzeinlagen und erfahren von den Nöten, aber auch den Freuden der indischen Community in Lagos. Und wir lernen die in zahlreichen Nollywood-Filmen wie Chief Daddy extensiv erörterten patriachalen Strukturen reicher nigerianischer Familien kennen, hinter denen meist noch viel mächtigere Frauen stehen. Wir schauen dabei zwar durch starkes Overacting und alles andere als überraschende Plot-Twists verzerrten Stereotypen beim Leben und Lieben zu, doch immerhin erfährt der Betrachter von einem Afrika (und Indien) jenseits des kolonialen Blicks. So wie in Schwarzafrikas erster von »script-to-screen« produzierten Serie Queen Sono oder dem zimbabwischen Rom-Com-Überraschungserfolg Cook Off sehen wir »Afrika« hier einmal nicht beim Armsein zu, sondern beim Reichsein und Spaßhaben.
Das ist weiterhin so ungewöhnlich und überraschend, dass man die zum Teil eklatanten Schwächen der Produktion leicht verschmerzt. Die vor allem darin liegen, dass man diese Geschichte nicht nur durch Nolly-, Bolly- und Hollywoodproduktionen schon in- und auswendig und deutlich eleganter erzählt kennt. Und Bollywood erheblich bessere Gesangs- und Tanzeinlagen bietet. Also ein wenig das Gefühl aufkommen kann, nur das Schlechteste von beiden Welten serviert zu bekommen. Doch für eine Heirat vielleicht nicht unbedingt die schlechteste Option.
Namaste Wahala ist seit dem 14. Februar 2021 auf Netflix abrufbar.