65. Filmfestspiele Cannes 2012
»Fuck Orders! I am not the hero, I am the villain« |
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Anurag Kashyaps Gangs of Wasseypur: So etwas gab es lange nicht zu sehen... | ||
(Foto: Impuls Home Entertainment) |
»To the true believer faith is observation.« Dieser Satz von Reb Nachman Breslover, dem Rabbi Nachman (1772-1810), Begründer der chassidischen Tradition des Judentums, steht diekt am Beginn von God’s Neighbours in der Semaine de la Critique. Er gilt auch für die Gläubigen des Kinos: Unser Glaube zeigt sich im genauen Hingucken, in der Beobachtung, wieder und immer wieder, und mit den Filmen sprechen wir mit einem guten Freund. Shma Israel!
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Es geht los wie ein Western: Ein Zugüberfall, Pferdewiehern. Aber das Ganze spielt im Jahr 1941, in Indien, das damals noch eine britische Kolonie ist... Es ist eine Räuberbande, die hier einen Zug ausraubt, um Getreidesäcke zu stehlen. In dieser Episode liegt die Initialzündung zu einem Bandenkrieg rund um die bengalische Stadt Wasseypur. Von diesem erzählt der indische Regisseur Anurag Kashyap in seinem Film Gangs of Wasseypur, einem nicht weniger als fünfstündigen und trotzdem sehr kurzweiligen Gangsterspektakel, das l ängst nicht nur Freunde des Genrekinos begeisterte.
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Eigentlich geht es los, wie eine Soap. Die läuft im indischen Fernsehen, eine nicht mehr ganz junge Frau singt ein Bollywood-Kitschlied. Langsam, ganz langsam zieht sich die Kamera zurück. Wir erkennen, dass es sich überhaupt um ein Fernsehbild im Kinobild handelt, wir sehen dass der Fernseher eher klein ist, und in einem Ladengeschäft steht. Die Besitzer sind arm. Dann zerschmettern Schüsse den Bildschirm – ein Fashion-Statement auf Indisch.
Bei den Schützen handelt es sich um eine Bande. Schnell ist klar: Sie haben es auf den Führer einer konkurrierende Gang abgesehen. Von mehreren Seiten nähern sie sich dessen Haus. Der Kommandeur sagt: »Fuck Orders! Just shot everyone that moves.«
Aber als erfahrene Zuschauer spüren wir sofort, was dieser Mann übersieht: Irgendetwas stimmt nicht. Man sollte in Räume, in die man Handgranaten reinwirft immer auch später reingehen und nachschauen. Nicht den Untergebenen trauen. Nicht einfach sagen: »Basterds are dead.« Von wegen. Wir Zuschauer sehen, dass die Anschlagsziele – ein älterer Mann, ein jüngerer, zwei junge Frauen –, unverletzt in Sicherheit sind. Wir lächeln über den Klingelsong am Handy: »I
am not the hero, I am the villain.«
Dann kommt der Vorspann und der eigentliche Beginn.
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So etwas hatte man lange nicht mehr gesehen: Kashyap schafft mit seinem Film, einem der gefeiertsten Werke bei den diesjährigen Filmfestspielen, das in der Nebenreihe Quinzaine Premiere hatte, mit spielerischer Leichtigkeit, was vielen hochtrabend mit Bedeutung hausierenden Filmen im Wettbewerb in diesem Jahr misslang: Er verknüpft künstlerischen Anspruch und Unterhaltung, verbindet politische Relevanz mit einem virtuosen Stil, der den Betrachter immer wieder in Bann zieht, und auch fünf Kinostunden nicht langweilig werden lässt. Gangs of Wasseypur ist eine Art indisches Pendant zu Sergio Leones Klassiker »Once Upon a Time in America dessen restaurierte, verlängerte Version auch in Cannes lief, in der Reihe ›Cannes Classics‹: Im Epos über den Kampf zweier Familien zwischen 1941 und 2011 streift man Dokumente aus 70 Jahren indischer Geschichte und so wird der Film unter der Hand auch zu einer ebenso originellen wie facettenreichen Sozialhistorie des Subkontinents.«
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Viele der Filme in den unabhängigen Sektionen »Quinzaine des Realisateurs« und »Semaine de la Critique« sind natürlich »kleiner« und bescheidener gemacht, als dieser außergewöhnliche, mit 340 Darstellern und einem Team von 150 Leuten gedrehte Film. Trotzdem gilt ein allgemeiner Grundsatz: Kleine Reihen haben extremere Filme, weniger Konsensfilme.
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Etwa der ganz hervorragende chilenische No von Pablo Larrain, vom dem nicht wenige Zuschauer sagten, er hätte eigentich im Wettbewerb laufen müssen: Immerhin gewann er den Hauptpreis der Quinzaine. Mexikos Weltstar Gael Garcia Bernal spielt in »No« die auf historischen Fakten beruhende Figur eines zunächst unpolitischen jungen sehr talentierten Werbemanagers, der im Jahr 1988, gegen Ende der faschistischen Pinochet-Diktatur vom demokratischen Oppositionsbündnis zum Leiter jener Referendumskampagne gemacht wurde, die Pinochet schließlich zum Rücktritt zwang. Am Beispiel einer Person wird man Zeuge eines politischen Reifeprozesses, der Geburt des politischen Idealismus aus dem Geist der Moral.
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Um Moral, zunächst freilich ihre negativen Folgen geht es auch in dem israelischen Film God’s Neighbours, der in der Semaine de la Critique den Preisen für die »Beste Regie« wie für »Beste Musik« ausgezeichnet wurde. Regisseur Meni Yaesh erzählt in seinem Debüt von einer Gang junger Männer in der Tel Aviver Vorstadt Bat Yam. Was sie von anderen unterscheidet: Sie sind radikale jüdische Fundamentalisten: Sie bedrohen Frauen aus der Nachbarschaft, die sich ihrer Ansicht »unzüchtig« kleiden (»Dress properly! respect the neighbourhood!«), kleine Ladenbesitzer (»Don’t stay open on Sabbat!«) und säkulare Juden, die sich nicht an die religiösen Sabbat-Vorschriften halten, und schlagen auch schon mal einen Straßenhändler krankenhausreif, der die falschen Filme verkauft (»You sell them in Tel Aviv!«).
Lächelnd sagen sie »Be prepared for the messiah. No despair in the world.« Dann kiffen sie und komponieren Techno-Beats mit religiösen Texten. Glaube als Männerbund mit singen, tanzen, spielen, lachen. Der Rabbi sagt ihnen: Comandement komme von Kameradschaft. Dann »I dont know a clue«, den Intellektualität ist ja Eitelkeit. Sie sind arrogant, denn sie reden täglich mit ihrem Gott, und er antwortet ihnen auch.
Nur Frauen stören die Männerwelt, und Leute, die an die Wand schmieren: »No religious people! No terrorism!« zusammen mit einem Hakenkreuz. Oder die ihnen zurufen: »Ihr wollt keine laute Musik, aber ihr werft Steine auf Araber.« Dann schlagen die Jungs zu.
God’s Neighbours ist ein Film voller Energie, der einen frischen, ungewohnten Blick auf die Lebensverhältnisse in Israel wirft. Yaesh weckt Verständnis für seine höchst problematischen Hauptfiguren, für meinen Geschmack etwas zuviel, und er zeigt trotzdem die wichtigsten Schattenseiten von Religion, nämlich Unduldsamkeit und Intoleranz, in ungeschönter Form.
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Ein guter Satz blieb mir noch im Gedächtnis, der auch für Filmkritiker ein guter Ratschlag ist: »You are in the same place as your thoughts. Make sure they are in the place, where you wanna be.«
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Im Vergleich der beiden Nebenreihen, die 2012 beide mit einem neuen Direktor antraten, schnitt die Quinzaine diesmal deutlich besser ab. Hatte vor einem Jahr die Semaine noch die Nase vorn, machte die Quinazine diesmal das verlorene Terrain wieder gut und erneuerte ihre Rolle als Sektion zur Entdeckung der wichtigsten neuen Talente des Weltkinos.
Bei der Vorstellung seines Films gab Anurag Kashyap die schöne, aber auch einzig wahre Antwort auf die Frage nach Cannes Bedeutung: »What does Cannes mean for an Indian Filmmaker?« – »For every Filmmaker, it’s the Mecca«
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Und immel schlön die rehtshreibprüfung durchratten lassen… Aus Deutschland kommen besorgte Fragen, ob ich denn müde sei. Nein nein, nur arbeitet man ja hier unter Hochdruck immer auf dem Sprung zum nächsten Film, unterbrochen von netten Fragen geschätzter Kollegen, vom Höllenlärm im Palais oder den Schreien der Fotografen am roten Teppich, die wir hier hören. Und vor allem an französischen Tastaturen.
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Rechtschreibprogramme sind manchmal Falschschreibprogramme, das merkt man besonders auf Filmfestivals wo unsereiner seine vielen tausend Zeichen oft in ausländische Tastaturen hineinhacken muss. Gerade haben wir zum Beispiel »kacken« hingeschrieben, was uns natürlich wie von selbst auf das Unterbewusste führt.
Noch schlimmer ist es, wenn sie Worte »verbessern«, der Computer also selbst ein Unterbewusstes ausbildet und den Schreibenden stärker kontrolliert, als es
sein Über-Ich je könnte. Aus dem Programm wird dann schon mal ein Pogrom,
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»Computer will die« heißt es bei Don DeLillo. Schön wär’s, zur Zeit wirken sie lebendiger denn je.
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Versäumt man eigentlich was, wenn man wegguckt? Oder reicht es, den Film zu hören? Das ist auch mal eine Frage, nach der man Filme unterscheiden kann. Und klar, wenn ein Film eigentlich keine Bilder braucht, ist er kein guter.
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Walter Salles On the Road im Wettbewerb war ein Film, bei dem man getrost mal ein paar Minuten zur Entspannung die Augen hätte zumachen können – wäre man nicht in Gefahr gelaufen, dann gleich einzuschlafen. »Der Tiefpunkt« meinte später ein Fernsehredakteur zu mir, und man konnte kaum wiedersprechen. Man hatte vom Brasilianer Salles zwar nicht viel erwartet, ich sein Zeug auch noch nie gemocht, aber das Buch gibt doch immerhin viel her. On the Road ist schließlich die Verfilmung »des« Kultbuchs der Beat-Generation, wurde von Francis Ford Coppola produziert und ist mit Sam Riley, Kristin Stewart, Kirsten Dunst und Viggo Mortensen hochkarätig besetzt. Das Ergebnis ist trotzdem eine vor allem unglaublich glatte, illustrative und gefällige Version des Buches. Als Film extrem lang lang lang-weilig . Nichts Brasilanisches, sondern schlechtes Hollywood. Salles schafft es noch nicht mal, gute Amerika-Bilder zu liefern, der weltanschauliche Gehalt des Buches und so etwas wie die »Beat-Philosophie« fehlen völlig. Was übrig bleibt, ist ein Männerbund, inklusive latenter Homosexualität, der die Zeit mit rauchen, trinken, Proust lesen verbringt, sind Sex, Drugs & Jazz, wobei man auch sagen könnte, dass der ganze Film nur vom Sexualneid zweier Jungs auf den Dritten handelt, der alle Frauen abbekommt – ein Gefühl, dass dann durch Kunst kompensiert wird.
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Vom Lebensgefühl der Beat-Generation bleibt nur die dumme Oberfläche: Ein Haufen sehr pathetischer Jungs, die die falschen Bücher gelesen haben, und Authentizitätskitsch pflegen. Man hasst die Stadt, feiert »die Reinheit der Straße« (»the purity of the road«), glaubt, man müsse »was erleben«, um gut schreiben zu können – dann hätte Proust ja wenig zu schreiben gehabt –, alles soll ungemein ehrlich und echt sein, aber eigentlich geht’s der Hauptfigur, deren schriftstellerisches Können durch ein Rimbaud-Bild überm Schreibtisch symbolisiert wird, doch nur drum, dass er endlich mit der hübschen Marylou ins Bett geht. Dann ist sie weg, und dann kann er endlich schreiben. Oh Mann.
Das Einzige, was Salles kann, sind Tanzszenen. Davon gibt es ein paar. Auch Kristen Stewart ist besser, als erwartet. Das Wiedersehen mit Kirsten Dunst zu kurz. Ansonsten ist das Rebellischen bei Salles nur noch zu ahnen. Gerade die Autoren Jack Keruac, Alan Ginsberg und ihre Beat-Freunde hätten diesen Film sicher gehasst.
»All we do is wait for the end to come.« sagt Mortensens Borroughs einmal. Das ging uns mit dem Film genauso.
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Der Anruf des französischen Präsidenten bei ARTE um Carax' Holy Motors doch noch zu finanzieren, wurde uns inzwischen noch aus einer zweiten Quelle bestätigt.
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Es ist ein ironischer Scherz, dass die beiden Filme, die hauptsächlich im Inneren eines Autos spielen – Holy Motors und Cosmopolis, viel viel besser sind, als der Roadmovie im Wettbewerb. Die Koinzidenz, dass beide Filme auch noch im gleichen Auto spielen, ist aber eine mit tieferer Bedeutung. Die Stretchlimousine scheint zum repräsentativen Ort unseres Zeitalters geworden zu sein. Warum eigentlich?
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Ein Reiz, den sie fürs Kino hat, ist offenkundig. An ihren großen Fenstern zieht die Welt vorbei, und wer im Inneren sitzt, blickt auf sie mit ähnlicher Nähe bei absoluter Distanz, als sitze er im Kino. Jedes Fenster eine kleine Leinwand. Wer sich an den frühen Hollywood-Tonfilm Possessed erinnert, der erinnert sich auch an den langsam vorbeifahrenden Zug, auf den Joan Crawford als kleines Ladenmädchen sehnsuchtsvoll blickt. Aus jedem Fenster lockt eine andere Versuchung. Diesen Effekt macht sich Leos Carax in Holy Motors zunutze. Seine Hauptfigur Oscar probiert Leben an, wie Frauen Kleider, und ist nur bei sich, dem Nichts, wenn er in der Luxuslimousine sitzt, und die Welt draußen nur durch die Scheiben wahrnimmt.
In Cronenbergs Cosmopolis ist es umgekehrt. Hier trennt sich die Hauptfigur durch das Auto von der Welt. Innen ist er geschützt, wie im einem Mutterbauch. Er hat alles, braucht nichts von der Welt, die er nur gelegentlich kurz besucht.
Ein bisschen ist es genauso, wenn man hier über zehn Tage im Festival-Palais verbringt. Auch das Palais ist eine große weiße Box, die alles schluckt,
durch deren viele Fenster und Filme man auf die Welt da draußen blickt.
Übrigens sieht man die absurden Dinger hier jeden Tag mindestens einmal vorbeifahren. Auch sonst ist es eigentlich, wie ja überhaupt das ganze Setting von Cannes, der absolute Wahnsinn, wenn man sich einmal die Filme vergessend, wachen Auges anschaut, was hier so auffährt. Ein großer Mercedes ist hier gar nichts, Porsche oder Ferrari muss es schon sein.
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Die ganze Welt kondensiert in einem einzigen Tag, in einem einzigen Charakter und dem Strom aus Gedanken und Gefühlen, der durch dessen Bewusstsein rinnt, direkt in das des Lesers – diesen Ansatz kennt man von James Joyces' Jahrhundertroman »Ulysses«. 2003 griff ihn Don DeLillo, spätestens seit »Underworld« (1997) einer der wichtigsten amerikanischen Gegenwartsautoren, auf, und beschrieb in Cosmopolis einen einzigen Tag im Leben eines Börsenmilliardärs aus Manhattan. Dieses Herzkammerspiel-Panorama des Finanzkapitalismus vor der großen Krise hat der Kanadier David Cronenberg jetzt verfilmt – und damit einen der am gespanntesten erwarteten Beiträge im diesjährigen Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes geschaffen, die jetzt begonnen haben. Gespannt erwartet in vieler Hinsicht. Denn wie soll man eigentlich Dinge verfilmen, die sich fast ausschließlich im Kopf eines einzigen Protagonisten abspielen, der sich mit seiner Carrara-Marmor-getäfelten Stretch-Limo auf einer Odyssee durch Manhattan befindet, seinen Friseur aus Kindheitstagen besucht, und dabei auf mehreren Bild-Schirmen im Auto das Welt- und Börsengeschehen verfolgt? Cronenberg (Regisseur von eXistenZ, zuletzt vom Freud-Jung-Drama A Dangerous Method) ist aber vermutlich der ideale Mann, um sich da für die filmische Umsetzung etwas einfallen zu lassen – zudem ist er wie DeLillo ein Postmodernist, er dürfte also die Assoziationsströme in ein Bett aus reißerisch-grellen Bildern gießen. DeLillos Vorlage ist vor allem ein Dekadenzportrait, eine apokalyptische Reise ins Herz der Finsternis unserer Gegenwart: Ein Börsencrash kommt vor, die universale Gier, 9/11 sowieso, der Cyberspace und viel viel Geld. Motto: »Nur Ratten zahlen!« Und die Hauptrolle spielt Mädchenschwarm und Twilight-Star Robert Pattison.
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Das einer der bisher als Vampir berühmt wurde, nun einen Kapitalisten spielt, hat natürlich seine ganz eigene Logik.
Wer wie ich von Cronenberg aber reißerisch-grelle Bilder erwartet hatte, sah sich von Cosmopolis getäuscht. Das Gegenteil ist der Fall: Cronenberg erzählt den letzten Tag im Leben eines New Yorker Finanzhaies zwar ganz nahe an der Vorlage als bedrückendes Portrait
westlicher Dekadenz und als bitteren Abgesang auf den Kapitalismus. Aber der Film ist trocken und aseptisch, was bei Cronenberg natürlich kein Zufall ist. Cosmopolis ist sein Der Fremde, sein American
Psycho, seine Version von Shame – eine existentialistische Parabel. Der Kanadier zeigt sich hier als Moralist, der für die funkelnde Kraft von De Lillos Vorlage vor allem eine visuelle Bühne bereitet, auf der die Schauspieler dann Sätze aufsagen, wie diesen: »Die Steigerung des Business ist Mord.«
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3-0 hat der FC Barcelona das spanische Pokalfinale gegen Bilbao gewonnen, mein Lieblingsspieler Pedro – »Pedrito«, wie die Barca-Fans zärtlich sagen – schoss das 1-0 und dann nach einem Tor von Messi noch das dritte und damit das allerletzte Tor der Ära Guardiola. Nach dem Spiel sagte er zu Pedro, der zwar ein Barcelona-Eigengewächs ist und nach Ansicht der Katalanen zusammen mit Puyol »the most passionate player«, aber diese Saison zuletzt nach Verletzung kein Stammspieler war, vielleicht hätte er ihn mehr einwechseln sollen.
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Ich will übrigens mehr verrückte Reiche. Ich will Millionäre, die Zeitungen kaufen, statt zu lange Autos, oder wenigstens beides, die es krachen lassen, aber eben auch mal künstlerisch und intellektuell; die Projekte verwirklichen. Zum Beispiel eine gute europäische Filmzeitschrift, deren Autoren von ihrer Arbeit leben können. Wo seid ihr? Ihr Reemtsmaas? Was haben die Burdas und Springers von ihrem Geld? Macht? Ich will Euer Geld, ja, aber ich verspreche Euch, dass ihr dafür auch etwas Gescheites bekommt...