James Bond trifft Kathrin Göring-Eckhardt |
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Alles ganz ernst gemeint: Submergence mit Alicia Vikander und James McAvoy | ||
(Foto: Warner Bros. Entertainment GmbH) |
»Umwelt ist nicht alles. Aber ohne Umwelt ist alles nichts.«
Aus der magenta-farbenen Wahlkampagne der »Grünen«
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Blau-weiß, mit schwarzen Akzenten, genau wie das Team von Real Sociedad, sind in diesem Jahr auch Plakat und Schrift des Festivals.
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Submergence, Wim Wenders' neuer Film, glücklicherweise in 2-D, weil Wenders für sein neues Lieblingsformat nicht genügend Geld bekam, ist eine Liebesgeschichte, die sich über eine in jeder Hinsicht große Entfernung abspielt: Thematisch, denn es geht um Klimawandel und Terrorismus, räumlich, denn der Film spielt gleichzeitig im afrikanischen Somalia wie im arktischen
Nordatlantik, in der Wüste und in der Tiefsee.
Die Hauptfiguren sind die Schwedin Danielle Flinders und der Schotte James More, gespielt von Alicia Vikander und James McAvoy – zufällig begegnen sie sich in einem Hotel in der nordfranzösischen Normandie, zwei Fremde, die sich auf sehr unterschiedliche Weise auf eine gefährlichen Mission vorbereiten: Sie ist Meereswissenschaftlerin, kämpft gegen den Klimawandel und will »das Leben« verstehen (wie Frauen das so tun, bei
Filmemachern wie Wenders sind Frauen immer die, die »Leben geben«), er tarnt sich als Wasserbauingenieur, arbeitet aber tatsächlich für den britischen Geheimdienst. Das ist ja mal ein Einfall: Kathrin Göring-Eckhardt trifft James Bond! Und alles ganz ernst gemeint.
Während die Meereswissenschaftlerin eine gefährliche Tauch-Expedition unternimmt, bei der sie nichts Geringeres sucht, als den Ursprung unseres Lebens, versucht er als verdeckter Ermittler potentielle
Selbstmordattentäter unschädlich zu machen. Dabei gerät er selbst in die Fänge von Dschihaddisten.
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»Es geht um viel Gewalt und Hass, ich wollte als Kontrast einen emotionalen Ansatz finden.«
Wim Wenders
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Die Grundidee dieses Film ist theoretisch betrachtet zwar ganz schön romantisch, aber auch bezwingend. Wim Wenders selbst fasst sie so zusammen: »Two people fall in love and they soon realize, that this is the love of their life, but they both have very dangerous jobs – and that love gives them the strength to endure anything.«
Zwei Menschen finden also die Liebe ihres Lebens. Diese Liebe gibt ihnen die Stärke, alles zu überstehen, was einem in der heutigen Welt so passieren
kann.
Hochsympathisch naiv und unverblümt glaubt Wim Wenders einfach an die Liebe, möchte an sie glauben, obwohl doch sein Film selbst zeigt, dass das Leben seine ganz eigenen Wege geht, und sind nicht um Gefühle kümmert. James wird in Afrika als Geisel genommen und verschwindet in einem dreckigen Loch, irgendwo in der Wüste, Danielle sitzt irgendwann in einer Taucherglocke, viele hundert Meter unter dem Meeresspiegel – sie haben keinen Kontakt, ihre Liebe ereignet sich nur in
ihrer Vorstellung, in ihrer Phantasie. Und wird dadurch um so intensiver.
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Jedenfalls in der Theorie. De facto hat der gute Geheimagent tatsächlich im Al-Quaida-Knast andere Sorgen, und sie, die doch eigentlich die Welt retten wollte, verfällt flugs wieder ins Weibchenklischeeschema: Der Typ meldet sich nicht, also zweifelt sie halt an seiner Liebe, anstatt ein bisschen Vertrauen zu haben, und zu vermuten, dass er halt gerade Wichtigeres zu tun hat. Zum Beispiel die Welt zu retten, wie es einem Filmhelden gebührt. Statt dies auf Augenhöhe und auf ihre
Weise auch zu tun – wie es einer FilmheldIn nicht erst seit »Wonderwoman« nicht minder gebührt – glotzt sie fortwährend in ihr Telefon, wird zunehmend hysterisch, fährt zwischendurch gar mal an Land, weil der Empfang ihres Anbieters so schlecht ist – O2 oder was? –, und vergisst über der ganzen Beziehungschose den Untergang der Welt – so denunziert der Regisseur wider Willen seine Figuren.
Was Wenders mit dem Smartphone macht, hätte er vor 30 Jahren
auch mit Postkarten tun können – auch von Olivier Assayas »Personal Shopper« hat der Düsseldorfer nicht gelernt, wie man aus Smartphones Kino-Funken schlagen kann.
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Interessant an Submergence, dessen Titel soviel wie Abtauchen bedeutet, ist das theoretische Prinzip: Dass Wenders zwei Figuren zeigt, die sich im Unsichtbaren befinden inmitten unserer Welt der totalen Sichtbarkeit.
So gut, so ausgedacht. Wenders' Film ist auch der Versuch, der Lage unserer Welt zwischen Rechts-Extremismus, Terror und Klimaangst Bilder zu geben.
Das ist wie
bei Wenders inzwischen üblich, ganz schön überfrachtet, und mündet gelegentlich in Szenen, die dann gut wären, wenn Wenders nicht immer schon wüsste, was er über die Alternativen Gewalt-Pazifismus, Religion-Wissenschaft, Glauben-Bildung zu sagen hat, oder zur westlichen Verantwortung für den moslemischen Terror. So mündet alles in Sprechblasenlaberkino, wie man es von Wenders kennt.
Zwar ist der Film immer noch sehenswert wegen der hübschen Meeresaufnahmen und der
zarten Strandszenen. Seine Struktur tut dem Film aber gar nicht gut: Als ob das Hin- und Herspringen zwischen den Schauplätzen in der zweiten Hälfte nicht genug wäre, gibt es auch noch Flashbacks und Flashforwards – es ist ein großes Kreuz und Quer, das den Betrachter immer wieder aus dem Film herausreißt, wenn man es mal geschafft hat, reinzukommen.
(to be continued)