Cinema Moralia – Folge 185
Die Wutbürger von Netflix und ihre Schulden |
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Ab ins Nirwana von Netflix: Nach nur einer Woche ist Roma jetzt aus den Kinos verschwunden | ||
(Foto: Netflix) |
»To disagree silently is illoyal.«
Reed Hastings, Gründer von Netflix
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Alle deutschen Filmemacher, ob Regisseure oder Produzenten, und auch Verleiher und Kinobetreiber sind sich endlich mal einig: Dem deutschen Kino geht es so schlecht wie nie; so wie jetzt kann es nicht weitergehen; grundsätzliche Dinge müssen sich ändern.
Nur den deutschen Filmförderern geht es gut. So jubelte die FFA vor einigen Wochen in ihrer Bilanz der ersten Jahreshälfte »Deutsche Filme gegen den Trend im Plus« In der »FFA-Studie der erfolgreichsten Filme des ersten Halbjahres 2018« (»Studie« muss man dazu wissen, heißt bei der FFA nicht etwa »Wissenschaft« oder »Statistik« sondern das simple Auflisten und Anordnen der Zahlen zum Zwecke des Schönredens) scheint es dem deutschen Kino gut zu gehen. Zwar kann man nicht verleugnen, dass 4,5 Millionen weniger Besucher ins Kino gingen
(ein Rückgang von erschreckenden ca. 15 Prozent). Bemerkbar ist auch die weitere Vergreisung des Publikums. Sogar bei den Kinderfilmen machen die unter 30-jährigen mit einer Ausnahme weniger als 30% der Besucher aus: Braucht jedes Kind wirklich zwei Begleiter im Kino?
Die Filme, die die Jugend (also 29-jährige oder Jüngere) wirklich interessieren, heißen noch nicht mal Star Wars (35% Jugendanteil), sondern Maze Runner – Die Auserwählten in der Todeszone (57%), Black Panther (55%), Avengers: Infinity War (53%), aber auch noch Fifty Shades of Grey – Befreite Lust (46%). Vielleicht sollten diese Zahlen uns erst recht Angst um die Zukunft nicht nur des Kinos machen.
Vor allem aber: Was repräsentiert nun eigentlichen diesen Erfolg »gegen den Trend«? Die deutschen Filme unter den Top 25 heißen Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer; Die kleine Hexe; Dieses bescheuerte Herz und Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft – fürwahr ein Triumph deutschen Kinoschaffens!
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Der angebliche Kinderfilm Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer ist übrigens auch der »drittälteste« Film der Top 25: 34% seiner Besucher waren über 50! Die werden sich gewundert haben...
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Apropos FFA: Letzte Woche hatte ich die »Blackbox« zitiert, in der Ellen Wietstock der »Mächtigen« (SZ) Kulturstaatsministerin Monika Grütters die »noch Mächtigere« Medienboard-Intendantin Kirsten Niehuus zur Seite stellt. Die Reaktion einiger deutscher Produzenten auf diese Auflistung war dann: »Stimmt alles. Es fehlt aber eine: Die allermächtigste im deutschen Film ist nämlich Christine Berg von der FFA.« Aha! Berg profitiere, wird dann argumentiert, beispielsweise
persönlich sehr deutlich von der erhöhten Rotation der FFA-Jurys. Alle paar Sitzungen wechselt da die Besetzung komplett, nur eine bleibt immer sitzen: Christine Berg. Die erklärt dann, wie es im FFA-Hause so läuft – eine Eigendynamik der Juryarbeit komme kaum zustande.
Von außen kann ich nicht beurteilen, ob diese Argumentation zutrifft. Klar ist aber, dass beide Extreme schlecht sind: Dauerrotation verfestigt Unerfahrenheit und gibt tatsächlich den Beisitzern der
Institutionen, die sich formal gesehen am besten komplett aus allen inhaltlichen Debatten heraushalten sollten, viel zu viel Macht. Umgekehrt kommt es bei allzu eingespielten Jurys auch schnell zu Filz und Klüngelwesen.
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All das ist Wasser auf die Mühlen der grundsätzlichen Forderung: Schafft alle Filmförder-Gremien ab! Grundsätzlich und ohne Kompromisse. Stellt Filmförderung dort, wo es irgend möglich ist, auf Automatismen um. Das bedeutet: Wer bestimmte, objektiv dargestellte Kriterien erfüllt, bekommt eine ebenso objektiv dargestellte Förderung verlässlich ohne Wenn und Aber zugesprochen. Für begründete Ausnahmefälle sollte es natürlich Zusatzförderungen geben können.
Der Vorteil
dieser Umstellung ist neben der Kostenersparnis natürlich erstens mehr Gerechtigkeit durch Verzicht auf subjektive Kriterien oder gar Geschmacksurteile (von Leuten, die oft im Leben noch keinen eigenen Film gemacht oder eine Filmkritik geschrieben haben), und zweitens die Berechenbarkeit einer Förderung für Produzenten und Kreative. Sie kennen die Deadlines, sie wissen genau, was sie für eine Einreichung brauchen, sie warten nicht auf die Entscheidung eines Gremiums wie auf ein
Gottesurteil. Sie können planen.
Drittens würden alle Debatten über die Zusammensetzung des Fördergremiums, über die (In-)Kompetenz seiner Mitglieder und über deren vermeintliche Interessenskonflikte wegfallen – solche Debatten münden nicht selten unter dem Radar der Öffentlichkeit in den Vorwurf offener Korruption. Tatsächlich kenne ich Fälle, in denen direkte Konkurrenten um knappe Sendeplätze, Redaktionsgunst und Fördergelder in den Gremien über den Antrag
einer Produktionsfirma oder eines Verleihs entscheiden. Das sollte nicht sein, schon der Anschein von Korruption und Interessenskonflikten sollte vermieden werden. Man wundert sich aber immer wieder, wenn man erfährt, wer in den Gremien so drinsitzt.
Ebenso sind mir Fälle bekannt, in denen Gremien über Anträge entscheiden, an denen ein Gremiumsmitglied beteiligt ist. Natürlich heißt es dann immer: »Die beteiligte Person ist bei der Diskussion um das Projekt
selbstverständlich rausgegangen.« Ich habe auch keinen Anlass, an dieser Aussage zu zweifeln.
Wie oft passiert das wohl? FFA-Statistiker – ihr Einsatz bitte!!!
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Honi soit qui mal y pense. Da, wo diese Umstellung aus irgendeinem Grund tasächlich dauerhaft nicht möglich sein sollte, sollte das Gremium durch ein Intendanten- oder Kuratorenprinzip ersetzt werden. Das heißt: Eine allen Beteiligten namentlich bekannte Person entscheidet allein über Fördervergaben – natürlich für einen begrenzten Zeitraum.
Damit ist Verantwortung identifizierbar, ebenso wie etwaige persönliche Interessenskonflikte.
Und kein
unbefugtes Förder-Mitglied kann mehr in Gremien durch geschickte Beeinflussung sein eigenes Süppchen kochen, und im deutschen Kino weitere »Stellschrauben verschieben« oder wie die ständigen Klagen über »die Filmflut« vermuten lassen, seine Arbeit als Film-Verhinderungs-Förderung begreifen.
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Vor der Pressevorführung des überraschend sehenswerten, von Peter Jackson geschriebenen und produzierten Mortal Engines: Krieg der Städte unterhalten sich Kollegen. Mir bleibt keine Wahl als zuzuhören: »Ich war gerade in Bumblebee.« – »Und?« Ich hab den Trailer gesehen und nichts erwartet, aber... Umpf ok, – »Wie geht’s dir so in der neuen Arbeit?« – »Ich mag ja ein bisschen tiefere Texte, und musste erstmal lernen, ein paar Gänge zurückzuschalten.« – Naja, oberflächliche Arbeit lernt man auch schnell.
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Netflix ist das aggressivste unter den neuen amerikanischen Streaming-Portalen. Netflix lädt den Zorn der Branche und großer Teile der Kinogemeinde auf sich. Warum eigentlich?
Im Gegensatz zu allen anderen Streaming-Diensten tritt Netflix offen gegen das Medium Kino an, und das überdies in aggressivem Ton. Netflix besteht darauf, seine Filme mit wenigen Ausnahmen exklusiv im Internet zu zeigen. Es will sich zugleich nicht an die Regeln und Vereinbarungen der Branche halten, die
eine Koexistenz von Kino, Fernsehen und Internet garantieren. Trotzdem will Netflix gleichzeitig von den öffentlichen Geldern profitieren, die zur Förderung des Mediums Kino ausgegeben werden.
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»Mein Sohn kennt Lawrence von Arabien nur auf Handygröße. Und er findet ihn geil...« So ließ sich Netflix-Boss und Gründer Reed Hastings letzte Woche zitieren. Subtext eins: Man muss noch nicht mal Lawrence von Arabien nicht im Kino sehen. Subtext zwei: Netflix-Filme sind so toll wie Lawrence von Arabien.
Hastings hat in den letzten Jahren immer wieder erklärt, dass Netflix das Kino »ablösen«, »abschaffen« werde, dass das Kino ein »Medium der Vergangenheit« sei, das Kinos den Film »erdrosseln« würden.
Manchmal fragt man sich, was in solchen Köpfen vorgeht? Woher der Hass des Netflix-Bosses auf das Kino? Wurde Hastings als Kind aus dem Filmclub seiner Schule rausgeworfen?
Zur Zeit ist Netflix ein Vorreiter in der Vernichtung etablierter Informationskulturen – wozu neben dem Kino auch das Fernsehen gehört.
Wer sich selbst einen Eindruck vom Netflix-CEO machen will, kann es hier tun – wenn auch mit einem recht liebedienerischen Moderator.
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Im Rahmen der UBS Global Media and Communication Conference in New York hat Netflix-Inhaltechef Ted Sarandos laute Kritik am Kinofenster geübt, berichtet Deadline.com. Seiner Meinung nach bringe der von den Kinobesitzern beschützte und verteidigte Zeitraum (offiziell sechs bis
acht Monate, tatsächlich liegt er in vielen Fällen weit darunter) mehr Schaden als Nutzen mit sich.
Während seiner Keynote argumentierte Sarandos populistisch: »Sie trennen die Menschen damit in gewisser Weise von den Filmen. Ich finde es sehr Konsumenten-unfreundlich, wenn man Menschen, die nicht das Glück haben, in der Nähe eines Kinos zu leben, sechs bis acht Monate warten lässt, um den Film sehen zu können.« Oh, die Armen. Und Netflix ist natürlich der Heilsbringer, der die
Filmwüste zum Blühen bringt.
Deadline.com zitiert Sarandos weiter: Netflix versuche, »sich mit Kinobetreibern irgendwo in der Mitte zu treffen«. Mit Blick auf den als Alternative Content gespielten Roma behauptete Sarandos, dass wahrscheinlich 80 Prozent der Leute, die sich den Film im Kino ansehen, auch Netflix-Abos haben, womit er deutlich machen wollte, dass Netflix-Filme und der
Besuch im Kino sich per se nicht gegenseitig ausschließen.
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Wie ich schon letzte Woche in meiner Roma-Kritik schrieb: Das Netflix-Problem können »weder Kinobetreiber mit Boykotten und Branchenabsprachen im stillen Kämmerlein beseitigen, noch Filmkritiker. Was Streaming-Diensten erlaubt ist, und was man für den Erhalt der Kinos tun kann, muss der Gesetzgeber lösen.«
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Vielleicht löst alles aber auch der Markt. Denn was bei den ganzen Debatten über Netflix selten erwähnt wird, ist, dass es sich um ein hochverschuldetes und defizitäres Unternehmen handelt.
Die Finanzierungsfrage ist die offene Flanke des Unternehmens: Bei der Vorstellung der neuesten Zahlen glänzt die Firma immer wieder. Binnen drei Monaten konnte man sieben Millionen weitere Kunden gewinnen, insgesamt sind es damit weltweit inzwischen 137 Millionen. Das gelingt, weil
Netflix in ungeheurer Geschwindigkeit neue Serien und Filme produziert und auf den Online-Markt wirft. Das ist allerdings sündteuer. erst vor sechs Wochen hat Netflix angekündigt, sich am Kapitalmarkt weitere zwei Milliarden US-Dollar besorgen zu wollen. Der Streaming-Dienst erkauft seinen rasanten Ausbau an Eigenproduktionen nämlich mit einem rasant wachsenden Schuldenberg.
Aber Eigenproduktionen sind teuer. Und um sich eine Vorstellung zu machen: Allein die
Netflix-Produktion »The Crown« kostete 130 Millionen Dollar. Im operativen Geschäft sind solche Kosten auch mit 137 Millionen Abonennten langfristig nicht so schnell einzuspielen.
»Wir werden noch auf Jahre hinaus keinen freien Geldfluss erarbeiten.« Dieser Satz stand im Netflix-Aktionärsbrief zum zweiten Quartal 2017.
Zum 30. September 2018 lagen die langfristigen Schulden bereits bei 8,34 Milliarden US-Dollar – 2017 waren es zum gleichen Zeitpunkt erst 4,89 Milliarden. So wird es weitergehen: Die äußerst expansive Strategie soll laut Unternehmensangaben in mittlerer Zukunft weiter verfolgt werden – auch um den Preis weiterer Schulden.
Letztlich will Netflix zum globalen Monopolisten auf dem Streaming-Markt werden.
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Die Indizien dafür, dass dieses Konzept sehr riskant ist, und auf längere Sicht scheitern wird, spricht allerdings viel: Denn weitere große Player stehen mit eigenen Streaming-Plänen in den Startlöchern: Apple natürlich, aber auch renommierte Traditionsstudios wie Disney und Warner.
Hinzu kommt: Sollten die Zinsen in den USA ansteigen, würde auch die Bedienung der Schulden teurer. Von Januar bis Juni 2017 bezahlte Netflix über 102 Millionen Dollar an Zinsen.
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Der Aufstieg von Netflix ist also keineswegs unaufhaltsam. Derzeit verbrennt Netflix vor allem viel Geld. Bislang ist das Netflix-Geschäftsmodell also vor allem eine große Wette auf die Zukunft – und den Glauben daran, dass entweder die Abonnenten-Zahlen noch deutlich steigen – oder auf Dauer weniger Geld in Eigenproduktionen wie Roma gesteckt werden muss.
In jedem Fall
aber werden wir uns in Deutschland bald auch in dieser Frage verändern müssen. Dafür dass sich die Medienpolitik in Deutschland bald grundsätzlich verändern wird, spricht auch die Nachricht von der Berufung des Vorstandsvorsitzenden des Springer-Verlags, Matthias Döpfner in den Verwaltungsrat von Netflix.
Der Netflix-Boykott der deutschen Kinos ist auf Dauer absurd und er funktioniert nicht wirklich, wie das Beispiel »Roma« zeigt.
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Zu Roma ist noch anderes zu sagen: Etwas zu selbstzufrieden für meinen Geschmack kommentierte Torsten Frehse, erfolgreicher Verleiher, aber auch Funktionär der AG Verleih, letzte Woche den Roma-Flop auf Facebook: Hier ungekürzt: »So was kommt von so was! Wenn das ein Kinostart von Netflix
für einen Venedig Gewinner sein soll, dann kann man allen Filmemachern nur raten, doch lieber mit einem richtigen Filmverleih zusammen zu arbeiten, der ordentliche Arbeit macht, für einen Film wirbt und die Exklusivität der Kinos respektiert.
Roma scheint jedenfalls heute in den deutschen Kinos ein Totalflop zu sein, wenn man sich die Vorverkaufszahlen der einzelnen Kinos anschaut
und zusammen rechnet, dann wird das angebliche Meisterwerk am Ende auf keine 3000 Besucher insgesamt kommen. Vollkommen konsequent, dass Netflix den Kinos verboten hat, die Besucherzahlen zu veröffentlichen.
Ob die beteiligten Kinos daraus lernen werden?«
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Nicht falsch das alles, aber auch nicht ganz richtig. Geht damit los, dass der Film immerhin bis jetzt über 6000 Zuschauer hat, also mehr als viele durchgeförderte deutsche Filme, die von subventionierten Verleihern in durchgeförderten deutschen Kinos herausgebracht werden, genauso wenig Zuschauer bekommen. Oder weniger. Oder halt 5000 was auch nicht super ist.
Auch hätte Torsten dazu sagen können, dass er ein bisschen pro domo spricht. Mir ist auch hier zuviel Emotion
im Spiel, Süffisanz gegen Roma und Aggression gegen die beteiligten Kinos.
Die wahren Probleme liegen woanders: In der mangelnden Solidarität der Branche, die sich auch in vielen FB-Kommentaren zeigt. Dazu bei Gelegenheit mehr.
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Die Herren von Netflix agieren zur Zeit wie Feinde und Hasser des Kinos. Tatsächlich muss man daher bei anderer Gelegenheit auch noch einmal ausführlich die unselige Rolle zum Thema machen, die das Filmfestival von Venedig in diesem Jahr in der ganzen Causa gespielt hat. Als wolle man allen Vorurteilen über italienische Korruption neue Nahrung geben, und die populistische Regierung in Rom an Kulturfeindschaft noch übertrumpfen, rollte Venedig dem Streaming-Dienst den Roten
Teppich aus.
Nicht nur durch Aufnahme diverser Netflix-Produkte ins Programm, sondern auch durch mit Cannes-Stars wie David Cronenberg und Spike Lee garnierte Diskussions-Podien, auf denen diese Herolde des Autorenfilms zwar das »Verschwinden des Kinos« beklagten und Studenten, die Breitwandfilme auf Telefonen gucken, aber den
Verursacher, nämlich Netflix und die Digitalisierung mit Lobeshymnen übergossen. Von wegen »neue Möglichkeiten« und so...
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Hinzu kam der Hauptpreis für Alfonso Cuarons Roma. Den muss man noch nicht mal als »Netflix-Film« bezeichnen – denn tatsächlich hatte Cuaron selber den Film produziert, dann erst hatten die Streaming-Cleverles den fertigen Film gekauft. Wir tun das natürlich trotzdem alle – zu Recht, denn durch diesen Kauf ist der Film zu einem »Netflix-Film« geworden, da mit dem Kauf (mir wurde erzählt, Roma habe 15 Millionen Dollar gekostet und sei für 20 Millionen verkauft worden) auch eine Vermarktungs-Knebel-Strategie verbunden war. In Cannes wollte Thierry Fremaux diesen Film, der angeblich »sein Lieblingsfilm in der Auswahl« war, gerne zeigen. Wegen der Boykottpolitik hat er dankenswerterweise darauf verzichtet.
Der Goldene Löwe von Venedig bekam aber nachträglich dadurch ein »Geschmäckle«, dass mit Guillermo del Toro nicht nur ein Freund und Landmann Cuarons der Jury vorstand, sondern auch ein Regisseur, der nur ein paar Wochen später bekannt gab, er drehe sein nächstes Projekt mit... na wem wohl?
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Für Netflix war Venedig 2018 wie ein Sechser im Lotto. Mit Zusatzzahl. Denn durch den Cannes-Boykott hatte Netflix im Frühjahr 2018 seine erste schwere Niederlage im Krieg um die Vorherrschaft im Filmreich erlitten (ja, es ist ein Krieg, ein Wirtschaftskrieg!). Nach dem Debakel sprach zunächst einmal niemand von Cannes – doch dann verhalf ausgerechnet der Venedig-Direktor und Cinephile Alberto Barbera dem angeschlagenen Kinofeind zu einem Goldenen Herbst.
(to be continued)