Cinema Moralia – Folge 205
The Kid stays in the picture |
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Robert Evans, Godfather des New Hollywood, ist am 26.10.2019 gestorben | ||
(Foto: Angela George [CC BY-SA 3.0]) |
''We didn’t strive for commercial. We went for original. We fell on our asses on some of them, but we also touched magic.Robert Evans, 2002
''When your back’s against the wall, the impossible is possible.''Robert Evans
Die Geschichte ist legendär und so irrsinnig, wie es nur wahre Geschichten sind: Ein Unterwäscheverkäufer aus New York kommt 1956 nach Hollywood; er springt in einen Pool, und erlangt so die Aufmerksamkeit einer bekannten Schauspielerin. Mit ihrer Hilfe wird der 26-jährige selbst Schauspieler. Er spielt an der Seite von Ava Gardner in der Hemingway-Verfilmung von »The Sun Also Rises« den Stierkämpfer Pedro Romero – trotz Protesten der Schauspielerin und des berühmten Schriftstellers. Er war nicht dumm, kaufte Rechte, und machte die Mächtigen auf sich aufmerksam. Und weil Hollywood gerade in der schlimmsten Krise seiner Geschichte steckt, schafft er es 1966 an die Spitze der abgehalfterten Paramount Studios.
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»We choose to go to the moon.« – Es waren bessere Zeiten; Zeiten für schönere Geschichten, als Robert Evans nach oben gespült wurde. Zeit für Helden. Und Robert Evans war ohne Frage »the right stuff« – ein charismatischer junger Engel des Kinos.
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»In a world full of big lives, he lived one of the biggest: boardroom fights, tabloid romances, tennis with Henry Kissinger, even a murder trial.«»Brooke Barnes«
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Der Spruch des Produzenten Darryl F. Zanuck, »The Kid stays in the picture«, mit dem dieser die Hemingway-Proteste abschmetterte, wurde der Titel seiner Autobiographie.
Bei Paramount wurde Evans in wenigen Jahren zur treibenden, kreativ entwickelnden Kraft hinter Filmen wie Rosemary’s Baby, The Godfather und Chinatown. Dann war das Studio wieder da, wurde zur Heimat von New Hollywood. Dazu Serpico, Love Story, Harold and Maude, True Grit, The Conversation, The Great Gatsby. Es folgten Kokainsucht, unzählige Prozesse und doch noch der finanzielle Ruin des Studios. Und dann, als keiner mehr damit rechnete, das
Comeback für Robert Evans.
Seine eigene Geschichte wäre einen Film für sich wert. Der Stoff aus dem Legenden sind.
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»Evans hatte keine Erfahrung, aber Chuzpe und vor allem ein Händchen für Stoffe. ... Der ähnlich geltungssüchtige Autor Joe Eszterhas sagte über seinen Freund Evans, all die Lügen, die über ihn in Umlauf sind, könne man ruhig glauben.«
Michael Althen, am 28.06.2010 in der FAZ zu Robert Evans' 80.Geburtstag
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Dustin Hoffman parodierte ihn 1997 in der Satire Wag the Dog. Evans ermunterte junge Autoren und Regisseure, öffnete Türen, warf die Alten raus – das was das Kino heute mehr bräuchte denn je.
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Die neuen Produzenten, wenn wir sie denn so nennen wollen, ticken anders. In Deutschland wie Europa. Der amerikanische Vertreter eines Streaming-Anbieters erzählt von seiner Deutschland-Reise: Die deutschen Produzenten kapieren wir bis heute nicht, ist die Botschaft. Man bekomme von ihnen nur relativ belanglose Sachen angeboten, kaum etwas, das Impact habe, kaum wirklich mal eine originelle Idee. Und wenn man sich dann die Sachen anschaut, dann ist alles sehr themenbezogen.
Den
Amerikanern geht um anderes: Keine Gedanken, keine Ereignisse, keine Geschichte, keine Analyse. Sondern es geht nur um Personen, nur um einzelne Menschen, die – das behauptet die Ideologie – das Allgemeine immer repräsentieren können.
Ein schmieriger Humanismus hält Einzug ins Kino. Ein Humanismus der »das Menschliche« als Ausrede für jede Dummheit missbraucht. Aktion Mensch!
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Jutta Krug vom WDR schreibt auf Facebook: »Übrigens – die FFA ermöglicht bereits jetzt eine extreme Verkürzung der Kinosperrfrist bei Dokumentarfilmen mit besonderen Auswertungsstrategien! Bisher in den letzten 2 1/2 Jahren nur ein einziger Antrag! Warum? Produzenten bewegt Euch!!!«
Das lassen wir jetzt mal so stehen.
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»Das deutsche Kino ist vielfältig, aber zu risikoscheu« meint Variety und spottet über die vielen deutschen Filme, die mit deutschen Geldern bezahlt sind, bei denen aber Nicht-Deutsche Regie führen. Aber Terrence Malicks A Hidden Life ist so wenig ein deutscher
Film, wie Roy Anderssons About Endlessness.
Eine der führenden Filmnationen – ökonomisch gesehen – ist ein künstlerischer Zwerg.