16.02.2023
Cinema Moralia – Folge 295

Kein Ende, kein Anfang

Kinoaufnahme mit altem König
Max Beckmann hatte eine große Faszination fürs Kino und malte sogar den Projektor – Claudia Roth käme das nicht in den Sinn
(Foto: Pinakothek der Moderne | Max Beckmann: Kinoaufnahme mit altem König, 1945 | Privatbesitz)

chat.GPT.ClaudiaRoth, Forderung statt Förderung und das ewige »Weiter so« der deutschen Filmpolitik – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 295. Folge

Von Rüdiger Suchsland

»Es gibt den Film, den man sich vorstellt; es gibt den Film, den man schreibt; es gibt den Film, den man dreht; aber der einzige Film, der dann wirklich existiert, das ist der Film, den man schneidet. Alles andere bedeutet überhaupt nichts.« – John Malkovich

»Abtauchen, ausruhn: Abends Kino« – was könnte schöner sein! Es gibt gott­sei­dank nicht nur die Berlinale. Und für alle, die sich das Haupt­stadt­fes­tival ersparen und lieber abtauchen, ins Kino statt auf Empfänge gehen, bietet die heimliche Haupt­stadt München eine verlo­ckende Alter­na­tive: Sogar mit einem Berliner!

Am heutigen Donnerstag, 16. Februar, um 18:30 Uhr gibt es im Ernst-von-Siemens-Audi­to­rium der Pina­ko­thek der Moderne ein Gespräch über »Max Beckmann und das Kino«. Aus Anlass der großen Max-Beckmann-Ausstel­lung geht es um die Film­lei­den­schaft des Malers und passio­nierten Kino­gän­gers. Im Gespräch mit artechock-Redak­teurin Dunja Bialas »plaudert«, so die Einladung, der Schau­spieler und Autor Hanns Zischler über Max Beckmanns Kino und die Film­lei­den­schaft des Künstlers, die sich nicht zuletzt in Beckmanns ausführ­li­chen Tage­buch­ein­trägen nieder­schlägt.

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Wo ist Claudia Roth? Diese Frage stellen sich seit Monaten sehr viele in der deutschen Film­branche. Selbst ihr nahe­ste­hende Menschen berichten von »Funk­stille«, von »schlechter Kommu­ni­ka­tion«, von sehr schwie­riger Erreich­bar­keit. Die Kultur­staats­mi­nis­terin schottet sich ab.

Das Ergebnis ist verhee­rend: Auch fast andert­halb Jahre nach ihrer Ernennung hat sich die zustän­dige Kultur­staats­mi­nis­terin Claudia Roth noch nicht ein einziges Mal zu ihren Plänen für die über­fäl­lige – und gesetz­lich vorge­schrie­bene – Novel­lie­rung des Film­för­der­ge­setzes geäußert. Umso lauter ist nun das Grummeln und Meckern in der Branche zu vernehmen. Manche sprechen hier bereits von der »Kultur­ver­mei­dungs­mi­nis­terin«, weil sich Roth zu allem Möglichen zu Wort meldet, wie dem »grünen Produ­zieren«, einem geplanten Jugend­kul­tur­pass und den Künstlern in der Ukraine – alles ohne Frage wichtige Themen – aber zu ihrer Haupt­zu­stän­dig­keit, der deutschen Film­po­litik, konse­quent schweigt.

Die unter anderem vom Regie­ver­band getragene Branchen-»Initia­tive Zukunft Kino + Film« (IZK+F) fordert derweil (wir zitierten) einen »Neuanfang« im deutschen Film und schlägt grund­le­gende Ände­rungen vor, insbe­son­dere die Beschrän­kung der von vielen beklagten Macht des Fern­se­hens.

Was man intern zu ihrem Verhalten hört: Claudia Roth sei einfach schlecht beraten. Sie habe erst jetzt begriffen, dass man sie falsch wahrnimmt bzw. dass man gar nicht genau weiß, für was sie steht.
Auch aus Kreisen der Grünen ist die Einschät­zung zu vernehmen, die Kultur­staats­mi­nis­terin werde von ihren Mitar­bei­tern schlecht infor­miert. Sie müsse Altlasten in ihrem Apparat abbauen. Nament­lich Ulrike Schauz und Jan-Ole Püschel werden hier genannt. Beide lange Jahre im BKM. Ihnen sei »egal, wer unter ihnen gerade Minis­terin ist«.

Was man intern aber auch noch hört: Claudia Roth hat in ihrem Haus die Anweisung ausge­geben, dass sie nur noch Termine machen will, in denen es zu einem Foto mit Promi­nenten kommt. Zu einem Selfie mit bekannten Figuren, das sich auf Social Networks posten lässt. Wenn man überhaupt mit ihr reden möchte, an sie rankommen will, dann wird einem geraten, müsse man am Besten Iris Berben oder jemanden ihres Kalibers für die eigene Sache gewinnen.

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Was will Claudia Roth also? Was wird sie womöglich bei den nun schon lang erwar­teten Auftritten während der Berlinale – morgen gleich doppelt, zuerst beim Produ­zen­tentag, dann bei der Berlinale-Eröffnung – verkünden? Kommt der große Aufschlag für ein neues Film­för­der­ge­setz, an den manche immer noch glauben, oder die Luftblase, die viele erwarten?

Wir versuchen Auskunft zu erteilen. Und wir holen uns Hilfe bei der Künst­li­chen Intel­li­genz. Viel­leicht macht Roth es ja genauso.

Erste Frage an ChatGPT: »Kombi­niere drei Reden von Claudia Roth über Film­po­litik.«
Die Antwort fällt erwartbar enttäu­schend aus:
»Leider kann ich keine Infor­ma­tionen darüber finden, dass Claudia Roth drei Reden über Film­po­litik gehalten hat. Claudia Roth ist zwar eine bekannte Poli­ti­kerin in Deutsch­land, aber ihre Haupt­themen konzen­trieren sich auf Umwelt­schutz, Anti­ras­sismus, Gleich­be­rech­ti­gung und Bürger­rechte.
Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen jedoch Infor­ma­tionen über Claudia Roths Ansichten zu diesen Themen geben oder Ihnen helfen, eine andere Anfrage zu formu­lieren.«

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Nächster Versuch: »Wie könnte die Rede lauten, die Kultur­staats­mi­nis­terin Claudia Roth am kommenden Donnerstag auf dem Treffen der Kino­pro­du­zenten hält?«

Antwort:
»Sehr geehrte Damen und Herren,«

ich freue mich, heute hier auf dem Treffen der Kino­pro­du­zenten zu sprechen. Wie Sie wissen, steht die deutsche Film­branche vor einer Reihe von Heraus­for­de­rungen und Chancen. Als Kultur­staats­mi­nis­terin ist es meine Aufgabe, die deutsche Film­in­dus­trie zu unter­s­tützen und sicher­zu­stellen, dass sie ihre volle Potenzial ausschöpfen kann.

Zunächst möchte ich betonen, wie wichtig der deutsche Film als kultu­relle Ausdrucks­form ist. Durch die Produk­tion von Filmen können wir unsere Geschichte und unsere Kultur darstellen und vermit­teln. Aber nicht nur das: Die Film­branche ist auch ein wichtiger Wirt­schafts­faktor, der Arbeits­plätze schafft und zur kultu­rellen Vielfalt unseres Landes beiträgt.

Ich bin mir bewusst, dass die deutsche Film­branche vor einer Reihe von Heraus­for­de­rungen steht, von der sich verän­dernden Land­schaft des Vertriebs von Filmen bis hin zur Konkur­renz mit anderen Ländern und Regionen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns auf die Stärkung unserer Wett­be­werbs­fähig­keit konzen­trieren, indem wir sicher­stellen, dass die notwen­digen Ressourcen und Unter­s­tüt­zung zur Verfügung stehen.

Eine Möglich­keit, die Film­branche zu stärken, besteht darin, die Zusam­men­ar­beit zwischen Produ­zenten, Film­för­de­rern und anderen Akteuren in der Branche zu verbes­sern. Ich möchte Sie daher ermutigen, eng zusam­men­zu­ar­beiten, um die Heraus­for­de­rungen, vor denen wir stehen, zu bewäl­tigen.

Ein weiteres Ziel ist es, die Diver­sität in der Film­branche zu fördern. Ich bin davon überzeugt, dass eine viel­fäl­tige Branche bessere Filme hervor­bringt und gleich­zeitig ein inklu­si­veres und gerech­teres Arbeits­um­feld schafft. Hier sind alle Akteure in der Verant­wor­tung, die Vielfalt zu fördern und dafür zu sorgen, dass alle Menschen glei­cher­maßen Zugang zu den Möglich­keiten der Branche haben.

Zusam­men­fas­send möchte ich betonen, dass die deutsche Film­branche eine starke Zukunft vor sich hat, wenn wir uns den Heraus­for­de­rungen stellen und unsere Chancen nutzen. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen daran zu arbeiten, dass die Film­branche in Deutsch­land weiterhin wächst und florie­rend bleibt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerk­sam­keit.

Also eher Luft­blasen. So ungefähr muss man es sich wohl tatsäch­lich vorstellen.

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Noch ein Versuch, jetzt weg von Roth, mehr zur Sache: Wir fragen zunächst »Wie könnte man die deutsche Film­för­de­rung verbes­sern?« und dann »Wie könnte man die deutsche Kino­film­för­de­rung verbes­sern?«

Heraus kommt, dass die Künst­liche Intel­li­genz schon viel von der deutschen Film­för­de­rung verstanden hat, sehr viel mehr, als manche Film­po­li­tiker und Film­för­derer:

»Die deutsche Film­för­de­rung ist ein komplexes Thema mit vielen unter­schied­li­chen Perspek­tiven und Meinungen. Hier sind einige poten­zi­elle Ansätze, die die deutsche Film­för­de­rung verbes­sern könnten:«

- Verbes­se­rung der Förder­be­din­gungen: Die Bedin­gungen für die Film­för­de­rung könnten so gestaltet werden, dass sie besser auf die Bedürf­nisse der Filme­ma­che­rinnen und Filme­ma­cher abge­stimmt sind. Hier könnte auch eine Verein­fa­chung der Antrags­ver­fahren und eine schnel­lere Auszah­lung der Förder­mittel helfen.

- Erhöhung der Finanz­mittel: Eine Möglich­keit, die Film­för­de­rung zu verbes­sern, besteht darin, die finan­zi­ellen Mittel zu erhöhen, die der Branche zur Verfügung stehen. Dies würde es ermög­li­chen, mehr Projekte zu finan­zieren und größere Produk­tionen zu reali­sieren.
Eine Erhöhung der Förder­mittel könnte dazu beitragen, dass mehr deutsche Film­pro­duk­tionen reali­siert werden können. Dadurch könnte auch die Qualität und Vielfalt des deutschen Films gestei­gert werden.

- Bessere Unter­s­tüt­zung für unab­hän­gige Filme­ma­cher: Oftmals haben unab­hän­gige Filme­ma­cher Schwie­rig­keiten, Zugang zu Förder­mit­teln zu bekommen. Durch spezielle Förder­pro­gramme oder Initia­tiven könnten diese Filme­ma­cher besser unter­s­tützt werden, um quali­tativ hoch­wer­tige Filme zu produ­zieren.

- Verbes­se­rung der Trans­pa­renz: Eine weitere Möglich­keit besteht darin, die Trans­pa­renz im Verga­be­pro­zess zu erhöhen, um sicher­zu­stellen, dass die Mittel fair und effektiv verteilt werden.

- Stärkere Zusam­men­ar­beit mit inter­na­tio­nalen Partnern: Durch eine stärkere Zusam­men­ar­beit mit inter­na­tio­nalen Partnern könnte die deutsche Film­in­dus­trie von einer breiteren Finan­zie­rungs­basis profi­tieren und gleich­zeitig von einer größeren Verbrei­tung ihrer Filme auf inter­na­tio­naler Ebene profi­tieren.
Die Inter­na­tio­na­li­sie­rung des deutschen Films würde dazu beitragen, neue kreative Impulse zu fördern.

- Förderung von neuen Tech­no­lo­gien: Eine weitere Möglich­keit besteht darin, die Förderung auf die Verwen­dung neuer Tech­no­lo­gien im Film auszu­weiten, um inno­va­tive und kreative Projekte zu fördern, die neue Ansätze und Tech­no­lo­gien nutzen.

- Förderung von Nach­wuchs­ta­lenten: Es könnte mehr Unter­s­tüt­zung für junge Filme­ma­che­rinnen und Filme­ma­cher geben, um ihnen den Einstieg in die Branche zu erleich­tern. Dazu könnte eine spezielle Förderung für Nach­wuchs­re­gis­seure und -produ­zenten gehören.

Natürlich gibt es noch weitere Ansätze und es ist wichtig, eine breite Diskus­sion über die Zukunft der Film­för­de­rung in Deutsch­land zu führen, um die besten Lösungen zu finden.

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Zuletzt hat sie sich dann doch geäußert, nicht nur ihr Avatar. Ausge­rechnet dem Berliner Revol­ver­blatt »BZ« gab Claudia Roth kürzlich ein Interview, wo sie am Tag vor der Wahl irgend­etwas erzählte, dass Berlin »Champions League« sei. Das stimmt aller­dings noch nicht mal im Fußball, jeden­falls nicht, so lange Union Berlin sich nicht in diesem Jahr quali­fi­ziert hat. Die Berlinale ist eher Hertha BSC. Roth aber erzählt den Berlinern, was sie hören wollen, nämlich dass Berlin nicht weniger wichtig sei als Cannes und Venedig. Na ja, und dann heute Abend in der Online-Ausgabe der Süddeut­schen, die morgen als Print erscheint, da gibt es dann tatsäch­lich soge­nannte »Acht Vorschläge für die Zukunft des deutschen Films«. Wir haben jetzt keine Zeit, sie zu kommen­tieren, das passiert in den nächsten Tagen, aber eines muss schon mal klar sein: Es sind ein paar Ideen und viele Allge­mein­plätze. Man wird sehen, was das dann wirklich konkret und in Geset­zes­form heißt.

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Die breite Diskus­sion erfordert Streit und den Mut zum Dissens. Solange man sich nicht um die Sache öffent­lich streiten will, braucht man sich über das Konsens­kino, das bei uns vorherrscht, nicht zu wundern.

Wir müssen uns vom Bran­chen­kon­sens verab­schieden, der nur denen nutzt – und es sind nicht wenige –, die von den herr­schenden Verhält­nissen letzt­end­lich doch profi­tieren. Die eigent­lich nichts ändern wollen, sondern nur die Bedin­gungen ein bisschen zu ihren eigenen Gunsten verschieben. Man muss Dissens aushalten. Das gehört zur Streit­kultur.

Wir müssen lernen, den Streit als Chance zu begreifen, anstatt als Bedrohung. Auch dafür gibt es die ganzen neuen Netzwerke der letzten Jahre.
Das aktuelle System besteht allein aus Besitz­stands­wah­rung, aus Arbeits­platz­be­schaf­fung, auch für die vielen Film­för­derer.
Es ist darum essen­tiell wichtig, dass Insti­tu­tionen wie die IZK+F außerhalb der Struk­turen denken, die es bisher gibt. Das schließt einen Teil der Branche notwendig aus. Wir hören immer wieder aus der Politik, wir bräuchten einen »Bran­chen­kon­sens«. Man hört die Frage: »Was will denn die Filmszene?« und die Forderung »Einigt euch doch erstmal selber« und ähnliche Zumu­tungen von Seiten der Politiker und ihrer Beamten.
Aber es gibt überhaupt keinen Bran­chen­kon­sens. Das ist nur eine Floskel, hinter der sich die Kultur­po­litik und – ja! – auch die Minis­terin versteckt. Der einzige Bran­chen­kon­sens ist der, dass sich viel ändern muss. Aber den größeren Verbänden geht es primär darum, dass sie das Überleben ihre Firmen sichern können. Das Überleben der Firmen ist im jetzigen System für viele Firmen längst gesichert. Es ist nur ein schlechtes Überleben, unter Verzicht auf künst­le­ri­sche Ansprüche, auch die selbst­ge­stellten. Viele können irgendwie in den herr­schenden Verhält­nissen überleben, weiter exis­tieren oder sogar ganz gut mit ihnen umgehen. Wenn alles so bleibt, wie es ist, ist es besser, als wenn sich die Dinge viel­leicht ändern und es für manche zwar besser läuft, zum Beispiel für die »Kleinen«, für die Unab­hän­gigen, für die, die sich für Kunst inter­es­sieren. Aber dann müsste es ja, so denken viele, auto­ma­tisch für sie selber schlechter laufen. Wenn bessere Filme entstehen, wenn die Film­kultur wächst, dann könnte ihre Firma darunter leiden.
Diese Sorge kann man ihnen nur nehmen, wenn mehr Geld da ist.

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Die Veran­stal­tung am vergan­genen Montag an der »Akademie der Künste« (in der Dominik Graf den in dieser Ausgabe veröf­fent­lichten Vortrag hielt) bestä­tigte diesen Eindruck. Es gab viele Fragen, wenig Antworten, es war anregend, mitunter zu anek­do­tisch, aber nichts wurde zuende debat­tiert und Grafs Anre­gungen leider kaum aufge­griffen.
Aller­dings fehlten überhaupt junge Filme­ma­cher. Und es ging nicht ums Ganze. Eine befreun­dete Filme­ma­cherin bemän­gelte später: »Der Respekt und die Achtung der Regie im Vergleich mit Frank­reich fehlte. Nicht nur Geld alleine, sondern auch die Ehrerbie­tung gegenüber der Leistung der Regie fehlt. Es hätte wilder sein können und das Publikum, das ja durchaus sehr inter­es­siert war, hätte sich viel viel mehr einmi­schen können.«

Vor allem von Geld wollte man nicht wirklich reden. Als die Frage danach gestellt wurde, wurde dies gleich in einen Vorwurf gegen die Film­för­derer umgemünzt – dabei sind die nur Ausdruck des unglück­li­chen Bewusst­seins und mise­ra­blen Seins der deutschen Verhält­nisse.
Tatsäch­lich sind oft nicht bessere Dreh­bücher da; und tatsäch­lich liegt es auch am deutschen Film selbst, dass er schlecht ist, nicht nur an seinen Rahmen­be­din­gungen. Aber es könnten wenigs­tens Rahmen­be­din­gungen sein, die über das nackte Überleben hinaus­gehen, die Film als Kunst wollen, die Film­kultur fördern und dies würde natürlich auf mittlere und lange Sicht dann auch zu ganz anderen Projekten führen. Diese Rahmen­be­din­gungen müssen geändert werden!
Denn die herr­schenden Rahmen­be­din­gungen haben nichts mit Kultur zu tun, sondern nur mit einem ziemlich primi­tiven, spießigen Begriff von Kultur­wirt­schaft. Kultur ist hier ein Stand­ort­faktor. Kultur ist hier viel­leicht noch so etwas wie Bürger­bil­dung. Aber Kultur ist eben nicht das, was uns verändert, heraus­for­dert, provo­ziert. Kein Streit, kein Agon, ein Über­schuss. Genau das aber muss sie wieder werden!

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Oder Deutsch­land könnte natürlich auch sagen: Lassen wir das halt mit der Kultur­na­tion. Kultur­na­tion war mal. Jetzt sind wir das Volk, das Pflug­scharen zu Schwer­tern und Autos in Windräder verwan­delt und das die Welt mit unserer Moral besser macht, nicht mehr mit Künstlern und Wissen­schaft­lern.
Wenn man das so unver­blümt sagen würde, dann könnte man sich tatsäch­lich die ganze Film­för­de­rung sparen. Dann könnte man sich viele Illu­sionen sparen und manchen Schmerz. Und dann wäre das immerhin ein Aufbruchs­si­gnal: Die Film­künstler wüssten, woran sie sind. Sie würden sich keine falschen Hoff­nungen machen und dieje­nigen von ihnen, die dazu geschaffen sind, es als Kunst­gue­ril­leros, Parti­sanen und Piraten zu versuchen, die können das dann ohne falsche Träume tun. Und sie werden Menschen finden, die ihnen dabei helfen, und Verhält­nisse, die sie heraus­for­dern. Die ihnen kein Reservat bauen, in denen sie in Schrumpf­formen überleben können und vor sich hin schlumpfen.

(To be continued)