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die heiligen drei könige - betrachtungen zu rogier van der weydens columba-altar
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"Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande
zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise vom Morgenland
nach Jerusalem und sprachen 'Wo ist der neugeborene König
der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind
gekommen, ihn anzubeten.'...Da sie den Stern sahen, wurden sie
hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit
Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und
taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch
und Myrrhe." (Matth. 2.1 - 12) Nur noch wenig erinnert
heutzutage an den Weg der heiligen 3 Könige nach Bethlehem
und ihre Anbetung der Erscheinung Gottes in dem Jesuskind. Nachdem
sich die Weihnachtswogen gelegt haben, verweisen nur noch die
Kürzel C*D*M (Caspar, David, Melchior) an den Haustüren
ländlicher Gegenden an die Ankunft der 3 Weisen aus dem
Morgenland. | |
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Zu einem der schönsten Beispiele gehört sicherlich
der sog. Columba-Altar (nach seinem Herkunftsort S. Columba in
Köln benannt) von Rogier van der Weyden, der sich in München
in der Alten Pinakothek befindet. Eingebettet in die Verkündigung
an Maria (linke Tafel) und die Darbringung im Tempel (rechte
Tafel) hat Rogier van der Weyden das Motiv der Anbetung als zentrale
Mitteltafel gewählt. Van der Weyden stellt die 3 Könige als die drei Lebensalter dar, gemäß eines Darstellungstypus, der sich seit dem 12. Jahrhundert in der Malerei behauptet hat. Der älteste König ist bereits vor dem Christuskind auf die Knie gefallen und blickt es mit zärtlich-huldvollem Blick an. Seine Gewandung ebenso wie die seiner Mitreisenden dürfte der zeitgenössischen Kleidung des 15. Jahrhunderts entsprechen. Kräftig schillernde Farben, schönste Brokatstoffe und Accessoires wie prunkvolle Gürtel, kostbare Schwerter und ausgefallene Kopfbedeckungen demonstrieren Macht und Reichtum der Könige, die sich trotz dieser ihrer geistigen und materiellen Güter vor dem entblößten Kleinkind in der einfachen Umgebung einer Ruine tief verbeugen. Die Ruine, über deren linken Dachkante der Stern prangt, zeigt unterhalb einen angedeuteten Höhleneingang, der noch an den ursprünglichen Geburtsort Christi, die Höhle erinnern soll. In vielen seiner Ausführungen zeigt Rogier van der Weyden die Liebe zum Detailrealismus gepaart mit typologischen und symbolischen Elementen. So nimmt zum Beispiel ein filigran geschnitztes Kruzifix über dem Kopf Mariens den Kreuzestod Christi bereits voraus oder grüne Gräser, die aus den Mauern der Ruine sprießen, weisen auf die Überwindung der zerstörten Synagoge hin, aus der nun neu erblühendes Leben wächst. | |
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In besonders eindrucksvoller Weise hat Rogier van der Weyden
aber den Stifter dargestellt, auf den dieses Altarwerk ganz offensichtlich
zurück geht. Ohne falsche Bescheidenheit hat er ihn mitten
in das heilige Geschehen gesetzt! Mit gefalteten Händen,
den Rosenkranz betend, kniet der Stifter am Rande einer kleinen
Mauer, die einen letzten Akt der Pietät demonstriert insofern,
daß sie sich gerade noch zwischen den Herrn und die heilige
Familie schiebt. Dabei können auch die niedergeschlagenen
Augen den Eindruck der Selbstgefälligkeit, - zumindest aus
heutiger Sicht - sich unter das Volk der Könige und Heiligen
zu mischen, nicht ganz tilgen! | |
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Dieses Beispiel eines Stifterbildes gehört jedoch noch zu
den harmloseren Darstellungen; in den Fresken von Benozzo Gozzoli
in der Medici-Riccardi Kapelle in Florenz (1459), haben die Auftraggeber
sich gleich selbst in der Gestalt der heiligen 3 Könige
dargestellt, die in edler Kleidung und stolzer Haltung zu Pferde
mit einem prunkvollen Gefolge in der Kapelle Einzug halten. Von Bescheidenheit, der Tugend, die man einst den Königen in Anbetracht des neugeborenen Christuskindes sicherlich zu Recht unterstellen durfte, kann hier also keine Rede mehr sein. Selbst die von den Königen erbrachten Gaben, Gold als dem den König gebührenden Weisheitsschatz, Weihrauch als Sinnbild für ergebungsvolles Opfer und Gebet und Myrrhen als Symbol für die Kraft der Selbstbeherrschung können den Hochmut der Medici, sich in Gestalt der Könige oder des sie umgebenden Volkes zu präsentieren, nicht verbergen. Trotzdem gehört die Kapelle zu den schönsten Darstellungen des Heilige-Drei-Könige-Zuges obwohl, oder vielleicht auch gerade deshalb, sie den Schwerpunkt auf den Ruhm, den Glanz und den Reichtum der Könige legt, Werte, die sich dann aber schließlich doch vor der Gestalt des gerade geborenen Jesuskindes verbeugen müssen. | |
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Tagtäglich gehen, radeln, fahren, hetzen oder spazieren wir durch München. Über Plätze, vorbei an Gebäuden und Brunnen führt uns unser Weg kreuz und quer durch die Stadt. Alle haben sie eine Geschichte. Doch wer kennt sie? Häufig stehen auf diesen Plätzen auch noch Kunstwerke rum. Doch wer kennt sie? Auf den ersten Blick erkennt man vieles: die Neue Pinakothek, den blauen Punkt am Gasteig, die Quadriga auf dem Siegestor... Doch bei einem zweiten genaueren Blick, was weiß man überhaupt darüber? Deshalb haben wir unser Magazin nun um die Reihe "Schon gesehen...?" erweitert. Einmal im Monat erscheint ein Beitrag zu einem Thema, von dem wir annehmen, daß viele es schon gesehen haben, doch die wenigsten genaueres darüber wissen. | |
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...daß in der Neuen Pinakothek eine 8 verborgen liegt? Wer sich den Grundriß der Neuen Pinakothek einmal genau anschaut, wird erkennen, daß die Säle der Gemäldegalerie, welche um zwei Innenhöfe angeordnet sind, die Form einer 8 bilden. Unter entsprechendem Richtungswechsel der Führungslinie reihen sich 22 Säle und 9 Kabinette aneinander. Doch die 8 erstreckt sich nicht nur in zwei Dimensionen. Durch ansteigendes und absteigendes Bodenniveau der Säle ist sie sogar dreidimensional erfahrbar. Hat man die Hälfte der Säle durchschritten, ist man im ersten Stockwerk angelangt. Daraufhin kehrt der Besucher in der zweiten Hälfte des Rundgangs sanft absteigend auf das Niveau der Eingangshalle zurück. Durch den An- und Abstieg der Säle ist die Überschneidung der beiden Hälften der 8 möglich, ohne daß der Besucher einen Saal zweimal betritt und dadurch in Verwirrung gerät. Unbemerkt führt und leitet ihn die 8 in ihren Windungen durch die europäische Malerei des 19. Jahrhunderts, wie sie außer in der Nationalgalerie in Berlin sonst nirgends in Deutschland in diesem Umfang zu sehen ist. Der Besucher ist jedoch nicht gezwungen stets den vollen Rundgang zu absolvieren. Der Weg kann nach Belieben abgekürzt werden, indem man nur die halbe 8 abgeht oder über offene Arkadengänge entlang der Innenhöfe noch mehr Säle ausläßt. Der Kern der Sammlung geht auf König
Ludwig I. von Bayern zurück. In seinem Auftrag erbaute August
von Voit 1846-53 ein öffentliches Museum für die königliche
Privatsammlung. Dieser Vorgängerbau der heutigen Neuen Pinakothek
fiel 1944 einem Bombenangriff zum Opfer. Die zuvor ausgelagerten
Gemälde überstanden den Krieg unbeschadet, doch waren
sie nun heimatlos geworden. Von 1946 bis 1953 wurden Gemälde
der Alten und Neuen Pinakothek im Haus der Kunst ausgestellt.
Nachdem die Ruine der "alten" Neuen Pinakothek 1949 abgerissen
worden war, erfolgte 1966 die Ausschreibung eines Ideenwettbewerbes
für einen Neubau. Aus fast 300 Vorschlägen wurde der
Entwurf des Münchener Architekten Alexander von Branca ausgewählt.
Der Neubau erfolgt dann von 1975 bis 1981. | |
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Alexander von Branca äußerte sich einmal über
seinen Weg als Architekt: "Menschliches Leben bedeutet Weg, Vergangenheit,
Gegenwart und auch Zukunft, im Ganzen und in jedem Einzelnen.
(...) Der Weg zwischen erstarrtem Bewahren und jederzeitiger
Gegenwärtigkeit ist schmal aber schön und aufregend
zu gehen." Seine Worte lassen sich auch auf sein Bauwerk übertragen.
Mit dem Beschreiten des Rundgangs begibt sich der Besucher auf
einen Spaziergang durch die menschliche Historie. Eine liegende
8 ist in der Mathematik das Symbol für Unendlichkeit. Der
Mensch kann nur einen kleinen Teil davon abschreiten und überblicken.
Auch nur einen kleinen Ausschnitt seiner Vergangenheit überblickt
der Besucher bei einem Gang durch die Neue Pinakothek. Derzeit erstreckt sich der Rundgang zwar, erweitert durch die Gemälde der Alten Pinakothek, über einen größeren Zeitabschnitt - 600 Jahre Malerei - doch auch diese stellen immer nur einen Ausschnitt aus der Geschichte dar. Von Branca formulierte einen entsprechenden Gedanken: "Das Wesen der Kunst in einem tieferen Sinne ist (...) die Darstellung dessen, daß diese Welt offen ist, ihr Horizont weit und ihre Dimension unendlich und daß diesen Dimensionen die Tiefendimension des Menschen entspricht, der sich selbst in der Zurückverfolgung seines Wesens nicht ausloten kann." Weitere Bauwerke von Brancas in
München: | |
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"ha, welcher saft! welcher gehalt!
welches elexir!" "Berge von unten, Kirchen von außen, Wirtshäuser von innen!", Pasinger Fabrik besprechung von milena greif italien in schwarz-weiß
art from the uk
blütenblätter an der hand
bestechende
kleinteiligkeit culinaria romana
robert
wilson inszeniert die villa stuck | |
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