KILL BILL und DOGVILLE - zwei Ansichten Amerikas, zwei rächende
Frauen im Zentrum, zwei eigenwillige Regieleistungen, in sich
grundverschieden.
Unser Autor Frank
Müllers lässt sie gegeneinander antreten, in einem
ausgefeilten Duell. Die Lektüre des Textes, der mit einem
Umfang von über 140 kByte (unformatiert) alle bisher
üblichen artechock-Formate sprengt, lohnt sich für alle, denen
einer der beiden, gar beide Filme am Herzen liegen. Wir veröffentlichen
ihn in voller Länge, um der Argumentation in ihrer akademischen
Breite keine Gewalt anzutun - gerade weil wir nicht alle und
nicht in allen Punkten seiner Meinung sind.
Aber man muss Müllers nicht unbedingt zustimmen, um seine
Thesen spannend und herausfordernd, der Auseinandersetzung
wert zu empfinden. Denn so oder so trifft sein Text jedenfalls
einen Punkt: Beide Filme stehen paradigmatisch für zwei Möglichkeiten
des Kinos. Und sie tun dies auf hohem Niveau.
Müllers spitzt dies zu klaren - und ohne Frage parteiischen
- Thesen zu: "Sind Lars von Trier und die Dogma-Filmer die
neuen Impressionisten des Kinos, so ähnelt Tarantino dem Malerfürst
Hans Markart, der … zur gleichen Zeit, als die Impressionisten
ihre skandalauslösende Ausstellung in Paris hatten, in Wien
seine Mitmenschen damit verzückte, das Gegenwartsleben in
die künstlerischen, fiktiven Formen der Vergangenheit zu gießen
und damit zu heroisieren ... Wie Tarantino hat Hans Markart
einer ganzen Dekade seinen Stempel aufgedrückt. Die Epoche,
in der er herrschte, war die Epoche des Historismus, die man
in vielerlei Hinsicht die Postmoderne des 19. Jahrhunderts
nennen könnte." Und später plädiert Müllers gar für Konsequenzen:
"Vielleicht sollten wir … es den Dogma-Filmern nachtun, und
uns Zuschauerregeln geben." Und er nennt diese Regeln - ein
Zuschauer-Dogma?
Wie gesagt: Man muss dem nicht zustimmen. Aber darüber nachdenken
sollte man. Der Streit ist eröffnet.
Die Kapitel im einzelnen:
I Nach dem Kino
II. Im Kino
III. Kill Bill
IV. Dogville
V. Vor dem Kino
(der Zukunft)
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