Missing Lake |
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Dem Nachwuchs eine Chance: Bergblut von Philipp J. Pamer |
Von Dunja Bialas
Badewannensee, Meister-Eder-See, ach, was hat das Bayernland doch für schöne Seen, die ganz heimatlich mit den besten Kindheitserinnerungen verbunden sind. Und das ist wohl der Schlüssel seines Erfolges: Erst in seinem vierten Jahr, wartet das Fünf-Seen-Festival mit bayerischer Professionalität und einem Panorama-Ausblick auf die fünf Lieblingsseen des Voralpenlandes auf: Starnberger See, Ammersee, Pilsensee, Wörthsee und – äh, Badewannensee? Also, vermutlich spielt sich das Fünf-Seen-Festival nur an vier Voralpenlandseen ab, dafür aber mit einem Programm, das die alljährliche verdienstvolle Arbeit der Breitwand-Kinos (Starnberg, Schloss Seefeld, Herrsching) für eine Woche aufs Beste zu vertiefen weiß, und sich allemal einen Bonus-See verdient hat.
Hochkarätige Gäste aus der deutschen Filmwelt (u.a. Armin Müller-Stahl, Tom Tykwer, Dominik Graf) werden ebenso dem Festival beiwohnen wie Film-Autodidakte und Film-Hochschüler aus dem deutschsprachigen Raum. 100 Lang- und Kurzfilme werden in acht Sektionen gezeigt, es gibt fünf Preise zu gewinnen, die von glamourös besetzten Jurys vergeben werden: Für den »Fünf Seen Filmpreis« ließ sich immerhin Heinz Badewitz, Leiter der Hofer Filmtage, gewinnen, die schönes-Bayerisch-barocke-Figur-Schauspielerin Marianne Sägebrecht ist dabei, und in der Jury für den Nachwuchsförderpreis findet sich, last but not least, Armin Schuppener, bekannter Münchner »Filmverleiher von kleinen Filmen«.
Auch das Fünf-Seen-Festival ist gespickt von den kleinen Filmen, die Entdeckungen verheißen. Besonders in den Hauptwettbewerben könnte es spannend zugehen, wenn Hochschüler, Autodidakten und andere Unbekannte ihre ersten Filme zeigen. Im Horizonte-Wettbewerb werden deutsche Dokumentarfilme präsentiert, die sich mit Problematiken der »Schwellenländer« befassen (erinnert sehr ans Münchner Dok.Fest…). Und dann gibt es noch die Publikumsrenner- und Kassenschlager-Reihe »Neue deutsche und internationale Filme« in der sich die Vorpremieren großer Arthouse-Filme gegenseitig Konkurrenz machen (u.a. Fish Tank, Freche Mädchen 2, Inception, Jane’s Journey, Der kleine Nick).
Das ganze ist – wie immer – arrangiert für »die« Starnberger, Steinebacher, Uttinger und ihr lustig-gemischtes Kunstvolk, das bisweilen über seine geldigen Nachbarn ganz schön herziehen kann, sich aber trotzdem im schönen Voralpenland eine kleine Diaspora der Aufmüpfigkeit und des guten Geschmacks geschaffen hat. In München würden sie niemanden auffallen – bei den »fünf Seen« haben sie sich verwurzelt. Wir wünschen gutes Wetter und Freude mit dem spannenden Programm. Und wenn jemand weiß, ob es den fünften See wirklich gibt, und wie er heißt: Wir bitten um Hinweise an die Redaktion. - db
PS: Vielen Dank für die Zuschriften. Der fünfte, von uns als vermisst ausgerufene See, so wurde uns erklärt, sei der Weßlinger See. Dazu sei gesagt: Zum einen heißt er im Münchner Sprachgebrauch gerne auch Weßlinger Weiher (wegen der schönen Alliteration und weil er nicht so groß wie die anderen ist, wenn auch mit, ja das stimmt, »bezaubernder Herzform«) und kam deshalb nicht gleich als »See« infrage, zum anderen, liebe Veranstalter, findet an diesem See keine einzige Veranstaltung statt. Was aber nicht schlimm ist, denn, so wie wir erfahren haben, die Bezeichnung »Fünf Seenland« ist eine »20 Jahre alte Erfindung« des Tourismus-Verbandes für die ehemals liebevoll Huosigau genannte Gegend im Starnberger Landkreis, also eine eher umfassend-abstrakte Bezeichnung für einen Landstrich als die konkrete Benennung fünfer Seen, an denen allen sich das »Fünf Seen Festival« abspielen muss. Wieder was gelernt.