29.07.2010

Missing Lake

Bergblut
Dem Nachwuchs eine Chance: Bergblut von Philipp J. Pamer

Von Dunja Bialas

Bade­wan­nensee, Meister-Eder-See, ach, was hat das Bayern­land doch für schöne Seen, die ganz heimat­lich mit den besten Kind­heits­er­in­ne­rungen verbunden sind. Und das ist wohl der Schlüssel seines Erfolges: Erst in seinem vierten Jahr, wartet das Fünf-Seen-Festival mit baye­ri­scher Profes­sio­na­lität und einem Panorama-Ausblick auf die fünf Lieb­lings­seen des Voral­pen­landes auf: Starn­berger See, Ammersee, Pilsensee, Wörthsee und – äh, Bade­wan­nensee? Also, vermut­lich spielt sich das Fünf-Seen-Festival nur an vier Voral­pen­land­seen ab, dafür aber mit einem Programm, das die alljähr­liche verdienst­volle Arbeit der Breitwand-Kinos (Starnberg, Schloss Seefeld, Herr­sching) für eine Woche aufs Beste zu vertiefen weiß, und sich allemal einen Bonus-See verdient hat.

Hoch­karä­tige Gäste aus der deutschen Filmwelt (u.a. Armin Müller-Stahl, Tom Tykwer, Dominik Graf) werden ebenso dem Festival beiwohnen wie Film-Auto­di­dakte und Film-Hoch­schüler aus dem deutsch­spra­chigen Raum. 100 Lang- und Kurzfilme werden in acht Sektionen gezeigt, es gibt fünf Preise zu gewinnen, die von glamourös besetzten Jurys vergeben werden: Für den »Fünf Seen Filmpreis« ließ sich immerhin Heinz Badewitz, Leiter der Hofer Filmtage, gewinnen, die schönes-Bayerisch-barocke-Figur-Schau­spie­lerin Marianne Säge­brecht ist dabei, und in der Jury für den Nach­wuchs­för­der­preis findet sich, last but not least, Armin Schup­pener, bekannter Münchner »Film­ver­leiher von kleinen Filmen«.

Auch das Fünf-Seen-Festival ist gespickt von den kleinen Filmen, die Entde­ckungen verheißen. Besonders in den Haupt­wett­be­werben könnte es spannend zugehen, wenn Hoch­schüler, Auto­di­dakten und andere Unbe­kannte ihre ersten Filme zeigen. Im Horizonte-Wett­be­werb werden deutsche Doku­men­tar­filme präsen­tiert, die sich mit Proble­ma­tiken der »Schwel­len­länder« befassen (erinnert sehr ans Münchner Dok.Fest…). Und dann gibt es noch die Publi­kums­renner- und Kassen­schlager-Reihe »Neue deutsche und inter­na­tio­nale Filme« in der sich die Vorpre­mieren großer Arthouse-Filme gegen­seitig Konkur­renz machen (u.a. Fish Tank, Freche Mädchen 2, Inception, Jane’s Journey, Der kleine Nick).

Das ganze ist – wie immer – arran­giert für »die« Starn­berger, Stei­ne­ba­cher, Uttinger und ihr lustig-gemischtes Kunstvolk, das bisweilen über seine geldigen Nachbarn ganz schön herziehen kann, sich aber trotzdem im schönen Voral­pen­land eine kleine Diaspora der Aufmüp­fig­keit und des guten Geschmacks geschaffen hat. In München würden sie niemanden auffallen – bei den »fünf Seen« haben sie sich verwur­zelt. Wir wünschen gutes Wetter und Freude mit dem span­nenden Programm. Und wenn jemand weiß, ob es den fünften See wirklich gibt, und wie er heißt: Wir bitten um Hinweise an die Redaktion. - db

PS: Vielen Dank für die Zuschriften. Der fünfte, von uns als vermisst ausge­ru­fene See, so wurde uns erklärt, sei der Weßlinger See. Dazu sei gesagt: Zum einen heißt er im Münchner Sprach­ge­brauch gerne auch Weßlinger Weiher (wegen der schönen Alli­te­ra­tion und weil er nicht so groß wie die anderen ist, wenn auch mit, ja das stimmt, »bezau­bernder Herzform«) und kam deshalb nicht gleich als »See« infrage, zum anderen, liebe Veran­stalter, findet an diesem See keine einzige Veran­stal­tung statt. Was aber nicht schlimm ist, denn, so wie wir erfahren haben, die Bezeich­nung »Fünf Seenland« ist eine »20 Jahre alte Erfindung« des Tourismus-Verbandes für die ehemals liebevoll Huosigau genannte Gegend im Starn­berger Landkreis, also eine eher umfassend-abstrakte Bezeich­nung für einen Land­strich als die konkrete Benennung fünfer Seen, an denen allen sich das »Fünf Seen Festival« abspielen muss. Wieder was gelernt.