»Keep your head down. Speak Brazilian!« |
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Verdienter Sieger – Carlos Vermuts Magical Girl |
»You can be anything you wanna be.«
»Maybe in your world.«
»Change your world.«
Dialog aus THE EQUALIZER
Ein arbeitsloser Lehrer, der seine Tochter allein großzieht. Sie wird krank, vermutlich tödlich, und möchte sich in den Monaten, die ihr bleiben, noch ein paar Wünsche erfüllen – einer davon ist das rosa Prinzessinnen-Kleid ihres japanischen Lieblingscomics Magical Girl. Das ist auch der Titel des Film des spanischen Regisseurs Carlos Vermut, der beim Festival in San Sebastian nicht
nur den Hauptpreis, die »Goldene Muschel«, sondern auch noch die Auszeichnung als »Bester Regisseur« gewann. Verdient, denn was sich in der Zusammenfassung anhört wie ein kitschiges Sozialdrama, wie Tränendrüsen-Humanismus, der für Filmfestivalpreise typisch ist, das ist tatsächlich virtuoses Kino, erzählt mit den kräftigen Bildeinfällen japanischer Mangas und in einfallsreichen Handlungssprüngen, die die Chronologie aufbrechen, und verschiedene Erzählstränge
originell ineinander verschwimmen lassen.
Der tragikomische Film vermischt die Geschichte von zwei »magischen« Mädchen: Die 12-jährige an Leukämie erkrankte Alicia wünscht sich das sündhaft teure Magical-Girl-Kleid der japanischen Sängerin Megumi. Ihr arbeitsloser Vater Luis erpresst eine Frau nach einer flüchtigen Liebesnacht damit, ihrem Ehemann von der Affäre zu erzählen, wenn sie ihm kein Geld gibt, um seiner Tochter ihre Wünsche zu erfüllen. So gerät diese Frau namens Barbara
gerät in eine Spirale sadomasochistischer Spiele.
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Dies ist wie ein Manga zugleich hart und märchenhaft, zugleich kitschig und eine hyperrealistische Bestandsaufnahme des Spaniens in der Wirtschaftskrise voller Humor und Zynismus, Horror und Phantastik, Surrealismus und Wahn. Ein Rachengel sorgt für zusätzlichen Witz. Es muss keineswegs immer Bunuel sein, wenn spanisches Kino den Naturalismus verlässt. Das ist hochgradig spekulativ, zugegebenermaßen angreifbar, aber gerade auch angenehm in der Skrupellosigkeit, dem geschmeidigen Mut, in dem Magical Girl ästhetisch auf dünnem Eis geht.
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Zehn Tage zuvor war mit Hollywood-Star Denzel Washington eröffnet worden – als Equalizer war er persönlich ins Baskenland gekommen, und hatte damit persönlich bekräftigt, dass dieses Festival immer wichtiger wird, Locarno auf der Rangliste internationaler Festivals deutlich überholt hat und als Nummer vier unter den »A-Festivals« der Welt, inzwischen sogar Venedig massive Konkurrenz macht.
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The Equalizer, der im Oktober in die Kinos kommt, ist genau das, was David Cronenbergs »Eastern Promises« vor Jahren hätte sein müssen: Eine böse, trashige, dystopische Phantasie über die bösen Russen, und das, was sie mit dem guten Amerika machen. Dies ist ohne Frage ein angreifbarer Film, latent rassistisch – aber genau deswegen auch sehr vergnüglich. Kino als Wunschmaschine, die all
unsere niederen Instinkte anspricht, Ängste visualisiert und auf diese mit Ermächtigungsphantasien antwortet.
Es ist auch ein Film voller schlauer Sprüche, voller Moral, mitunter triefend vor Selbstgerechtigkeit. Aber der Film zahlt zurück.
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Leitfrage: Was fürchten die Amis an den Russen? Sie fürchten, das erzählt so scheint mir dieser Film vor allem, ihr Alter Ego, die Sünden eines Imperiums, das der verlorenen Macht nachtrauert, und dem es an innerer Selbstdisziplin fehlt. Zugleich die Stärke, die aus Amoral erwächst, aus Skrupellosigkeit.
Dies ist ein auffallend puritanischer Film: Der Held trinkt nicht, raucht nicht, liebt nur eine Tote – und lebt wie ein Untoter vor allem nachts. Alkohol, Rauchen,
Drogen und Sex begegnen wir nur bei den Bösen.
Denzel Washington, der einfach großartig anzusehen ist und hier seinen besten Auftritt hat seit Inside Man und American Gangster, dieser Washington, der in diesem Jahr noch kaum glaubliche 60 wird, aber keinen Tag älter aussieht, als 51, der spielt einen
recht zwangsneurotischen Typ namens Robert. Robert lebt in einem recht karg eingerichteten Appartement, hat die Haare militärisch kurz geschnitten, und sein ganzes kleines spießiges Leben so auf Kante gefaltet, wie sein Bett. Er lebt strikt nach der Uhr, isst morgens gesunden Früchte-Brei aus dem Mixer und arbeitet im Baumarkt. Aber vielleicht sind es seine Product-Placement-New-Balance-Schuhe, vielleicht seine Schlaflosigkeit, vielleicht einfach die Tatsache, dass wir wissen:
Denzel Washington spielt »Equalizer« in einem Film von Antoine Fuqua, dass wir wissen: Das ist nicht alles, da kommt noch was – dieser Robert trägt an einer schweren Last und hat mehr als ein Geheimnis.
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Irgendwann, um es kurz zu machen, lernt er eine junge Russen-Hure namens Alina kennen, die von ihrem Zuhälter krankenhausreif geprügelt wird, und als es ihm nicht gelingt, sie einfach freizukaufen, nimmt er es mit der kompletten Russenmafia von Boston, inklusive ihren irischen Partnern und einer Handvoll korrupter Cops auf.
Außer seinem früheren Leben, in dem er offensichtlich zur Killermaschine ausgebildet wurde, hilft dem »Equalizer« dabei alles, wirklich alles, es ein
Baumarkt so zu bieten hat. Denn dort kommt es irgendwann zum Showdown: Baumsägen, Astscheren, Äxte und Hämmer, Bunsenbrenner, Stacheldraht und Bohrmaschinen werden auf originelle Weise zweckentfremdet.
Höheren Weihen liefern pseudobuddhistische Sinnsprüche wie »Don’t doubt yourself. Doubt kills.« oder »Progress, not perfection« und Dialoge wie dieser: Denzel: »You can be anything you wanna be.« Alina: »Maybe in your world.« Denzel: »Change your world.«
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Das Ganze ist natürlich auch eine Männerphantasie. Man wartet immer auf den Satz: »What’s a nice little girl like you doing at a place like this?« – der fällt zwar nicht, aber der »Equalizer« erlöst nicht nur der erschütterte Amerika von den bösen Russen, sondern auch den westlichen Mann aus seiner Sinnkrise.
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Und der Film ist... Nun ja: Neben mir saß während der Eröffnung eine Frau, die sich bestimmt 30 Prozent des Films die Augen zugehalten hat. Die Ohren allerdings konnte sie sich nicht auch noch zuhalten, und der Sound erzählt hier schon alles.
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Wie andere Festivals seiner Art bietet San Sebastian ein Mischprogramm: Sehr stark war außer Konkurrenz P'tit Quinquin (»Kindkind«) vom Franzosen Bruno Dumont (Humanité, Flandres), der als Miniserie fürs Fernsehen entstand, aber ganz und gar ein dreieinhalbstündiges Kinowerk in Cinemascope ist. Toll, dass so etwas möglich ist: Der Kulturkanal ARTE gab dem französischen Autorenfilmer, der in Cannes schon zwei Palmen gewonnen hat, einfach eine »Carte Blanche«, also das Recht zu machen, was er wollte und der zahlte das Vertrauen zurück: Eine Leiche wird gefunden, die Mordkommission ordnet eine Autopsie an. Es fängt an, wie immer im Fernsehen – nur, dass die Leiche die einer Kuh ist. Und so geht es weiter: Alles ist wie immer, und alles ist anders bei dieser düsteren Version des französischen Sch'tis-Erfolgs, eine Mischung aus Komödie und Polizeifilm, witzig und abgründig. P'tit Quinquin ist eine kleine Sensation – gleichzeitig radikale, kompromisslose Kunst ist, wie große Unterhaltung.
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»Things happen, most people are not allowed to see.« – ein hard boiled Noir-Sound herrscht von Anfang an in diesem Film, dem hervorragenden neuen Film vom belgischen Regisseur Michael R. Roskam, der für Bullhead 2012 eine Oscarnominierung bekam. The Drop – Bargeld spielt im
Winter. Es beginnt am Weihnachtsabend, geht über Neujahr bis zum Ende am Superbowl-Weekend Ende Januar. Der Film ist also zeitlich genau fixiert, örtlich auch: Alles spielt in Little Odessa im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Das russische und postsowjetische Einwanderermilieu, das sonst in den Filmen von James Gray im Zentrum steht. Dort regieren Mafia-Banden nicht nur die Straße, und ganz aus
ihren Geschäften heraushalten kann sich keiner. Tom Hardy spielt Bob, einen Barmann, der es auf seine Art trotzdem versucht. Roskam erzählt nach einer Vorlage von Denis Lehane und in einem nicht aufdringlichen Neo-Noir-Stil eine abgründige Geschichte, die von der Wiederkehr des Verdrängten handelt. Am Anfang wird ein Hund im Müll gefunden, bald darauf wird die Bar überfallen, in der Hardys Figur arbeitet. Sie gehört seinem Cousin. Der Hund muss erzogen werden und repräsentiert die
zivile, zärtliche Seite der Hauptfigur, das war in der Bar passiert, seine andere.
Die Schurken sind in diesem Fall mal die Tschetschenen, ein »Mr. Umarov«, der sagt »Call me Chovka.« The Drop – Bargeld – der Titel bezieht sich auf einen Ort in der Bar, der dafür dient illegale Gelder »abzuwerfen« und aufzubewahren – ist ein spannender Film-Noir um Schuld und Sühne,
atmosphärisch satt in einem eiskalten, schneebedeckten Winter-New-York. Wehmut ergriff auch hartgesottene Zuschauer, als sie den verstorbenen »Soprano«-Star James Gandolfini in seinem letzten Leinwandauftritt sahen. »We are fucking dead already. We are just walking around.« sagt Gandolfini irgendwann in diesem Film. Nie hat solcher »Hard-Talk« so gestimmt, wie hier. Gandolfini ist tot, er läuft nur noch herum als elektrischer Schatten auf der Leinwand.
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Gandolfinis Figur, das stellt sich heraus, hat den Überfall selbst inszeniert, und so etwas geht im Kino selten gut. Er ist ein Verdammter, einer der seinen Moment verpasst hat, nicht das Glück anderer hatte, und nun den Weg in die Hölle zu Ende gehen will. Er lebt mit seiner Schwester zusammen, es könnte auch ein altes Ehepaar sein, und es ist so lustig wie traurig anzuhören, wenn sie miteinander reden: Sie schlägt eine Reise nach Italien vor. Er: »Why?« – Sie: »We could see things.« – Er: »What things?« Sie sprechen über ihren uralten Vater, der komatös im Krankenhaus liegt. Alles wird immer teurer. Eine Agentur hat die Verwaltung des Krankenhauses übernommen. Soll man den Vater sterben lassen? Er: »Yeah, just kill him, pull the trigger«. Sie: »Thats life«. Er: »It’s electricity.«
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Was das Leben, das gute vor allem am Ende ausmacht, ist das tiefere Thema dieses Films, wie vieler Film Noirs. Wann lohnt es sich nicht mehr ums Überleben zu kämpfen, und die Einsicht, dass ein neues Leben nie in Reichweite ist. Wie in Bullhead zeigt sich Roskam auch hier wieder weit mehr vom Bösen fasziniert, als vom Guten, wie dort stellt er aber ins Zentrum seiner Figuren eine Figur, die
düsterste Abgründe mit einer fast kindlich-naiven Unschuld mischt. Und in Tom Hardy findet er einen Darsteller, der das trägt. Auch Matthias Schoenaerts, der Hauptdarsteller von Bullhead ist hier wieder dabei. Er spielt Eric, einen weiteren von Anfang an Verdammten, einen psychisch Gestörten, der sich selbst eines Mordes bezichtigt, den er nachweislich nicht begangen hat. Aber alle glauben
ihm. Fast alle. Und so trauen ihm fast alle auch das Schlimmste zu. Er ist der Ex-Freund von Bobs Love-Interest, der von Noomi Rapace gespielten Nadya, und sagt Sätze wie: »Thats life. People like me come, when you are not looking.«
»Nobody ever sees you coming. Do they Bob?« sagt der Polizist des Viertels, Detective Torres zu Bob. Es geht also auch um das, was man sieht, und was nicht: »Did you see anything.« – »You know, it’s this neighbourhood.«
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Am Ende kommt es zur tödlichen Konfrontation, und es passiert, womit nur sehr Genre-Erfahrene rechnen: Das vermeintliche Unschuldslamm Bob, diese undurchsichtige Persönlichkeit, der zur Kirche geht, aber nie zur Beichte, der seinen neuen Hund nach einem katholischen Heiligen Rocco nennt, der seinen überreagierenden Cousin immer abwiegelt, beschwichtigt, der aber auch in der Lage ist, einen abgesägten Arm in Cellophan-Folie zu verpacken, mit einem Schraubenschlüssel zu
beschweren und in den East River zu werfen, dieser Bob ist schneller als der vermeintlich hochgefährliche Eric, und er erschießt ihn mit den Worten »fucking punk!«. »You just shot him.« sagt Nadya fassungslos, »Yes, I did, absolutely, he was gonna hit at you. Nobody will ever hit you again. This is done.« Und ab jetzt sind die beiden ein Paar.
Aus dem Off kommt das Fazit: »The devil is waiting for your body to part. He knows, he already owns your soul. If you are dead and the guardian
says: No, you can’t come in, you have to be alone forever.« Aber »You are not alone, you've got friends.« sagt Chovka, der die Leiche entsorgt.
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Roskam denkt Humanität und Grausamkeit zusammen, Romantik und Mord, Engel und Teufel. The Drop – Bargeld ist eine sehr realistische, desillusionierte katholische Phantasmagorie: »I'll be damned.« – »What? You weren‘t already?«
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»Gangstermovie in its origin was a social critic« erzählt Roskam bei der anschließenden Pressekonferenz. »When there is no law, you still need social structure. Mafia ist the alternative of a state. There is still a society, when there is no law. ... we refer to paintings The Brooklyn-Painter George Bellows inspired the imaging of this film a lot.«
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Die Festivallandschaft ist zur Zeit in Bewegung. Das ist auch in San Sebastián erkennbar: Während neureiche Festivals wie Toronto, Rom und Zürich den Etablierten Konkurrenz machen, haben manche traditionelle Filmfestivals auch deshalb zu kämpfen, weil sie selber Fehler machen: Locarno zeigt viel zu viel, Venedig ist zurzeit nicht mehr so mutig, wie noch vor wenigen Jahren. 2014 waren beide Festivals vergleichsweise nicht so stark wie früher. Davon, vor allem aber vom
Staubsauger-Charakter Torontos profitiert mehr denn je das Filmfestival von San Sebastián, das sich eindeutig als Nummer vier neben den großen Drei – Cannes, Venedig, Berlin – etabliert und Locarno abgehängt hat.
Um die »Goldene Muschel« konkurrieren andere: Neben Christian Petzolds Phoenix (Kinostart vorletzte Woche, wir berichteten), der bei Nicht-Deutschen viel weniger
umstritten ist, als in seiner Heimat, ist das Programm auch sonst in diesem Jahr auffallend stark.
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»The world is a cruel place my friend.«
aus: Felix et Meira
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Der francokanadische Felix et Meira von Maxime Giroud ist das Beispiel eines Films, der nicht gut ist, aber interessant. Nach 20 Minuten wäre ich fast rausgegangen. Mit jiddelnder Musik wird eines Familie im orthodox-jüdischen Milieu von Montreal gezeigt. Von Anfang an ist die Stimmung angespannt, die Atmosphäre repressiv. Die Ehe zwischen Meira, aus deren Perspektive erzählt wird, und ihrem Mann ist nicht gut. Das Kamera führt sie mit Felix zusammen,
einem charmanten Taugenichts, dessen reicher Vater gerade gestorben ist.
Aber irgendetwas hat dieser Film dann doch. Der Film hat einiges zu sagen und immer wieder gute Ideen, er weiß nur nicht, wie er sie erzählen soll. Hilfloses Stammeln mit Bildern und Szenen, die sich der Zuschauer selber zusammenreimen muss.
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Die Hauptdarstellerin Hadas Yaron kennt man aus dem israelischen Fill the Void (Regie: Rama Burshtein), in dem sie die sehr ähnliche, dann aber dich ganz anders gelagerte Rolle einer jungen chassidischen Frau spielte. Man interessiert sich für ihre Lage, freut sich über Möglichkeiten, vom leben mehr zu erhaschen, als es die Grenzen ihrer strengen Umgebung erlauben. Gute Momente sind es, wenn sie heimlich Pop-Musik hört, zum ersten Mal tanzt, oder die erste Blue Jeans ihres Lebens anprobiert.
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Felix et Meira will offenkundig sagen, dass religiöser Glaube begrenzt ist und dass die Liebe alle Grenzen überwinden kann. Über beides ließe sich natürlich streiten. Aber wenn man das schon sagen will, müsste man im Kino erstmal zeigen. Der Film aber interessiert sich nicht fürs chassidische Mileu, außer insofern es Meira einschränkt. Nichts wird bei ihr erklärt, psychologisiert, bei ihm dagegen schon. Interessant sind die Momente eines gemeinsamen
New York-Besuchs der beiden. Zwar gibt es auch hier wieder Klischees, das Tanzen als Lockerungsübung und der Besuch am Touristenziel Times Square. Aber das Milieu des jüdischen Viertels in – wieder – Brooklyn, ist besser getroffen.
Eine dramaturgisch zwar fragwürdige, aber in sich sehr schöne Szene ist die des Besuchs des fast verlassenen Ehemanns bei Felix. »I need you to understand, that if Meira leaves me, she’s gonna leave the entire community. She can never
go back. My daughter will grew up without a mother. We can not be friends, but i need to count on you from man to man. Keep her save.« Dann entdeckt er einen Brief von Felix Vater, den dieser verbrennen wollte: »That’s nonsense. Can I read it?« Eine tolle Szene.
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»Keep your head down. Speak Brazilian.« – »There doesn’t exist a language like Brazilian. The fucking Brazilians speak Portuguese.«
Aus: The Drop – Bargeld