25.10.2018

Zwischen den Welten

Come un gatto in tangenziale
Was passiert, wenn verschiedene Kulturen und soziale Milieus aufeinandertreffen: Come un gatto in tangenziale
(Foto: Riccardo Milani / CINEMA! ITALIA!)

Das Filmfestival CINEMA! ITALIA! tourt zum 21. Mal durch Deutschland und macht diesmal in 36 Städten Halt. In München laufen die sechs ausgewählten, aktuellen Filme, die in Italien bereits zu sehen waren und vielfach ausgezeichnet wurden, von 25. bis 31. Oktober 2018 im Theatiner Filmtheater.

Von Elke Eckert

Zwei Dinge zeichnen die Filme des 21. CINEMA! ITALIA! aus: Der Appell an die Mensch­lich­keit und das Mitein­ander über alles Trennende hinweg, um Grenzen und Vorur­teile zu über­winden. Und die Erin­ne­rung, trotz aller Träume und Ambi­tionen für die Zukunft, nicht zu vergessen, im Augen­blick zu leben.

Der Pate Don Vincenzo hat genug vom Verbre­chen und der ehren­werten Gesell­schaft Neapels. Um für immer in der Versen­kung verschwinden zu können, wird an seiner Stelle ein armer Schuh­ma­cher beerdigt. Als die Kran­ken­schwester Fatima entdeckt, dass der Mafiaboss noch am Leben ist, ist ihres nicht mehr sicher. Die Body­guards Ciro und Rosario sollen sie um die Ecke bringen, doch Ciro erkennt in Fatima seine große Jugend­liebe wieder… Love & Crime (Ammore e malavita), ein wilder Musi­calmix aus Gangs­ter­par­odie und roman­ti­schem Liebes­film, hat nicht nur in Venedig für Aufsehen gesorgt. Das Brüder­paar Antonio und Marco Manetti bekam den italie­ni­schen Filmpreis David di Donatello für die Beste Regie und durfte sich darüber hinaus über neun weitere Auszeich­nungen freuen, unter anderem für den besten Film und die beste Neben­dar­stel­lerin. (Montag, 29. Oktober, 18 Uhr)

Wie eine Katze auf der Autobahn (Come un gatto in tangen­ziale) fühlt sich der intel­lek­tu­elle Römer Giovanni, als er mit der Familie des neuen Freundes seiner 14-jährigen Tochter in Kontakt kommt. Der Schön­geist, der die EU bei Inte­gra­ti­ons­pro­jekten berät, erfährt plötzlich am eigenen Leib, was passiert, wenn verschie­dene Kulturen und soziale Milieus aufein­an­der­treffen, während für Monica, die mit ihren Kindern in einem Wohnblock in der Vorstadt lebt, Multi­kulti Teil ihres Alltags ist. Die beiden scheint nur eines zu verbinden: das Bestreben, die Beziehung ihrer Kinder schnellst­mö­g­lich zu beenden… Wie Regisseur Riccardo Milani diese zwei völlig unter­schied­li­chen Welten aufein­an­der­prallen lässt, ist komisch und sehr unter­haltsam. Nicht zuletzt, weil die beiden Haupt­dar­steller mit großer Spiellust bei der Sache sind. (Samstag, 27. Oktober, 18.15 Uhr)

Das Kunst­stück, Schweres ganz leicht erscheinen zu lassen, gelingt Francesco Bruni mit der berüh­renden Komödie Alles was du willst (Tutto quello che vuoi). Auch hier muss ein unglei­ches Pärchen mitein­ander klar­kommen. Der 22-jährige Ales­sandro wird von seinem Vater dazu verdon­nert, mit dem 85-jährigen Schrift­steller Giorgio, der an Alzheimer erkrankt ist, spazieren zu gehen. Gemeinsam machen sich der Junge und der Alte auf die Suche nach einem Schatz, den US-Soldaten im Zweiten Weltkrieg versteckt haben sollen. Dabei erkennt Ales­sandro, was wirklich wertvoll ist und worauf es im Leben ankommt (Freitag, 26. Oktober und Sonntag, 28. Oktober, jeweils 18.15 Uhr)

Etwas größer ist die Schick­sals­ge­mein­schaft in Salvatore Aloccas Taranta on the Road. Die tune­si­schen Flücht­linge Amira und Tarek erreichen kurz nach dem arabi­schen Frühling gemeinsam die Küste Apuliens. Dort treffen sie auf eine erfolg­lose Musikband, deren drei Mitglieder die beiden Afrikaner für ein Paar halten. Obwohl sie selbst jede Menge Probleme haben, beschließen sie, den zwei Immi­granten zu helfen. Die sehr gelungene Mischung aus Roadmovie und roman­ti­scher Komödie macht deutlich, dass die Suche nach dem Glück alle Menschen eint, egal, woher sie kommen. (Donnerstag, 25. Oktober, 18.15 Uhr)

Die allein­er­zie­hende Fortunata träumt davon, einen eigenen Friseur­salon zu eröffnen, auch um ihrer acht­jäh­rigen Tochter ein besseres Leben bieten zu können. Ob ihr dabei ein Therapeut, der durchaus auch privates Interesse hat, helfen kann und ob sie zu Recht »die Glück­liche« heißt, erzählt Sergio Castelittos Film. Jasmine Trinca, die in ihrer unver­stellten und direkten Art an weibliche Schau­spiel­le­genden wie Anna Magnani und Sophia Loren erinnert, wurde in Cannes und bei der Verlei­hung des italie­ni­schen Film­preises als beste Darstel­lerin ausge­zeichnet. (Mittwoch, 31. Oktober, 18.15 Uhr)

Im Gleich­ge­wicht (L’equi­li­brio) von Vincenzo Marra ist der nüch­ternste und auch ernüch­terndste Film der Reihe. Nach einer Glau­bens­krise wird der Priester Don Giuseppe in eine Gemeinde seiner Heimat Kampanien versetzt, die fest in der Hand der orga­ni­sierten Krimi­na­lität ist. Während sein Vorgänger Don Antonio bereit war, Kompro­misse einzu­gehen, um die Bevöl­ke­rung zu schützen, will Giuseppe den Kampf gegen die Mafia aufnehmen… Regisseur Vincenzo Marra hat vor Dreh­be­ginn ein Jahr lang Priester inter­viewt und bei ihrer Arbeit begleitet. Diese Erfah­rungen gab er bei den ausführ­li­chen Proben an seine Schau­spieler weiter und verzich­tete dafür auf ein festes Drehbuch. (Dienstag, 30. Oktober, 18.15 Uhr)

Alle Filme des Festivals werden im italie­ni­schen Original mit deutschen Unter­ti­teln gezeigt.