Zwischen den Welten |
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Was passiert, wenn verschiedene Kulturen und soziale Milieus aufeinandertreffen: Come un gatto in tangenziale | ||
(Foto: Riccardo Milani / CINEMA! ITALIA!) |
Von Elke Eckert
Zwei Dinge zeichnen die Filme des 21. CINEMA! ITALIA! aus: Der Appell an die Menschlichkeit und das Miteinander über alles Trennende hinweg, um Grenzen und Vorurteile zu überwinden. Und die Erinnerung, trotz aller Träume und Ambitionen für die Zukunft, nicht zu vergessen, im Augenblick zu leben.
Der Pate Don Vincenzo hat genug vom Verbrechen und der ehrenwerten Gesellschaft Neapels. Um für immer in der Versenkung verschwinden zu können, wird an seiner Stelle ein armer Schuhmacher beerdigt. Als die Krankenschwester Fatima entdeckt, dass der Mafiaboss noch am Leben ist, ist ihres nicht mehr sicher. Die Bodyguards Ciro und Rosario sollen sie um die Ecke bringen, doch Ciro erkennt in Fatima seine große Jugendliebe wieder… Love & Crime (Ammore e malavita), ein wilder Musicalmix aus Gangsterparodie und romantischem Liebesfilm, hat nicht nur in Venedig für Aufsehen gesorgt. Das Brüderpaar Antonio und Marco Manetti bekam den italienischen Filmpreis David di Donatello für die Beste Regie und durfte sich darüber hinaus über neun weitere Auszeichnungen freuen, unter anderem für den besten Film und die beste Nebendarstellerin. (Montag, 29. Oktober, 18 Uhr)
Wie eine Katze auf der Autobahn (Come un gatto in tangenziale) fühlt sich der intellektuelle Römer Giovanni, als er mit der Familie des neuen Freundes seiner 14-jährigen Tochter in Kontakt kommt. Der Schöngeist, der die EU bei Integrationsprojekten berät, erfährt plötzlich am eigenen Leib, was passiert, wenn verschiedene Kulturen und soziale Milieus aufeinandertreffen, während für Monica, die mit ihren Kindern in einem Wohnblock in der Vorstadt lebt, Multikulti Teil ihres Alltags ist. Die beiden scheint nur eines zu verbinden: das Bestreben, die Beziehung ihrer Kinder schnellstmöglich zu beenden… Wie Regisseur Riccardo Milani diese zwei völlig unterschiedlichen Welten aufeinanderprallen lässt, ist komisch und sehr unterhaltsam. Nicht zuletzt, weil die beiden Hauptdarsteller mit großer Spiellust bei der Sache sind. (Samstag, 27. Oktober, 18.15 Uhr)
Das Kunststück, Schweres ganz leicht erscheinen zu lassen, gelingt Francesco Bruni mit der berührenden Komödie Alles was du willst (Tutto quello che vuoi). Auch hier muss ein ungleiches Pärchen miteinander klarkommen. Der 22-jährige Alessandro wird von seinem Vater dazu verdonnert, mit dem 85-jährigen Schriftsteller Giorgio, der an Alzheimer erkrankt ist, spazieren zu gehen. Gemeinsam machen sich der Junge und der Alte auf die Suche nach einem Schatz, den US-Soldaten im Zweiten Weltkrieg versteckt haben sollen. Dabei erkennt Alessandro, was wirklich wertvoll ist und worauf es im Leben ankommt (Freitag, 26. Oktober und Sonntag, 28. Oktober, jeweils 18.15 Uhr)
Etwas größer ist die Schicksalsgemeinschaft in Salvatore Aloccas Taranta on the Road. Die tunesischen Flüchtlinge Amira und Tarek erreichen kurz nach dem arabischen Frühling gemeinsam die Küste Apuliens. Dort treffen sie auf eine erfolglose Musikband, deren drei Mitglieder die beiden Afrikaner für ein Paar halten. Obwohl sie selbst jede Menge Probleme haben, beschließen sie, den zwei Immigranten zu helfen. Die sehr gelungene Mischung aus Roadmovie und romantischer Komödie macht deutlich, dass die Suche nach dem Glück alle Menschen eint, egal, woher sie kommen. (Donnerstag, 25. Oktober, 18.15 Uhr)
Die alleinerziehende Fortunata träumt davon, einen eigenen Friseursalon zu eröffnen, auch um ihrer achtjährigen Tochter ein besseres Leben bieten zu können. Ob ihr dabei ein Therapeut, der durchaus auch privates Interesse hat, helfen kann und ob sie zu Recht »die Glückliche« heißt, erzählt Sergio Castelittos Film. Jasmine Trinca, die in ihrer unverstellten und direkten Art an weibliche Schauspiellegenden wie Anna Magnani und Sophia Loren erinnert, wurde in Cannes und bei der Verleihung des italienischen Filmpreises als beste Darstellerin ausgezeichnet. (Mittwoch, 31. Oktober, 18.15 Uhr)
Im Gleichgewicht (L’equilibrio) von Vincenzo Marra ist der nüchternste und auch ernüchterndste Film der Reihe. Nach einer Glaubenskrise wird der Priester Don Giuseppe in eine Gemeinde seiner Heimat Kampanien versetzt, die fest in der Hand der organisierten Kriminalität ist. Während sein Vorgänger Don Antonio bereit war, Kompromisse einzugehen, um die Bevölkerung zu schützen, will Giuseppe den Kampf gegen die Mafia aufnehmen… Regisseur Vincenzo Marra hat vor Drehbeginn ein Jahr lang Priester interviewt und bei ihrer Arbeit begleitet. Diese Erfahrungen gab er bei den ausführlichen Proben an seine Schauspieler weiter und verzichtete dafür auf ein festes Drehbuch. (Dienstag, 30. Oktober, 18.15 Uhr)
Alle Filme des Festivals werden im italienischen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt.