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carl rottmann und die landschaft


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preisverleihung der nymphenburger kunstpreise
für malerei und plastik 1997

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carl rottmann und die landschaft

besprechung





Die Frage nach dem Verhältnis von Natur und Geschichte beschäftigte über die Jahrhunderte nicht nur Philosophen und Dichter, sondern auch die bildenden Künstler. Joseph Anton Koch, Caspar David Friedrich und Carl Rottmann machten dieses Problem zu einem ihrer zentralen Themen.
Diese drei Maler, ein Deutschrömer, ein Romantiker und Carl Rottmann setzten sich in sehr unterschiedlicher Weise damit auseinander. J.A. Koch mit seinem Bild „Heroische Landschaft mit Regenbogen“ von 1815 vertritt die Idee einer Einheit von Naturgeschichte und menschlicher Geschichte. C.D. Friedrich stellte in seinen Landschaftsbildern eine Natur, die den gleichen Gesetzen wie der Geburt, des Wachsens und des Vergehens, wie eben die menschliche Geschichte auch, unterworfen sind, dar. C. Rottmann dagegen verstand die Natur als eine zerstörerische Kraft, die die Schöpfungen der menschlichen Geschichte vernichtet.

Das Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart wird in seinen Bildern verschiedenartig gedeutet. So steht beim Italienzyklus noch die Vergangenheit unveränderlich und in verklärendem Licht, die Gegenwart als lebendiges und sich veränderndes Reich.
Später dagegen, bei seinem Griechenlandzyklus befindet sich die menschliche Zivilisation der Vergangenheit ebenso wie der Gegenwart im Prozeß des Verfalls.
Auf diese resignative Haltung Rottmanns dem Verlauf der Geschichte gegenüber läßt sich aus der Diskrepanz zwischen idealisiertem Griechenlandbild der deutschen Klassik und den eigenen Erlebnissen, in dem durch den Freiheitskampf zerstörten Griechenland, schließen.

In seiner letzten Schaffensperiode wird der historische Gehalt immer mehr in den Bereich des Assoziativen verlagert. Sein Interesse richtet sich immer stärker auf das Kosmische. In der Darstellungsweise kommt dies zum Ausdruck, indem das Bild den kosmischen Energien überlassen wird und die Motive bis zum nicht Erkennbaren zurücktreten.
Ab den 40-er Jahren erreicht Rottmann durch die Stilisierung der Lichteffekte eine Steigerung der Farbigkeit. In dieser Zeit wurden Bilder mit dramatischen Darstellungen der Naturatmosphäre, unter anderem das „Schlachtfeld von Marathon“ von1849, gemalt. In diesem Werk wird der Blick der BetrachterInnen von der Erde auf den Himmel mit seinem Wolkenkampf geführt. Hier verläßt Rottman den Ort der menschlichen Geschichte und betritt das Reich der Zeitlosigkeit.

Krisztina Viszmeg

preisverleihung verleihung der nymphenburger kunstpreise für malerei und plastik 1997



Dem Ziel der Erwin-von-Kreibig Stiftung folgend, werden alljährlich Werke zeitgenössischer Münchner Künstler im Museum in Nymphenburg vorgestellt.
Am vergangenen Sonntag wurden die beiden Künstler, deren Werke bei der letzten Nymphenburger Kunstausstellung als Jahressieger hervorgegangen waren, feierlich mit den auf 3.000 DM dotierten Preisen ausgezeichnet:
Die glücklichen Sieger waren Giuseppe Troia, der den Preis der Erwin-von-Kreibig Stiftung für Malerei erhielt, und Alix Stadtbäumer, die mit dem Marie-Luise Lentz Preis für Plastik geehrt wurde.

Im Gegensatz zu seiner früheren Werkphase, für die Prof. Petzet den Vergleich mit Jackson Pollocks "Farbwürfen" als angebracht bezeichnet hatte, hat Troia in dem prämierten Werk einen beruhigteren Stil gefunden. Das im letzten Jahr ausgezeichnete Gemälde quadratischen Formats variiert das aus früheren Werken bekannte Motiv großer, auf Leinen wehender Tücher. In der neuen Version zeigt sich eine Reduktion dieses Motivs durch drei auf Taschentuchformat geschrumpfte Tücher, die vor dem Ausschnitt einer orangeroten Mauer im Wind flattern. Das in sattem Grün angegebende Gras, das mit kräftig in die Bildtiefe peitschendem Pinselstrich die untere Bildhälfte füllt, vermittelt über den komplementären Kontrast den Eindruck eines geradezu “magischen Realismus”, wie Prof. Petzet feststellte.

Ebenfalls Bäume bestimmen das prämierte Werk Alix Stadtbäumers: In Gummikautschuk gegossen, stehen zwei Bäume im Ausstellungsraum. Stämme sind es eigentlich nur, da die Äste gleich nach der Gabelung abgeschnitten sind. Die Rinde, die die Baumstämme um die Schnittstellen herum überzieht, ist aus langen Gummiwürsten gebildet, die in vertikalen Rinnsalen den Stamm überziehen und quasi die Wortbedeutung “Kautschuk”, “tränender Baum”, nachempfinden.

Vor und nach der Preisverleihung war - wie bei allen Veranstaltungen im Kreibig-Museum - Gelegenheit, die ausgestellten Werke des Münchner Malers Erwin von Kreibig (1904-1961) zu bewundern.
Den Reiz eigentlich aller Festivitäten im Kreibig-Museum macht die Mischung aus dem stimulierenden Zusammentreffen mit Nymphenburger Künstlern, der glücklichen Ausstellungsbedingung in dem modernisierten Effner-Gebäude und so stimmungvollen Einzelheiten wie der Klaviermusik, die aus dem Souterrain erklingt und den Teelichter aus, die beim Hinausgehen den Weg zum nächtlich liegenden Nymphenburger Schloß leuchten.

Angelika Vorster

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