Mit Filmkunst überwintern |
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Atemberaubend, unvergessen, wiederzusehen am 16.1. im Kino: Sanshô dayû von Kenji Mizoguchi |
Von Dunja Bialas
In Andenken an den einjährigen Todestag des Göttinger Filmverleihers Walter Kirchner zeigt das Münchner Theatiner-Kino bis Anfang März jeden Sonntag in der Matinee um 11:00 Uhr einen Meilenstein-Film aus dem bahnbrechenden Repertoire der Neuen Filmkunst Walter Kirchner, seinem Verleih, der deutsche Kinogeschichte schrieb.
1953 gründete Kirchner den Filmverleih. Mit ihm holte er die Hauptwerke der französischen Nouvelle Vague nach Deutschland und sorgte dafür, das Buster Keaton, Sergej M. Eisenstein, Dziga Vertov, Ernst Lubitsch und Alfred Hitchcock hierzulande keine Unbekannten blieben. Die Filme der Weimarer Republik gehörten ebenso in das »Filmkunst«-Programm wie die der europäischen Autoren Michelangelo Antonioni, Ingmar Bergmann, Luis Bunuel oder Federico Fellini.
Das Theatiner-Kino in München wurde 1957 sein verleiheigenes Kino (die korrekte Bezeichnung des »Theatiners« ist »Theatiner Filmkunst« und deshalb auch die »Theatiner«). Herausragend für den Filmkunst-Verleih ist nicht nur sein Programm, das sich rückblickend wie ein Kanon zur Kinogeschichte liest, sondern auch die Sorgfalt, die er seinen Filmen insgesamt zukommen ließ. Für jeden seiner Filme ließ er ein Plakat gestalten, von Grafikern wie Hans Hillmann oder Isolde Baumgart, von denen ein Teil immer noch das Eingangsfoyer des Theatiner-Kinos schmückt, und er gab für sein Kinoprogramm ein Heft heraus, in denen Kritiker wie Frieda Grafe oder Enno Patalas schrieben.
Seit 1976 ist die »Theatiner« nun in den Händen von Marlies Kirchner und – wie die Münchner wissen – immer noch der Ort, um gute internationale Filmkunst im Original mit Untertiteln zu sehen.
In vierzehn Filmen kann man sich jetzt einen Winter lang davon überzeugen, was bahnbrechende Verleihtätigkeit und Kino-Pionierarbeit eigentlich heißt. Und natürlich den einen oder anderen Liebling aus der Kinogeschichte wiedersehen. Aber bitte nicht nostalgisch zu werden, angesichts der guten, alten Kinozeit.
Sonntag, 19.12. · Vera Chytilová: Sedmikrásky (Tausendschönchen)
Tschechoslowakei 1966 · Regie: Vera Chytilová. Buch: Vera Chytilová, Ester Krumbachová, Pavel Jurácek. Mit Ivana Karbanová, Jitka Cerhová, Marie Cesková. 74 Minuten. Tschechische Originalfassung mit deutschen Untertiteln.
Sonntag, 26.12. · Alexander Mackendrick: Ladykillers
England 1955 · Regie: Alexander Mackendrick. Buch: William Rose, Jimmy O’Connor. Mit Peter Sellers, Alec Guiness, Cecil Parker, Herbert Lom, Danny Green. 91 Minuten. Deutsche Fassung.
Sonntag, 2.1.2011 · Luis Bunuel: Die Milchstrasse (La Voie Lactée)
Frankreich/Italien/BRD 1969. · Regie: Luis Bunuel. Buch: Luis Bunuel, Jean-Claude Carrière. Mit Paul Frankeur, Laurent Terzieff, Alain Cuny, Edith Scob. 101 Minuten. Deutsche Fassung.
Sonntag, 9.1. · Michelangelo Antonioni: La notte (Die Nacht)
Italien/Frankreich 1961 · Regie: Michelangelo Antonioni. Buch: Michelangelo Antonioni, Ennio Flaiano, Tonino Guerra. Mit Marcello Mastroianni, Jeanne Moreau, Monica Vitti, Bernhard Wicki. 115 Minuten. Deutsche Fassung.
Sonntag, 16.1. · Kenji Mizoguchi: Sanshô dayû
Japan 1954 · Regie: Kenji Mizoguchi. Buch: Kenji Mizoguchi, Ogai Mori, Fuji Yahiro, Yoshikata Yoda. Mit Kinuyo Tanaka, Yoshiaki Hanayagi, Kyôko Kagawa, Eitarô Shindô. 124 Minuten. Japanische Originalfassung mit deutschen Untertiteln.
Filmbeginn jeweils 11:00 Uhr in der Theatiner Filmkunst, Theatinerstr. 32.Mehr Informationen unter Tel. 089 / 22 31 83 und www.theatiner-film.de