16.12.2010

Mit Filmkunst über­win­tern

Kenji Mizoguchi: SANSHÔ DAYÛ
Atemberaubend, unvergessen, wiederzusehen am 16.1. im Kino: Sanshô dayû von Kenji Mizoguchi

Von Dunja Bialas

Vierzehn Film aus dem hoch­karä­tigen »Filmkunst«-Verleih­pro­gramm sind bis März im Münchner Theatiner-Kino zu sehen

In Andenken an den einjäh­rigen Todestag des Göttinger Film­ver­lei­hers Walter Kirchner zeigt das Münchner Theatiner-Kino bis Anfang März jeden Sonntag in der Matinee um 11:00 Uhr einen Meilen­stein-Film aus dem bahn­bre­chenden Reper­toire der Neuen Filmkunst Walter Kirchner, seinem Verleih, der deutsche Kino­ge­schichte schrieb.

1953 gründete Kirchner den Film­ver­leih. Mit ihm holte er die Haupt­werke der fran­zö­si­schen Nouvelle Vague nach Deutsch­land und sorgte dafür, das Buster Keaton, Sergej M. Eisen­stein, Dziga Vertov, Ernst Lubitsch und Alfred Hitchcock hier­zu­lande keine Unbe­kannten blieben. Die Filme der Weimarer Republik gehörten ebenso in das »Filmkunst«-Programm wie die der europäi­schen Autoren Michel­an­gelo Antonioni, Ingmar Bergmann, Luis Bunuel oder Federico Fellini.

Das Theatiner-Kino in München wurde 1957 sein verlei­h­ei­genes Kino (die korrekte Bezeich­nung des »Thea­ti­ners« ist »Theatiner Filmkunst« und deshalb auch die »Theatiner«). Heraus­ra­gend für den Filmkunst-Verleih ist nicht nur sein Programm, das sich rück­bli­ckend wie ein Kanon zur Kino­ge­schichte liest, sondern auch die Sorgfalt, die er seinen Filmen insgesamt zukommen ließ. Für jeden seiner Filme ließ er ein Plakat gestalten, von Grafikern wie Hans Hillmann oder Isolde Baumgart, von denen ein Teil immer noch das Eingangs­foyer des Theatiner-Kinos schmückt, und er gab für sein Kino­pro­gramm ein Heft heraus, in denen Kritiker wie Frieda Grafe oder Enno Patalas schrieben.

Seit 1976 ist die »Theatiner« nun in den Händen von Marlies Kirchner und – wie die Münchner wissen – immer noch der Ort, um gute inter­na­tio­nale Filmkunst im Original mit Unter­ti­teln zu sehen.

In vierzehn Filmen kann man sich jetzt einen Winter lang davon über­zeugen, was bahn­bre­chende Verleih­tä­tig­keit und Kino-Pionier­ar­beit eigent­lich heißt. Und natürlich den einen oder anderen Liebling aus der Kino­ge­schichte wieder­sehen. Aber bitte nicht nost­al­gisch zu werden, ange­sichts der guten, alten Kinozeit.

Das Programm bis Mitte Januar im Überblick:

Sonntag, 19.12. · Vera Chytilová: Sedmi­krásky (Tausend­schön­chen)
Tsche­cho­slo­wakei 1966 · Regie: Vera Chytilová. Buch: Vera Chytilová, Ester Krum­ba­chová, Pavel Jurácek. Mit Ivana Karbanová, Jitka Cerhová, Marie Cesková. 74 Minuten. Tsche­chi­sche Origi­nal­fas­sung mit deutschen Unter­ti­teln.

Sonntag, 26.12. · Alexander Macken­d­rick: Lady­kil­lers
England 1955 · Regie: Alexander Macken­d­rick. Buch: William Rose, Jimmy O’Connor. Mit Peter Sellers, Alec Guiness, Cecil Parker, Herbert Lom, Danny Green. 91 Minuten. Deutsche Fassung.

Sonntag, 2.1.2011 · Luis Bunuel: Die Milch­strasse (La Voie Lactée)
Frank­reich/Italien/BRD 1969. · Regie: Luis Bunuel. Buch: Luis Bunuel, Jean-Claude Carrière. Mit Paul Frankeur, Laurent Terzieff, Alain Cuny, Edith Scob. 101 Minuten. Deutsche Fassung.

Sonntag, 9.1. · Michel­an­gelo Antonioni: La notte (Die Nacht)
Italien/Frank­reich 1961 · Regie: Michel­an­gelo Antonioni. Buch: Michel­an­gelo Antonioni, Ennio Flaiano, Tonino Guerra. Mit Marcello Mastroi­anni, Jeanne Moreau, Monica Vitti, Bernhard Wicki. 115 Minuten. Deutsche Fassung.

Sonntag, 16.1. · Kenji Mizoguchi: Sanshô dayû
Japan 1954 · Regie: Kenji Mizoguchi. Buch: Kenji Mizoguchi, Ogai Mori, Fuji Yahiro, Yoshikata Yoda. Mit Kinuyo Tanaka, Yoshiaki Hanayagi, Kyôko Kagawa, Eitarô Shindô. 124 Minuten. Japa­ni­sche Origi­nal­fas­sung mit deutschen Unter­ti­teln.

Film­be­ginn jeweils 11:00 Uhr in der Theatiner Filmkunst, Thea­ti­nerstr. 32.Mehr Infor­ma­tionen unter Tel. 089 / 22 31 83 und www.theatiner-film.de