Nieder mit der Mauer! |
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Orangen für alle! (Jaffa – The Orange’s Clockwork) Der neue Film von Eyal Sivan |
Von Dunja Bialas
Sie ist schwer zu begreifen, die Welt. Während vor über zwanzig Jahren der Mauerfall in Berlin bejubelt wurde und die Welt seitdem aus dem starren Ost-West-Denken befreit wurde, wurden woanders Mauern hochgezogen. Konkrete Mauern, mit Stacheldraht und Grenzpatrouillen. Wie in Mexiko, wo sich die nördliche Hemisphäre gegen die Wirtschaftsflüchtlinge aus dem ärmeren Süden verbarrikadiert. Wie bald in Zypern, wo die aus Asien ankommenden Flüchtlinge gestoppt werden sollen. Und wie im Grenzgebiet Israel-Palästina, wo eine Mauer Menschen gefangen hält, um ihnen zu signalisieren, dass sie auf umstrittenem Territorium nur geduldet, aber keineswegs willkommen oder gar zu Hause sind.
Kultur ist eigentlich seit jeher wie geschaffen dazu, jenseits politischer Grenzziehungen für Aufklärung zu sorgen und einen Dialog zu eröffnen. Filme erzählen von persönlichen Schicksalen, berühren durch individuelle Geschichten, können Wahrheiten offenbaren, die sonst nicht erhört würden. Die israelisch-palästinensischen Filmtage sind in München seit drei Jahren eine feste Institution, in einer Stadt, in der die jüdische (und durchaus israeltreue) Gemeinde gut verankert ist, und wo gleichzeitg viele Palästinenser im Exil leben.
Ulla Weßler, die Initiatorin der israelisch-palästinensischen Filmwoche, hat den Filmen dieses Jahr das Motto überschrieben: »Brücken bauen – Mauern überwinden«. Wie hoffnungsvoll das Motto ist, zeigte sich in der Vorbereitung der Filmwoche: »Wir wollten ursprünglich drei Filmen aus dem Programm des fertiggestellten Cinema Jenin drei Filme aus einem Kino in Haifa, Tel Aviv oder Jerusalem gegenüberstellen und mit drei bis vier Filmen unserer Wahl kombinieren. Diese Idee scheiterte an den verhärteten politischen Fronten, die auch den kulturellen Austausch immer wieder behindern«, so Weßler. Sie setzt daher stark auf das begleitende Podiumsgespräch »Kino zwischen Frieden und Widerstand«, um den Dialog jenseits der Leinwand in Gang zu bringen, mit hochkarätigen Teilnehmern wie Marcus Vetter, Initiator des Projektes Cinema Jenin, Fakhri Hamad, Projektmanager von Cinema Jenin vor Ort, und Irit Neidhardt, Betreiberin des auf Nah-Ost-Filme spezialisierten mec-Filmverleihs (Sonntag im Vortragssaal der Bibliothek im Gasteig, 23.01., 17:00 Uhr).
Im zwar von der ursprünglichen Idee abweichenden, aber dennoch hochinteressanten Filmprogramm finden sich u.a. Jaffa – The Orange’s Clockwork, das neue Werk von Eyal Sivan, The Time that Remains von Elia Suleiman, und der sehenswerte HFF-Abschlussfilm von David Vogel, Shalom Chaverim, Shalom Shalom über die junge Generation in Israel, die sich mittels Theaterproben dem Konflikt annähert.