31.01.2013

Trau keinem über 30

Der Nachwuchs erklimmt die Treppen
Immer schön auf dem roten
Teppich bleiben:
Der Nachwuchs erklimmt die Treppen

Flimmern & Rauschen, das Jugendfilmfest an der Isar, wird 30 Jahre alt (31.-01.02.2013, Muffathalle München)

Von Dunja Bialas

Trau keinem über 30 – so heißt ein Sponti-Spruch, der in den 60er Jahren aufkam, um sich von der älteren, besser­wis­senden Gene­ra­tion abzu­grenzen. Dem Nachwuchs eine Chance!, heißt es dann als Reaktion wohl­wol­lend von den Altvor­deren, und so pendelt sich das Gleich­ge­wicht zwischen den Gene­ra­tionen dann wieder ein.

Ein ähnliches Gleich­ge­wicht zwischen alt und jung, zwischen Erfahrung und Erprobung, hat das »älteste Jugend­film­fes­tival« Deutsch­lands: »Flimmern & Rauschen« findet seit nunmehr dreißig Jahren in München statt. Hier werden keine »Jugend- und Kinder­filme« von etablierten Filme­ma­chern gezeigt, das Besondere bei »Flimmern & Rauschen« vielmehr ist: Hier zeigt der Nachwuchs selbst gedrehte Filme, die sich an ein junges Publikum richten. Nachwuchs wird dabei bei dem zweitägigen Festival, das vom auf Jugend- und Medi­en­ar­beit spezia­li­sierten Medi­en­zen­trum veran­staltet wird, tatsäch­lich groß­ge­schrieben: Die jüngsten Filme­ma­cher sind erst zwei oder drei Jahre alt, gehen in eine Krippe und haben (in pädago­gi­scher Absicht in Sachen Medi­en­kom­pe­tenz?) einen ersten Film gedreht. Die gefräßige Raupe heißt zum Beispiel der Film aus dem Neuhau­sener »Bienen­club«, eine Verfil­mung der Kinder­buch-Ever­greens »Die kleine Raupe Nimmer­satt«, in lustigem Stop-Motion und kind­ge­rechter Knet-Animation. (Zu sehen im Vorschul- und Grund­schul­pro­gramm mit Kurz­filmen aus Kitas und Grund­schulen, am Freitag ab 9:00 Uhr, Anmeldung unter 089/1266530)

Das eigent­liche Publi­kums­pro­gramm aber wird vom »mündigen« filmi­schen Nachwuchs ab 20 Jahren bestritten, oft angehende Filme­ma­cher der HFF, die die zwei Tage am vorbei­rau­schenden Münchner Isarkanal nutzen, um sich unter­ein­ander zu treffen, die Arbeiten der anderen zu sehen und mitein­ander intensiv zu disku­tieren. Dabei gibt es auch Preise zu gewinnen, insgesamt fünf Preise des Stadt­ju­gend­amts München, einen eigenen Kinder­film­preis und einen Publi­kums­preis. In der dies­jäh­rigen Jury sitzen die »alten Film-Hasen« Andrea Engl vom Münchner Kultur­re­ferat, Micol Krause, die beim Münchner Doku­men­tar­film­fes­tival die Jugend­sek­tion Dok.education leitet, und Diana Iljine, Leiterin des großen Filmfest München.

Trau keinem über 30: Maximal 27 Jahre alt dürfen die Filme­ma­cher sein, die sich auf »Flimmern & Rauschen« präsen­tieren, und sie richten sich mit ihren Filmen an ein ebenso junges, aber auch genügend neugie­riges älteres Publikum. Auftakt ist am Donnerstag Abend mit dem irrwit­zigen Film Welcome to Bavaria von M. Kossmehl, in dem in schönster Idylle ein Grenz­be­amter Ausschau nach Flücht­lingen hält, die er nicht ins Land lassen darf. Weiter geht es im Programm mit Filmen nicht von einzelnen Filme­ma­chern, sondern von jungen Filmteams um die 25 Jahre. Ein wichtiges Signal des Festivals: Filme macht man nicht allein, Filme macht man gemeinsam im Team. (Do., 20:00 Uhr)

Wer jung ist, will nicht früh schlafen gehen. Deshalb bietet »Flimmern & Rauschen« am Donnerstag ein Nacht­pro­gramm, u.a. mit dem mittel­langen Doku­men­tar­film Kiki und die starken Männer von Nikla Nau und Maria Hufnagel über einen, der sich auf einen Mixed-Martial-Arts-Wettkampf vorbe­reitet, und kurzen Expe­ri­mental- und Spiel­filmen, die einen gewissen nächt­li­chen Grusel ins Programm tragen, mit ihren Titeln wie Nightmare oder Wieder­fleisch­wer­dung. (Do., 22:00 Uhr)

Am Freitag gibt es dann noch vier weitere Programme zu sehen, bis es um 20:00 Uhr heißt: Preis­ver­lei­hung! Um 21:00 Uhr werden dann die sieben Preis­trä­ger­filme gezeigt, als konden­siertes Highlight der Nachwuchs-Schau. Über­ra­schungen, Unter­hal­tung und gute Laune ist bei diesem Jugend­pro­gramm garan­tiert.

Flimmern & Rauschen. 31.01. und 01.02.2013 in der Muff­at­halle München, Zellstr. 4. Festi­val­pass 7,50 Euro, Ein- und Auslass non-stop. Eine Veran­stal­tung der Filmstadt München e.V. Mehr Infor­ma­tionen und das voll­s­tän­dige Programm gibt es hier.