Trau keinem über 30 |
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Immer schön auf dem roten Teppich bleiben: Der Nachwuchs erklimmt die Treppen |
Von Dunja Bialas
Trau keinem über 30 – so heißt ein Sponti-Spruch, der in den 60er Jahren aufkam, um sich von der älteren, besserwissenden Generation abzugrenzen. Dem Nachwuchs eine Chance!, heißt es dann als Reaktion wohlwollend von den Altvorderen, und so pendelt sich das Gleichgewicht zwischen den Generationen dann wieder ein.
Ein ähnliches Gleichgewicht zwischen alt und jung, zwischen Erfahrung und Erprobung, hat das »älteste Jugendfilmfestival« Deutschlands: »Flimmern & Rauschen« findet seit nunmehr dreißig Jahren in München statt. Hier werden keine »Jugend- und Kinderfilme« von etablierten Filmemachern gezeigt, das Besondere bei »Flimmern & Rauschen« vielmehr ist: Hier zeigt der Nachwuchs selbst gedrehte Filme, die sich an ein junges Publikum richten. Nachwuchs wird dabei bei dem zweitägigen Festival, das vom auf Jugend- und Medienarbeit spezialisierten Medienzentrum veranstaltet wird, tatsächlich großgeschrieben: Die jüngsten Filmemacher sind erst zwei oder drei Jahre alt, gehen in eine Krippe und haben (in pädagogischer Absicht in Sachen Medienkompetenz?) einen ersten Film gedreht. Die gefräßige Raupe heißt zum Beispiel der Film aus dem Neuhausener »Bienenclub«, eine Verfilmung der Kinderbuch-Evergreens »Die kleine Raupe Nimmersatt«, in lustigem Stop-Motion und kindgerechter Knet-Animation. (Zu sehen im Vorschul- und Grundschulprogramm mit Kurzfilmen aus Kitas und Grundschulen, am Freitag ab 9:00 Uhr, Anmeldung unter 089/1266530)
Das eigentliche Publikumsprogramm aber wird vom »mündigen« filmischen Nachwuchs ab 20 Jahren bestritten, oft angehende Filmemacher der HFF, die die zwei Tage am vorbeirauschenden Münchner Isarkanal nutzen, um sich untereinander zu treffen, die Arbeiten der anderen zu sehen und miteinander intensiv zu diskutieren. Dabei gibt es auch Preise zu gewinnen, insgesamt fünf Preise des Stadtjugendamts München, einen eigenen Kinderfilmpreis und einen Publikumspreis. In der diesjährigen Jury sitzen die »alten Film-Hasen« Andrea Engl vom Münchner Kulturreferat, Micol Krause, die beim Münchner Dokumentarfilmfestival die Jugendsektion Dok.education leitet, und Diana Iljine, Leiterin des großen Filmfest München.
Trau keinem über 30: Maximal 27 Jahre alt dürfen die Filmemacher sein, die sich auf »Flimmern & Rauschen« präsentieren, und sie richten sich mit ihren Filmen an ein ebenso junges, aber auch genügend neugieriges älteres Publikum. Auftakt ist am Donnerstag Abend mit dem irrwitzigen Film Welcome to Bavaria von M. Kossmehl, in dem in schönster Idylle ein Grenzbeamter Ausschau nach Flüchtlingen hält, die er nicht ins Land lassen darf. Weiter geht es im Programm mit Filmen nicht von einzelnen Filmemachern, sondern von jungen Filmteams um die 25 Jahre. Ein wichtiges Signal des Festivals: Filme macht man nicht allein, Filme macht man gemeinsam im Team. (Do., 20:00 Uhr)
Wer jung ist, will nicht früh schlafen gehen. Deshalb bietet »Flimmern & Rauschen« am Donnerstag ein Nachtprogramm, u.a. mit dem mittellangen Dokumentarfilm Kiki und die starken Männer von Nikla Nau und Maria Hufnagel über einen, der sich auf einen Mixed-Martial-Arts-Wettkampf vorbereitet, und kurzen Experimental- und Spielfilmen, die einen gewissen nächtlichen Grusel ins Programm tragen, mit ihren Titeln wie Nightmare oder Wiederfleischwerdung. (Do., 22:00 Uhr)
Am Freitag gibt es dann noch vier weitere Programme zu sehen, bis es um 20:00 Uhr heißt: Preisverleihung! Um 21:00 Uhr werden dann die sieben Preisträgerfilme gezeigt, als kondensiertes Highlight der Nachwuchs-Schau. Überraschungen, Unterhaltung und gute Laune ist bei diesem Jugendprogramm garantiert.
Flimmern & Rauschen. 31.01. und 01.02.2013 in der Muffathalle München, Zellstr. 4. Festivalpass 7,50 Euro, Ein- und Auslass non-stop. Eine Veranstaltung der Filmstadt München e.V. Mehr Informationen und das vollständige Programm gibt es hier.