Filme für die Zukunft |
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Schwerpunktthema »Flüchtlingsschicksale« – Tonka-Films Beitrag Like In Afrika |
Von Axel Timo Purr
Gut, wir sind nicht in Dänemark, wo ein Viertel des Jahresbudgets der dänischen Filmbranche in Kinderfilme investiert wird – mit entsprechenden Auswirkungen: die Kopenhagener Filmothek wird auch von Kindern unter sieben Jahren gut besucht; es werden regelmäßig für Schulen reservierte Vorführungen gezeigt, die so ziemlich alle Altersgruppen abdecken und auch die aktive Seite wird gefördert: es gibt ein mobiles Filmstudio, das auf Anfrage angereist kommt und selbstverständlich auch ein festes Studio, in dem die kommenden Generationen dänischer Filmemacher sozialisiert werden. Kurzum: Filmförderung vom Feinsten.
Aber wir sind immerhin in München, wo sich seit über 30 Jahren ebenfalls Gedanken darüber gemacht wird, wie man filmische Nachwuchsarbeit leisten könnte und mit dem 1982 gegründeten Jugendfilmfestival »flimmen & rauschen« ein respektables Forum für diesen Zweck geschaffen hat.
Auch dieses Jahr findet das in Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendamt, der Filmstadt München und dem Kulturreferat vom Medienzentrum München des JFF durchgeführte Festival wie jedes Jahr Anfang Februar in der Muffathalle statt. Gezeigt wird an zwei Tagen eine Auswahl von ca. 60 Filmen auf Großleinwand. Teilnehmen konnten Jugendliche und junge Erwachsene aus München, die unter 27 Jahre sind. Eine Vorjury musste aus einem Pool von 100 Arbeiten auswählen, deren Themen einen faszinierenden gesellschaftlichen Querschnitt abbilden; allerdings mit einem im Vorfeld ausgelobten, besonderen Fokus auf Flüchtlinge und Flüchtlingsschicksale. Daneben werden Themen wie erste Liebe, Freundschaft, Verlust, interkulturelle Begegnungen aufgegriffen und filmisch verhandelt.
Eröffnet wird das Festival am 11. Februar um 14.00 Uhr mit dem Film Das tödliche Netz. Ein klassischer Krimi, der mit Unterstützung eines professionellen Regisseurs entstand und von Schülern der Anno-Braun-Schule umgesetzt wurde. Weitere Filme im Eröffnungsprogramm sind der Dokumentarfilm Bridgebeat, der ein multikulturelles Musikprojekt mit Sinti und Roma Musikern im Münchner Hasenbergl porträtiert sowie eine Dokumentation der jüdischen Bar Mizwa Zeremonie von Jugendlichen der Europäischen Janusz Korczak Akademie. Außerdem im Eröffnungsprogramm ist der Dokumentarfilm Pryvit Kiev, der eine Reise Münchner Jugendliche nach Kiew dokumentiert, die sich auf die Spuren ehemaliger Zwangsarbeiter gemacht und diese interviewt haben.
Das Abendprogramm, das bis Mitternacht geht, zeigt eine Fülle unterschiedlicher Erstlingswerke junger Filmemacherinnen und Filmemacher, die alle Genres vom Spielfilm über den Dokumentarfilm bis zum Experimentalfilm umfasst. Das Schulklassenprogramm am Donnerstag Vormittag versammelt die gelungensten und interessantesten Filmproduktionen aus Münchner Kindertagesstätten und Schulen. Die jüngsten Filmgruppen sind gerade mal 3 Jahre alt und stammen aus der Evangelischen Kindertagesstätte Neuhausen. Mit ihren Trickfilmen zeigen sie, wieviel Spaß bereits die Kleinsten dank neuester Tricktechnik mit iPad und Stopmotion Apps beim Filmemachen haben.
Doch auch die professionelle Liga ist auf dem Jugendfilmfest vertreten. Mit Filmen aus den Münchner Medien- und Filmhochschulen wird das Festival vor allem in den Abendstunden bereichert. Angefangen von Jenseits von Worten des jungen Münchner Filmemachers Oscar Lauterbach, der die Geschichte eines jungen gehörlosen Mannes und einer blinden jungen Frau erzählt, bis hin zu Verlängertes Wochenende von Julius Grimm, der bereits mehrfach bei „flimmern & rauschen“ ausgezeichnet wurde, werden Filme von jungen Nachwuchsregisseurinnen und –regisseuren gezeigt, die auf dem Weg sind, aus ihrer Leidenschaft zum Film einen Beruf zu machen.
Da die beteiligten Filmgruppen allerdings sehr unterschiedliche Voraussetzungen sowohl hinsichtlich des Alters als auch in Bezug auf Vorkenntnisse mitbringen, arbeitet »flimmern & rauschen« erstmals mit Alters-Kategorien, um den Einreichungen besser gerecht zu werden. Insgesamt gibt es vier dieser Kategorien sowie eine Ausbildungskategorie. Die Kategorie K umfasst alle Filme von Kindern im Alter von 3 bis 11 Jahren. Die Kategorie A ist für Filme von Jugendlichen von
12 bis 16 Jahren, die Kategorie B für Filme von Jugendlichen von 17 und 21 Jahren und schließlich die Kategorie C für Filme von jungen Erwachsenen von 22 bis 26 Jahren. Die Ausbildungskategorie (MH) berücksichtigt die Filme von Studierenden an Medienhochschulen. Mit dieser Einteilung soll den Produktionen auch bei der Preisvergabe besser begegnet werden.
Die neuen Kategorien sind auch bei der Programmgestaltung mit einbezogen worden. So gibt es im
Schulklassenprogramm am Donnerstagvormittag in erster Linie Filme aus der Kategorie K und A. Im Abendprogramm werden hingegen vor allem Filme von und für Ältere präsentiert.
Der Höhepunkt des Festivals ist die Preisverleihung am Donnerstagabend um 20 Uhr. Unter der Jury-Leitung von Thomas Kupser (MZM des JFF) entscheiden Philipp Budweg (Produzent), Birgit Irrgang (Medienstelle Augsburg), Mariko Minoguchi (Filmemacherin), Klaus Schwarzer (Stadtjugendamt/ pomki.de) und Katharina Vollmuth (Filmfest München) über fünf gleichwertige Jugendfilmpreise, einen Kinderfilmpreis sowie einen Preis zum Sonderthema Flüchtlinge. Natürlich gibt es wie auf jedem Filmfestival auch einen Publikumspreis. Insgesamt sind Preise im Wert von 4.000,- € ausgelobt.
Ab 21 Uhr werden die Filme aller Preisträger dann noch einmal zu sehen sein – und dürften einen guten Überblick über die Münchner Filmlandschaft von morgen geben.
Flimmern & Rauschen. 11./12. Februar 2015 in der Muffathalle München, Zellstr. 4. Festivalticket 6 Euro.