Paradiesische Verhältnisse |
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Szene aus Fremde Nähe von Anne M. Hilliges |
Von Axel Timo Purr
Nur gut, dass wir nicht in der Ukraine leben. Nein, nicht wegen der zunehmenden Verarmung weiter Bevölkerungsteile durch eine kriegsgeschwächte Wirtschaft und politisch korrupte Strukturen. Nein, weil wir hier hauptsächlich um das Thema Film kreisen, geht es natürlich um Filmförderung. Letztes Jahr musste die »Ukraine National Film Agency« ihr Budget wegen des Konfliktes mit Russland derartig drastisch kürzen, dass nicht einmal The Tribe- Regisseur Miroslav Slaboshpytskiys neuestes Projekt Luxembourg, das nach Vorablob mit reichlich Förderung bedacht werden sollte, mehr etwas abbekam. Die Situation war derartig verzweifelt, dass kurzfristig sogar daran gedacht wurde, eine Extra-Steuer für das Vorführen von ausländischen Filmen zu erheben, um damit das verlorene Budget wieder auszugleichen.
Gut also, dass wir in München leben und auf die Fördergelder dieses fast unvergleichlichen wirtschaftlichen Speckgürtels zurückgreifen können. Ein Gürtel, der so fett ist, dass nun schon zum 33. Mal ein wirklich außergewöhnliches Nachwuchsfilmfestival stattfinden kann. Mit einer Auswahl der besten Filme von jungen Filmemacherinnen und Filmemachern aus München bietet flimmern&rauschen jahraus jahrein einen faszinierenden Einblick in das kreative Schaffen der jungen Filmszene dieser Stadt.
Zusammengestellt wurde das Programm auch dieses Jahr vom Medienzentrum München des JFF, das dieses Nachwuchsfestival in Kooperation mit dem Stadtjugendamt München, dem Kulturreferat und der Filmstadt München organisiert und durchführt. Erstmals findet flimmern&rauschen allerdings an drei und nicht wie bislang an zwei Tagen in der Muffathalle in München statt.
Das Festival beginnt am Mittwoch den 24. Februar um 19.00 Uhr und endet mit der Preisverleihung am Freitagabend. Dazwischen gibt es mehr als 25 Stunden Programm mit 77 Filmen von jungen Filmemacherinnen und Filmemachern aus München. Junge Filmgruppen präsentieren ihre aktuellen und ambitionierten Projekte und bewerben sich um die Jugendfilmpreise der Landeshauptstadt München im Gesamtwert von 4.000 Euro.
Eröffnet wird das Festival mit dem Film Ich bin Julia, einem Spielfilm der freien Theater- und Filmgruppe des Albert-Einstein Gymnasiums und dem Filmessay Mein geliebtes Land der jungen Filmemacherin Eunice Tulia Binti Mabuka, die die Probleme ihres Landes Kongo in einem eindringlichen Kurzfilm beschreibt. Weitere Filme im Eröffnungsprogramm sind der Dokumentarfilm Vertreibung aus der Heimat, in dem Tristan Teitter die Erlebnisse seiner Großmutter nach dem 2. Weltkrieg filmisch festhält sowie die Experimentalfilme Armlet, Frisch verlobt und Linienführung abgeschlossen.
Das Spätprogramm ab 21.00 Uhr zeigt unterschiedliche Erstlingswerke junger Filmemacherinnen und Filmemacher – vom Spielfilm über den Dokumentarfilm bis zum Animationsfilm ist fast alles an gängigen Formaten vertreten.
Das Schulklassenprogramm am Donnerstagvormittag versammelt die gelungensten und interessantesten Filmproduktionen aus Münchner Kindertagesstätten und Schulen. Die Teilnehmer der jüngsten Filmgruppen sind drei Jahre alt und zeigen wieviel Spaß bereits die Kleinsten mit dem Tablet und der neuesten Tricktechnik beim Filmemachen haben können. Doch auch die professionelle Liga ist auf dem Jugendfilmfest vertreten. Mit Filmen aus den Münchner Medien- und Filmhochschulen wird das Festival vor allem in den Abendstunden bereichert. Angefangen von Fremde Nähe der jungen Münchner Filmemacherin Anne M. Hilliges, der bereits auf den Hofer Filmtagen gezeigt wurde, bis hin zu Fou de Toi der Filmgruppe Moulin du Merle, werden Filme von jungen Nachwuchsregisseurinnen und –regisseuren gezeigt, die auf dem Weg sind, aus ihrer Leidenschaft zum Film einen Beruf zu machen.
Einlass zum Filmfest ist nonstop; das ausführliche Programmheft ist kostenlos abrufbar. Das Festivalticket für alle 3 Tage kostet einmalig 8 Euro und ist an den Veranstaltungstagen in der Muffathalle erhältlich. Das Publikum ist aktiv am Filmfest beteiligt. Es besteht sowohl die Möglichkeit hinter der Kamera bei der Live-Übertragung des Festivals mitzuwirken, als auch seinen Lieblingsfilm für den Publikumspreis zu nominieren.
»flimmernrauschen« – das Festival der jungen Filmszene am Mittwoch 24. bis Freitag 26. Februar in der Muffathalle München, Zellstr. 4.
Festivalticket: 8 € (Ermäßigte Gruppentickets ab 8 Personen).
Für Schulklassen gibt es am Donnerstagvormittag von 9.00 bis 12.00 Uhr ein eigenes Programm. Das Programm von 9.00 bis 10.30 Uhr richtet sich an Grundschulen, das Programm von 10.30 bis 12.00 Uhr an Schulklassen ab der 5. Jahrgangsstufe.
Gruppenkarten zu ermäßigten Preisen gibt es im Medienzentrum München, Tel. 089-1266530.
Weitere Infos unter: http://www.jufinale.de/muenchen/startseite.html