Asterix in Onondaga |
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Kino in Kamerun: Jean-Marie Tenos Sacred Places |
Von Dunja Bialas
Eine Reise um die Welt in verborgene Zivilisationen und zu unbekannten Ritualen verheißen die Tage des Ethnologischen Films, die an diesem Freitag zum 13. Mal eröffnet werden. Diesjähriges Thema, das sich Peter Neugart und die Mediengruppe München ausersonnen haben, sind andere Welten, um anders zu sehen. Das kann durchaus weit gefasst werden, denn »anders sehen« bedeutet den Wechsel des Fokus des Blicks von dem, was schon immer in der europäischen Zentralperspektive lag, hin zu dem zunächst Unsichtbaren, Marginalisierten, Vergessenen. Anders sehen heißt aber auch, den mitgebrachten Blick auf die Welt durch die Begegnung mit dem Anderen in Frage zu stellen. Insofern versprechen die Tage des Ethnologischen Films auch dieses Jahr wieder eine spannende Entdeckungsreise.
Schon der Eröffnungsfilm Exit 16 – Onandaga Nation Territory zeigt, was die Marginalisierung als Folge von Kolonialisierung und unterwerfender Dominanz braucht, will man überleben: Widerstand. Der Onindaga Nation Territory im US-Staat New York ist ein souveränes Territorium, in dem die Native Americans der sechs Nationen Mohawk, Cayuga, Oneida, Seneca, Onondaga und Tuscarora sich zusammengeschlossen haben. Die Regierung und die Ämter der USA haben hier nichts zu sagen, und nicht einmal das FBI wagt sich über die Grenze zum Land der widerständigen Klane. Filmemacher Claus Biegert gelang das Kunststück, im Dorf von »Asterix« hineingelassen zu werden. Seit 1973 lebt er mit dem Aal-Klan. Zwanzig Jahre lang hat er das Leben im Klan gefilmt. Eine Hommage an die Wiederständigkeit und an Dewasenta, die beeindruckende Klanmutter. (Fr., 25.10., 17:00 Uhr und 19:00 Uhr)
Frauen haben in anderen Kulturen auch ohne Quote viel zu sagen. Wie die Klanmütter im Onindaga Nation Territory die Häuptlinge bestimmen und damit die mächtigste Größe im Klan sind, gibt es in Indien matriachalisch geführte Gemeinschaften. Den Blick auf sie zu richten, lohnt sich gerade in dem Staat, in dem Frauen so wenig wert sind und die trotz scharfer Gesetze systematisch durch »Genderzid« getötet werden. Die entsetzlichen Folge kennen wir aus den Nachrichten. Was wir nicht aus den Nachrichten kennen, sind die Gegenwelten von Indien. Seit Jahrhunderten leben die Khasi im Nordosten Indiens in einer matriachalischen Gesellschaft. Hier ist die Älteste Oberhaupt und Priesterin des Klans; sie ist diejenige, die als die »Weise« gilt, die ihr Wissen und ihre Stellung an die wiederum jüngste Enkelin weitervererbt. Ein ungewöhnlicher Schulterschluss von Ältester und Jüngster. Die Töchter der sieben Hütten zeigt, wie liebevoll die kleine Kamtilin in ihre zukünftigen Aufgaben eingeführt wird. (So., 27.10., 19:00 Uhr)
Wie geht es weiter? So wollen wir oft angesichts der Lebensschicksalen, denen wir in Filmen begegnen, wissen. Wir können das Schicksal der heranwachsenden Kamtilin in Die Tochter – Eine Clansaga aus dem Matriachart der Khasi im Anschluss direkt weiterverfolgen. (So., 27.10., 19:00 Uhr)
Es gibt viele Filme über Afrika, aber kaum Filme von Afrikanern, die sie über ihren eigenen Kontinent gedreht haben. Der Kameruner Filmemacher Jean-Marie Teno ist einer der wenigen, der Afrika aus afrikanischer Perspektive betrachtet – und damit internationale Beachtung gefunden hat. In Sacred Places geht er genau dieser Frage nach: Warum gibt es kein nennenswertes afrikanisches Filmschaffen? Er begibt sich in einen Cine-Club, der nebenbei auch Gebetsstätte ist. (Mi., 30.10., 19:00 Uhr)
Was wären Kulturen ohne ihre Musik? In Der göttliche Trommler begegnet Klaus Voßwinckel Ghabana, dem Trommler von Ghana. Seine Trommeln haben magische Kräfte: Sie können auch das Leben preisen und heilen. Robin Schulkowsky, die begnadete Schlagzeugerin aus Berlin trifft sich mit ihm, auf einen Dialog der Trommeln über Schwarz und Weiß, Afrika und Europa, Mann und Frau. (Fr., 1.11., 19:00 Uhr)
Eine musikalische Begegnung steht im Zentrum des Abschlussfilms der Tage des Ethnologischen Films. Transmitting heißt der Film, der die Jazzmusiker Joachim Kühn, Ramon Lopez und Majid Bekkas für ein Projekt zusammenbringt, das die »Synthese von Volksmusik und Jazz« plant. Sie laden traditionelle marokkanische Musiker dazu ein, mit ihnen gemeinsam zu jammen. (So., 3.11., 19:00 Uhr)
Die 13. Tage des Ethnologischen Films finden statt vom 25.10.-3.11. im Monopol in München.