A bisserl was geht immer |
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»Form follows Function« Design Award für Seules les bêtes. | ||
(Foto: Filmfest München) |
Von Anna Edelmann & Thomas Willmann
Die Lav-Diaz-Medaille für die längste Zeit, die man an einem Tag im Kino verbracht hat:
Geht an Herrn Herbert Georg Wells, der es gerüchtehalber geschafft haben soll, beim diesjährigen Filmfest vier Filme an einem Tag zu sehen. Indem es ihm irgendwie gelang, die versteckte Zeitschiene zu entdecken, die ihm die klaffenden Lücken zwischen morgendlicher Pressevorführung, nachmittäglichem Mehrzwecksaal-Kino und abendlichem Regensitzbad gefüllt hat. Wir warten aber
noch auf die Auswertung des Videobeweises.
Der HAL 9000 Preis der Robotergewerkschaft-Initiative »No Button Left Behind«:
Geht an das neue Webseiten-Design des Filmfests München, das sämtliche beteiligte IT vor Unterbeschäftigung durch übertriebene menschliche Effizienz bewahrt. Hier ist keine gesuchte Information in Gefahr, durch einfachen Klick aufgestöbert zu werden. Die Übersichtsseite gibt nicht ohne weiteres Anstupsen Insiderinformationen wie Original-/Alternativtitel, Land, Regie der Filme
preis. Und um an solch Geheimwissen wie die Lauflänge zu kommen, muss selbst nach Erreichen des betreffenden »Info«-Kästleins noch immer das Scroll-Rad in Schwung gebracht werden.
Gewiss, alles Meckereien am Detail. Die aber alle Symptome einer grundlegenderen Malaise sind: Nicht nur hier (und nicht erst in diesem freilich besonders schwierigen Jahr) beschleicht einen immer wieder das Gefühl, dass die leitende Frage ist: »Sieht’s gut aus, macht’s was her?« Und nicht: »Ist
es zielführend für Leute, die möglichst viele möglichst gute Filme schauen wollen?«
Die Prix de Cherbourg Partnerstadt-Anfrage:
Geht an die Regenschirme des Kinos am Olympiasee. Die nach einigen wahrlich arbeitsreichen Abenden wenigstens am letzten Nachmittag sich einmal in die pralle Sonne entspannen durften, in Erwartung des wohlverdienten Sommerurlaubs. Um der sonnenentwöhnten Haut des Publikums Rundumschutz vor UVA, UVB und LED Strahlung zu spenden.
Unter die flutartigen Regengüsse mischte sich leider auch der Wermutstropfen, dass die
extra kostenintensiv angeschaffte, tageslichttaugliche Leinwand überwiegend für nur eine Nachmittagsvorstellung deutscher Fernsehfilme oder Kinderfilme genutzt wurde. Und sich ihr Bild dann abends mehr als Schatten- denn Lichtspiel erwies.
Der Echo für den etymologisch sinnfälligsten Brückenschlag von Halle und Hall:
Geht ans Sugar Mountain, das »Outdoor«-Kino im ehemaligen Betonwerk, für seinen Sound.
Das Gesellen-Diplom der Münchner Optiker-Innung für die größte kostenlose Testkampagne zur Altersweitsicht:
Geht an den gedruckten Zeitplan, der komplett – und graphisch im frechen 90er Jahre Style schief – auf die hintere Seite des DIN-A4-Faltblatts zum Festival gequetscht wurde. Eine effektive Maßnahme, ein jüngeres Publikum anzusprechen – das Schriften unter 5 Punkt noch entziffern kann.
Man hätte das Ganze freilich gern nochmal lesbarer in den
praktischen Pocket Planer gedruckt – aber da war leider kein Platz, weil schon alles voll war mit der dringlicheren Auflistung des Gastro-Angebots.
Der Pumuckl-Preis in Silberpapier für den besten Streich:
Geht an Hansi Kraus – aber nur, wenn er uns verrät, welche seiner Lausereien einst zu widerlich für den Abdruck in der Zeitung war!
Es ist schon Tradition, dass jedes Jahr auf dem Filmfest eine Veranstaltung, oder gar eine ganze Veranstaltungsreihe, eher stiefmütterlich behandelt wird – es sich aber just für diese lohnt, jede Ecke der Webseite zu durchsuchen, weil sie sich dann als die
sympathischsten Events entpuppen.
Diesmal also die »Hommage an Franz Seitz«, begleitend zur Doku Du kannst mich fragen was Du willst – Franz Seitz – in der Anni Seitz den Geehrten weniger als legendären Filmproduzenten denn sehr persönlich als ihren Opa portraitiert; und der Blechtrommel-Oscar zum Transport im ICE unter Brezentüten versteckt wird.
Eine kleine Filmreihe, beheimatet in Pasing im lauschigen Garten des Ebenböck Hauses gut geschützt vor großstädtischem Glamour-Gehubere, bei Bier vom selbst zusammengezimmerten Getränkestand, mit mehreren Lagen bunt gestreifter Sitzkissen gegen die nasselnd-zapfige Witterung bewehrt – und das einzige LED Licht in den kleinen Solar-Lämpchen, die auf jedem Tischlein standen.
Als Publikum zu
Helmut Käutners Lausbubengeschichten versammelt: Herrschaften der älteren Generation, die den Film mit kindlicher Freude wiedersehen, SGE-Leserschaft wie unsereins, bis hin zu einem Bub, der bewies, dass der Film auch heute Zuschauer noch vor brennend aktuelle Fragen zu stellen vermag.
Und dann ein Live-Auftritt von Hans (vormals: Hansi) Kraus, der vorführte: So geht »Local Heroes«. Nur:
Was jener reale Streich war, mit dessen Beschreibung Kraus sich einst auf die Casting-Anzeige meldete, und der dann aber angeblich zu eklig war, ihn in der Presse zu präsentieren – das haben wir nie erfahren. Da hat der sonst wirklich souveräne Moderator einmal versäumt nachzufragen. Und wir wüssten das doch zu gerne!
Der Toi-Toi-Tony fürs langanhaltendstes Plätschern:
Geht an das Bächlein, das an Regenabenden munter durchs Sugar Mountain floss und einen mit zunehmender Filmdauer an den körpereigenen Flüssigkeitspegel erinnerte.
Der »Form follows Function« Design-Award für den besten Filmfest-Rucksack:
Geht an die Hoppehoppereiter-Ziege am Anfang von Seules les bêtes. Die diesjährige Filmfest-Tasche war durchaus erfreulich praxistauglich für den Festival-Alltag – aber in der Vereinigung von Form und Funktion unüberbietbar war, wie sich an der Elfenbeinküste ein junger Mopedfahrer den Paarhufer
zum Transport in die Stadt auf den Buckel zurrt, mit den Beinen des Tiers gleichsam als Trageriemen.
Was Abidjan dann mit einem Mord im französischen Zentralmassiv-Bergdorf verbindet, ist in Dominik Molls Film freilich schon arg überkonstruiert. Seules les bêtes ist sich dessen bewusst – versucht, das als Thema auszugeben: »Der Zufall ist größer als Du.« Aber statt wirklich eine globale
Öffnung zu bewirken, macht es die Welt des Films absurd eng: So sehr das Gefühl, dass es auf Erden einfach nur ein halbes Dutzend Menschen gibt, deren Wege sich so unweigerlich wie permanent fatal kreuzen, hatte man zuletzt bei Paul Haggis’ Oscar-Totalschaden Crash.
Die Schimmerlos-Rolex am Kunstlederband für die wichtigste Selbstdarstellerei:
Geht an das Gebaren des Filmfests.
Freilich ist es weit über den normalen Wahnsinn hinaus enorm schwierig, ein Festival zu planen, wenn nicht einmal klar ist, was die pandemiebedingten Rahmenbedingungen sein werden. Und man zwischen all den Ansprüchen von Sponsoren, Produktionsfirmen, Verleihern, Gästen etc. auch noch von sich ständig ändernden behördlichen Auflagen abhängig ist.
Schon klar, dass sich da schwerlich ein echter Festival-Groove einstellen will.
Aber der Pandemiejahrgang hat auch einfach nur sichtbarer gemacht, wo es beim Grundgefühl, der generellen Ausrichtung schon länger krankt.
Man wurde von einer am Reißbrett als hip und »urban« designten Location in die nächste geschickt. Was einem nach langem Lockdown tatsächlich die Ecken der eigenen Stadt zeigte, die 8 von 10 Stadträt*innen als fast so cool wie Berlin befinden – die aber
selten als Kino zu gebrauchen waren. Bei der Pressekonferenz wurde über das merklich vom Rahmen des Möglichen geprägte Programm getönt, man habe aus anderthalb Jahren Weltkino »den Rahm abgeschöpft«. Und reibt sich dann am undankbaren Vergleich mit den doch völlig anders aufgestellten und finanziell ausgestatteten Festivals von Berlin und Cannes – deren Rahm halt doch etwas fetter ausgefallen ist. Und die aktuelle persönliche Konstellation an der Spitze hilft auch nicht
gegen die Schizophrenie, die dem Filmfest München seit seinen Anfängen in der DNA sitzt, zwischen dem Gravitationszentrum als deutschem TV-Branchentreff und dem Anspruch als internationalem Filmfest.
Wie anders wäre wohl die Atmosphäre gewesen, wie viel verbundener hätten wir alle uns dem »FFMUC« gefühlt, wenn vorab – wie es dann mitunter inoffiziell geschah – offen und ehrlich kommuniziert worden wäre, wie schwierig dieses Jahr alles ist. Dass man sein
Möglichstes versucht, es aber an manchen Stellen haken wird, und man aufs Wohlwollen angewiesen ist. Wir waren doch eigentlich alle auf einer Seite in der Freude, überhaupt endlich wieder ins Kino gehen zu dürfen!
Das Filmfest kommt einem grad ein bisserl vor wie ein Spezl, mit dem man früher verschworen rumgehangen ist und sich nächtelang die Köpfe heiß geredet hat über tolle Independent-Filme, die man entdeckt hat. Ab und zu gab es vielleicht auch mal Zoff, aber ernsthaft
zerstritten hat man sich nie. Ein Spezl, der dann aber irgendwie, irgendwo, irgendwann zu Geld kam. In die falschen Kreise geriet. Und der jetzt immer demonstrativ im Designer-Anzug rumrennt, auch »Indoor die Sonnenbrille nicht abnimmt, mit dem Schlüssel zum Ferrari rumspielt (von dem man weiß, dass die letzte Leasing-Rate noch nicht bezahlt ist), und der einen immer in den neuesten In-Club einladen und mit irgendwelchen Mode-Cocktails abfüllen will, damit er angestrengt beiläufig die
Namen der Schönen und Reichen fallen lassen kann, die er hier neulich gesehen hat.
Während man mit ihm eigentlich einfach nur mit einem Kiosk-Bier an der Isar hocken möchte. Wo er einem dann zu vorgerückter Stunde plötzlich arg verschämt und kleinlaut gesteht, dass es ihm eigentlich gar nicht sooooo gut geht.
Und man ihm den Arm um die Schulter legt und meint: ›Glaubst Du echt, wir haben das alle nicht gemerkt? Komm, jetzt erzähl. Ich hol noch ein Bier. Das wird schon wieder, wir
kriegen das hin...‹«
Ein Gedenkstein der namenlosen Gefallenen auf dem Indie-aner-Friedhof:
Geht an die International Independents-Reihe, die dieses Jahr sang- und klanglos geopfert wurde.
Gewiss, ein eher symbolischer Akt, da potentielle Beiträge in den anderen Reihen auszugraben waren. Aber als solcher doch sehr bezeichnend, dass man just diese Sektion – in der dieses Jahr viel zu holen gewesen wäre, nur halt keine berühmten Namen – als die verzichtbarste betrachtete. Es
bleibt zu hoffen, dass sich das Filmfest hier keinen Fluch eingefangen hat!
Der Unfriedens-Nobelpreis der Occupy Fünf Höfe Bewegung:
Geht an Ghosts (Hayaletler) von Azra Deniz Okyay.
Es war der Maffeihof in den Fünf Höfen wahrlich kein dankbar zu bespielender Ort. Hier ist München ohnehin am ungeniertesten, aber auch unsouveränsten geldig, zeigt
sein unsympathischstes G’schau. Als Kino aber – dem Theatiner quasi direkt vor die Nase gesetzt – war es vollends eine Farce. Von Kirchen- und Trambahnglocken umbimmelt, vom Widerhall der gläsernen Fassaden durchscheppert, der Beleuchtung der Schaufenster überstrahlt, aus denen einen missbilligend Handtaschen für 400 € anschauten, während man Filme über Geflüchtete guckte – wohingegen es aber für die meisten Sitze nur zu unbequemsten
Plastikstühlen mit Alibi-Sitzkissen in Taschentuchgröße gereicht hat.
Und doch: Ghosts hat’s geschafft, gegen all das nicht nur anzukämpfen – sondern sich letztlich durchzusetzen. Das war gleichsam eine Ausweitung dessen, was er auch auf der Leinwand vorexerzierte: Eine energetische Eroberung von Raum. In Ghosts geht es darum, wer sich die Straßen wie zu eigen macht. Der Film gibt einem ein authentisches Stadtgefühl, Stadtbild davon, wie es wohl ist, im heutigen Istanbul jung zu sein – und eine junge Frau. Was sich aber in fiktionalisierten Straßen, Häusern und Plätzen abspielt: Obwohl der Stil oft fast dokumentarisch wirkt, ist mit das Erste, was Regisseurin und Produzentin im Q&A anschließend erzählten, dass es das
dargestellte Viertel so nicht gibt.
Wenn in der Schlussszene die Protagonistin durch die menschenleere Dämmerung tanzt, im Halbdunkel Instanbuls, der Helle des farbwechselnden Lichtdesigns der Fünf Höfe, dann stellte das tatsächlich etwas anderes mit einem an, als wenn man im Bahnwärter Thiel gesessen wäre, wo der Film mit der Umgebung ästhetisch eher verschmolzen wäre. Einfach, weil man mit der Protagonistin das Gefühl hatte, sich etwas Leben in einer Stadt zurückerobert
zu haben, die einem nicht gehört, an einem Platz, an dem man nur geduldet wird, solange man zahlen kann.
Ghosts war wie Street Poetry gegen die etablierten großen und gewichtigen Epen des türkischen Arthouse-Films, wo alte Männer auf dem Land ihren letzten Olivenbaum pflegen, und sich am Ende poetisch ein Luftballon in dessen Ästen verfängt.
Und er war darin in diesem Filmjahrgang
durchaus typisch für einen erfreulichen, erfrischenden Abschied vom gewohnten Genre des »Festivalfilms«.
Da ist eine junge Generation am Werk, die – egal wo sie international beheimatet ist – sich nicht mehr damit zufrieden gibt, nur sozialrealistisches Betroffenheitskino abzuliefern. Die zwar mit dessen Ästhetik flirtet – aber sie nicht mehr als Königsweg akzeptiert, ihre eigene, gelebte Wahrheit zum Ausdruck zu bringen. Die unvermutete Ausbrüche
feiert ins Verspielte, Visionäre, Phantastische, Metaphorische.
Ob Ghosts sich Istanbul erobert. Ob Residue die Heimkehr ins gentrifizierende, schwarze Q-Street Viertel in Washington, D.C. mit halluzinatorischen Momenten durchsetzt, oder Topside sich für eine Geschichte über undokumentierte Junkies in den U-Bahnschächten New
Yorks radikal in die Perspektive einer Fünfjährigen wühlt, die das Geschehen um sich nur fragmentarisch wahrnimmt, begreift.
Ob A Nuvem Rosa versehentlich prophetisch nah am Zeitgeschehen eine Liebesbeziehung als Quarantäne-Bubble inszeniert (selten war es so spannend, wann ein Film genau gedreht wurde!), oder El Perro Che No Calla – anfangs fast noch am typischsten für das Auslaufmodell – auch urplötzlich in den
argentinischen Millennial-Alltag per Asteroid eine Pandemie platzen lässt.
Ob Mayday die Auseinandersetzung zwischen Männern und Frauen halb zum »Lost Girls«-Märchen, halb zum Weltkriegs-Film phantasiert. Oder ob La nuit des rois ein Gefängnis an der Elfenbeinküste zur Bühne
eines mythischen Epos’ macht:
Das ist ein Kino, das – bei allem Respekt – doch eine ganz andere Lebendigkeit und Relevanz hat als die altmeisterliche Gediegenheit eines Kyoshi Kurosawa mit Wife Of A Spy, Benoît Jacquot mit der Duras-Verfilmung Suzanne Andler. Und somit ein Indiz mehr, dass das wirklich Aufregende im Kino derzeit oft gerade nicht bei den bekannten, prestigeträchtigen Namen zu finden ist.
Der Innovation Award für die Anwesenheit Denis Lavants:
Geht an La nuit des rois von Philippe Lacôte – den wohl stärksten, berauschendsten, grandiosesten Film des Festivals.
Wenn der anhebt damit, dass in dem heruntergekommenen Gefängnis eigene Gesetze gelten, schon längst die Insassen die Regeln bestimmen, dann erwartet man Sozialstudie oder
Gangster-Genre. Und nicht etwa, dass es um archaische Rituale geht – um einen Herrscher an der Pforte zum Tod, und die Initiation eines neuen »Roman«, des Geschichtenerzählers des »Stammes«, in einer (von vielleicht tausendundeiner) Nacht, da der Mond blutrot leuchtet. Ein Mysterienspiel zwischen Fantasy und Shakespearschem Königsdrama.
Afrikanische Tradition verschmilzt mit altgriechischer Tragödie, wenn ein Chor in Wechselgesang und Tanz die Handlung begleitet
und Urteile auf Leben und Tod fällt. Alles steigert sich zu einer ekstatischen, leiblichen Feier der »oral tradition«, ganz in Kino verwandelt.
Und so furchtbar das womöglich grad alles nach angestrengter »KUNST!« klingt: La nuit des rois fühlt sich nie verkünstelt an. Es baut sich eine Welt von einer Größe auf, die man direkt greifbar glaubt – obwohl sie im Film
selbst oft nur durch Worte errichtet wird. Alle Darsteller werden zu einem essentiellen Teil des ganzen wogenden Geschehens, so sehr, dass man direkt erschrocken innehält, wenn plötzlich Denis Lavant, ein Huhn auf der Schulter (aber keine Ziege auf dem Buckel...), im Raum steht, den Finger an die Lippen legt und kurz zum Innehalten, zur Ruhe mahnt, bevor man weggespült wird. Und der »König« bewusst, alleine, beherrscht den Schritt ins Wasser geht (wie schon der Kini in den Lausbubengeschichten…) und die Wassermassen über sich zusammenfluten lässt.
Der Pennywise Prize für die »It«-Location des Jahres:
Geht ans Sugar Mountain – wo besagtes Bächlein dann unter der Tribüne ein kleines rotes Bällchen herbeigeschwemmt hat – oder blitzte da doch die Nase eines lauernden Clowns hervor?
Der Participation Award:
Geht an die traditionellen, diesmal unbeteiligten Festivalkinos, die parallel auch »Live in der ganzen Stadt« Programm geboten haben – ganz so, wie das Filmfest es ausgerufen hatte!
Dass etwa das städtische Filmmuseum einfach seine De Sica-Retro durchgespielt hat, dass Kuchenreuther seinen Normalbetrieb ein bisserl passiv-aggressiv zum »Schwabinger Kinofest« ausrief, spricht aber leider nicht dafür, dass zwischen Filmfest und
der Stadt mit deren Kinoszene ein noch übertrieben freundschaftliches Verhältnis herrscht.
Der eherne Eisbachwellensurfer:
Geht an das Münchner Publikum, das trotz aller Widrigkeiten tapfer und zahlreich dabei war.
Was man ohne Zweifel feststellen kann: Der Bedarf nach Kino, nach Filmfest war da bei der Münchner Bevölkerung – und er schien groß.
Es beschleicht einen fast das Gefühl, den Allermeisten geht’s gar nicht um pseudo-coole Locations, sondern darum, Filme zu schauen – und je mehr, je besser. Hätten da nicht – und sei’s
mit beschränktem Platzangebot und recht kurzfristiger behördlicher Freigabe des Betriebs – die altgewohnten Filmfest-Kinos mit zusätzlichen Vorstellungen vor allem tagsüber aushelfen können...?
Die Monaco Franze Statue:
Geht an die Festivalausgabe 2021.
Bei der man eben doch begeisternde und überraschende Filme gesehen und entdeckt hat. Lang nicht gesehenen Leuten begegnet ist, sich mit ihnen ausgetauscht hat. Endlich Tapetenwechsel hatte, statt allein daheim zu streamen.
Bussi, liebes Filmfest: A bisserl was geht immer…