26. Filmfest München 2009
Filmtipps fürs Fest |
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Macht gute Laune: Rocksteady | ||
(Foto: Rapid Eye Movies HE) |
Jetzt liegen schon ein paar Tage Filmfest hinter uns. Nicht immer hielten die Filme, was sie versprachen, andere boten große, gar freudige Überraschungen. Hingehen oder wegschauen – wir stellen Ihnen Hilfeleistung bei der Entscheidung.
Glamorous Youth (Philip Yung) – Fokus Fernost
Das Spielfilmdebüt des Hongkonger Filmkritikers Philip Yung erzählt episodenhaft die Geschichte dreier Heranwachsender sowie einiger anderer Personen aus deren näherem Umfeld. Yung zeichnet ein präzises Bild der aktuellen Hongkonger Gesellschaft vor allem aus der Sicht der Jugendlichen. Nie sentimental, aber mit einem hervorragenden Blick für die häufige Komik der Situationen
gelingt ein realistisches Porträt der Stadt Hong Kong und ihrer Menschen. In einem Interview gibt Yung an, dass einer der Gründe für seine Wandlung vom Kritiker zum Regisseur der von ihm empfundene Mangel an Filmen aus Hong Kong war, die das Alltagsleben der Menschen in realistischer Weise schildern. Stattdessen würden vor allem Genrefilme – wie Gangsterfilme – entstehen. Sein Ziel, diesen Mangel ein wenig wett zu machen, ist ihm mit diesem atmosphärischem Film auf
großartige Weise gelungen. – Friederike Steimer
Sa., 04.07., Forum 2, 15:00 Uhr
California Company Town (Lee Ann Schmitt) – American Independents
Lee Ann Schmitt ist Schülerin des amerikanischen Dokumentarfilm-Trappers James Benning, und das merkt man ihren Filmen auch an. Fast schon narrativ erzählt sie in ihrem Dokumentarfilm von alten, bald verschwindenden Orten Californiens. Alte Sägewerke, Militärbasen, Fabriken, einst mit dem blühenden Leben erfüllt, sind heute unter einer dicken Staubschicht
begraben. Lee Ann Schmitt hat für uns den Blick auf eine verschwundene Welt freigelegt. – Dunja Bialas
Do., 02.07., Filmmuseum, 17:30 Uhr
Rocksteady: The Roots of Reggae (Stascha Bader) – Internationales Programm
»Musik berührt die Seele – und das kann kein Arzt.« Treffender als Sängerin Judy Mowatt kann man all die Freude am Leben und an der Musik in der Rocksteady-Ära der 60er wohl kaum in Worte fassen. Und das spürt man auch. Anhand unterschiedlichster Lebensgeschichten
jamaikanischer Musiker und auf den Spuren von Bob Marley ergründet Regisseur Stascha Bader die Wurzeln der »Mutter des Reggae«, dem Rocksteady.
40 Jahre später kommen Musiklegenden aus jener Zeit noch einmal für eine gemeinsame Album-Aufnahme und ein Reunion-Konzert zusammen. In erster Linie aber, um das zu machen, was sie alle auch nach so langer Zeit noch verbindet: Musik. Mit weltweiten Hits wie »The Tide is High«, »By the Rivers of Babylon« oder »No.No.No«
verspricht der Dokumentarfilm nicht nur Balsam für die Seele für eingefleischte Musikliebhaber – dem Zuschauer bleibt fast keine andere Wahl, als zumindest ein paar Sonnenstrahlen jamaikanischer Lebensfreude zu absorbieren. Lädt zum mitgrooven ein und sorgt garantiert für gute Laune! – Nadine Fischer
Mo., 29.06., Rio Palast 1, 19:00 Uhr; Mi., 01.07., Cinemaxx 2, 15:00 Uhr
Parque vía (Enrique Rivero) – Visiones latinas
Im diesjährigen »Visiones latinas«-Programm kann man zwei Filme über südamerikanisches Hauspersonal entdecken. Dies hier ist der bessere (wir raten dringen von La nana ab), und er ist sogar richtig gut, mit einer
kleinen Einschränkung, die wir aber für uns behalten, da wir den Schluss nicht verraten wollen. Beto ist ein »Housekeeper« im besten Sinne des Wortes: Er hält eine unbewohnte Villa in Schuss, putzt regelmäßig das unbenutzte Bad, gießt den Garten, macht das Licht im Haus an und wieder aus. Er selbst bewohnt in dem herrschaftlichen Gebäude ein kleines Kämmerchen, in dem er hin und wieder eine befreundete Nutte empfängt und sich ansonsten aufs Alleinsein und Fernsehen bescheidet. Der
Film ist wortkarg und minimalistisch, inszeniert die Räume des Hauses wie einen stummen Protagonisten. Ein eindringlicher Film, der von einer ungewöhnlichen, positiven Einsamkeit erzählt. – Dunja Bialas
Sa., 27.06., Filmmuseum, 20:00 Uhr und So., 28.06., Filmmuseum, 22:30 Uhr
Le père de mes enfants (Mia Hansen-Love) – Nouveau Cinéma Français
Die von uns so hochgeschätzte Mia Hansen-Love (Fin août, début septembre) hat sich mit ihrer Hommage an den verstorbenen Pariser Filmproduzenten Humbert Balsan (er produzierte u.a. Bela Tarr, Claire Denis
oder Youssef Chahine) ein wenig verrannt. Nervig ist die Schilderung des Milieus, das sich durch Dauertelefonate, Schnelligkeit und Hektik auszeichnet. Dennoch versucht der busy Produzent seinen beiden Töchtern ein guter Papa zu sein (hier liegt vor allem der Fokus der Erzählung). Nach seinem Suizid, der ungefähr in der Mitte des Films passiert, begleitet man dann die Trauer der Kinder und das langsame Herauskommen aus ihr. Dabei lenken jedoch die ewigen, typisch französischen
Blümchenkleider und das restliche bürgerliche Ausstattungsbrimborium ganz schön von dem Erzählten ab. – Dunja Bialas
Fr., 03.07., Cinemaxx 3, 15:00 Uhr
La nana (Sébastian Silva) – Visiones Latinas
Wer gerne über 90 Minuten herunterhängende Mundwinkel sehen möchte, dem sei dieser Film angeraten, ansonsten empfiehlt es sich hier eher wegzusehen. Die »Nana« Raquel, also das Hausmädchen, um das es hier geht, hat kein eigenes Leben, ist vertrocknet und Gefangene ihrer eigenen Regeln. Mürrisch setzt sie vor allem
der ältesten Tochter des Hauses zu und vertreibt mit dem immergleichen Trick ihre Nana-Konkurrentinnen: Sie lockt sie vor die Haustür und schlägt dann ganz schnell die Tür hinter ihnen zu. Bumm! Gähn! Bis zum Ende hin darf man nicht erfahren, was diese Nana eigentlich rumtreibt. Ein überflüssiger Film. – Dunja Bialas
Fr., 03.07., Cinemaxx 1, 14:45 Uhr
Blindlings (Wolfgang Weigl) – Neue deutsche Kinofilme
Max fährt seine Ex-Freundin Eva gegen ihren Willen in eine Hütte im Wald, wo er sie zu einer Aussprache zwingen will. Unterwegs bleibt das Auto liegen und die beiden verirren sich im verschneiten Wald. Dort entwickelt sich der Film von Wolfgang Weigl statt zu der erwarteten Beziehungsstudie in einen Psychothriller, dessen Spannungsbogen so überspannt wird, dass bald gar nichts
mehr spannend ist. Die beiden Hauptfiguren des mit ohnehin nur drei Personen besetzten Films irren getrennt von einander im Wald umher. Dialoge fehlen. Sinnbildlich für ihre längst gescheiterte Beziehung? Die kalten, winterlichen Bilder, die anfangs noch ganz schön sind, lassen einen irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes kalt und man ist froh, wenn das Ganze dann irgendwann ein (viel zu dramatisches) Ende hat. – Lena Spellenberg
Mi., 1.7., Cinemaxx 4, 14:00
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