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Alfred
Machin
Docteur
Machin, Mimir & Mirza
Der Franzose Alfred Machin (1877-1929) beginnt mit knapp 30 Jahren für
"Pathé Frères" als Kameramann zu arbeiten. Pathé
schickt ihn zweimal (1907/09) nach Afrika, um für die Wochenschau
die exotischen Aspekte des mysteriösen Kontinents einzufangen. Machin
dreht dort etwa 20 Filme: Dokumentationen über Fauna und Flora, über
Stammessitten und -kostüme, einfach über Land, Leute und Tiere.
Er ist sehr sensibel, spürt Probleme und ist ein durchaus "bewußter"
Filmemacher.
So sind diese Filme oft selber auch (wie manchmal die erlegten Tiere)
Trophäen von Mut und Ausdauer, Siege über die Widrigkeiten von
Klima, Landessitten und Stammesritualen. Machin liefert nicht nur "bunte
Bilder", er ist dem Kolonialismus gegenüber durchaus kritisch
eingestellt und versieht manche seiner "Jagd-Filme" mit verblüffenden
Pointen, die stärker im Gedächtnis haften bleiben als die Bilder
von Jägern und gejagtem und erlegtem Wild (wie sie viele Kollegen
von ihm in dieser Frühzeit des "ethnographischen Films"
- auf den Spuren der Lumière-Kameraleute - mit nach Hause gebracht
haben). Es sind manchmal kleine Essays über die Jagdleidenschaft
und -pervertierung: wenn es keine Chancengleichheit mehr gibt, sondern
der Panther, hilflos in der Falle zappelnd, nur noch gequält und
exekutiert wird; wenn der kleine Affe, der sich - man weiß nicht,
ob aus Gier oder aus Dummheit ("cupidity or stupidity"), auf
jeden Fall: "selber schuld!" - hat überlisten und fangen
lassen, einer unbeschreiblichen Folter ausgesetzt wird, bevor ... - und
ebenso über die ökonomischen Hintergründe und Konsequenzen
des Kolonialismus: der schöne Silberreiher muß sterben, damit
hübsche Frauen schöne Hüte tragen können. Aber ist
das zwingend? Und der Preis des Elfenbeins steigt stetig! Warum?
Zurückgekehrt aus Afrika erfindet Machin in seinem sicheren Studio
in Nizza ein neues Genre: die "animalische Burleske" - nachgestellte
Jagden, komische Szenen mit Tieren seines Hauszoos, die er aus Afrika
mitgebracht hatte. Immer dabei: sein größter Liebling und bester
Freund, der Panther Mimir ...
Machin dreht weiterhin "ernste" Filme - der berühmteste
ist Maudite soit la guerre (Verflucht sei der Krieg, 1914), Filme über
Mühlen in Holland, Melodramen, Horrorgeschichten aus Belgien, Krimis,
Komödien, Exotisches, Monumentales. Er baut praktisch alleine die
holländische und belgische Filmpro-duk-tion auf. Er bleibt aber auch
weiterhin ein "Tierfilmer", mit seiner privaten Menagerie, und
er erfindet nochmals ein neues Genre: die "animalo-burleske Allegorie".
Tiere in Menschenkostümen müssen leiden, können sich freuen,
leben einfach dahin und fragen nach dem einfachen Sinn des Lebens. Travestie:
la comédie animale & bestiale - das ist nicht mehr komisch,
eher absurd, abstoßend, verrückt (sowieso auch nicht mehr dokumentarisch,
ganz im Gegenteil) ... Machin, der seltsame Kauz, scheitert schließlich
mit seinem Traum - geschäftlich wie auch persönlich. Er stirbt
mit 51 Jahren an einer Verletzung, die ihm sein treuer Kamerad, der Panther
Mirza (Nachfolger des geliebten Mimir), zugefügt hat.
Aber es bleibt etwas von ihm in der europäischen Filmgeschichte.
Er hat etwas in Gang gesetzt zu Anfang dieses Jahrhunderts des Kinos,
er war "der erste europäische Filmemacher" (seine erhaltenen
Filme sind in einer großangelegten Aktion aller europäischen
- und mancher überseeischer - Filmarchive 1994/95 im Rahmen des LUMIÈRE-Projekts
gesichert und restauriert worden). Er war aber natürlich auch ein
seltsamer Mensch - "L'étrange Docteur Machin" -, der
schließlich an seiner ganz persönlichen Vision ("Das Tier
im Blick"), von der er nicht lassen konnte, gescheitert ist. Docteur
Machin war am Ende kein Doctor Dolittle ... aber trotzdem ...
Early expedition
and hunting films: like the animals shot, they are trophies of courage
and endurance. Sometimes they are even small essays about hunting passion
and the economical backgrounds: a silver heron must die to provide pretty
women with beautiful hats. And the precious ivory! Consequences of colonialism.
Some films are in wonderful colours, coloured after production. A second
genre, invented by Machin: re-enacted hunts, funny scenes with animals
of his private zoo which he had brought with him from Africa.
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