16.
internationales Dokumentarfilmfestival München 2001
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Horst Stern Der Tierfilm
als tierische Provokation Sterns Stunde war im Stil pointiert, provokativ, ironisch bis polemisch, im Ergebnis aber immer präzise und gut recherchiert. Er kritisierte vor allem den gedankenlosen Umgang mit der Natur und auch das verkitschte Verhältnis vieler Menschen zu den Tieren. Am Ende seiner immer sehr detaillierten und sachlichen Recherche standen oft zugespitzte Schlußfolgerungen, die heftige Zuschauerdiskussionen auslösten, ihm aber nie gerichtliche Klagen einbrachten. Die Botschaften waren für jeden Politiker, Unternehmer und Konsumenten gleichermaßen unbequem: ein Huhn ist ein Lauftier und gehört nicht in einen engen Käfig, ein Kalb nicht mutterlos in eine enge, dunkle Box, das Schwein nicht auf Gitterroste, ein Pferd nicht über Dreifach-Kombinationen und Ochser gescheucht. Zusammen mit dem Kameramann Kurt Hirschel und dem Redaktionsteam gestaltete er ein neues Fernseh-Genre, das gesellschaftskritische Tier-Feature, in dem auch der beherrschende Einfluß der Ökonomie in der Mensch-Tier-Beziehung thematisiert wurde. Sein Filmkonzept brach radikal mit den unterhaltenden Plaudereien und paradiesischen Aufnahmen seiner Kollegen von Tierwelten. Sein Motto war: mehr Wissenschaft, weniger Unterhaltung. Ihn interessierten weniger exotische Tiere und ferne Länder, sondern die oftmals nur oberflächlich vertraute nähere Umwelt und der Umgang mit den Tieren. Vor allem bewegte Horst Stern, wie sich Tiere unter den von den Menschen geschaffenen Bedingungen verhalten. Ermöglichen wir ihnen ein artgerechtes Dasein? Welchen Nutzen verlangen wir ihnen ab? Von welchem Wissen über sie lassen wir uns leiten? Mit welchen Einstellungen begegnen wir ihnen? Wie groß ist unsere Wertschätzung ihrer Existenz? Das waren die Fragen, die ihn vorrangig beschäftigten. So entstanden Beiträge wie Bemerkungen über das Pferd, das Schwein, den Rothirsch, das Rind, den Hund oder Leben am seidenen Faden. 26 Filme sind es insgesamt geworden, wobei die Produktionszeiten je nach Thema und Tier sehr unterschiedlich waren. Horst Sterns Schlußfolgerungen ließen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Auf Grund seiner Berichte konnte man nur zu dem Schluß gelangen, daß der Mensch sich offensichtlich als Krone der Schöpfung begreift und alle anderen Lebewesen seinen Nützlichkeitserwägungen unterordnet. Tiere sind weitgehend zur Ware geworden, deren Preis wir zwar kennen, aber deren Wert wir kaum noch bestimmen können. Da Horst Sterns Kritik sich vor allem gegen die Folgen des Gewinnstrebens richtete, zielte sie auf einen Eckpfeiler der kapitalistischen Industriegesellschaft und wurde damit auch zur Systemkritik. BIO-FILMOGRAPHIE Fotos: © SWR-Media GmbH/H. Jehle, K. Mosebach |
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Sterns Stunde: Bemerkungen über das Rind (Double Feature) | VORTRAGSSAAL
DER BIBLIOTHEK |
Fr. 4.5., 13:00 | |
Sterns Stunde: Bemerkungen über das Tier im Handel (Double Feature) | VORTRAGSSAAL
DER BIBLIOTHEK |
So. 6.5., 15:30 | |
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Sterns Stunde: Bemerkungen über den Rothirsch (Double Feature) | VORTRAGSSAAL
DER BIBLIOTHEK |
So. 6.5., 15:30 |
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Sterns Stunde: Bemerkungen über die Spinne - Leben am seidenen Faden (Double Feature) | VORTRAGSSAAL
DER BIBLIOTHEK |
Fr. 4.5., 13:00 |
website: artechock |