Pizza alla Camorra |
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Verspricht großen Spaß: Into Paradiso |
Von Dunja Bialas
Neapel. Stadt der Sonne und des Vulkans, Stadt der regionalen Eigenheiten und der weltberühmten Kultur. Vermutlich von den alten Griechen gegründet (»nea polis«), blickt Neapel auf über 2500 Jahre Geschichte zurück und hat als Erfinderin der Pizza zur Lösung der immergleichen Frage beigetragen, die da lautet: Was wollen wir heute essen? Im 2. Weltkrieg befreiten sich die Neapolitaner aus eigener Kraft von der deutschen Besetzung, noch bevor die GIs sich in der Stadt niederließen. Diese wiederum sollen der Nährboden gewesen sein, auf dem die Schattenwirtschaft gedieh, eine Voraussetzung für das Wiedererstarken der Camorra nach dem Krieg. Sogar ins Reich der Sprichwörter hat es die Stadt geschafft: »Neapolitanische Zustände« sind, wenn es drunter und drüber geht.
Der in München ansässige Circolo Cento Fiori widmet sich jetzt eine Woche lang der Hafenstadt im Film. Erinnert wird daran, dass die vielleicht italienischste aller Städte eine große Faszination auf das Kino ausübte. Die Stadt ist verbunden mit dem nationalen Denkmal Sophia Loren und mit dem Namen von Vittoria de Sica, dem großen Neorealisten, der hier Das Gold von Neapel schuf.
Gezeigt werden im Filmmuseum München Filme, die einen vielfältigen Blick auf die Stadt werfen. Der Auftakt fällt ganz und gar dokumentarisch aus, sozusagen als »landeskundliche« Einführung in die Eigenschaften der Stadt. In Napoli Piazza Municipio wird eine Kamera-Reise vom gleichnamigen Platz zum Hafen unternommen, die bedeutsame historische Gebäude streift. Die lange kulturelle Geschichte der Stadt wird von den vielen kleinen Geschichten der Einwohner gekreuzt. Passione (übersetzt heißt das »Leidenschaft« und »Leiden«) präsentiert im Anschluss die Stadt als voller »Gefahren, Schönheit und Musik«, mit französischen und arabischen Einflüssen. (Do., 29.11., 19:00 Uhr)
Zwei Filme sehen in den Brennpunkt Camorra. Into Paradiso erzählt leichtfüßig von einer Männerfreundschaft, die sich auf der Flucht vor der Camorra zusammengeschweißt hat (Fr., 30.11., 18:30 Uhr); La sfida (dt. Die Herausforderung) zeigt die Anziehungskraft des wirtschaftlichen Schatten-Netzwerks, wenn es mit den eigenen Plänen nicht so hinhaut. 1958 vom großen Neapolitaner Francesco Rosi gedreht, ist er noch ganz nahe an der Zeit dran, als die Camorra gerade wieder aufblühte. (Sa., 1.12., 18:30 Uhr)
Neapolitanischen Dialekt kann man – wenn man’s kann – in Così parlò Bellavista genießen. In dem 1984 entstandenen Film von Luciano De Crescenzo, dem einzigen Film, den der neapolitanische Bestseller-Autor realisierte, geht es um einen Gymnasiallehrer, der sich als Philosoph in der Stadt herumtreibt. (Mi., 5.12., 21:00 Uhr)
Jüngere Produktionen zeigen die Stadt in Einzelschicksalen, wenn in Gorbaciòf der Gefängniswärter mit dem Perestroika-Leberfleck die Asiatin Lila vor der Prostitution bewahren möchte (So., 2.12., 18:30 Uhr) oder wenn in La Kryptonite nella borsa für einen neunjährigen Junge der Comic-Held Superman zum einzigen Halt in einer zerbrechenden Familie wird: Kryptonit ist das gefährliche Material, das Superman schwächen kann, und dennoch trägt er es als vererbte Last des Heimatplaneten Krypton immer mit sich (Di., 4.12., 21:00 Uhr).
Mehr Informationen über die Filmstadt München.
»Napoli – Neapel und der Film: Im Schatten des Vesuvs«
29.11.-05.12.2012, Filmmuseum München.