Auf festen Säulen |
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Der vollendete Diener: God Loves Caviar |
Von Dunja Bialas
Zum filmischen Einblick in die große und lange Geschichte Griechenlands lädt dieses Jahr die Griechische Filmwoche in München ein. Das mit über zehn Filmen bestückte Programm verheißt eine Reise in die Zeit des Osmanischen Reichs, nach Byzanz, in die unbeschwerten 50er Jahre, in die jüngere Vergangenheit und in die schwierige Gegenwart der Krise. Höhepunkt des Programms ist Recycling Medea, eine Verschmelzung des klassischen und modernen Tanzes mit aktuellen Bildern von jungen, gegen die Sparmaßnahmen protestierenden Menschen. »Griechenland mordet seine Jugend, indem es deren Zukunft zerstört«, so die Beschreibung des kraftvollen Filmexperiments. Regisseur Asteris Koutoulas, der auch Konzertmanager ist, hat für die Ballettmusik Mikis Theodorakis beauftragt. Aus der assoziativen und von der Musik geleiteten Montage von Tanzaufnahmen mit Bildern von zarten und zornigen Jugendlichen entsteht eine filmische, identitätsstiftende National-Hymne über die Ereignisse der heutigen Zeit, die in der Krise den Mythos neu erzählt. (Sa., 23.11., 20:00 Uhr, in Anwesenheit des Regisseurs)
Die Geschichte »vom Piraten zum Patrioten« erzählt Jannis Smaragdis in seinem Kostümfilm God Loves Caviar, der als Europroduktion Schauspielgrößen von Sebastian Koch über Catherine Deneuve und John Cleese bis Lakis Lasopoulos vereint und die Griechische Filmwoche eröffnet. Der durch Caviarhandel zu Reichtum gelangte Varvakis schließt sich einer Untergrundbewegung an, um gegen die Vorherrschaft der Osmanen zu kämpfen. Eine prachtvolle Erinnerung an die Kraft der Griechen, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen. (Fr., 15.11., 20:30 Uhr im Rio Filmpalast, und Di., 19.11., 18:00 Uhr, Vortragssaal der Bibliothek im Gasteig)
Man lebt nur einmal heißt der Erfolgsfilm Giorgos Tzavellas', der in den 50er Jahre die griechischen Kinocharts anführte. Die Komödie vom einfachen Angestellten, der einen Kassenüberschüss unterschlägt und durch seine »Gewitztheit« ein Leben der Reichen führen kann, erscheint heute wie ein ironischer Augenschlag der Geschichte. Der Frage, ob Dimitris Horn alias Kleon als Role Model für die spätere ökonomische Verschlagenheit einiger Landsleute hergehalten hat, die Griechenland in die Krise führten, kann zur Musik von Manos Hatzidakis nachgegangen werden. (So., 17.11., 17:30 Uhr und Mi., 20.11., 20:00 Uhr)
Gewissermaßen die Fortsetzung von Man lebt nur einmal erzählt so auch die aktuelle Komödie Papadopoulos & Söhne von Markos Markou. Hier lebt Herr Papadopoulos in Saus und Braus, bis er durch die Krise seine Existenzgrundlage verliert. Mit seiner Familie zieht er zu seinem Bruder und verbündet sich mit ihm gegen einen Kebab-Budenbesitzer, indem sie ein Fish&Chips-Lokal aufbauen. Nach und nach stellt sich ein Glück ein, das man mit Geld nicht kaufen kann, so die Moral der Geschichte. (So., 17.1.., 20:00 Uhr)
Einen stillen Konflikt zwischen Generationen erzählt 11 Meetings with my Father, in dem zwei unterschiedliche Welten aufeinanderprallen. Eva studiert klassischen Gesang, ihr Vater ist Lastwagenfahrer. Wie zwei Generationen zusammenfinden, zeigt der Film feinfühlig und in moderner Bildsprache. (Mo., 18.11., 18:00 Uhr und Do., 21.11., 20:00 Uhr)
Es nicht bei dem belassen, was gerade ist, ist das Motto der leichtfüßigen, von Woody Allen und Alain Resnais inspirierten Komödie What if... von Christophoros Papakaliatis. In zwei Filmsträngen spielt er die Wahlmöglichkeiten durch, entweder die Wohnung zu verlassen und beim Gassi-Gehen mit dem Hund auf die Liebe des Lebens zu treffen, oder zu Hause zu bleiben und weiterhin nur seinen Hund als Gesprächspartner zu haben. Ein Aufruf, auch in schwierigen Zeiten das Handeln nicht zu verlernen. (Mo., 18.11., 20:00 Uhr und Fr., 22.11., 18:00 Uhr)
27. Griechische Filmwoche 15.11.-24.11.2013