Nothing to hide – das Bimovie 23 |
||
Unkonventionell: The Book of Gabrielle |
Von Felicitas Hübner
Auf dem QFFM hatte am 15. Oktober eine Podiumsdiskussion zum Thema „Queer in München?!“ stattgefunden. Es ging um die Fragestellungen »Was heißt es queer in München zu sein? Gibt es ein spezielles Münchner Queer-Gefühl? Ist queer hier subversiv oder konservativ? Wie umgehen mit Phobien auch in der eigenen Szene? Wer ist diese Szene überhaupt? Und wo soll es hingehen? Welche Utopien können erdacht und gelebt werden?« Das Ergebnis der Diskussion war im wesentlichen der Aufruf, sich innerhalb der queeren Szene auch über szene-interne Grenzen (schwul, lesbisch, trans*, etc.) hinweg zu vernetzen und zu verbünden. Mensch sollte sich nicht in der Münchner Gemütlichkeit einrichten, sondern die Aufmerksamkeit auch auf die Marginalisierung und Diskriminierung innerhalb der Szene, z.B. PoCs, Trans*Personen, Bisexuelle, richten. Es wurde aber auch festgestellt, dass die Münchner Institutionen wie z.B. das SUB, diversity München, LeTRa, bereits sehr wertvolle Arbeit für die Community leisten und alle dazu aufgerufen sind, sich persönlich einzubringen.
Wie Intoleranz gegenüber anderen Lebensweisen wüten kann, erlebten die Besucher*innen des Kafe Marat am 26. Oktober. Kurz vor dem allerheiligen Halloween feierten die Tunten des Queer-Referats der LMU München gemeinsam mit dem Queerkafe ihr QueerPleasure V. Seinen Anfang nahm der Abend mit einem reich bebilderten Vortrag über Geschlechteridentitäten im Mainstream-Horrorfilm. Als erste Transperson im Gruselgewerbe gilt Norman Bates in Psycho.
Weder Michael Myers noch
Freddy Krueger begehrten Einlass. Stattdessen versuchten zwei Identitäre die Veranstaltung zu stören. Sie konnten unblutig verjagt werden. Der Abend ging weiter mit einer Einhorn-Verlosung und beschwingtem Tanzen unter der linksradikalen Diskokugel.
Das Bimovie startet ihre 23. Ausgabe am 4. November mit dem Film I Still Hide to Smoke im Neuen Maxim Kino in der Landshuter Allee 33.
Nicht zu verstecken braucht sich das ganze Programm der Geierwallis, die seit 1988 das älteste queere Filmfestival in München organisieren. Die ehrenamtlich engagierten
Geierwallis schreiben über sich auf ihrer Webseite: »Wir leben in unruhigen Zeiten und aktuell ist es wichtiger denn je, auch die Stimmen der Welt zu hören, welche sich nicht durch lautes Gebaren und populistische Vereinfachungen Gehör verschaffen. Es ist uns deshalb ein großes Anliegen, euch Geschichten mit und von Frauen aus aller Welt zu zeigen – skurrile, intime, freche, lustige und auch erschütternde Filme, die ein vielschichtiges und komplexes Bild zeichnen.«
Deshalb
haben sie sich für diese 12 Filme entschieden:
I still Hide to Smoke gewährt einen Einblick in einen algerischen Hammam für Frauen, in dem unterschiedlichste Schicksale aufeinandertreffen. Irritierend und beflügelnd zugleich reflektieren die beiden Kurzfilme Pussy
und i love my #hairlegs traditionelle Auffassungen weiblicher Sexualität und Körperlichkeit. In Ovarian Psycos gibt es eine Begegnung mit einer feministischen Fahrradbrigade von unangepassten Women of Colour, die sich die Straßen von L.A.
zurückerobert. Der sehr intime Film El Pacto de Adriana dokumentiert das Vorhaben der Regisseurin Lissette Orozco, die Rolle ihrer Lieblingstante Adriana während der Pinochet-Diktatur zu verstehen. Dann in Chavela: Keine hat das wehmütige Lied für ihre geliebte Soledad dramatischer gesungen
als sie mit ihrer rauchigen Stimme. Mit ihrem prämierten Spielfilmdebüt Siebzehn beweist Monja Art, dass österreichische Dorfdiskos besser sind als ihr Ruf und erste Liebe verdammt weh tun kann. In Besuch von Tante Elfi geben sich Katze und Tante ein ungewöhnliches Stelldichein.
Unkonventionell geht es auch in The Book of Gabrielle zu, ein Film über die Regisseurin und die Schaffensperiode ihres illustrierten Handbuchs zum Thema Sex. Ob Rollenspiele Leben verändern und Kosmonautinnen die besseren Freundinnen sind? Die Antwort auf diese Fragen geben die beiden Kurzfilme Gabi und Kosmonautensehnsucht. Eine essentielle Frage des Über/Lebens bearbeitet der beeindruckende Film Migas de pan aus Uruguay, in dem die Protagonistin (Cecilia Roth) ihre Vergangenheit zur Zeit des Militärregimes aufarbeitet.
Seinen fulminanten Abschluss wird das diesjährige Bimovie mit einer Party im Kafe Marat / Tröpferlbad finden. Gemeinsam mit dem Frauenkollektiv daneben findet am Samstag, den 11. November das Fest »SUPER 8 meets Discokugel« statt.
Das BIMOVIE 23 findet vom 4. bis 11. November 2017 im Neuen Maxim in der Landshuter Allee 33 statt. Einzelkarte kosten € 8,50, der 5er Block: € 39,00 und der 8er Block: € 60,00.
BIMOVIE 23 sind eine Veranstaltung unter dem Dach der Filmstadt München e.V., die das ganzjährig das Angebot der Münchner Kinolandschaft erweitert und ergänzt.