02.11.2017

Nothing to hide – das Bimovie 23

The Book of Gabrielle
Unkonventionell: The Book of Gabrielle

Nach dem Queer Film Festival (QFFM) in München vom 12. bis 15. Oktober, den lesbisch-schwulen Filmtagen in Hamburg vom 17. bis 22. Oktober, geht es am 4. November kreuz- & queergestreift und cinephil weiter. Die Frauenfilmreihe Bimovie wird vom 4. bis 11. November in München stattfinden.

Von Felicitas Hübner

Auf dem QFFM hatte am 15. Oktober eine Podi­ums­dis­kus­sion zum Thema „Queer in München?!“ statt­ge­funden. Es ging um die Frage­stel­lungen »Was heißt es queer in München zu sein? Gibt es ein spezi­elles Münchner Queer-Gefühl? Ist queer hier subversiv oder konser­vativ? Wie umgehen mit Phobien auch in der eigenen Szene? Wer ist diese Szene überhaupt? Und wo soll es hingehen? Welche Utopien können erdacht und gelebt werden?« Das Ergebnis der Diskus­sion war im wesent­li­chen der Aufruf, sich innerhalb der queeren Szene auch über szene-interne Grenzen (schwul, lesbisch, trans*, etc.) hinweg zu vernetzen und zu verbünden. Mensch sollte sich nicht in der Münchner Gemüt­lich­keit einrichten, sondern die Aufmerk­sam­keit auch auf die Margi­na­li­sie­rung und Diskri­mi­nie­rung innerhalb der Szene, z.B. PoCs, Trans*Personen, Bise­xu­elle, richten. Es wurde aber auch fest­ge­stellt, dass die Münchner Insti­tu­tionen wie z.B. das SUB, diversity München, LeTRa, bereits sehr wertvolle Arbeit für die Community leisten und alle dazu aufge­rufen sind, sich persön­lich einzu­bringen.

Wie Into­le­ranz gegenüber anderen Lebens­weisen wüten kann, erlebten die Besucher*innen des Kafe Marat am 26. Oktober. Kurz vor dem aller­hei­ligen Halloween feierten die Tunten des Queer-Referats der LMU München gemeinsam mit dem Queerkafe ihr QueerP­lea­sure V. Seinen Anfang nahm der Abend mit einem reich bebil­derten Vortrag über Geschlech­ter­iden­ti­täten im Main­stream-Horror­film. Als erste Trans­person im Grusel­ge­werbe gilt Norman Bates in Psycho.
Weder Michael Myers noch Freddy Krueger begehrten Einlass. Statt­dessen versuchten zwei Iden­ti­täre die Veran­stal­tung zu stören. Sie konnten unblutig verjagt werden. Der Abend ging weiter mit einer Einhorn-Verlosung und beschwingtem Tanzen unter der links­ra­di­kalen Disko­kugel.

Das Bimovie startet ihre 23. Ausgabe am 4. November mit dem Film I Still Hide to Smoke im Neuen Maxim Kino in der Lands­huter Allee 33.
Nicht zu verste­cken braucht sich das ganze Programm der Geier­wallis, die seit 1988 das älteste queere Film­fes­tival in München orga­ni­sieren. Die ehren­amt­lich enga­gierten Geier­wallis schreiben über sich auf ihrer Webseite: »Wir leben in unruhigen Zeiten und aktuell ist es wichtiger denn je, auch die Stimmen der Welt zu hören, welche sich nicht durch lautes Gebaren und popu­lis­ti­sche Verein­fa­chungen Gehör verschaffen. Es ist uns deshalb ein großes Anliegen, euch Geschichten mit und von Frauen aus aller Welt zu zeigen – skurrile, intime, freche, lustige und auch erschüt­ternde Filme, die ein viel­schich­tiges und komplexes Bild zeichnen.«
Deshalb haben sie sich für diese 12 Filme entschieden:
I still Hide to Smoke gewährt einen Einblick in einen alge­ri­schen Hammam für Frauen, in dem unter­schied­lichste Schick­sale aufein­an­der­treffen. Irri­tie­rend und beflü­gelnd zugleich reflek­tieren die beiden Kurzfilme Pussy und i love my #hairlegs traditionelle Auffassungen weiblicher Sexualität und Körperlichkeit. In Ovarian Psycos gibt es eine Begegnung mit einer feministischen Fahrradbrigade von unangepassten Women of Colour, die sich die Straßen von L.A. zurückerobert. Der sehr intime Film El Pacto de Adriana dokumentiert das Vorhaben der Regisseurin Lissette Orozco, die Rolle ihrer Lieblingstante Adriana während der Pinochet-Diktatur zu verstehen. Dann in Chavela: Keine hat das wehmütige Lied für ihre geliebte Soledad dramatischer gesungen als sie mit ihrer rauchigen Stimme. Mit ihrem prämierten Spielfilmdebüt Siebzehn beweist Monja Art, dass österreichische Dorfdiskos besser sind als ihr Ruf und erste Liebe verdammt weh tun kann. In Besuch von Tante Elfi geben sich Katze und Tante ein ungewöhnliches Stelldichein. Unkonventionell geht es auch in The Book of Gabrielle zu, ein Film über die Regisseurin und die Schaffensperiode ihres illustrierten Handbuchs zum Thema Sex. Ob Rollenspiele Leben verändern und Kosmonautinnen die besseren Freundinnen sind? Die Antwort auf diese Fragen geben die beiden Kurzfilme Gabi und Kosmo­nau­ten­sehn­sucht. Eine essentielle Frage des Über/Lebens bearbeitet der beeindruckende Film Migas de pan aus Uruguay, in dem die Protagonistin (Cecilia Roth) ihre Vergangenheit zur Zeit des Militärregimes aufarbeitet.

Seinen fulmi­nanten Abschluss wird das dies­jäh­rige Bimovie mit einer Party im Kafe Marat / Tröp­ferlbad finden. Gemeinsam mit dem Frau­en­kol­lektiv daneben findet am Samstag, den 11. November das Fest »SUPER 8 meets Disco­kugel« statt.

Das BIMOVIE 23 findet vom 4. bis 11. November 2017 im Neuen Maxim in der Lands­huter Allee 33 statt. Einzel­karte kosten € 8,50, der 5er Block: € 39,00 und der 8er Block: € 60,00.

BIMOVIE 23 sind eine Veran­stal­tung unter dem Dach der Filmstadt München e.V., die das ganz­jährig das Angebot der Münchner Kino­land­schaft erweitert und ergänzt.