Gaza mon amour? |
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Auf dem Weg nach Gaza: Fauda 3 | ||
(Foto: Netflix) |
Von Axel Timo Purr
Wer die im Januar diesen Jahres erschienene 4. Staffel der israelischen Serie Fauda gesehen hat oder einige andere Filme der letzten Jahre aus Israel und Gaza, dürfte kaum von den gegenwärtigen Ereignissen überrascht worden sein. Wir haben eine Liste von Filmen und Serien der letzten Jahre zusammengestellt, die von Israel und Gaza erzählen und die wir ausführlich besprochen haben. Die meisten Filme sind im Stream oder als DVD erhältlich und eine sinnvolle Ergänzung zu den politischen Nachrichten der TV-Newsdesks und Tageszeitungen.
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Gaza mon amour
Die Tragikomödie der in Gaza lebenden und arbeitenden Nasser-Brüder entzieht sich so klug wie überraschend allen Nahost-Stereotypen, ist aber dennoch gesellschaftspolitisch relevant, übt so subtile wie beißende Kritik an der politischen (Hamas-) Elite und ist dann auch noch an Liebe interessiert. -> Mehr
(Auf
allen bekannten Streamingplattformen abrufbar)
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Valeria is getting married
Michal Viniks intensives, ernüchterndes Drama über Migration, Liebe und arrangierte Ehen in Zeiten globaler Krisen überzeugt auch durch seine flackernde, hyperrealistische Inszenierung und ein Israel, das so kaum einer kennt. -> Mehr
(Ab 24.11. im Stream und ab 23.11. als DVD bei W-Film)
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Aheds Knie
Nadav Lapid übt mit autofiktionalen Mitteln erbitterte und nicht nur symbolhaft ausgetragene Kritik an der israelischen (Kultur-) Politik, die bis in die privatesten Verhältnisse Verwerfungen erzeugt. -> Mehr
(Als Stream oder DVD bei Grandfilm)
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Fauda 4
Die vierte Staffel der Ausnahmeserie »Fauda« über den israelisch-palästinensischen Konflikt illustriert ernüchternd die gegenwärtige, realpolitische Eskalation. Und das nicht nur in Israel. -> Mehr
(Als Stream bei Netflix erhältlich)
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Fauda 3
Mit der dritten Staffel wird die israelische Ausnahmeserie »Fauda« erwachsen und zu großer Serienkunst: immer noch politisch höchst ambivalent beweist sie mehr als früher echte Empathie, ohne ihr gnadenlos analytisches Kalkül aufzugeben. -> Mehr
(Als Stream bei Netflix erhältlich)
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Tehran
Wenn Filme die besseren Politiker sind: Wird die israelische Serie Tehran für den Iran-Konflikt das, was das israelische Serienmeisterwerk »Fauda« für den Nahostkonflikt geworden ist – ein politischer Türöffner? -> Mehr
(Als Stream bei AppleTV+ erhältlich)
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Hamishim
Die arte-Miniserie »Hamishim – Fünfzig« über eine 49-jährige von Wechseljahren, Kindern, Job und Libido geplagte Drehbuchautorin ist ein Glücksfall: fast ohne Männer erzählt sie doch über Beziehungen und völlig im israelischen Alltagsleben verhaftet, ist sie dennoch hochpolitisch. -> Mehr
(Momentan weder als Stream noch DVD erhältlich)
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Ein Tag wie kein anderer
Kleinbürgerlicher israelischer Alltag: Wie sollte man sich gegenüber einem ca. 50-jährigen Mann verhalten, der bei Nachbarn klingelt und ihnen eine Ohrfeige verpasst, weil sie beim Sex zu laut sind? Man hofft, dass er bald wegzieht. Oder dass er eine Therapie macht. Oder dass er schwerhörig wird. -> Mehr
(Auf allen bekannten Streamingplattformen abrufbar)
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Eine Geschichte von Liebe und Finsternis
Nathalie Portman gelingt ein sehenswertes Melodram, das durch den Dreh an Originalschauplätzen und in Hebräisch immer wieder authentisch wirkt, scheitert aber an der Umsetzung ihres lang gehegten, viel »beträumten« Projekts einer überzeugenden Verfilmung von Amos Oz‘ großem Israel-Roman. Ironischerweise bestätigt sie damit auch eine der tragischen
Kernwahrheiten, die Oz über den langen Kampf seiner Mutter und ihrer Träume herausfindet: »Es gibt nur einen Weg, einen verheißungsvollen Traum in seiner Gänze zu bewahren: Man darf niemals versuchen, ihn zu verwirklichen. Ein wirklicher Traum ist ein enttäuschender Traum. Diese Enttäuschung liegt im Wesen der Träume.« -> Mehr
(Auf allen bekannten Streamingplattformen abrufbar)
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Anderswo
»Anderswo« ist nicht nur ein sehenswertes und faszinierendes Plädoyer dafür, es mit dem strapazierten Begriff Israel etwas »anders« anzugehen, sondern auch ein nicht zu unterschätzender Beitrag darüber, wie die Realität eines Landes wie Israel jenseits unserer medialen Wirklichkeit aussieht. -> Mehr
(Momentan weder
als Stream noch DVD erhältlich)
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Foxtrot
Man muss nicht schweigen, worüber man nicht reden kann: Wie schon in seinem ebenfalls in Venedig ausgezeichneten Film Lebanon geht Maoz auch in Foxtrot in einer erzählten Rückblende zurück zum »Sündenfall«
Israels, dem Libanon-Krieg 1982, als aus einer während der NS-Zeit traumatisierten, sich durch Selbsterhaltungskriege emanzipierenden »Opfergesellschaft« eine Gesellschaft aus Tätern wurde, und »Opfertraumata« durch »Tätertraumata« abgelöst wurden und erneut generationsübergreifend weitervermittelt wurden. Damit gelingt Maoz fast das Unmögliche, formuliert er doch filmisch genau das, was der isrealische Autor Amos Oz in seiner Geschichte von Liebe und Finsternis bereits literarisch angedeutet hat: Man muss nicht schweigen, worüber man nicht reden kann. -> Mehr
(Auf allen bekannten Streamingplattformen abrufbar)
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Tel Aviv on Fire
Der Nahostkonflikt zwischen Israelis und Arabern gehört zu den komplexesten Konflikten, die es gibt. Pi mal Daumen geht’s um das Existenzrecht Israels, sichere Grenzen, das Rückkehrrecht für vertriebene Palästinenser, jüdische Siedlungen auf palästinensischen Gebieten, Trinkwasser und wem Jerusalem gehört. Die Stadt wollen beide für sich, und zwar ganz und als Hauptstadt.
Ach so, wer vor über 2000 Jahren genau, wann und wo zuerst in der Gegend unterwegs war, spielt auch noch eine Rolle. Also kulturelle Identitäten und zwei Religionen, das Judentum und der Islam. Nach acht Kriegen, hunderten Terroranschlägen und Vergeltungsaktionen ist weder ein Gewinner in Sicht und Frieden noch viel weniger. Ansehen jedoch kann man sich jetzt eine subtile, leichte, spritzige Komödie, sie heißt Tel Aviv on Fire. Der erste Impuls ist, sich zu wundern. Ein Film mit Israelis und Palästinensern, der einen Funken mit Realität zu tun und der „leicht sein soll und“ spritzig? Außerdem amüsant, ja sogar zum Lachen? -> Mehr
(Auf allen bekannten Streamingplattformen abrufbar)