18.02.2017
67. Berlinale 2017

Das Bären-Orakel

On Body and Sould
Persönlicher Tipp: On Body and Soul
(Foto: Alamode Film – Fabien Arséguel e.K. / Die FilmAgentinnen GmbH i.G.)

Wer gewinnt die Preise? – Berlinale-Tagebuch, Folge 10

Von Rüdiger Suchsland

»Es sind viel­leicht nicht die Filme, sondern die Verheißung, die in ihnen steckt. Nämlich, dass man für eine begrenzte Zeit alles sein, alles fühlen und begreifen kann – dann aber auch wieder Schluss ist. Diese zahllosen Iden­ti­täts­ver­sionen, die das Kino anbietet, ... Es ist ein bisschen so, wie Schau­spieler sich Rollen einver­leiben. Sie kennen viel­leicht diesen Film­be­griff, ›suspen­sion of disbelief‹, die ›willent­liche Ausset­zung der Ungläu­big­keit‹. Man weiß, dass alles nicht wahr ist, ist aber bereit, dieses Wissen aufzu­geben. ... Demge­genüber steht dann die soge­nannte Wirk­lich­keit, die den Nachteil hat, dass sie chro­no­lo­gisch ist und es Dinge gibt wie Häuser und Bezie­hungen, die auf Ewigkeit angelegt sind.«
Heike-Melba Fendel, im Gespräch ünber ihr Buch »Zehn Tage im Februar« (blumenbar Verlag) mit Julia Encke in der FAS

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Weltkino hat The Party gekauft. Wenn das alljähr­liche Bären-Orakel Bestand haben sollte, nachdem der Berlinale-Sieger nur aus dem Hause Weltkino kommen kann, dann ist klar, dass heute Abend nur zwei Filme eine Chance auf den Goldenen Bären haben: The Party von Sally Potter oder Django von Etienne Comar, ein Musikmelo über Django Reinhardt, der die 67.Berlinale vor zehn Tagen eröffnet hatte, und von den meisten Besuchern der Vorstel­lung als Riesen­ent­täu­schung wahr­ge­nommen worden war.

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Das zweite, ebenso verläss­liche Bären-Orakel lautet: Es gewinnt immer ein Film, der an den ersten fünf Tagen in der frühen Pres­se­vor­füh­rung um 9 Uhr läuft. Das wären dann On Body and Soul von Ildiko Enyedi, Félicité von Alain Gomis, Spoor von Angniezka Holland, der deutsche Beitrag Helle Nächte von Thomas Arslan und Die andere Seite der Hoffnung von Aki Kauris­mäki.

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Auf den wettet auch der britische Kollege Neil Young in seinen formi­da­blen Berlinale-Odds. Schon vor dem Festival lag der finnische Kriti­ker­lieb­ling vorne, nach Abschluss des schwachen Wett­be­werbs erst recht.
Auch danach kommt ein Liebling : Hong Sang-soos On the Beach at Night Alone, den nach­zu­holen ich Lust hätte.
Das Gute daran, dass man den Goldenen Bären nach der Preis­ver­lei­hung sehen kann, ist, dass man sich vorher den Wett­be­werbs­be­such zur Hälfte schon mal schenken kann

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Mein persön­li­cher Tip ist der unga­ri­sche Film On Body and Soul von Ildiko Enyedi. Oder zwei Filme, die nicht dem Berlinale-Orakel entspre­chen: Una Mujer Fansta­tica aus Chile und Mr. Long von Sabu.
Auf der Seite der Freunde von Critic.de kann man die Ansichten und Kurz­be­wer­tungen vieler geschätzter Kollegen nachlesen. Der Wett­be­werb war schwach, lang­weilig für viele von uns regel­mäßigen Festival-Besuchern.
Dazu dieser Tage mehr...