67. Berlinale 2017
Das Bären-Orakel |
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Persönlicher Tipp: On Body and Soul | ||
(Foto: Alamode Film – Fabien Arséguel e.K. / Die FilmAgentinnen GmbH i.G.) |
»Es sind vielleicht nicht die Filme, sondern die Verheißung, die in ihnen steckt. Nämlich, dass man für eine begrenzte Zeit alles sein, alles fühlen und begreifen kann – dann aber auch wieder Schluss ist. Diese zahllosen Identitätsversionen, die das Kino anbietet, ... Es ist ein bisschen so, wie Schauspieler sich Rollen einverleiben. Sie kennen vielleicht diesen Filmbegriff, ›suspension of disbelief‹, die ›willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit‹. Man weiß, dass alles nicht wahr ist, ist aber bereit, dieses Wissen aufzugeben. ... Demgegenüber steht dann die sogenannte Wirklichkeit, die den Nachteil hat, dass sie chronologisch ist und es Dinge gibt wie Häuser und Beziehungen, die auf Ewigkeit angelegt sind.«
Heike-Melba Fendel, im Gespräch ünber ihr Buch »Zehn Tage im Februar« (blumenbar Verlag) mit Julia Encke in der FAS
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Weltkino hat The Party gekauft. Wenn das alljährliche Bären-Orakel Bestand haben sollte, nachdem der Berlinale-Sieger nur aus dem Hause Weltkino kommen kann, dann ist klar, dass heute Abend nur zwei Filme eine Chance auf den Goldenen Bären haben: The Party von Sally Potter oder Django von Etienne Comar, ein Musikmelo über Django Reinhardt, der die 67.Berlinale vor zehn Tagen eröffnet hatte, und von den meisten Besuchern der Vorstellung als Riesenenttäuschung wahrgenommen worden war.
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Das zweite, ebenso verlässliche Bären-Orakel lautet: Es gewinnt immer ein Film, der an den ersten fünf Tagen in der frühen Pressevorführung um 9 Uhr läuft. Das wären dann On Body and Soul von Ildiko Enyedi, Félicité von Alain Gomis, Spoor von Angniezka Holland, der deutsche Beitrag Helle Nächte von Thomas Arslan und Die andere Seite der Hoffnung von Aki Kaurismäki.
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Auf den wettet auch der britische Kollege Neil Young in seinen formidablen Berlinale-Odds. Schon vor dem Festival lag der finnische Kritikerliebling vorne, nach Abschluss des schwachen Wettbewerbs erst recht.
Auch danach kommt ein Liebling : Hong Sang-soos On the Beach at Night Alone, den nachzuholen ich Lust hätte.
Das Gute daran, dass man den Goldenen Bären nach der Preisverleihung sehen kann, ist, dass man sich vorher den Wettbewerbsbesuch zur Hälfte schon mal schenken kann
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Mein persönlicher Tip ist der ungarische Film On Body and Soul von Ildiko Enyedi. Oder zwei Filme, die nicht dem Berlinale-Orakel entsprechen: Una Mujer Fanstatica aus Chile und Mr. Long von
Sabu.
Auf der Seite der Freunde von Critic.de kann man die Ansichten und Kurzbewertungen vieler geschätzter Kollegen nachlesen. Der Wettbewerb war schwach, langweilig für viele von uns regelmäßigen Festival-Besuchern.
Dazu dieser Tage mehr...