16.01.2020
21 films

Kill your Darlings!

Manchester by the Sea
Kenneth Lonergan’s Manchester by the Sea
(Foto: Universal)

Im Schmerz geboren: der zweite Teil unserer überaus subjektiven, vielstimmigen Bilanz des Kinos der Zehnerjahre mit Filmlisten von Cornelia Ackers, Alexander Adolph, Jan Bonny, Wolfgang Fischer, Carlos Gerstenhauer, Martina Haubrich, Sophie Heldman, RP Kahl, Roshanak Khodabakhsh, Susanne Mann, Süheyla Schwenk und Marcus Stiglegger

Von Rüdiger Suchsland

»Lieber Rüdiger, nach langem Überlegen anbei meine im Schmerz abge­run­gene Liste. Du weißt ja, wie sowas ist... : Arrival oder Sicario? Drive oder doch Neon Demon

+ + +

Lieber xxx, wenn ich mich nicht selbst verzählt hab, sind das jetzt 24 Titel/Namen, die zwei hinzu­ge­kom­menen Damen hab ich schon einge­rechnet.
Du kannst wie gesagt auch 111 Titel nennen, aber bitte versuche, 21 zu prio­ri­sieren – aus Gründen der Fairness/gleiche Spiel­re­geln den anderen gegenüber. Wie gesagt: Es ist ein Spiel. Es geht um Liebe! Da hilft nur wie im Schnitt: Kill your Darlings!
Schaffst du es bis morgen? Sonst muss ich losen...
Anbei noch mal die Liste, so wie ich sie hab...
Herzlich & danke für die Mühe
Rüdiger

+ + +

Lieber Rüdiger,

wahr­schein­lich veröf­fent­lichst du meins eh nicht... aber bitte veröf­fent­liche nicht, dass ich sage, weniger deutsche Filme sollten produ­ziert werden. ??????
krieg ich ja nie wieder einen Film finan­ziert und muss auswan­dern. Also einfach weg lassen... falls es überhaupt soweit kommt. Danke.

+ + +

Lieber Rüdiger, vielen Dank für deine Nach­richten. ... Die Film­auf­lis­tung mache ich sehr gerne. Es ist nur grade ziemlich dicht bei uns. Können xxx und ich eine gemein­same Liste abgeben?
Liebe Grüße,

Lieb... Zur Liste: Zur Not zu zweit eine – aber Subjek­ti­vität ist besser, darum besser, ihr setzt Euch 'ne halbe Stunde mit Bier zusammen hin, jeder schreibt wild 60 Titel, zwei pro Minute auf, nach Art der ecriture auto­ma­tique...und was sich über­schneidet, streicht ihr :

+ + +

Lieber Rüdiger,

Wann willst du die Liste denn online stellen? Ich glaub ich muss noch was ändern, schaffe das aber nicht vor morgen Abend, weil ich den ganzen Tag im Auto sitze .... ??

+ + +

Lieber Rüdiger,

Es fehlt soo viel!!!

(to be continued)

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21 Filme von: Cornelia Ackers, Baye­ri­scher Rundfunk, Redaktion Kino & Debüt, München

1. Manifesto
2. Under the Skin
3. Der Tod macht Engel aus uns allen
4. Fins­ter­world
5. Birdman
7. American Honey
8. Fikke­fuchs
9. Tangerine L.A.
10. Too old to die young
11. Toni Erdmann
12. Roma
13. Schat­ten­kinder (ein Film, den ich gerne mit Farhad Yawari(Dolphins) gemacht hätte, der aber vorher gestorben ist..
14. Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot
15. Good Time
16. Little Joe
17. Climax
18. Birds of Passage
19. Ema
20. Amour
21. Men without women)

Kopfkino

Über 10 Jahre habe ich mit einem persi­schen Regisseur, Farhad Yawari, die Geschichte seiner Familie »Schat­ten­kinder« als Film entwi­ckelt. Sein Vater hatte als Drogen­dealer in der Nähe von Freiburg gelebt und vor den Augen der Kinder die Mutter erstochen. Als der Vater ins Gefängnis kam und abge­schoben wurde, musste der gerade mal 18-jährige Sohn für das Überleben der anderen drei Geschwister sorgen und ihnen die Drogen­mafia vom Hals halten. Leider ist Farhad kurz vor der Verfil­mung viel zu früh verstorben. In seinem inter­na­tional bekannt gewor­denen Kurzfilm Dolphins hat er den Teil der Geschichte verar­beitet, in dem seine kleine Schwester nach der Ermordung ihrer Mutter sich selber in eine psych­ia­tri­sche Klinik einge­lie­fert hat.

Nach so langer Entwick­lung habe ich diesen Film so detail­liert im Kopf, dass er dort abrufbar, wie in einem Archiv liegt. Er wäre auf jeden Fall einer meine Lieb­lings­filme auf dieser Liste geworden.

Außerdem bin ich mir sicher, dass der Film, den Matthias Lili­en­thal gedreht hätte, wenn ihn nicht die Kammer­spiele für fünf Jahre nach München geholt hätten, auch auf dieser Liste meiner Lieb­lings­filme gelandet wäre. Ich habe seine Arbeit hier sehr nahe mitbe­kommen und diesen sehr genauen, tief­schnei­denden Blick in die eigene und ihn umgebene Realität sehr zu schätzen gelernt. Er wollte mit den arabi­schen Jungs aus Neukölln, wo er aufge­wachsen war, einen Film drehen, den ich liebend gerne sehen würde. Er kann ihn ja viel­leicht immer noch machen, wozu ich ihn überreden werde, aber für den Fall, dass mich danach niemand mehr nach meinen Lieb­lings­filmen fragen wird, setze ich ihn hier schon einmal imaginär auf die Liste.

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21 Filme von: Alexander Adolph, Regisseur, München

19 Filme und ein Musik Video und ein Spiel

Melan­cholia / Lars von Trier
L’inconnu du lac / Alain Guiraudie
L’enfant d’en haut /Ursula Meier
High Life / Claire Denis
Les salauds / Claire Denis
Wolf of Wall Street / Martin Scorsese
It Follows / David Robert Mitchell
Kill list / Ben Wheatley
The Killing of a Sacred Deer / Giorgios Lanthimos
Climax / Gaspard Noe
Snowtown murders / Justin Kurzel
Kulen­kampffs Schuhe / Regina Schilling
Parasite / Bong Joon-ho
Shop­lif­ters / Hirokazu Koreeda
Burning / Lee Chang-dong
Messer im Herz / Yann Gonzalez
The Square / Ruben Östlund
Fruitvale Station / Ryan Coogler
A Ghost Story / David Lowery

Video­spiel: Dead space 2

Musik­video: This is America / Childish Gambino

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21 Filme von: Jan Bonny, Regisseur, Köln

Mir fallen sofort auch die Filme ein, die mich geärgert haben, Filme wie La La Land oder Burning oder You Were Never Really Here. Wahr­schein­lich weil im Ärger andere Über­le­gungen und bewuss­tere Abgren­zungen zur eigenen Arbeit stecken und weil ich den Filmen, die ich mag, verfalle und nicht rational sein möchte. Ich muss suchen und komme von einem zum anderen. Also:

Clouds of Sils Maria, Olivier Assayas, 2014
Personal Shopper, Olivier Assayas, 2016
Attenberg, Athina Rachel Tsangari, 2010
Heimat ist ein Raum aus Zeit, Thomas Heise, 2019
Under the Skin, Jonathan Glazer, 2013
Ziel­fahnder, Dominik Graf, 2016
Shop­lif­ters, Hirokazu Kore-eda, 2018
Ash Is Purest White, Jioa Zhang-ke, 2018
Portrait of a Lady on Fire, Céline Sciamma, 2019
Es ist egal aber, Christoph Ischinger, 2018 (Kurzfilm)
Polisse, Maiwenn, 2011
Trans­at­lan­tics, Britta Thie, 2015 (Webserie)
Elle Paul Verhoeven, 2016
Liberté, Albert Serra, 2019
Toni Erdmann, Maren Ade, 2016
Sicario, Denis Ville­neuve, 2015
Emis­s­a­ries, Ian Cheng, (Video­in­stal­la­tion)
End of Watch, David Ayer, 2012
Blackhat, Michael Mann, 2011
La Jalousie, von Philippe Garrel, 2013
Les salauds, Claire Denis, 2013

Zu »Emis­s­a­ries« von Ian Cheng: Steht so in etwa auf Wikipedia und beschreibt es gut: »From 2015 to 2017, Cheng developed Emis­s­a­ries, a trilogy of episodic live simu­la­tions that ›explore the history of cognitive evolution, past and future.‹ Unlike previous simu­la­tions, ›Emis­s­a­ries‹ intro­duced a narrative agent, the emissary, whose moti­va­tion to enact a story was set into conflict with the open-ended chaos of the simu­la­tion.« Die Arbeiten habe ich immer als Projek­tion gesehen, oft auf dem kino­ähn­li­chen Lein­wänden und es ist gleich­zeitig ernüch­ternd und Hoffnung machend, wie ich selbst als Zuschauer beginne, Narra­tionen zu erkennen und vor allem, wenn das überhaupt sein kann, neue Muster in der Erzählung entstehen, die Frage nach dem Wesen der Figur anders gestellt und beant­wortet wird.

Zu »Trans­at­lan­tics« von Britta Thie (die man hier sehen kann)
Ja, Webserie, ich weiß schon Serie, aber ist es wirklich auch nicht. Ein ameri­ka­ni­scher Jour­na­list hat wohl mal alles am Stück gesehen und es als Film en bloc rezen­siert, fand er wohl nicht so gut, ich finde diesen Film aber (wieder) in Hinsicht auf Verkör­pe­rung von Figuren, Travestie, Humor (oder eben nicht) ziemlich gut und eine wichtige Arbeit für den von dir ange­spro­chenen Zeitraum.

Bonus:
»Auffor­de­rung zum Tanz«, Peter Brinkmann, 1977 – ja den hatte ich vor ein zwei Jahren das erste Mal gesehen, hab ihn mal dazu geschrieben, weil er mir viel Spaß gemacht hat: Klar ist der auch oll, aber ich finde, dass diesem Film eine Lust an seinen Figuren, eine eigen­tüm­liche Lässig­keit gegenüber der ganzen Filme­ma­cherei innewohnt, die man sich jetzt grade mal wieder ansehen muss.

Und ich wünschte, ich hätte in den letzten zehn Jahren ein paar Filme zum ersten Mal gesehen oder könnte sie jetzt das erste Mal sehen oder Filme, die das weiter­schreiben, was ich im Kino erlebt habe, The Party oder Gespenster oder The Flavor of Green Tea Over Rice oder Es war einmal in Amerika oder Brave­heart oder Immi­ta­tion of Life oder Faces oder Les choses de la vie. Ich glaube, das bleibt immer meine Sehnsucht, im Kino Erfah­rungen zu machen, die in ihrer Unver­mit­tel­heit, ihrer Brüchig­keit, ihrer Lust, ihrer Unver­schämt­heit, ihrer Verdich­tung und Feinheit dem Leben nahe kommen. Es hier und da mal über­treffen. To the 20s.

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21 Filme von: Wolfgang Fischer, Regisseur, Berlin

Des hommes et des dieux Xavier Beauvois 2010
A Sepa­ra­tion Asghar Farhadi 2011
Once Upon a Time in Anatolia Nuri Bilge Ceylan 2011
Wuthering Heights Andrea Arnold 2011
Beasts of the Southern Wild Benh Zeitlin 2012
Post Tenebras Lux Carlos Reygadas 2012
Tabu Miguel Gomes 2012
The Act of Killing Joshua Oppen­heimer 2012
Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht Edgar Reitz 2013
Ida Pawel Pawli­kowski 2013
Under the Skin Jonathan Glazer 2013
Boyhood Richard Linklater 2014
Leviathan Andrey Zvyag­intsev 2014
Timbuktu Abder­rah­mane Sissako 2014
Son of Saul Laszlo Nemes 2015
The Assassin You Hsiao-Hsien 2015
Certain Women Kelly Reichardt 2016
Manchester by the Sea Kenneth Lonergan 2016
Call Me by Your Name Luca Guad­a­gnino 2017
The Favourite Giorgos Lanthimos 2018
Portrait de la jeune fille en feu Céline Sciamma 2019

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21 Filme von: Carlos Gers­ten­hauer, Baye­ri­scher Rundfunk, Redaktion Kino & Debüt, München

Das sind meine Lieb­lings­filme:

1. Spring Breakers
2. American Honey
3. Blau ist eine warme Farbe
4. Somewhere
5. Mr. Turner
6. Höhere Gewalt
7. The Revenant
8. Amour
9. Toni Erdmann
10. Son of Saul
11. Shop­lif­ters
12. La Grande Bellezza
13. Biutiful
14. The Social Network
15. The Tree of Life
16. Beasts of the Southern Wild
17. Django Unchained
18. Silver Linings
19. Inside Llewyn Davis
20. Foxcat­cher
21. Manchester by the Sea

Und weitere Lieb­lings­filme:

22. Dunkirk
23. Werk ohne Autor
24. A Most Violent Year
25. Little Joe
26. Once Upon a Time... in Hollywood
27. Dogman
28. Border
29. Aus dem Nichts
30. Western
31. All Is Lost
32. Die Jagd
33. Paradies: Liebe
34. The Artist
35. Melan­cholia
36. Polisse
37. We Need to Talk About Kevin
38. Blue Jasmine
39. Unter dir die Stadt

tja Sorgen, Ängste, Hoff­nungen.

Du kennst ja mein Thema.

Manchmal überfällt mich diese Vision, das Gesicht, der Eindruck bemäch­tigt sich meiner, die Sorge, dass das Kino zu einer greisen Kunstform verkrustet... All diese alten Männer auf den Festivals, in den Kinos, in den Jurys, auf den Emporen.

Unver­gess­lich als dann Andrea Arnold 2016 die Treppen von Cannes hinauf­tän­zelte, überhaupt dieses Jahr in Cannes, mit Maren Ade, war da etwas von Zukunft und Hoffnung zu spüren...?
Was war diese Dekade?
Ist das die Metrik der Kunst, in zehn Jahres­schritten die Rückschau zu halten?
Before oder after Christ?

Aber sei es so, dann doch das Gefühl der »Katachrese«, der Vernut­zung, der gren­zen­losen Verviel­fäl­ti­gung, der Inflation in unüber­schau­baren Strea­ming­uni­versen. Produk­tion für dieses kalte leere Weltall.. schnelles Geld, schnelle Filme, schnelle Wirkung, schnell vorbei... fühlt sich wie ein Surrogat an.
Video­the­ken­be­treiber als Krea­tiv­pro­du­zenten?

Wenn man übers Kino spricht, kommt man sich wie in Rutger Hauers »C-Beams Speech« in Blade Runner vor: Man spricht über ferne große Ereig­nisse und fühlt doch, wie weit weg sich all das anfühlt... Und in dieser Nostalgie glimmt viel­leicht doch der Funke des Kommenden, der Zukunft...

Ich schau auf meine Lieblings-Filme, wie viele haben die Chance, ihr Publikum zu erreichen? Was hilft?
Dieser große Produzent, den ich kürzlich traf, und seine erschüt­ternde Ratlo­sig­keit, jetzt zum Jahres­aus­klang.

Die Produk­ti­ons­be­din­gungen bestimmen in dieser Kunst den Takt, oder auch anders: Wohl­wollen, Möglich­keit, Freiheit -alles was Geld allein nicht impli­ziert.

Also:
Djagilew an Cocteau: »Über­ra­schen Sie mich!«

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21 Filme von Martina Haubrich, Produ­zentin, Berlin

2019
Atlan­tique – Mati Diop
Once Upon a Time... in Hollywood – Quentin Tarantino
The Irishman – Martin Scorsese
Portrait of a Lady on Fire – Céline Sciamma

2018
Shop­lif­ters – Hirukazu Koreeda
Burning – Lee Chang-dong
BlacKkKlansman – Spike Lee
Capernaum – Nadine Labaki
Happy as Lazzaro – Alice Rohr­wa­cher

2017
Faces Places – Agnès Varda
Lady Bird – Greta Gerwig
Made­moi­selle Paradis – Barbara Albert
Western – Valeska Grie­se­bach

2016
Elle – Paul Verhoeven
Manchester by the Sea – Kenneth Lonergan

2015
Mustang – Deniz Gamze Ergüven

2013
Frances Ha – Noah Baumbach

2012
Rust and Bone – Jacques Audiard
Après mai – Olivier Assayas
The Master – PT Anderson

2011
A Sepa­ra­tion – Nader u Semin – Asghar Farhadi

2010
Biutiful – Alejandro G Iñárritu

Weitere Lieb­lings­filme 2010-19:
Roma – Alfonso Cuarón, 2018
Let the Sunshine In – Claire Denis, 2017
The Killing of a Sacred Deer – Yorgos Lanthimos, 2017
Toni Erdmann – Maren Ade, 2016
The Untamed – Amat Escalante, 2016
45 Years – Andrew Haigh, 2015
Eden – Mia Hansen Love, 2014
Clouds of Sils Maria – Olivier Assayas, 2014
The Bling Ring – Sofia Coppola, 2013
Michael Kohlhaas – Arnaud des Pallières, 2013
Zero Dark Thirty – Kathryn Bigelow, 2012
Barbara – Christian Petzold, 2012
Amour – Michael Haneke, 2012
Restless – Gus Van Sant, 2011
Shame – Steve McQueen, 2011
Inception – Chris­to­pher Nolan, 2010
Potiche – François Ozon, 2010

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21 Filme von: Sophie Heldman, Regis­seurin, Berlin

1. Portrait de la jeune fille en feu Céline Sciamma 2019
2. Las herederas Marcelo Marti­nessi 2018
3. Genpin Naomi Kawase 2010
4. Toni Erdmann Maren Ade 2016
5. Like Father, Like Son Hirokazu Koreeda 2013
6. Roma Alfonso Cuarón 2018
7. La guerre est déclarée Valérie Donzelli 2011
8. Quand on a 17 ans André Téchiné 2016
9. Western Valeska Grie­se­bach 2017
10. Margaret Kenneth Lonergan 2011
11. Félicité Alain Gomis 2017
12. Amour Fou Jessica Hausner 2014
13. Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern Stina Werenfels 2015
14. A Sepa­ra­tion Asghar Farhadi 2011
15. The Souvenir Joanna Hogg 2019
16. Nuestro tiempo Carlos Reygadas 2018
17. The Kids Are Alright Lisa Cholo­denko 2010
18. Layla Fourie Pia Marais 2013
19. Eden Mia Hansen-Love 2015
20. Les Grandes Ondes (à l’ouest) Lionel Baier 2013
21. The Tale Jennifer Fox 2018

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21 Filme von: RP Kahl, Regisseur, Berlin

Das Jahrzehnt wird in die Geschichte eingehen, als jenes, wo der große Break stattfand, der Übergang vom analogen (viel­fäl­tigen) Vertrieb zum digitalen (mono­po­lis­ti­schen) und damit letztlich wohl auch irgendwie das Ende von der Möglich­keit, edge Indie­filme wirklich unab­hängig und mit echtem Geld zu produ­zieren und sie vor allem recoupen zu können! Ich habe den Unter­schied selbst sehr deutlich an meinen beiden Spiel­filmen der 10er Jahre gemerkt und sah das so drastisch vorher nicht kommen...

Deutsches Kino:
1 Unter dir die Stadt, Christoph Hoch­häusler, 2010, (vor allem auch wegen Nicolette Krebitz als Schau­spie­lerin darin)
2 Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot, Philip Gröning, 2018, (auch wenn der Film eigent­lich wie aus einer anderen Zeit zu sein scheint, schlimme gemeine Premiere auf der Berlinale)
3 Winter­mär­chen, Jan Bonny, 2018, (auch die anderen viel­fäl­tigen Arbeiten von Bonny zwischen TV, Video­kunst, Perfor­mance­film, extended Musik­video sind absolut spannend in den 10er Jahren)

Kurzfilme:
4 »Tse«, Roee Rosen, 2010, (rechte und linke Prot­ago­nis­tinnen, BDSM, Israel; eine vers­tö­rende Mischung, Festival Venice)
5 »Paran­man­jang (Night Fishing)«, Park Chan-kyong, Park Chan-wook, 2011, (Gewinner Berlinale)
6 »Tant qu'il nous reste des fusils à pompe«, Caroline Poggi & Jonathan Vinel, 2014, (Gewinner Berlinale)
7 »Notre héritage«, Caroline Poggi & Jonathan Vinel, 2016, (Berlinale und eine Hommage des Zwie­spaltes an Pierre Woodman)
8 »Martin pleure«, Jonathan Vinel, 2017 (da war spätes­tens für mich klar, dass diese unsere Zeit als Filme­ma­cher, die mit realen Schau­spie­lern vor der Kamera arbeiten können, wohl bald Geschichte sein wird, Berlinale)
9 »Let Me Be Frank«, Kevin Spacey, 2018 (ich bewerte hier das Schau­spiel, die Regie, nicht die Moral)

Inter­na­tio­nale Filme:
10 Trash Humpers, Harmony Korine, 2010, (wirklich richtig lustig)
11 Spring Breakers, Harmony Korine, 2012, (alles richtig gemacht, würde ich sagen, auch sehr lustig, nur auf einer anderen Ebene)
12 The Canyons, Paul Schrader, 2013 (Neo Film Noir und gegen das System produ­ziert, das System schlug mit Nicht­ach­tung zurück)
13 Nympho­ma­niac, Lars von Trier, 2013, (das letztes Mal, dass diese Art edge Film erfolg­reich zu produ­zieren war, danach war der Markt ein anderer: ein digitaler mit wenigen Anbietern, denen solche Indieware zu raunchy ist.
14 Holiday, Isabella Eklöf, 2018, (state of the art, Dt. Premiere beim Filmfest Oldenburg))

TV-Film:
15 Carlos, Olivier Assayas, 2010 (auch die anderen Filme Assayas' der 10er fand ich sehr inspi­rie­rend)

Essayfilm:
16 Le livre d’image, Jean-Luc Godard, 2018, (der älteste, aber modernste Filme­ma­cher)

Special:
17 Ohne Titel, Khavn de la Cruz, 2010 – 2019, (er produ­ziert so viel, dass man den Überblick verliert, also alle und kein Film von ihm aus den 10ern)

Von den eigenen, die zwischen 2010 und 2019 entstanden sind, mag ich diese am meisten:
18 Bedways, RP Kahl, 2010, (mein erfolg­reichster Film)
19 Rehear­sals, RP Kahl, 2012, Doc, (das heimliche Remake von Bedways, gibt’s nur unterm Laden­tisch)
20 Elsbeth Maschke in Crashland, 2013, Short, Doc, (zusammen mit Laura Tonke, darin meine Groß­mutter und die Braun­koh­len­ab­bau­ge­biete der Lausitz)
21 A Thought of Ecstasy, RP Kahl, 2017, (mein erster Film in Englisch, in LA und in der Wüste Kali­for­niens gedreht)

Ich habe 100% einige tolle Filme (Gaspar Noé fehlt z. Bsp. irgendwie) der 10er vergessen oder verdrängt oder schlicht in ein anderes Jahrzehnt einge­ordnet, die Liste ist also eine sehr im Moment. Obwohl die Liste 2000 bis 2009 einfacher und schneller zusammen gewesen wäre. Ist das also schon ein Zeichen... siehe Eingangs­text?!

Es wird mir nichts anderes übrig bleiben, weiter Filme schauen zu wollen, Filme zu machen: Es kann alles nur besser werden in den goldenen 20ern!

+ + +

21 Filme von: Roshanak Khodabakhsh, Produ­zentin, Berlin

Black Swan, Darren Aronofsky 2010
Biutiful, Alejandro G. Iñárritu 2010
Drive, Nicolas Winding Refn 2011
A Sepa­ra­tion, Asghar Farhadi 2011
Zero Dark Thirty, Kathryn Bigelow 2012
Beasts of the Southern Wild, Benh Zeitlin, 2012
Amour, Michael Haneke 2012
Whiplash, Damien Chazelle 2014
Wild Tales, Damián Szifrón 2014
Boyhood, Richard Linklater 2014
Birdman, Alejandro G. Iñárritu 2014
Arrival, Denis Ville­neuve 2016
Moonlight, Berry Jenkins 2016
Toni Erdmann, Maren Ade 2016
Three Bill­boards Outside Ebbing, Missouri,Martin McDonagh 2017
Coco, Lee Unkrich & Adrian Molina 2017
Isle of Dogs, Wes Anderson 2018
Shop­lif­ters, Hirokazu Koreeda, 2018
Roma, Alfonso Cuarón 2018
The Farewell, Lulu Wang 2019
Les Miséra­bles, Ladj Ly 2019

Hier meine Stich­worte für die Zukunft:
- mehr Mut
- mehr Rebellion
- Haltung zeigen
- Refor­mie­rung der Öffent­lich-Recht­li­chen & Förde­rungen
- Kino als Raum neu defi­nieren, Kino ist nicht tot!!
- der Fall Mendig in Hessen ist nur einer von vielen gewesen, es gibt noch viel was zu tun ist und wir sollten unsere Kräfte gegen »Rechts« noch mehr vereinen und dem »rechten« Haufen den Kampf ankün­digen

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21 Filme von: Susanne Mann, Produ­zentin, Berlin

Ich habe wieder mal gemerkt, dass mir oft die älteren Filme einfallen, die ich immer wieder gern schaue und die hier nicht rein­passen. Und natürlich haben Serien auch einen Teil meiner Zeit einge­nommen. Zwei Kinder helfen auch nicht dabei, mehr ins Kino zu gehen. Und seitdem man selber Filme macht, schaue ich weniger.
Ich gelobe Besserung.

Call Me by Your Name von Luca Guad­a­gnino – meine absolute Filmperle aus 2018. Ich war 3x im Kino und hab meinen jüngeren Sohn Elio genannt.

American Honey von Andrea Arnold – wenn ich einmal im Leben mit ihr arbeiten dürfte, wäre ich, glaube ich, sehr glücklich. Ich liebe ihre Wahr­haf­tig­keit.

Fish Tank von Andrea Arnold – siehe oben.

Force Majeure von Ruben Östlund – Unglaub­liche Spannung, visuell toll, der Wahn zwischen Drama und Humor zum Nieder­knien.

Les combat­tants von Thomas Cailley – Eine der tollsten Liebes­ge­schichten für mich mit einem voll­kommen uner­war­teten Ende.

Lunchbox von Ritesh Batra – Großes Erzähl­kino aus einem fremden Alltag, der mich unglaub­lich berührt hat.

Blue Valentine von Derek Cian­france – Tolle Erzähl­struktur, eine der berüh­rensten Anti-Liebes­filme für mich.

Rust and Bone von Jacques Audiard – Matthias Schoenaerts*c was soll ich sagen.

She’s Lost Control von Anja Marquardt – extrem span­nendes Thema über eine Sexu­al­the­ra­peutin, die den Abstand zu einem neuen Klienten verliert. Irrsinnig atmo­sphärisch und beklem­mend.

Die Jagd von Thomas Vinter­berg – Großes Kino mit toller Gesell­schafts­kritik, wie ich sie gut finde.

Inter­stellar von Chris­to­pher Nolan – da scheiden sich ja die Geister, ich bin aller­dings auf der Fan-Seite. Master­piece*c Sound­track läuft heute noch hoch und runter bei mir.

Nader und Simin von Asghar Farhadi – da haben wir wieder das Stichwort Wahr­haf­tig­keit. Näher dran am echten Leben geht wohl kaum.

Polisse von Maiwenn – bin ein großer Fan von ihr. Hat mich wahn­sinnig berührt, aber vor allem haben ihre Filme Drive und Style, während man dennoch die ganze Zeit an den Figuren dran ist.

Neon Bull von Gabriel Mascaro – zum Nieder­knien. Visuell unfassbar einzig­artig für mich, eine der besten Sexszenen aller Zeiten mit einer hoch­schwan­geren Frau. Habe die Produ­zentin und Gabriel schon mehrfach getroffen und versuche bei einem Film mitmachen zu dürfen.

The Broken Circle von Felix von Groe­ningen – mich hat’s total erwischt. Toller Sound­track, irre Ausstat­tung: wild wild West in Belgien.

Spring Breakers von Harmony Korine – irre Dynamik, geiler Look. Hab mich lange gesträubt und war danach voll überzeugt.

Wir waren Könige von Philipp Leinemann – wenn es jemand schafft in seinem Debütfilm dieses Ensemble zusam­men­zu­kriegen, eine so komplexe Geschichte zu erzählen und dann auch noch gefühlt 20 Leute gleich­zeitig im Bild gelungen zu insze­nieren, dann will ich von dem Mann bald noch mehr sehen.

Victoria von Sebastian Schipper – Expe­ri­ment gelungen für mich. Auch hier tolle Dynamik, ich war 100% dabei bei der Spirale downwards und habe jede Sekunde mitge­fie­bert.

Mon roi von Maiwenn – Nochmal Maiwenn. Eine der besten letzten Szenen ever für mich, um aus einem Film raus­zu­kommen. Wie nah sie dran ist an ihren Figuren und komplexe Gefühle trans­por­tiert bekommt, finde ich schon beein­dru­ckend.

Der Räuber von Benjamin Heisen­berg – x mal gesehen. Tolle Atmo­sphäre, großer Andreas Lust, dessen Figur man so sehr wünscht es zu schaffen und am Ende fast selbst mit ihm stirbt im Kino.

Marriage Story von Noah Baumbach – frisch gesehen und ich muss mich der breiten Masse anschließen. Das Ende einer Beziehung, und alles wieder so wahr­haftig.

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21 Filme von: Süheyla Schwenk, Regis­seurin, Berlin

Biutiful (2010)
Once Upon a Time in Anatolia (2011)
Der Gott des Gemetzels (2011)
Ein einfaches Leben (2011)
Shame (2011)
Tomboy (2012)
Amour (2012)
Winter­schlaf (2014)
Birdman (2014)
Ivy / Sarmasik (2015)
Raw (2016)
Ember (2016)
Teheran Tabu (2017)
Burning (2018)
Kele­be­kler / Butter­flies (2018)
Dogman (2018)
Us (2019)
Midsommar (2019)
Porträt einer jungen Frau in Flammen (2019)
Just Don’t Think I'll Scream (2019)
Marriage Story (2019)

Ich glaube man kann mit der Liste schwer aufhören, es gibt noch so viele, die ich gut finde und natürlich, es gibt auch die, die ich nicht gesehen habe. Die meisten Filme, die ich ausge­wählt habe, haben sozial relevante Themen, sie setzen sich mit der Regeln der Gesell­schaft ausein­ander ohne »good cop / bad cop«-Spielchen zu spielen. Sie haben dazu auch noch eine gute Machart. Das ist das, was ich von einem guten Kinofilm erwarte. Seit einigen Jahren hatte ich die Sorge, dass das Kino sich nur auf Block­buster zuspitzt und dass die Zuschauer keine Bedürf­nisse mehr haben, sich sozial relevante Themen anzu­schauen, da gerade alles im Leben ja so schwierig ist. Durch diese Liste, habe ich auch selber mitbe­kommen, dass es viel­leicht nicht so viele, aber trotzdem einige sehr gute Filme gibt, die etwas zu sagen haben und damit in den Kino­charts nicht ganz hinten liegen.

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21 Filme von: Marcus Stig­legger, Film- und Kultur­wis­sen­schaftler, Publizist, Berlin

1. Under the Skin (Jonathan Glazer) 2013
2. Nocturnal Animals (Tom Ford) 2016
3. The VVitch (Robert Eggers) 2015
4. First Reformed (Paul Schrader) 2018
5. Roma (Alfonso Cuarón) 2017
6. You Were Never Really Here (Lynne Ramsay) 2018
7. Fins­ter­world (Frauke Fins­ter­walder) 2013
8. Winter’s Bone (Debra Granik) 2010
9. Drive (Nicholas Winding Refn) 2013
10. The Tree of Life (Terrence Malick) 2011
11. Melan­cholia (Lars von Trier) 2011
12. Unter dir die Stadt (Christoph Hoch­häusler) 2011
13. Burning (Lee Chang-dong) 2019
14. Les salauds – Drecks­kerle (Claire Denis) 2013
15. Black Swan (Darren Aronofsky) 2010
16. Arrival (Denis Ville­neuve) 2016
17. Enter the Void (Gaspar Noé) 2010
18. Cosmos (Andrzej Zulawski) 2015
19. Only Lovers Left Alive (Jim Jarmusch) 2013
20. Stoker (Chan-wook Park) 2013
21. Tyran­no­saur (Paddy Considine) 2011